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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.

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vom Jahre 325 n. C. G. bis zu Ende des 16ten Jahrhunderts vom 21ten bis zum 10ten März vorgerückt. Dies gab Anlaß zu Einführung des gregorianischen Kalenders, s. Kalender, wobey das Jahr zu 365 T. 5 St. 49 Min. 12 Sec. angenommen ist, und binnen 400 Jahren allezeit drey Schalttage wegbleiben. Dieses verbesserte oder gregorianische ist nun wirklich ein fixes Jahr, in welchem sich die Frühlingsnachtgleiche immer um den 20 März hält. Die vorausgesetzte Dauer des Sonnenjahrs weicht von der wahren nur um 27 Sec. ab, welches erst in 3200 Jahren eine Abweichung von einem Tage giebt.

Bey den Persern führte der Sultan Gelal bereits im Jahre 1079 n C. G. mit Hülfe des Astronomen Omar Chejam ein Jahr (annus Galilaeus) ein, welches mit dem Laufe der Sonne noch genauer, als selbst das gregorianische, übereinstimmt. Es wird nemlich dabey 7mal nach einander aller vier Jahre, das achtemal aber erst im 5ten Jahre, ein Tag eingeschaltet. Daher sind unter 33 Jahren allezeit 25 gemeine und 8 Schaltjahre, oder diese 33 Jahre haben 33X365+8=12053 Tage, so daß ein Jahr =365 T. 5 St. 49 Min. 5 Sec. 28 Tert. vorausgesetzt wird, welches von der wahren Größe nur um 20 Sec. abweicht, und erst in 4320 Jahren um einen einzigen Tag fehlet. Diese Einschaltungsart würde der gregorianischen vorzuziehen seyn, wenn nicht bey der letztern zugleich auf den Mondlauf hätte gesehen werden müssen, wobey der gleichförmige Fortgang des Einschaltens durch ein ganzes Jahrhundert einen großen Vortheil gewähret.

Unter den bürgerlichen Mondenjahren giebt es wiederum solche, in denen die Jahrszeiten durch die Tage des Jahres fortrücken (vagos) und andere, in welchen sie durch Einschaltungen an gewissen Tagen festgehalten werden (fixos). Zu den erstern gehört das muhammedanische oder arabische Jahr, welches aus 354 Tagen bestehet und zwölf Monate hat, welche mit 30 und 29 Tagen abwechseln. In jeder Periode von 30 Jahren wird in den Jahren 2, 5, 7, 10, 13, 15, 18, 21, 24, 26, 29 dem letzten Monate, der sonst nur 29 Tage hat, der 30ste zugesetzt, daß


vom Jahre 325 n. C. G. bis zu Ende des 16ten Jahrhunderts vom 21ten bis zum 10ten Maͤrz vorgeruͤckt. Dies gab Anlaß zu Einfuͤhrung des gregorianiſchen Kalenders, ſ. Kalender, wobey das Jahr zu 365 T. 5 St. 49 Min. 12 Sec. angenommen iſt, und binnen 400 Jahren allezeit drey Schalttage wegbleiben. Dieſes verbeſſerte oder gregorianiſche iſt nun wirklich ein fixes Jahr, in welchem ſich die Fruͤhlingsnachtgleiche immer um den 20 Maͤrz haͤlt. Die vorausgeſetzte Dauer des Sonnenjahrs weicht von der wahren nur um 27 Sec. ab, welches erſt in 3200 Jahren eine Abweichung von einem Tage giebt.

Bey den Perſern fuͤhrte der Sultan Gelal bereits im Jahre 1079 n C. G. mit Huͤlfe des Aſtronomen Omar Chejam ein Jahr (annus Galilaeus) ein, welches mit dem Laufe der Sonne noch genauer, als ſelbſt das gregorianiſche, uͤbereinſtimmt. Es wird nemlich dabey 7mal nach einander aller vier Jahre, das achtemal aber erſt im 5ten Jahre, ein Tag eingeſchaltet. Daher ſind unter 33 Jahren allezeit 25 gemeine und 8 Schaltjahre, oder dieſe 33 Jahre haben 33X365+8=12053 Tage, ſo daß ein Jahr =365 T. 5 St. 49 Min. 5 Sec. 28 Tert. vorausgeſetzt wird, welches von der wahren Groͤße nur um 20 Sec. abweicht, und erſt in 4320 Jahren um einen einzigen Tag fehlet. Dieſe Einſchaltungsart wuͤrde der gregorianiſchen vorzuziehen ſeyn, wenn nicht bey der letztern zugleich auf den Mondlauf haͤtte geſehen werden muͤſſen, wobey der gleichfoͤrmige Fortgang des Einſchaltens durch ein ganzes Jahrhundert einen großen Vortheil gewaͤhret.

Unter den buͤrgerlichen Mondenjahren giebt es wiederum ſolche, in denen die Jahrszeiten durch die Tage des Jahres fortruͤcken (vagos) und andere, in welchen ſie durch Einſchaltungen an gewiſſen Tagen feſtgehalten werden (fixos). Zu den erſtern gehoͤrt das muhammedaniſche oder arabiſche Jahr, welches aus 354 Tagen beſtehet und zwoͤlf Monate hat, welche mit 30 und 29 Tagen abwechſeln. In jeder Periode von 30 Jahren wird in den Jahren 2, 5, 7, 10, 13, 15, 18, 21, 24, 26, 29 dem letzten Monate, der ſonſt nur 29 Tage hat, der 30ſte zugeſetzt, daß

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[684/0690] vom Jahre 325 n. C. G. bis zu Ende des 16ten Jahrhunderts vom 21ten bis zum 10ten Maͤrz vorgeruͤckt. Dies gab Anlaß zu Einfuͤhrung des gregorianiſchen Kalenders, ſ. Kalender, wobey das Jahr zu 365 T. 5 St. 49 Min. 12 Sec. angenommen iſt, und binnen 400 Jahren allezeit drey Schalttage wegbleiben. Dieſes verbeſſerte oder gregorianiſche iſt nun wirklich ein fixes Jahr, in welchem ſich die Fruͤhlingsnachtgleiche immer um den 20 Maͤrz haͤlt. Die vorausgeſetzte Dauer des Sonnenjahrs weicht von der wahren nur um 27 Sec. ab, welches erſt in 3200 Jahren eine Abweichung von einem Tage giebt. Bey den Perſern fuͤhrte der Sultan Gelal bereits im Jahre 1079 n C. G. mit Huͤlfe des Aſtronomen Omar Chejam ein Jahr (annus Galilaeus) ein, welches mit dem Laufe der Sonne noch genauer, als ſelbſt das gregorianiſche, uͤbereinſtimmt. Es wird nemlich dabey 7mal nach einander aller vier Jahre, das achtemal aber erſt im 5ten Jahre, ein Tag eingeſchaltet. Daher ſind unter 33 Jahren allezeit 25 gemeine und 8 Schaltjahre, oder dieſe 33 Jahre haben 33X365+8=12053 Tage, ſo daß ein Jahr =365 T. 5 St. 49 Min. 5 Sec. 28 Tert. vorausgeſetzt wird, welches von der wahren Groͤße nur um 20 Sec. abweicht, und erſt in 4320 Jahren um einen einzigen Tag fehlet. Dieſe Einſchaltungsart wuͤrde der gregorianiſchen vorzuziehen ſeyn, wenn nicht bey der letztern zugleich auf den Mondlauf haͤtte geſehen werden muͤſſen, wobey der gleichfoͤrmige Fortgang des Einſchaltens durch ein ganzes Jahrhundert einen großen Vortheil gewaͤhret. Unter den buͤrgerlichen Mondenjahren giebt es wiederum ſolche, in denen die Jahrszeiten durch die Tage des Jahres fortruͤcken (vagos) und andere, in welchen ſie durch Einſchaltungen an gewiſſen Tagen feſtgehalten werden (fixos). Zu den erſtern gehoͤrt das muhammedaniſche oder arabiſche Jahr, welches aus 354 Tagen beſtehet und zwoͤlf Monate hat, welche mit 30 und 29 Tagen abwechſeln. In jeder Periode von 30 Jahren wird in den Jahren 2, 5, 7, 10, 13, 15, 18, 21, 24, 26, 29 dem letzten Monate, der ſonſt nur 29 Tage hat, der 30ſte zugeſetzt, daß

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 684. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/690>, abgerufen am 01.09.2024.