Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.
Die Umstände, welche die Theorie voraussetzt, sind beym wirklichen Gebrauche des Keils selten vorhanden. In den meisten Fällen ist die Kraft kein Druck, sondern ein Stoß oder Schlag, dessen Stärke sich nach den Gesetzen der Statik gar nicht beurtheilen läßt; auch wirkt der Keil nie ohne beträchtliches Reiben. Dennoch läßt sich bey Berechnung des Drucks der Gewölber die dahin gehörige Theorie mit Nutzen anwenden; wie man denn auch aus den angegebnen Verhältnissen leicht übersieht, daß ein spitziger Keil in allen Fällen mehr Wirkung thut, als ein stumpfer. Alle Werkzeuge mit Schneiden oder Spitzen, z. B. Messer, Beile, Scheeren, Degen, Nadeln rc. wirken als Keile. Sie haben wenigstens zwo unter einem spitzigen Winkel gegen einander geneigte Flächen. Daß dieser Flächen bisweilen mehrere sind, wie bey den vierseitig pyramidalisch zugespitzten Nägeln, oder gar unendlich viele, wie bey runden kegelförmig gespitzten Körpern, ändert die Theorie nicht, wenn anders alle Seiten mit der Axe einerley Winkel machen. G. F. Baermann Diss. de cuneo Witeb. 1751. 5. Kästner Anfangsgr. der Mechanik, Göttingen, 1780. 8. Anm. §. 105. S. 63. u. f. Keplerische Regeln, keplerische Gesetze des Planetenlaufs, Regulae Kepleri, Loix de Kepler. Unter diesem Namen sind in der Sternkunde drey von Keplern entdeckte Gesetze des Planetenlaufs bekannt, auf welche
Die Umſtaͤnde, welche die Theorie vorausſetzt, ſind beym wirklichen Gebrauche des Keils ſelten vorhanden. In den meiſten Faͤllen iſt die Kraft kein Druck, ſondern ein Stoß oder Schlag, deſſen Staͤrke ſich nach den Geſetzen der Statik gar nicht beurtheilen laͤßt; auch wirkt der Keil nie ohne betraͤchtliches Reiben. Dennoch laͤßt ſich bey Berechnung des Drucks der Gewoͤlber die dahin gehoͤrige Theorie mit Nutzen anwenden; wie man denn auch aus den angegebnen Verhaͤltniſſen leicht uͤberſieht, daß ein ſpitziger Keil in allen Faͤllen mehr Wirkung thut, als ein ſtumpfer. Alle Werkzeuge mit Schneiden oder Spitzen, z. B. Meſſer, Beile, Scheeren, Degen, Nadeln rc. wirken als Keile. Sie haben wenigſtens zwo unter einem ſpitzigen Winkel gegen einander geneigte Flaͤchen. Daß dieſer Flaͤchen bisweilen mehrere ſind, wie bey den vierſeitig pyramidaliſch zugeſpitzten Naͤgeln, oder gar unendlich viele, wie bey runden kegelfoͤrmig geſpitzten Koͤrpern, aͤndert die Theorie nicht, wenn anders alle Seiten mit der Axe einerley Winkel machen. G. F. Baermann Diſſ. de cuneo Witeb. 1751. 5. Kaͤſtner Anfangsgr. der Mechanik, Goͤttingen, 1780. 8. Anm. §. 105. S. 63. u. f. Kepleriſche Regeln, kepleriſche Geſetze des Planetenlaufs, Regulae Kepleri, Loix de Kepler. Unter dieſem Namen ſind in der Sternkunde drey von Keplern entdeckte Geſetze des Planetenlaufs bekannt, auf welche <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0756" xml:id="P.2.750" n="750"/><lb/> jeder an ſich aber iſt doch nur durch <hi rendition="#aq">GE</hi> oder <hi rendition="#aq">GH,</hi> d. i. nur durch die Helfte dieſer Linie gegangen. Anſtatt alſo das Verhaͤltniß der Kraͤfte, wie <hi rendition="#aq">EH:GC</hi> zu ſetzen, ſollten ſie es vielmehr <hi rendition="#aq">EG:GC</hi> oder wie <hi rendition="#aq">AD:DC</hi> annehmen, und <hi rendition="#b">s'Graveſande</hi> <hi rendition="#aq">(Phyſices elem. mathematica, Leid. 1742. 4maj. To. I. Tab. X.),</hi> der das falſche Verhaͤltniß durch einen Verſuch erweiſen will, hat ſich, wie <hi rendition="#b">Baͤrmann</hi> <hi rendition="#aq">(§. VI.)</hi> ſehr deutlich zeigt, in Beſtimmung der Kraft, mit welcher ſeine beyden Walzen gegen einander gezogen werden, groͤblich geirret.</p> <p>Die Umſtaͤnde, welche die Theorie vorausſetzt, ſind beym wirklichen Gebrauche des Keils ſelten vorhanden. In den meiſten Faͤllen iſt die Kraft kein Druck, ſondern ein Stoß oder Schlag, deſſen Staͤrke ſich nach den Geſetzen der Statik gar nicht beurtheilen laͤßt; auch wirkt der Keil nie ohne betraͤchtliches Reiben. Dennoch laͤßt ſich bey Berechnung des Drucks der Gewoͤlber die dahin gehoͤrige Theorie mit Nutzen anwenden; wie man denn auch aus den angegebnen Verhaͤltniſſen leicht uͤberſieht, daß ein ſpitziger Keil in allen Faͤllen mehr Wirkung thut, als ein ſtumpfer.</p> <p>Alle Werkzeuge mit Schneiden oder Spitzen, z. B. Meſſer, Beile, Scheeren, Degen, Nadeln rc. wirken als Keile. Sie haben wenigſtens zwo unter einem ſpitzigen Winkel gegen einander geneigte Flaͤchen. Daß dieſer Flaͤchen bisweilen mehrere ſind, wie bey den vierſeitig pyramidaliſch zugeſpitzten Naͤgeln, oder gar unendlich viele, wie bey runden kegelfoͤrmig geſpitzten Koͤrpern, aͤndert die Theorie nicht, wenn anders alle Seiten mit der Axe einerley Winkel machen.</p> <p> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">G. F. Baermann</hi> Diſſ. de cuneo Witeb. 1751. 5.</hi> </p> </div> <div n="2"> <head>Kaͤſtner</head><lb/> <p>Anfangsgr. der Mechanik, Goͤttingen, 1780. 8. Anm. §. 105. S. 63. u. f.</p> </div> <div n="2"> <head>Kepleriſche Regeln, kepleriſche Geſetze des Planetenlaufs, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">Regulae Kepleri</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">Loix de Kepler</hi></foreign></name>.</head><lb/> <p>Unter dieſem Namen ſind in der Sternkunde drey von <hi rendition="#b">Keplern</hi> entdeckte Geſetze des Planetenlaufs bekannt, auf welche<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [750/0756]
jeder an ſich aber iſt doch nur durch GE oder GH, d. i. nur durch die Helfte dieſer Linie gegangen. Anſtatt alſo das Verhaͤltniß der Kraͤfte, wie EH:GC zu ſetzen, ſollten ſie es vielmehr EG:GC oder wie AD:DC annehmen, und s'Graveſande (Phyſices elem. mathematica, Leid. 1742. 4maj. To. I. Tab. X.), der das falſche Verhaͤltniß durch einen Verſuch erweiſen will, hat ſich, wie Baͤrmann (§. VI.) ſehr deutlich zeigt, in Beſtimmung der Kraft, mit welcher ſeine beyden Walzen gegen einander gezogen werden, groͤblich geirret.
Die Umſtaͤnde, welche die Theorie vorausſetzt, ſind beym wirklichen Gebrauche des Keils ſelten vorhanden. In den meiſten Faͤllen iſt die Kraft kein Druck, ſondern ein Stoß oder Schlag, deſſen Staͤrke ſich nach den Geſetzen der Statik gar nicht beurtheilen laͤßt; auch wirkt der Keil nie ohne betraͤchtliches Reiben. Dennoch laͤßt ſich bey Berechnung des Drucks der Gewoͤlber die dahin gehoͤrige Theorie mit Nutzen anwenden; wie man denn auch aus den angegebnen Verhaͤltniſſen leicht uͤberſieht, daß ein ſpitziger Keil in allen Faͤllen mehr Wirkung thut, als ein ſtumpfer.
Alle Werkzeuge mit Schneiden oder Spitzen, z. B. Meſſer, Beile, Scheeren, Degen, Nadeln rc. wirken als Keile. Sie haben wenigſtens zwo unter einem ſpitzigen Winkel gegen einander geneigte Flaͤchen. Daß dieſer Flaͤchen bisweilen mehrere ſind, wie bey den vierſeitig pyramidaliſch zugeſpitzten Naͤgeln, oder gar unendlich viele, wie bey runden kegelfoͤrmig geſpitzten Koͤrpern, aͤndert die Theorie nicht, wenn anders alle Seiten mit der Axe einerley Winkel machen.
G. F. Baermann Diſſ. de cuneo Witeb. 1751. 5.
Kaͤſtner
Anfangsgr. der Mechanik, Goͤttingen, 1780. 8. Anm. §. 105. S. 63. u. f.
Kepleriſche Regeln, kepleriſche Geſetze des Planetenlaufs, Regulae Kepleri, Loix de Kepler.
Unter dieſem Namen ſind in der Sternkunde drey von Keplern entdeckte Geſetze des Planetenlaufs bekannt, auf welche
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