Rande, nicht in der Mitte, heraufsteigt u. s. w. In Absicht auf die Erklärungen giebt er Iurin völlig Beyfall.
Musschenbroek(Diss. phys. exp. de tubulis capillaribus, in s. Diss. phys. p. 271. ingl. de attractione speculorum planorum vitreorum, ebend. p. 334.) vervielfältigte die Versuche noch mehr, und gab folgende Höhen des Steigens in einer Glasröhre von 1/3 rheinl. Linie Durchmesser und 43 Lin. Länge an.
Harn eines gesun-
Lin.
Sp Schw.
Lin.
Sp. Schw.
den Menschen.
33 - 34
1,03
Weinsteinöl
25 - 26
1,55
Salmiakgeist
30 - 33
1,12
Rüböl
21
0,913
Vitriolöl
26 - 27
1,7
Salpeterg.
20
1,315
Wasser
26
1
Alkohol
18 - 19
0,866
Er glaubte dabey gefunden zu haben, daß das Wasser in langen Röhren höher stehe, als in kürzern; aber selbst in seinen Versuchen sind die angegebnen Unterschiede so gering, daß man nichts Zuverläßiges daraus folgern kan. Inzwischen schließt er daraus, die Ursache des Phänomens sey durch die ganze Länge der Röhre verbreitet, und erklärt dasselbe aus der Attraction entfernter Körper, wobey aber auch die Glasdicke mit in Betrachtung kommen würde, welche, wie bekannt, auf das Resultat der Versuche nicht den mindesten Einfluß hat.
Weitbrecht(Tentamen theoriae, qua ascensus aquae in tubis capillaribus explicatur,in Comm.Petrop.To.VIII. p. 261. und Explicatio difficiliorum experim. circa ascensum aquae in tubos cap. ebend. To. IX. p. 275.) theilt sehr schätzbare Bemerkungen und Versuche über das Anhängen ans Glas und die Gestalten der Tropfen mit, und scheint unter allen die genauesten Experimentaluntersuchungen über diesen Gegenstand angestellt zu haben. Bey der Erklärung selbst, die er von der Attraction und Cohäsion (attractione continuata) herleitet, unterscheidet er sehr richtig die Wirkung des Glases aufs Wasser von der Wirkung der Wassertheile auf einander selbst. Er leitet das Aufsteigen von der stufenweise wirkenden anziehenden Kraft der ganzen innern Glasfläche und von dem Zusammenhange der Wassertheilchen; die Erhaltung des aufgestiegnen
Rande, nicht in der Mitte, heraufſteigt u. ſ. w. In Abſicht auf die Erklaͤrungen giebt er Iurin voͤllig Beyfall.
Muſſchenbroek(Diſſ. phyſ. exp. de tubulis capillaribus, in ſ. Diſſ. phyſ. p. 271. ingl. de attractione ſpeculorum planorum vitreorum, ebend. p. 334.) vervielfaͤltigte die Verſuche noch mehr, und gab folgende Hoͤhen des Steigens in einer Glasroͤhre von 1/3 rheinl. Linie Durchmeſſer und 43 Lin. Laͤnge an.
Harn eines geſun-
Lin.
Sp Schw.
Lin.
Sp. Schw.
den Menſchen.
33 - 34
1,03
Weinſteinoͤl
25 - 26
1,55
Salmiakgeiſt
30 - 33
1,12
Ruͤboͤl
21
0,913
Vitrioloͤl
26 - 27
1,7
Salpeterg.
20
1,315
Waſſer
26
1
Alkohol
18 - 19
0,866
Er glaubte dabey gefunden zu haben, daß das Waſſer in langen Roͤhren hoͤher ſtehe, als in kuͤrzern; aber ſelbſt in ſeinen Verſuchen ſind die angegebnen Unterſchiede ſo gering, daß man nichts Zuverlaͤßiges daraus folgern kan. Inzwiſchen ſchließt er daraus, die Urſache des Phaͤnomens ſey durch die ganze Laͤnge der Roͤhre verbreitet, und erklaͤrt daſſelbe aus der Attraction entfernter Koͤrper, wobey aber auch die Glasdicke mit in Betrachtung kommen wuͤrde, welche, wie bekannt, auf das Reſultat der Verſuche nicht den mindeſten Einfluß hat.
Weitbrecht(Tentamen theoriae, qua aſcenſus aquae in tubis capillaribus explicatur,in Comm.Petrop.To.VIII. p. 261. und Explicatio difficiliorum experim. circa aſcenſum aquae in tubos cap. ebend. To. IX. p. 275.) theilt ſehr ſchaͤtzbare Bemerkungen und Verſuche uͤber das Anhaͤngen ans Glas und die Geſtalten der Tropfen mit, und ſcheint unter allen die genaueſten Experimentalunterſuchungen uͤber dieſen Gegenſtand angeſtellt zu haben. Bey der Erklaͤrung ſelbſt, die er von der Attraction und Cohaͤſion (attractione continuata) herleitet, unterſcheidet er ſehr richtig die Wirkung des Glaſes aufs Waſſer von der Wirkung der Waſſertheile auf einander ſelbſt. Er leitet das Aufſteigen von der ſtufenweiſe wirkenden anziehenden Kraft der ganzen innern Glasflaͤche und von dem Zuſammenhange der Waſſertheilchen; die Erhaltung des aufgeſtiegnen
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Rande, nicht in der Mitte, heraufſteigt u. ſ. w. In Abſicht auf die Erklaͤrungen giebt er Iurin voͤllig Beyfall.
Muſſchenbroek (Diſſ. phyſ. exp. de tubulis capillaribus, in ſ. Diſſ. phyſ. p. 271. ingl. de attractione ſpeculorum planorum vitreorum, ebend. p. 334.) vervielfaͤltigte die Verſuche noch mehr, und gab folgende Hoͤhen des Steigens in einer Glasroͤhre von 1/3 rheinl. Linie Durchmeſſer und 43 Lin. Laͤnge an. Harn eines geſun- Lin. Sp Schw. Lin. Sp. Schw.
den Menſchen. 33 - 34 1,03 Weinſteinoͤl 25 - 26 1,55
Salmiakgeiſt 30 - 33 1,12 Ruͤboͤl 21 0,913
Vitrioloͤl 26 - 27 1,7 Salpeterg. 20 1,315
Waſſer 26 1 Alkohol 18 - 19 0,866
Er glaubte dabey gefunden zu haben, daß das Waſſer in langen Roͤhren hoͤher ſtehe, als in kuͤrzern; aber ſelbſt in ſeinen Verſuchen ſind die angegebnen Unterſchiede ſo gering, daß man nichts Zuverlaͤßiges daraus folgern kan. Inzwiſchen ſchließt er daraus, die Urſache des Phaͤnomens ſey durch die ganze Laͤnge der Roͤhre verbreitet, und erklaͤrt daſſelbe aus der Attraction entfernter Koͤrper, wobey aber auch die Glasdicke mit in Betrachtung kommen wuͤrde, welche, wie bekannt, auf das Reſultat der Verſuche nicht den mindeſten Einfluß hat.
Weitbrecht (Tentamen theoriae, qua aſcenſus aquae in tubis capillaribus explicatur,in Comm.Petrop.To.VIII. p. 261. und Explicatio difficiliorum experim. circa aſcenſum aquae in tubos cap. ebend. To. IX. p. 275.) theilt ſehr ſchaͤtzbare Bemerkungen und Verſuche uͤber das Anhaͤngen ans Glas und die Geſtalten der Tropfen mit, und ſcheint unter allen die genaueſten Experimentalunterſuchungen uͤber dieſen Gegenſtand angeſtellt zu haben. Bey der Erklaͤrung ſelbſt, die er von der Attraction und Cohaͤſion (attractione continuata) herleitet, unterſcheidet er ſehr richtig die Wirkung des Glaſes aufs Waſſer von der Wirkung der Waſſertheile auf einander ſelbſt. Er leitet das Aufſteigen von der ſtufenweiſe wirkenden anziehenden Kraft der ganzen innern Glasflaͤche und von dem Zuſammenhange der Waſſertheilchen; die Erhaltung des aufgeſtiegnen
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 550. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/556>, abgerufen am 22.11.2024.
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