"ptivus, vt contemptus, rupit omnia aequationum vin"cula, carceresque tabularum effregit. Iamque parum "abfuit, quin hostis fugitivus sese cum rebellibus suis con"jungeret, meque in desperationem adigeret, nisi ra"ptim nova rationum Physicarum subsidia, fusis et pa"lantibus veteribus, submisissem, et qua sese captivus "proripuisset, vestigiis ipsius nulla mora interposita in"haesissem." Er bemerkte nemlich, daß sein Oval an den Seiten zu sehr abgeplattet war, und substituirte demselben die gewöhnliche apollonische Ellipse. Auf diese Bedingung, sagt er, ergab sich der Gefangene. Kepler machte diese wichtige Entdeckung, die er zugleich auf alle übrigen Planetenbahnen ausdehnte, und aus physischen Gründen abzuleiten versuchte, im Jahre 1609 bekannt (Ast<*>onomia nova[fremdsprachliches Material]ai)tiologhto\s, s. Physica caelestis tradita commentariis de motibus stellae Martis, Pragae 1609. fol.), und sie ist seitdem durch alle Beobachtungen einhellig bestätiget worden.
Das zweyte mit dem vorigen zugleich entdeckte Gesetz ist dieses, daß bey dem elliptischen Laufe der Planeten die Sectoren oedr Flächenräume, welche die aus der Sonne nach dem Planeten gezogne Linie durchläuft,ASM, MSm Taf. I. Fig. 17. sich wie die Zeiten verhalten, in denen sie durchlaufen werden. Im alten System hatte man die Bewegung im eccentrischen Kreise gleichförmig, also die Cirkelsectoren den Zeiten proportional angenommen. Schon bey der Halbirung der alten Eccentricitäten sahe Kepler, daß dies nicht mehr statt finden könne, und daß die Bewegung in der wahren Bahn wirklich ungleichförmig seyn, also auch aus dem Mittelpunkte ungleichförmig erscheinen müsse. Glücklicher Weise kam er auf den Gedanken, die Sectoren von dem Orte der Sonne aus gezogen der Zeit proportional anzunehmen, und den Punkt, aus dem die Bewegung gleichförmig erscheint, in den Mittelpunkt des alten Systems, oder jenseits des neuen Mittelpunkts, von der Sonne um die doppelte Eccentricität entfernt, zu setzen. Als er zuletzt die apollonische Ellipse für die Gestalt der Bahn erkannte,
”ptivus, vt contemptus, rupit omnia aequationum vin”cula, carceresque tabularum effregit. Iamque parum ”abfuit, quin hoſtis fugitivus ſeſe cum rebellibus ſuis con”jungeret, meque in deſperationem adigeret, niſi ra”ptim nova rationum Phyſicarum ſubſidia, fuſis et pa”lantibus veteribus, ſubmiſiſſem, et qua ſeſe captivus ”proripuiſſet, veſtigiis ipſius nulla mora interpoſita in”haeſiſſem.“ Er bemerkte nemlich, daß ſein Oval an den Seiten zu ſehr abgeplattet war, und ſubſtituirte demſelben die gewoͤhnliche apolloniſche Ellipſe. Auf dieſe Bedingung, ſagt er, ergab ſich der Gefangene. Kepler machte dieſe wichtige Entdeckung, die er zugleich auf alle uͤbrigen Planetenbahnen ausdehnte, und aus phyſiſchen Gruͤnden abzuleiten verſuchte, im Jahre 1609 bekannt (Aſt<*>onomia nova[fremdsprachliches Material]ai)tiologhto\s, ſ. Phyſica caeleſtis tradita commentariis de motibus ſtellae Martis, Pragae 1609. fol.), und ſie iſt ſeitdem durch alle Beobachtungen einhellig beſtaͤtiget worden.
Das zweyte mit dem vorigen zugleich entdeckte Geſetz iſt dieſes, daß bey dem elliptiſchen Laufe der Planeten die Sectoren oedr Flaͤchenraͤume, welche die aus der Sonne nach dem Planeten gezogne Linie durchlaͤuft,ASM, MSm Taf. I. Fig. 17. ſich wie die Zeiten verhalten, in denen ſie durchlaufen werden. Im alten Syſtem hatte man die Bewegung im eccentriſchen Kreiſe gleichfoͤrmig, alſo die Cirkelſectoren den Zeiten proportional angenommen. Schon bey der Halbirung der alten Eccentricitaͤten ſahe Kepler, daß dies nicht mehr ſtatt finden koͤnne, und daß die Bewegung in der wahren Bahn wirklich ungleichfoͤrmig ſeyn, alſo auch aus dem Mittelpunkte ungleichfoͤrmig erſcheinen muͤſſe. Gluͤcklicher Weiſe kam er auf den Gedanken, die Sectoren von dem Orte der Sonne aus gezogen der Zeit proportional anzunehmen, und den Punkt, aus dem die Bewegung gleichfoͤrmig erſcheint, in den Mittelpunkt des alten Syſtems, oder jenſeits des neuen Mittelpunkts, von der Sonne um die doppelte Eccentricitaͤt entfernt, zu ſetzen. Als er zuletzt die apolloniſche Ellipſe fuͤr die Geſtalt der Bahn erkannte,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="2"><p><hirendition="#aq"><pbfacs="#f0758"xml:id="P.2.752"n="752"/><lb/>”ptivus, vt contemptus, rupit omnia aequationum vin”cula, carceresque tabularum effregit. Iamque parum ”abfuit, quin hoſtis fugitivus ſeſe cum rebellibus ſuis con”jungeret, meque in deſperationem adigeret, niſi ra”ptim nova rationum Phyſicarum ſubſidia, fuſis et pa”lantibus veteribus, ſubmiſiſſem, et qua ſeſe captivus ”proripuiſſet, veſtigiis ipſius nulla mora interpoſita in”haeſiſſem.“</hi> Er bemerkte nemlich, daß ſein Oval an den Seiten zu ſehr abgeplattet war, und ſubſtituirte demſelben die gewoͤhnliche apolloniſche <hirendition="#b">Ellipſe.</hi> Auf dieſe Bedingung, ſagt er, ergab ſich der Gefangene. <hirendition="#b">Kepler</hi> machte dieſe wichtige Entdeckung, die er zugleich auf alle uͤbrigen Planetenbahnen ausdehnte, und aus phyſiſchen Gruͤnden abzuleiten verſuchte, im Jahre 1609 bekannt <hirendition="#aq">(Aſt<*>onomia nova</hi><foreignxml:lang="grc"><gapreason="fm"/><notetype="editorial">ai)tiologhto\s</note></foreign>, <hirendition="#aq">ſ. Phyſica caeleſtis tradita commentariis de motibus ſtellae Martis, Pragae 1609. fol.),</hi> und ſie iſt ſeitdem durch alle Beobachtungen einhellig beſtaͤtiget worden.</p><p>Das zweyte mit dem vorigen zugleich entdeckte Geſetz iſt dieſes, <hirendition="#b">daß</hi> bey dem elliptiſchen Laufe der Planeten <hirendition="#b">die Sectoren oedr Flaͤchenraͤume, welche die aus der Sonne nach dem Planeten gezogne Linie durchlaͤuft,</hi><hirendition="#aq">ASM, MSm</hi> Taf. <hirendition="#aq">I.</hi> Fig. 17. <hirendition="#b">ſich wie die Zeiten verhalten,</hi> in denen ſie durchlaufen werden. Im alten Syſtem hatte man die Bewegung im eccentriſchen Kreiſe gleichfoͤrmig, alſo die Cirkelſectoren den Zeiten proportional angenommen. Schon bey der Halbirung der alten Eccentricitaͤten ſahe <hirendition="#b">Kepler,</hi> daß dies nicht mehr ſtatt finden koͤnne, und daß die Bewegung in der wahren Bahn wirklich ungleichfoͤrmig ſeyn, alſo auch aus dem Mittelpunkte ungleichfoͤrmig erſcheinen muͤſſe. Gluͤcklicher Weiſe kam er auf den Gedanken, die Sectoren von dem Orte der Sonne aus gezogen der Zeit proportional anzunehmen, und den Punkt, aus dem die Bewegung gleichfoͤrmig erſcheint, in den Mittelpunkt des alten Syſtems, oder jenſeits des neuen Mittelpunkts, von der Sonne um die doppelte Eccentricitaͤt entfernt, zu ſetzen. Als er zuletzt die apolloniſche Ellipſe fuͤr die Geſtalt der Bahn erkannte,<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[752/0758]
”ptivus, vt contemptus, rupit omnia aequationum vin”cula, carceresque tabularum effregit. Iamque parum ”abfuit, quin hoſtis fugitivus ſeſe cum rebellibus ſuis con”jungeret, meque in deſperationem adigeret, niſi ra”ptim nova rationum Phyſicarum ſubſidia, fuſis et pa”lantibus veteribus, ſubmiſiſſem, et qua ſeſe captivus ”proripuiſſet, veſtigiis ipſius nulla mora interpoſita in”haeſiſſem.“ Er bemerkte nemlich, daß ſein Oval an den Seiten zu ſehr abgeplattet war, und ſubſtituirte demſelben die gewoͤhnliche apolloniſche Ellipſe. Auf dieſe Bedingung, ſagt er, ergab ſich der Gefangene. Kepler machte dieſe wichtige Entdeckung, die er zugleich auf alle uͤbrigen Planetenbahnen ausdehnte, und aus phyſiſchen Gruͤnden abzuleiten verſuchte, im Jahre 1609 bekannt (Aſt<*>onomia nova _ , ſ. Phyſica caeleſtis tradita commentariis de motibus ſtellae Martis, Pragae 1609. fol.), und ſie iſt ſeitdem durch alle Beobachtungen einhellig beſtaͤtiget worden.
Das zweyte mit dem vorigen zugleich entdeckte Geſetz iſt dieſes, daß bey dem elliptiſchen Laufe der Planeten die Sectoren oedr Flaͤchenraͤume, welche die aus der Sonne nach dem Planeten gezogne Linie durchlaͤuft, ASM, MSm Taf. I. Fig. 17. ſich wie die Zeiten verhalten, in denen ſie durchlaufen werden. Im alten Syſtem hatte man die Bewegung im eccentriſchen Kreiſe gleichfoͤrmig, alſo die Cirkelſectoren den Zeiten proportional angenommen. Schon bey der Halbirung der alten Eccentricitaͤten ſahe Kepler, daß dies nicht mehr ſtatt finden koͤnne, und daß die Bewegung in der wahren Bahn wirklich ungleichfoͤrmig ſeyn, alſo auch aus dem Mittelpunkte ungleichfoͤrmig erſcheinen muͤſſe. Gluͤcklicher Weiſe kam er auf den Gedanken, die Sectoren von dem Orte der Sonne aus gezogen der Zeit proportional anzunehmen, und den Punkt, aus dem die Bewegung gleichfoͤrmig erſcheint, in den Mittelpunkt des alten Syſtems, oder jenſeits des neuen Mittelpunkts, von der Sonne um die doppelte Eccentricitaͤt entfernt, zu ſetzen. Als er zuletzt die apolloniſche Ellipſe fuͤr die Geſtalt der Bahn erkannte,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798, S. 752. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch02_1798/758>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.