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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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Beyspiel eines Tonkünstlers an, den eine zersprungne Saite so heftig ins rechte Auge schlug, daß er damit eine Zeit lang am Tage gar nichts, des Nachts aber alles deutlich sehen konnte; und Boerhaave (De morbis oculorum) gedenkt eines Engländers, der nach einem langen Aufenthalt in einem dunkeln Gefängniß einen Monat hindurch beym Taglichte nichts sehen konnte. Einige Thiere, z. B. die Eulen, Fledermäuse, Katzen u. a. haben von Natur so empfindliche Augen, wobey zugleich der Augenstern einer sehr großen Erweiterung fähig, und die Aderhaut von einer lebhaft glänzenden grünen oder röthlichen Farbe ist.

Auch unter den Menschen hat die Natur sehr viele mit so empfindlichen Augen versehen, und es ist merkwürdig, daß sich dabey fast immer eine Weiße der Haut und der Haare findet. Maupertuis (Venus physique, Oeuvres de Maup. Lion, 1768. 8. To. II. p. 100, sqq.) erzählt von den Bewohnern der Landenge Darien, daß sie wegen dieses Gesichtsfehlers alle Arbeiten in der Nacht verrichten und am Tage ruhen. Unter den Negern findet man die sogenannten weißen Mohren (Leucaethiopes). Blaffards oder Albinos. Maupertuis (a. a. O. S. 115.) beschreibt einen solchen, der 1744 nach Paris gebracht ward, und obgleich von schwarzen Eltern gebohren, dennoch eine weiße Haut mit hellblauen (nach Fontenelle ins Röthliche fallenden) höchst empfindlichen Augen hatte. Er sieht dies mit Recht für eine Krankheit der Haut und der Augen an. Man weiß, daß in Guinea, Iava, Panama ganze sich fortpflanzende Racen von Männern und Weibern mit dieser Krankheit behaftet sind. Es finden sich aber auch einzelne Albinos unter den Europäern. Die Herren Blumenbach, Storr und de Saussüre haben deren zween in Chamouny, Buzzi (Opusculi scelti di Milano, 1784. To. VII. p. 11.) vier in Mayland, und der Graf Razumowsky (Crells chym. Annalen, 1787. I. St. S. 149.) einen in Grotzingen gesehen. Herr Blumenbach (De oculis Leucaethiopum et iridis motu in Comment. Gotting. To. VII. ad ann. 1784 et 1785. p. 29. sq.) leitet die äußerste Empfindlichkeit des Gesichts bey diesen Albines, welche


Beyſpiel eines Tonkuͤnſtlers an, den eine zerſprungne Saite ſo heftig ins rechte Auge ſchlug, daß er damit eine Zeit lang am Tage gar nichts, des Nachts aber alles deutlich ſehen konnte; und Boerhaave (De morbis oculorum) gedenkt eines Englaͤnders, der nach einem langen Aufenthalt in einem dunkeln Gefaͤngniß einen Monat hindurch beym Taglichte nichts ſehen konnte. Einige Thiere, z. B. die Eulen, Fledermaͤuſe, Katzen u. a. haben von Natur ſo empfindliche Augen, wobey zugleich der Augenſtern einer ſehr großen Erweiterung faͤhig, und die Aderhaut von einer lebhaft glaͤnzenden gruͤnen oder roͤthlichen Farbe iſt.

Auch unter den Menſchen hat die Natur ſehr viele mit ſo empfindlichen Augen verſehen, und es iſt merkwuͤrdig, daß ſich dabey faſt immer eine Weiße der Haut und der Haare findet. Maupertuis (Venus phyſique, Oeuvres de Maup. Lion, 1768. 8. To. II. p. 100, ſqq.) erzaͤhlt von den Bewohnern der Landenge Darien, daß ſie wegen dieſes Geſichtsfehlers alle Arbeiten in der Nacht verrichten und am Tage ruhen. Unter den Negern findet man die ſogenannten weißen Mohren (Leucaethiopes). Blaffards oder Albinos. Maupertuis (a. a. O. S. 115.) beſchreibt einen ſolchen, der 1744 nach Paris gebracht ward, und obgleich von ſchwarzen Eltern gebohren, dennoch eine weiße Haut mit hellblauen (nach Fontenelle ins Roͤthliche fallenden) hoͤchſt empfindlichen Augen hatte. Er ſieht dies mit Recht fuͤr eine Krankheit der Haut und der Augen an. Man weiß, daß in Guinea, Iava, Panama ganze ſich fortpflanzende Racen von Maͤnnern und Weibern mit dieſer Krankheit behaftet ſind. Es finden ſich aber auch einzelne Albinos unter den Europaͤern. Die Herren Blumenbach, Storr und de Sauſſuͤre haben deren zween in Chamouny, Buzzi (Opuſculi ſcelti di Milano, 1784. To. VII. p. 11.) vier in Mayland, und der Graf Razumowsky (Crells chym. Annalen, 1787. I. St. S. 149.) einen in Grotzingen geſehen. Herr Blumenbach (De oculis Leucaethiopum et iridis motu in Comment. Gotting. To. VII. ad ann. 1784 et 1785. p. 29. ſq.) leitet die aͤußerſte Empfindlichkeit des Geſichts bey dieſen Albines, welche

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[478/0484] Beyſpiel eines Tonkuͤnſtlers an, den eine zerſprungne Saite ſo heftig ins rechte Auge ſchlug, daß er damit eine Zeit lang am Tage gar nichts, des Nachts aber alles deutlich ſehen konnte; und Boerhaave (De morbis oculorum) gedenkt eines Englaͤnders, der nach einem langen Aufenthalt in einem dunkeln Gefaͤngniß einen Monat hindurch beym Taglichte nichts ſehen konnte. Einige Thiere, z. B. die Eulen, Fledermaͤuſe, Katzen u. a. haben von Natur ſo empfindliche Augen, wobey zugleich der Augenſtern einer ſehr großen Erweiterung faͤhig, und die Aderhaut von einer lebhaft glaͤnzenden gruͤnen oder roͤthlichen Farbe iſt. Auch unter den Menſchen hat die Natur ſehr viele mit ſo empfindlichen Augen verſehen, und es iſt merkwuͤrdig, daß ſich dabey faſt immer eine Weiße der Haut und der Haare findet. Maupertuis (Venus phyſique, Oeuvres de Maup. Lion, 1768. 8. To. II. p. 100, ſqq.) erzaͤhlt von den Bewohnern der Landenge Darien, daß ſie wegen dieſes Geſichtsfehlers alle Arbeiten in der Nacht verrichten und am Tage ruhen. Unter den Negern findet man die ſogenannten weißen Mohren (Leucaethiopes). Blaffards oder Albinos. Maupertuis (a. a. O. S. 115.) beſchreibt einen ſolchen, der 1744 nach Paris gebracht ward, und obgleich von ſchwarzen Eltern gebohren, dennoch eine weiße Haut mit hellblauen (nach Fontenelle ins Roͤthliche fallenden) hoͤchſt empfindlichen Augen hatte. Er ſieht dies mit Recht fuͤr eine Krankheit der Haut und der Augen an. Man weiß, daß in Guinea, Iava, Panama ganze ſich fortpflanzende Racen von Maͤnnern und Weibern mit dieſer Krankheit behaftet ſind. Es finden ſich aber auch einzelne Albinos unter den Europaͤern. Die Herren Blumenbach, Storr und de Sauſſuͤre haben deren zween in Chamouny, Buzzi (Opuſculi ſcelti di Milano, 1784. To. VII. p. 11.) vier in Mayland, und der Graf Razumowsky (Crells chym. Annalen, 1787. I. St. S. 149.) einen in Grotzingen geſehen. Herr Blumenbach (De oculis Leucaethiopum et iridis motu in Comment. Gotting. To. VII. ad ann. 1784 et 1785. p. 29. ſq.) leitet die aͤußerſte Empfindlichkeit des Geſichts bey dieſen Albines, welche

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 478. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/484>, abgerufen am 22.11.2024.