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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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mancherley Körper, z. B. Stricke, Saiten, Papier, Pergamen, Holz, Elfenbein, Haar, Fischbein u. s. w. und bewirkt in denselben entweder eine Ausdehnung, oder ein Aufquellen in der Breite, wodurch sich der Körper nach der Richtung der Länge seiner Fibern verkürzt. Hanfene Stricke und Darmsaiten winden sich im Feuchten mehr auf, schwellen nach der Dicke, und werden dadurch kürzer; Tannenholz quellet nach der Richtung, die seine Fibern rechtwinklicht durchschneidet, daher bey feuchtem Wetter die Thüren und Fenster verquellen; Papier und Pergamen dehnen sich nach allen Richtungen aus u. s. f. Diese Wirkungen sahe man als Mittel an, die Größe der Feuchtigkeit zu erkennen, und nach einigen soll der berühmte italiänische Arzt Morgagni diesen Gedanken zuerst gehabt haben.

Die ältesten Einrichtungen der Werkzeuge dieser Art werden von Leupold (Theatr. Aerostat. Cap. VII. S. 288. u. f.) und Wolf (Nützliche Versuche, Th. II. Cap. 7.) beschrieben. Ich will nur wenige davon erwähnen. Man zieht eine lange hänfene Schnur oder einen Bindfaden, wie Taf. XII. Fig. 81. vorstellt, über eine oder etliche Rollen, befestigt sie bey A, und beschweret sie bey B mit einem Gewichte, welches durch die Verkürzung der Schnur bey der Feuchtigkeit aufsteigt, bey trockner Witterung aber sich wieder herabläßt. An dem Gewichte B ist ein Zeiger angebracht, der an der Scale CD das Steigen und Sinken desselben angiebt, welches man mit der bekannten Länge der Schnur vergleichen kan. Oder man hängt, Taf. XII. Fig. 82. an die Saite AB, eine Kugel B, welche dieselbe ausdehnet. Sobald die Saite feucht wird, dreht sie sich auf, und wendet die Kugel mit sich herum, geht aber im Trocknen wieder zurück. Ueber dieses Aufdrehen der Saiten hat Molyneux zu Dublin, (Philos. Transact. no. 162. Acta Erud. ann. 1686. p. 389.) Versuche angestellt. Um zu sehen, wie viel sich die Kugel wendet, beschreibt man darauf zween Parallelkreise DE, theilt die Zone dazwischen in Grade, und befestigt am Gestelle bey F den Zeiger FD. Man kan dabey allerley Veränderungen anbringen, z. B. dem Gestelle die Form eines Hauses mit zwo Thüren geden,


mancherley Koͤrper, z. B. Stricke, Saiten, Papier, Pergamen, Holz, Elfenbein, Haar, Fiſchbein u. ſ. w. und bewirkt in denſelben entweder eine Ausdehnung, oder ein Aufquellen in der Breite, wodurch ſich der Koͤrper nach der Richtung der Laͤnge ſeiner Fibern verkuͤrzt. Hanfene Stricke und Darmſaiten winden ſich im Feuchten mehr auf, ſchwellen nach der Dicke, und werden dadurch kuͤrzer; Tannenholz quellet nach der Richtung, die ſeine Fibern rechtwinklicht durchſchneidet, daher bey feuchtem Wetter die Thuͤren und Fenſter verquellen; Papier und Pergamen dehnen ſich nach allen Richtungen aus u. ſ. f. Dieſe Wirkungen ſahe man als Mittel an, die Groͤße der Feuchtigkeit zu erkennen, und nach einigen ſoll der beruͤhmte italiaͤniſche Arzt Morgagni dieſen Gedanken zuerſt gehabt haben.

Die aͤlteſten Einrichtungen der Werkzeuge dieſer Art werden von Leupold (Theatr. Aeroſtat. Cap. VII. S. 288. u. f.) und Wolf (Nuͤtzliche Verſuche, Th. II. Cap. 7.) beſchrieben. Ich will nur wenige davon erwaͤhnen. Man zieht eine lange haͤnfene Schnur oder einen Bindfaden, wie Taf. XII. Fig. 81. vorſtellt, uͤber eine oder etliche Rollen, befeſtigt ſie bey A, und beſchweret ſie bey B mit einem Gewichte, welches durch die Verkuͤrzung der Schnur bey der Feuchtigkeit aufſteigt, bey trockner Witterung aber ſich wieder herablaͤßt. An dem Gewichte B iſt ein Zeiger angebracht, der an der Scale CD das Steigen und Sinken deſſelben angiebt, welches man mit der bekannten Laͤnge der Schnur vergleichen kan. Oder man haͤngt, Taf. XII. Fig. 82. an die Saite AB, eine Kugel B, welche dieſelbe ausdehnet. Sobald die Saite feucht wird, dreht ſie ſich auf, und wendet die Kugel mit ſich herum, geht aber im Trocknen wieder zuruͤck. Ueber dieſes Aufdrehen der Saiten hat Molyneux zu Dublin, (Philoſ. Transact. no. 162. Acta Erud. ann. 1686. p. 389.) Verſuche angeſtellt. Um zu ſehen, wie viel ſich die Kugel wendet, beſchreibt man darauf zween Parallelkreiſe DE, theilt die Zone dazwiſchen in Grade, und befeſtigt am Geſtelle bey F den Zeiger FD. Man kan dabey allerley Veraͤnderungen anbringen, z. B. dem Geſtelle die Form eines Hauſes mit zwo Thuͤren geden,

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[662/0668] mancherley Koͤrper, z. B. Stricke, Saiten, Papier, Pergamen, Holz, Elfenbein, Haar, Fiſchbein u. ſ. w. und bewirkt in denſelben entweder eine Ausdehnung, oder ein Aufquellen in der Breite, wodurch ſich der Koͤrper nach der Richtung der Laͤnge ſeiner Fibern verkuͤrzt. Hanfene Stricke und Darmſaiten winden ſich im Feuchten mehr auf, ſchwellen nach der Dicke, und werden dadurch kuͤrzer; Tannenholz quellet nach der Richtung, die ſeine Fibern rechtwinklicht durchſchneidet, daher bey feuchtem Wetter die Thuͤren und Fenſter verquellen; Papier und Pergamen dehnen ſich nach allen Richtungen aus u. ſ. f. Dieſe Wirkungen ſahe man als Mittel an, die Groͤße der Feuchtigkeit zu erkennen, und nach einigen ſoll der beruͤhmte italiaͤniſche Arzt Morgagni dieſen Gedanken zuerſt gehabt haben. Die aͤlteſten Einrichtungen der Werkzeuge dieſer Art werden von Leupold (Theatr. Aeroſtat. Cap. VII. S. 288. u. f.) und Wolf (Nuͤtzliche Verſuche, Th. II. Cap. 7.) beſchrieben. Ich will nur wenige davon erwaͤhnen. Man zieht eine lange haͤnfene Schnur oder einen Bindfaden, wie Taf. XII. Fig. 81. vorſtellt, uͤber eine oder etliche Rollen, befeſtigt ſie bey A, und beſchweret ſie bey B mit einem Gewichte, welches durch die Verkuͤrzung der Schnur bey der Feuchtigkeit aufſteigt, bey trockner Witterung aber ſich wieder herablaͤßt. An dem Gewichte B iſt ein Zeiger angebracht, der an der Scale CD das Steigen und Sinken deſſelben angiebt, welches man mit der bekannten Laͤnge der Schnur vergleichen kan. Oder man haͤngt, Taf. XII. Fig. 82. an die Saite AB, eine Kugel B, welche dieſelbe ausdehnet. Sobald die Saite feucht wird, dreht ſie ſich auf, und wendet die Kugel mit ſich herum, geht aber im Trocknen wieder zuruͤck. Ueber dieſes Aufdrehen der Saiten hat Molyneux zu Dublin, (Philoſ. Transact. no. 162. Acta Erud. ann. 1686. p. 389.) Verſuche angeſtellt. Um zu ſehen, wie viel ſich die Kugel wendet, beſchreibt man darauf zween Parallelkreiſe DE, theilt die Zone dazwiſchen in Grade, und befeſtigt am Geſtelle bey F den Zeiger FD. Man kan dabey allerley Veraͤnderungen anbringen, z. B. dem Geſtelle die Form eines Hauſes mit zwo Thuͤren geden,

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 662. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/668>, abgerufen am 22.11.2024.