Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.
Boyle, Hales und Desaguliers glaubten, die Federkraft der Luft werde durch verschiedene Mittel, z. B. durch angezündeten Schwefel, Steinkohlen, Zunder, durch eine Lichtflamme u. s. w. geschwächt. Man weiß aber jetzt, daß dieses bey allen Verbrennungen in eingeschloßner Luft vorkommende Phänomen, nicht Schwächung der Federkraft sondern wahre Verminderung der Masse ist, wobey die specifische Schwere vermindert, mithin die specifische Federkraft sogar vergrößert wird, s. Gas, phlogistisirtes. Dichte und Gewicht der Luft an der Erdfläche. Das Manometer giebt nur Verhältnisse verschiedener Dichtigkeiten der Luft an. Um diese mit der Dichte andeter Körper zu vergleichen, muß man wenigstens eine derselben, welche bey einer bestimmten Barometerhöhe, Wärmerc. statt findet, mit der Dichte des Wassers oder Quecksilbers zusammenhalten. Das natürlichste Mittel dazu schien dieses zu seyn, daß man ein bestimmtes Volumen Luft abwöge, und sein Gewicht mit dem Gewicht eines gleichen Volumens Wasser vergliche, s. Schwere, specifische. Galilei, der die Schwere der Luft schon kannte, beweiset dieselbe in seinen Dialogen (Discorsi intorno a due nuove scienze. 1638 Giornata 1.) unter andern daraus, weil eine hohle Kugel schwerer wird, wenn man mehr Luft in sie hineinpresset. Er hatte den Versuch mit Hülfe einer Spritze wirklich zu Stande gebracht, und meldet, er habe die Luft 400mal leichter, als eben so viel Wasser, gefunden: er hat aber ohne Zweifel noch nicht die richtigen Gründe einer solchen Berechnung gekannt. Der P. Mersenne bediente sich einer Aeolipile, s. Windkugel, die er zuerst mit der Luft darin abwog, dann aber auf Kohlen legte, die Luft durch die Hitze heraustrieb, und hierauf die Kugel leichter fand. Daraus berechnete
Boyle, Hales und Deſaguliers glaubten, die Federkraft der Luft werde durch verſchiedene Mittel, z. B. durch angezuͤndeten Schwefel, Steinkohlen, Zunder, durch eine Lichtflamme u. ſ. w. geſchwaͤcht. Man weiß aber jetzt, daß dieſes bey allen Verbrennungen in eingeſchloßner Luft vorkommende Phaͤnomen, nicht Schwaͤchung der Federkraft ſondern wahre Verminderung der Maſſe iſt, wobey die ſpecifiſche Schwere vermindert, mithin die ſpecifiſche Federkraft ſogar vergroͤßert wird, ſ. Gas, phlogiſtiſirtes. Dichte und Gewicht der Luft an der Erdflaͤche. Das Manometer giebt nur Verhaͤltniſſe verſchiedener Dichtigkeiten der Luft an. Um dieſe mit der Dichte andeter Koͤrper zu vergleichen, muß man wenigſtens eine derſelben, welche bey einer beſtimmten Barometerhoͤhe, Waͤrmerc. ſtatt findet, mit der Dichte des Waſſers oder Queckſilbers zuſammenhalten. Das natuͤrlichſte Mittel dazu ſchien dieſes zu ſeyn, daß man ein beſtimmtes Volumen Luft abwoͤge, und ſein Gewicht mit dem Gewicht eines gleichen Volumens Waſſer vergliche, ſ. Schwere, ſpecifiſche. Galilei, der die Schwere der Luft ſchon kannte, beweiſet dieſelbe in ſeinen Dialogen (Diſcorſi intorno a due nuove ſcienze. 1638 Giornata 1.) unter andern daraus, weil eine hohle Kugel ſchwerer wird, wenn man mehr Luft in ſie hineinpreſſet. Er hatte den Verſuch mit Huͤlfe einer Spritze wirklich zu Stande gebracht, und meldet, er habe die Luft 400mal leichter, als eben ſo viel Waſſer, gefunden: er hat aber ohne Zweifel noch nicht die richtigen Gruͤnde einer ſolchen Berechnung gekannt. Der P. Merſenne bediente ſich einer Aeolipile, ſ. Windkugel, die er zuerſt mit der Luft darin abwog, dann aber auf Kohlen legte, die Luft durch die Hitze heraustrieb, und hierauf die Kugel leichter fand. Daraus berechnete <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0029" xml:id="P.3.23" n="23"/><lb/> vielfaͤltige Aenderungen in der Federkraft der Luft veranlaſſen. Hierauf hat <hi rendition="#b">Bouguer</hi> zuerſt aufmerkſam gemacht; die beſten Bemerkungen daruͤber ſind die von Hrn. <hi rendition="#b">Ktamp</hi> (Anhang zur Geſch. der Aeroſtatik, Straßb. 1786. gr. 8.).</p> <p><hi rendition="#b">Boyle, Hales</hi> und <hi rendition="#b">Deſaguliers</hi> glaubten, die Federkraft der Luft werde durch verſchiedene Mittel, z. B. durch angezuͤndeten Schwefel, Steinkohlen, Zunder, durch eine Lichtflamme u. ſ. w. <hi rendition="#b">geſchwaͤcht.</hi> Man weiß aber jetzt, daß dieſes bey allen Verbrennungen in eingeſchloßner Luft vorkommende Phaͤnomen, nicht Schwaͤchung der Federkraft ſondern wahre Verminderung der Maſſe iſt, wobey die ſpecifiſche Schwere vermindert, mithin die ſpecifiſche Federkraft ſogar vergroͤßert wird, ſ. <hi rendition="#b">Gas, phlogiſtiſirtes.</hi> <hi rendition="#c"><hi rendition="#b">Dichte und Gewicht der Luft an der Erdflaͤche.</hi></hi></p> <p>Das Manometer giebt nur Verhaͤltniſſe verſchiedener Dichtigkeiten der Luft an. Um dieſe mit der Dichte andeter Koͤrper zu vergleichen, muß man wenigſtens eine derſelben, welche bey einer beſtimmten Barometerhoͤhe, Waͤrmerc. ſtatt findet, mit der Dichte des Waſſers oder Queckſilbers zuſammenhalten. Das natuͤrlichſte Mittel dazu ſchien dieſes zu ſeyn, daß man ein beſtimmtes Volumen Luft <hi rendition="#b">abwoͤge,</hi> und ſein Gewicht mit dem Gewicht eines gleichen Volumens Waſſer vergliche, ſ. <hi rendition="#b">Schwere, ſpecifiſche.</hi></p> <p><hi rendition="#b">Galilei,</hi> der die Schwere der Luft ſchon kannte, beweiſet dieſelbe in ſeinen Dialogen <hi rendition="#aq">(Diſcorſi intorno a due nuove ſcienze. 1638 Giornata 1.)</hi> unter andern daraus, weil eine hohle Kugel ſchwerer wird, wenn man mehr Luft in ſie hineinpreſſet. Er hatte den Verſuch mit Huͤlfe einer Spritze wirklich zu Stande gebracht, und meldet, er habe die Luft 400mal leichter, als eben ſo viel Waſſer, gefunden: er hat aber ohne Zweifel noch nicht die richtigen Gruͤnde einer ſolchen Berechnung gekannt.</p> <p>Der P. <hi rendition="#b">Merſenne</hi> bediente ſich einer Aeolipile, ſ. <hi rendition="#b">Windkugel,</hi> die er zuerſt mit der Luft darin abwog, dann aber auf Kohlen legte, die Luft durch die Hitze heraustrieb, und hierauf die Kugel leichter fand. Daraus berechnete<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [23/0029]
vielfaͤltige Aenderungen in der Federkraft der Luft veranlaſſen. Hierauf hat Bouguer zuerſt aufmerkſam gemacht; die beſten Bemerkungen daruͤber ſind die von Hrn. Ktamp (Anhang zur Geſch. der Aeroſtatik, Straßb. 1786. gr. 8.).
Boyle, Hales und Deſaguliers glaubten, die Federkraft der Luft werde durch verſchiedene Mittel, z. B. durch angezuͤndeten Schwefel, Steinkohlen, Zunder, durch eine Lichtflamme u. ſ. w. geſchwaͤcht. Man weiß aber jetzt, daß dieſes bey allen Verbrennungen in eingeſchloßner Luft vorkommende Phaͤnomen, nicht Schwaͤchung der Federkraft ſondern wahre Verminderung der Maſſe iſt, wobey die ſpecifiſche Schwere vermindert, mithin die ſpecifiſche Federkraft ſogar vergroͤßert wird, ſ. Gas, phlogiſtiſirtes. Dichte und Gewicht der Luft an der Erdflaͤche.
Das Manometer giebt nur Verhaͤltniſſe verſchiedener Dichtigkeiten der Luft an. Um dieſe mit der Dichte andeter Koͤrper zu vergleichen, muß man wenigſtens eine derſelben, welche bey einer beſtimmten Barometerhoͤhe, Waͤrmerc. ſtatt findet, mit der Dichte des Waſſers oder Queckſilbers zuſammenhalten. Das natuͤrlichſte Mittel dazu ſchien dieſes zu ſeyn, daß man ein beſtimmtes Volumen Luft abwoͤge, und ſein Gewicht mit dem Gewicht eines gleichen Volumens Waſſer vergliche, ſ. Schwere, ſpecifiſche.
Galilei, der die Schwere der Luft ſchon kannte, beweiſet dieſelbe in ſeinen Dialogen (Diſcorſi intorno a due nuove ſcienze. 1638 Giornata 1.) unter andern daraus, weil eine hohle Kugel ſchwerer wird, wenn man mehr Luft in ſie hineinpreſſet. Er hatte den Verſuch mit Huͤlfe einer Spritze wirklich zu Stande gebracht, und meldet, er habe die Luft 400mal leichter, als eben ſo viel Waſſer, gefunden: er hat aber ohne Zweifel noch nicht die richtigen Gruͤnde einer ſolchen Berechnung gekannt.
Der P. Merſenne bediente ſich einer Aeolipile, ſ. Windkugel, die er zuerſt mit der Luft darin abwog, dann aber auf Kohlen legte, die Luft durch die Hitze heraustrieb, und hierauf die Kugel leichter fand. Daraus berechnete
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