Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


Trockenheit bis zur größten Feuchtigkeit um (1/54) ihrer Größe zunahm; indem sein Barometer in einer verschloßnen Glaskugel bey diesem Uebergange von 27 Zoll auf 27 Zoll 6 Lin, stieg, welche Veränderung den 54sten Theil von 27 Zollen ausmacht.

Weil sich aber durch die Sättigung mit Feuchtigkeit (wobey 751 Gran trockne Luft 10 Gran Wasser auflösen) auch zugleich die Dichte ändert, und zwar hier in gleichem Verhältnisse mit der Masse, weil in verschloßnen Gefäßen das Volumen immer dasselbe bleibt, so ergeben sich hieraus folgende Verhältnisse für eine gleich warme Luftmasse:

trockne Luftfeuchte Luft
absolute Elast. A751--751 + (751/54) = 751 + 14 = 765
Dichte D751--751 + 10 = 761
specifische El. E=A/D1--(765/761)
daß also die specifische Federkraft der Luft beym Uebergange von der völligen Trockenheit zur völligen Nässe um (4/761) oder (1/190) verstärkt wird. In freyer Luft wird sich also, bey ungeänderter Barometerhöhe und Wärme, das Volumen der Luft, wenn sie feucht wird, um eben so viel ausdehnen. Im Durchschnitt wäre dies (1/19000) für jeden Grad des Saussürischen Hygrometers. Es kömmt aber nicht auf jeden Grad gleich viel. Auch ändern sich die Größen dieser Ausdehnung für andere Barometerhöhen und Temperaturen. Herr de Saussüre hat zwar über dies alles die Resultate seiner Versuche in Tabellen gebracht; er erinnert aber selbst, daß man sie für nichts mehr, als die erste Anlage zu fernern Untersuchungen zu halten habe.

Endlich ändert sich auch die Federkrast der Luft durch die chymische Mischung derselben. Die Atmosphäre ist ein Gemisch mehrerer luftförmigen Stoffe, vornemlich dephlogistisirter, phlogistisirter und firer Luft, s. Gas, atmosphätisches. Alle diese Stoffe haben verschiedene specifische Schweren, d. h. bey gleichem Drucke verschiedene Dichten, mithin auch sehr verschiedene specifische Elasticitäten; also muß ihre Verbindung in abwechselnden Verhältnissen


Trockenheit bis zur groͤßten Feuchtigkeit um (1/54) ihrer Groͤße zunahm; indem ſein Barometer in einer verſchloßnen Glaskugel bey dieſem Uebergange von 27 Zoll auf 27 Zoll 6 Lin, ſtieg, welche Veraͤnderung den 54ſten Theil von 27 Zollen ausmacht.

Weil ſich aber durch die Saͤttigung mit Feuchtigkeit (wobey 751 Gran trockne Luft 10 Gran Waſſer aufloͤſen) auch zugleich die Dichte aͤndert, und zwar hier in gleichem Verhaͤltniſſe mit der Maſſe, weil in verſchloßnen Gefaͤßen das Volumen immer daſſelbe bleibt, ſo ergeben ſich hieraus folgende Verhaͤltniſſe fuͤr eine gleich warme Luftmaſſe:

trockne Luftfeuchte Luft
abſolute Elaſt. A751751 + (751/54) = 751 + 14 = 765
Dichte D751751 + 10 = 761
ſpecifiſche El. E=A/D1(765/761)
daß alſo die ſpecifiſche Federkraft der Luft beym Uebergange von der voͤlligen Trockenheit zur voͤlligen Naͤſſe um (4/761) oder (1/190) verſtaͤrkt wird. In freyer Luft wird ſich alſo, bey ungeaͤnderter Barometerhoͤhe und Waͤrme, das Volumen der Luft, wenn ſie feucht wird, um eben ſo viel ausdehnen. Im Durchſchnitt waͤre dies (1/19000) fuͤr jeden Grad des Sauſſuͤriſchen Hygrometers. Es koͤmmt aber nicht auf jeden Grad gleich viel. Auch aͤndern ſich die Groͤßen dieſer Ausdehnung fuͤr andere Barometerhoͤhen und Temperaturen. Herr de Sauſſuͤre hat zwar uͤber dies alles die Reſultate ſeiner Verſuche in Tabellen gebracht; er erinnert aber ſelbſt, daß man ſie fuͤr nichts mehr, als die erſte Anlage zu fernern Unterſuchungen zu halten habe.

Endlich aͤndert ſich auch die Federkraſt der Luft durch die chymiſche Miſchung derſelben. Die Atmoſphaͤre iſt ein Gemiſch mehrerer luftfoͤrmigen Stoffe, vornemlich dephlogiſtiſirter, phlogiſtiſirter und firer Luft, ſ. Gas, atmoſphaͤtiſches. Alle dieſe Stoffe haben verſchiedene ſpecifiſche Schweren, d. h. bey gleichem Drucke verſchiedene Dichten, mithin auch ſehr verſchiedene ſpecifiſche Elaſticitaͤten; alſo muß ihre Verbindung in abwechſelnden Verhaͤltniſſen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0028" xml:id="P.3.22" n="22"/><lb/>
Trockenheit bis zur gro&#x0364;ßten Feuchtigkeit um (1/54) ihrer Gro&#x0364;ße zunahm; indem &#x017F;ein Barometer in einer ver&#x017F;chloßnen Glaskugel bey die&#x017F;em Uebergange von 27 Zoll auf 27 Zoll 6 Lin, &#x017F;tieg, welche Vera&#x0364;nderung den 54&#x017F;ten Theil von 27 Zollen ausmacht.</p>
            <p>Weil &#x017F;ich aber durch die Sa&#x0364;ttigung mit Feuchtigkeit (wobey 751 Gran trockne Luft 10 Gran Wa&#x017F;&#x017F;er auflo&#x0364;&#x017F;en) auch zugleich die Dichte a&#x0364;ndert, und zwar hier in gleichem Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e mit der Ma&#x017F;&#x017F;e, weil in ver&#x017F;chloßnen Gefa&#x0364;ßen das Volumen immer da&#x017F;&#x017F;elbe bleibt, &#x017F;o ergeben &#x017F;ich hieraus folgende Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e fu&#x0364;r eine gleich warme Luftma&#x017F;&#x017F;e: <table><row><cell>trockne Luft</cell><cell/><cell>feuchte Luft</cell></row><row><cell>ab&#x017F;olute Ela&#x017F;t. <hi rendition="#aq">A</hi></cell><cell>751</cell><cell>&#x2014;</cell><cell>751 + (751/54) = 751 + 14 = 765</cell></row><row><cell>Dichte <hi rendition="#aq">D</hi></cell><cell>751</cell><cell>&#x2014;</cell><cell>751 + 10 = 761</cell></row><row><cell>&#x017F;pecifi&#x017F;che El. <hi rendition="#aq">E=A/D</hi></cell><cell>1</cell><cell>&#x2014;</cell><cell>(765/761)</cell></row></table> daß al&#x017F;o die &#x017F;pecifi&#x017F;che Federkraft der Luft beym Uebergange von der vo&#x0364;lligen Trockenheit zur vo&#x0364;lligen Na&#x0364;&#x017F;&#x017F;e um (4/761) oder (1/190) ver&#x017F;ta&#x0364;rkt wird. In freyer Luft wird &#x017F;ich al&#x017F;o, bey ungea&#x0364;nderter Barometerho&#x0364;he und Wa&#x0364;rme, das Volumen der Luft, wenn &#x017F;ie feucht wird, um eben &#x017F;o viel ausdehnen. Im Durch&#x017F;chnitt wa&#x0364;re dies (1/19000) fu&#x0364;r jeden Grad des Sau&#x017F;&#x017F;u&#x0364;ri&#x017F;chen Hygrometers. Es ko&#x0364;mmt aber nicht auf jeden Grad gleich viel. Auch a&#x0364;ndern &#x017F;ich die Gro&#x0364;ßen die&#x017F;er Ausdehnung fu&#x0364;r andere Barometerho&#x0364;hen und Temperaturen. Herr <hi rendition="#b">de Sau&#x017F;&#x017F;u&#x0364;re</hi> hat zwar u&#x0364;ber dies alles die Re&#x017F;ultate &#x017F;einer Ver&#x017F;uche in Tabellen gebracht; er erinnert aber &#x017F;elb&#x017F;t, daß man &#x017F;ie fu&#x0364;r nichts mehr, als die er&#x017F;te Anlage zu fernern Unter&#x017F;uchungen zu halten habe.</p>
            <p>Endlich a&#x0364;ndert &#x017F;ich auch die Federkra&#x017F;t der Luft durch die chymi&#x017F;che Mi&#x017F;chung der&#x017F;elben. Die Atmo&#x017F;pha&#x0364;re i&#x017F;t ein Gemi&#x017F;ch mehrerer luftfo&#x0364;rmigen Stoffe, vornemlich dephlogi&#x017F;ti&#x017F;irter, phlogi&#x017F;ti&#x017F;irter und firer Luft, &#x017F;. <hi rendition="#b">Gas, atmo&#x017F;pha&#x0364;ti&#x017F;ches.</hi> Alle die&#x017F;e Stoffe haben ver&#x017F;chiedene &#x017F;pecifi&#x017F;che Schweren, d. h. bey gleichem Drucke ver&#x017F;chiedene Dichten, mithin auch &#x017F;ehr ver&#x017F;chiedene &#x017F;pecifi&#x017F;che Ela&#x017F;ticita&#x0364;ten; al&#x017F;o muß ihre Verbindung in abwech&#x017F;elnden Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;en<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[22/0028] Trockenheit bis zur groͤßten Feuchtigkeit um (1/54) ihrer Groͤße zunahm; indem ſein Barometer in einer verſchloßnen Glaskugel bey dieſem Uebergange von 27 Zoll auf 27 Zoll 6 Lin, ſtieg, welche Veraͤnderung den 54ſten Theil von 27 Zollen ausmacht. Weil ſich aber durch die Saͤttigung mit Feuchtigkeit (wobey 751 Gran trockne Luft 10 Gran Waſſer aufloͤſen) auch zugleich die Dichte aͤndert, und zwar hier in gleichem Verhaͤltniſſe mit der Maſſe, weil in verſchloßnen Gefaͤßen das Volumen immer daſſelbe bleibt, ſo ergeben ſich hieraus folgende Verhaͤltniſſe fuͤr eine gleich warme Luftmaſſe: trockne Luft feuchte Luft abſolute Elaſt. A 751 — 751 + (751/54) = 751 + 14 = 765 Dichte D 751 — 751 + 10 = 761 ſpecifiſche El. E=A/D 1 — (765/761) daß alſo die ſpecifiſche Federkraft der Luft beym Uebergange von der voͤlligen Trockenheit zur voͤlligen Naͤſſe um (4/761) oder (1/190) verſtaͤrkt wird. In freyer Luft wird ſich alſo, bey ungeaͤnderter Barometerhoͤhe und Waͤrme, das Volumen der Luft, wenn ſie feucht wird, um eben ſo viel ausdehnen. Im Durchſchnitt waͤre dies (1/19000) fuͤr jeden Grad des Sauſſuͤriſchen Hygrometers. Es koͤmmt aber nicht auf jeden Grad gleich viel. Auch aͤndern ſich die Groͤßen dieſer Ausdehnung fuͤr andere Barometerhoͤhen und Temperaturen. Herr de Sauſſuͤre hat zwar uͤber dies alles die Reſultate ſeiner Verſuche in Tabellen gebracht; er erinnert aber ſelbſt, daß man ſie fuͤr nichts mehr, als die erſte Anlage zu fernern Unterſuchungen zu halten habe. Endlich aͤndert ſich auch die Federkraſt der Luft durch die chymiſche Miſchung derſelben. Die Atmoſphaͤre iſt ein Gemiſch mehrerer luftfoͤrmigen Stoffe, vornemlich dephlogiſtiſirter, phlogiſtiſirter und firer Luft, ſ. Gas, atmoſphaͤtiſches. Alle dieſe Stoffe haben verſchiedene ſpecifiſche Schweren, d. h. bey gleichem Drucke verſchiedene Dichten, mithin auch ſehr verſchiedene ſpecifiſche Elaſticitaͤten; alſo muß ihre Verbindung in abwechſelnden Verhaͤltniſſen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/28
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/28>, abgerufen am 03.12.2024.