Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 2. Leipzig, 1798.Licht, Lux, Lumen, Lumiere. Das, was die Körper sichtbar macht. Es ist sehr natürlich, daß bey der Erleuchtung und bey dem Sehen, irgend etwas von dem leuchtenden Körper bis zum erleuchteten, und von dem Gesehenen bis zum Auge, fortgehen muß, es mag nun dieses eine eigne Materie, oder blos die Bewegung eines Zwischenmittels seyn. Ohne solche Verbindungen wäre doch keine Einwirkung entfernter Körper in einander und in unser Auge begreiflich. Dieses Etwas, es bestehe worinn es wolle, nennen wir Licht, und so bedeutet dieses Wort die unbekannte Ursache der Erleuchtung und des Sehens. Gewisse Körper sind an sich sichtbar, s. Leuchtende Körper, andere werden es erst durch Hülfe der leuchtenden, und heißen alsdann erleuchtet, s. Dunkle Körper. Man stellt sich also vor, daß die leuchtenden das Licht ursprünglich von sich aussenden, die erleuchteten hingegen blos dasjenige Licht, das sie von den leuchtenden empfangen, von ihrer Oberfläche ins Auge zurückschicken. Wiederum verstatren gewisse Körper dem Lichte den Durchgang, daher man andere Körper durch sie sehen kan, s. Durchsichtig; andere schicken das Licht zurück, oder unterbrechen seinen Fortgang, und heißen undurchsichtige Körper. Man sieht einen Körper nicht mehr, wenn in der geraden Linie zwischen ihm und dem Auge ein undurchsichtiger Körper steht. Auch erleuchtet der leuchtende Körper den dunkeln nicht mehr, wenn sich in der geraden Linie zwischen beyden ein undurchsichtiger Körper befindet. Dies zeigt, daß sich das Licht, was es auch seyn mag, in geraden Linien fortpflanze. Das Auge sieht leuchtende und erleuchtete Körper von allen Seiten her, wo nichts Undurchsichtiges im Wege steht. Daher muß sich das Licht von jedem physischen Punkte eines sichtbaren Körpers nach allen Seiten zu in geraden Linien ausbreiten, so wie die Halbmesser einer Kugel vom Mittelpunkte derselben nach allen Seiten zu ausgehen. Diese geraden Linien, nach welchen sich das Licht fortpflanzt, heißen Lichtstralen (radii lucis, rayons de lumiere). Die Vorstellung derselben ist den Erscheinungen Licht, Lux, Lumen, Lumiere. Das, was die Koͤrper ſichtbar macht. Es iſt ſehr natuͤrlich, daß bey der Erleuchtung und bey dem Sehen, irgend etwas von dem leuchtenden Koͤrper bis zum erleuchteten, und von dem Geſehenen bis zum Auge, fortgehen muß, es mag nun dieſes eine eigne Materie, oder blos die Bewegung eines Zwiſchenmittels ſeyn. Ohne ſolche Verbindungen waͤre doch keine Einwirkung entfernter Koͤrper in einander und in unſer Auge begreiflich. Dieſes Etwas, es beſtehe worinn es wolle, nennen wir Licht, und ſo bedeutet dieſes Wort die unbekannte Urſache der Erleuchtung und des Sehens. Gewiſſe Koͤrper ſind an ſich ſichtbar, ſ. Leuchtende Koͤrper, andere werden es erſt durch Huͤlfe der leuchtenden, und heißen alsdann erleuchtet, ſ. Dunkle Koͤrper. Man ſtellt ſich alſo vor, daß die leuchtenden das Licht urſpruͤnglich von ſich ausſenden, die erleuchteten hingegen blos dasjenige Licht, das ſie von den leuchtenden empfangen, von ihrer Oberflaͤche ins Auge zuruͤckſchicken. Wiederum verſtatren gewiſſe Koͤrper dem Lichte den Durchgang, daher man andere Koͤrper durch ſie ſehen kan, ſ. Durchſichtig; andere ſchicken das Licht zuruͤck, oder unterbrechen ſeinen Fortgang, und heißen undurchſichtige Koͤrper. Man ſieht einen Koͤrper nicht mehr, wenn in der geraden Linie zwiſchen ihm und dem Auge ein undurchſichtiger Koͤrper ſteht. Auch erleuchtet der leuchtende Koͤrper den dunkeln nicht mehr, wenn ſich in der geraden Linie zwiſchen beyden ein undurchſichtiger Koͤrper befindet. Dies zeigt, daß ſich das Licht, was es auch ſeyn mag, in geraden Linien fortpflanze. Das Auge ſieht leuchtende und erleuchtete Koͤrper von allen Seiten her, wo nichts Undurchſichtiges im Wege ſteht. Daher muß ſich das Licht von jedem phyſiſchen Punkte eines ſichtbaren Koͤrpers nach allen Seiten zu in geraden Linien ausbreiten, ſo wie die Halbmeſſer einer Kugel vom Mittelpunkte derſelben nach allen Seiten zu ausgehen. Dieſe geraden Linien, nach welchen ſich das Licht fortpflanzt, heißen Lichtſtralen (radii lucis, rayons de lumiere). Die Vorſtellung derſelben iſt den Erſcheinungen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="2"> <p> <pb facs="#f0888" xml:id="P.2.882" n="882"/><lb/> </p> </div> <div n="2"> <head>Licht, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">Lux, Lumen</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">Lumiere</hi></foreign></name>.</head><lb/> <p>Das, was die Koͤrper ſichtbar macht. 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Licht, Lux, Lumen, Lumiere.
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Gewiſſe Koͤrper ſind an ſich ſichtbar, ſ. Leuchtende Koͤrper, andere werden es erſt durch Huͤlfe der leuchtenden, und heißen alsdann erleuchtet, ſ. Dunkle Koͤrper. Man ſtellt ſich alſo vor, daß die leuchtenden das Licht urſpruͤnglich von ſich ausſenden, die erleuchteten hingegen blos dasjenige Licht, das ſie von den leuchtenden empfangen, von ihrer Oberflaͤche ins Auge zuruͤckſchicken. Wiederum verſtatren gewiſſe Koͤrper dem Lichte den Durchgang, daher man andere Koͤrper durch ſie ſehen kan, ſ. Durchſichtig; andere ſchicken das Licht zuruͤck, oder unterbrechen ſeinen Fortgang, und heißen undurchſichtige Koͤrper.
Man ſieht einen Koͤrper nicht mehr, wenn in der geraden Linie zwiſchen ihm und dem Auge ein undurchſichtiger Koͤrper ſteht. Auch erleuchtet der leuchtende Koͤrper den dunkeln nicht mehr, wenn ſich in der geraden Linie zwiſchen beyden ein undurchſichtiger Koͤrper befindet. Dies zeigt, daß ſich das Licht, was es auch ſeyn mag, in geraden Linien fortpflanze. Das Auge ſieht leuchtende und erleuchtete Koͤrper von allen Seiten her, wo nichts Undurchſichtiges im Wege ſteht. Daher muß ſich das Licht von jedem phyſiſchen Punkte eines ſichtbaren Koͤrpers nach allen Seiten zu in geraden Linien ausbreiten, ſo wie die Halbmeſſer einer Kugel vom Mittelpunkte derſelben nach allen Seiten zu ausgehen.
Dieſe geraden Linien, nach welchen ſich das Licht fortpflanzt, heißen Lichtſtralen (radii lucis, rayons de lumiere). Die Vorſtellung derſelben iſt den Erſcheinungen
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