Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.
Man stelle sich nemlich statt des Magnetstabs eine magnetische Kugel oder Terrelle ACB, Taf. XVIII. Fig. 64. vor, die ihre Pole in A und B hat, um welche in der Richtung eines größten Kreises durch AB, oder eines magnerischen Meridians, eine Magnetnadel ab durch 1, 2, 3 rc. herumgeführt wird. Man nehme zugleich an, daß diese Nadel durch die Richtung der Schwere überall nach dem Mittelpunkte C getrieben werde, und sich also, wenn sie im Gleichgewichte hienge, aller Orten mit der Tangente der Kugel parallel stellen würde. Kömmt nun hiezu die Polarität der Nadel ab und die Wirkung der Pole A und B, wobey die gleichnamigen Pole A und a rc. sich abstoßen, die ungleichnamigen A und b sich anziehen, so wird es deutlich, daß die Nadel bey diesem Herumführet: nach und nach die in der Figur verzeichneten Lagen annehmen muß. Sie wird nemlich bey dey Polen A und B vertikal stehen, weil z. B. bey 1 das Ende b von A so stark angezogen, hingegen a so stark abgestoßen wird, daß der andere sehr entfernte Pol B darinn nichts ändern kan. Beym Aequator, oder in den Stellen 4 und 10 wird sie ganz wagrecht liegen, weil hier beyde Pole gleich stark wirken, also blos a gegen B, und b gegen A gekehrt wird. In den zwischenliegenden Stellen aber wird sie eine schiefe Lage annehmen Bey 3 z. B. würde ihre natürliche Lage mit der Tangenke an 3 parallel, oder auf C 3 senkrecht seyn: weil aber hier das Ende b stärker gegen A gezogen, und a stärker von A abgestoßen wird, als der andere entfernte Pol B das Ende a anzieht und b abstößt, so bleibt ein Ueberfluß der Wirkungen des
Man ſtelle ſich nemlich ſtatt des Magnetſtabs eine magnetiſche Kugel oder Terrelle ACB, Taf. XVIII. Fig. 64. vor, die ihre Pole in A und B hat, um welche in der Richtung eines groͤßten Kreiſes durch AB, oder eines magneriſchen Meridians, eine Magnetnadel ab durch 1, 2, 3 rc. herumgefuͤhrt wird. Man nehme zugleich an, daß dieſe Nadel durch die Richtung der Schwere uͤberall nach dem Mittelpunkte C getrieben werde, und ſich alſo, wenn ſie im Gleichgewichte hienge, aller Orten mit der Tangente der Kugel parallel ſtellen wuͤrde. Koͤmmt nun hiezu die Polaritaͤt der Nadel ab und die Wirkung der Pole A und B, wobey die gleichnamigen Pole A und a rc. ſich abſtoßen, die ungleichnamigen A und b ſich anziehen, ſo wird es deutlich, daß die Nadel bey dieſem Herumfuͤhret: nach und nach die in der Figur verzeichneten Lagen annehmen muß. Sie wird nemlich bey dey Polen A und B vertikal ſtehen, weil z. B. bey 1 das Ende b von A ſo ſtark angezogen, hingegen a ſo ſtark abgeſtoßen wird, daß der andere ſehr entfernte Pol B darinn nichts aͤndern kan. Beym Aequator, oder in den Stellen 4 und 10 wird ſie ganz wagrecht liegen, weil hier beyde Pole gleich ſtark wirken, alſo blos a gegen B, und b gegen A gekehrt wird. In den zwiſchenliegenden Stellen aber wird ſie eine ſchiefe Lage annehmen Bey 3 z. B. wuͤrde ihre natuͤrliche Lage mit der Tangenke an 3 parallel, oder auf C 3 ſenkrecht ſeyn: weil aber hier das Ende b ſtaͤrker gegen A gezogen, und a ſtaͤrker von A abgeſtoßen wird, als der andere entfernte Pol B das Ende a anzieht und b abſtoͤßt, ſo bleibt ein Ueberfluß der Wirkungen des <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0357" xml:id="P.3.351" n="351"/><lb/> Methoden der Verfertigung kuͤnſtlicher Magnete immer gewiſſer beſtaͤtiget ward, fieng man an, die Neigung der Nadel als eine nothwendige Folge dieſes Magnetismus der Erdkugel zu betrachten, und darauf den Verſuch anzuwenden, bey dem eine freyſchwebende Nadel <hi rendition="#aq">ab</hi> Taf. <hi rendition="#aq">XVI.</hi> Fig. 31., an einem Magnerſtabe <hi rendition="#aq">AB</hi> hingefuͤhrt, verſchiedene ſchiefe Stellungen annimmt, bey den Polen <hi rendition="#aq">A</hi> und <hi rendition="#aq">B</hi> in die Richtung der Axe koͤmmt, und beym Aequator des Magnetſtabs ſich flach auſ<*>egt, ſ. <hi rendition="#b">Magnet</hi> (oben S. 107.).</p> <p>Man ſtelle ſich nemlich ſtatt des Magnetſtabs eine magnetiſche Kugel oder Terrelle <hi rendition="#aq">ACB,</hi> Taf. <hi rendition="#aq">XVIII.</hi> Fig. 64. vor, die ihre Pole in <hi rendition="#aq">A</hi> und <hi rendition="#aq">B</hi> hat, um welche in der Richtung eines groͤßten Kreiſes durch <hi rendition="#aq">AB,</hi> oder eines magneriſchen Meridians, eine Magnetnadel <hi rendition="#aq">ab</hi> durch 1, 2, 3 rc. herumgefuͤhrt wird. Man nehme zugleich an, daß dieſe Nadel durch die Richtung der Schwere uͤberall nach dem Mittelpunkte <hi rendition="#aq">C</hi> getrieben werde, und ſich alſo, wenn ſie im Gleichgewichte hienge, aller Orten mit der Tangente der Kugel parallel ſtellen wuͤrde. Koͤmmt nun hiezu die Polaritaͤt der Nadel <hi rendition="#aq">ab</hi> und die Wirkung der Pole <hi rendition="#aq">A</hi> und <hi rendition="#aq">B,</hi> wobey die gleichnamigen Pole <hi rendition="#aq">A</hi> und <hi rendition="#aq">a</hi> rc. ſich abſtoßen, die ungleichnamigen <hi rendition="#aq">A</hi> und <hi rendition="#aq">b</hi> ſich anziehen, ſo wird es deutlich, daß die Nadel bey dieſem Herumfuͤhret: nach und nach die in der Figur verzeichneten Lagen annehmen muß.</p> <p>Sie wird nemlich bey dey Polen <hi rendition="#aq">A</hi> und <hi rendition="#aq">B</hi> vertikal ſtehen, weil z. B. bey 1 das Ende <hi rendition="#aq">b</hi> von <hi rendition="#aq">A</hi> ſo ſtark angezogen, hingegen a ſo ſtark abgeſtoßen wird, daß der andere ſehr entfernte Pol <hi rendition="#aq">B</hi> darinn nichts aͤndern kan. Beym Aequator, oder in den Stellen 4 und 10 wird ſie ganz wagrecht liegen, weil hier beyde Pole gleich ſtark wirken, alſo blos <hi rendition="#aq">a</hi> gegen <hi rendition="#aq">B,</hi> und <hi rendition="#aq">b</hi> gegen <hi rendition="#aq">A</hi> gekehrt wird. In den zwiſchenliegenden Stellen aber wird ſie eine ſchiefe Lage annehmen Bey 3 z. B. wuͤrde ihre natuͤrliche Lage mit der Tangenke an 3 parallel, oder auf <hi rendition="#aq">C 3</hi> ſenkrecht ſeyn: weil aber hier das Ende <hi rendition="#aq">b</hi> ſtaͤrker gegen <hi rendition="#aq">A</hi> gezogen, und <hi rendition="#aq">a</hi> ſtaͤrker von <hi rendition="#aq">A</hi> abgeſtoßen wird, als der andere entfernte Pol <hi rendition="#aq">B</hi> das Ende <hi rendition="#aq">a</hi> anzieht und <hi rendition="#aq">b</hi> abſtoͤßt, ſo bleibt ein Ueberfluß der Wirkungen des<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [351/0357]
Methoden der Verfertigung kuͤnſtlicher Magnete immer gewiſſer beſtaͤtiget ward, fieng man an, die Neigung der Nadel als eine nothwendige Folge dieſes Magnetismus der Erdkugel zu betrachten, und darauf den Verſuch anzuwenden, bey dem eine freyſchwebende Nadel ab Taf. XVI. Fig. 31., an einem Magnerſtabe AB hingefuͤhrt, verſchiedene ſchiefe Stellungen annimmt, bey den Polen A und B in die Richtung der Axe koͤmmt, und beym Aequator des Magnetſtabs ſich flach auſ<*>egt, ſ. Magnet (oben S. 107.).
Man ſtelle ſich nemlich ſtatt des Magnetſtabs eine magnetiſche Kugel oder Terrelle ACB, Taf. XVIII. Fig. 64. vor, die ihre Pole in A und B hat, um welche in der Richtung eines groͤßten Kreiſes durch AB, oder eines magneriſchen Meridians, eine Magnetnadel ab durch 1, 2, 3 rc. herumgefuͤhrt wird. Man nehme zugleich an, daß dieſe Nadel durch die Richtung der Schwere uͤberall nach dem Mittelpunkte C getrieben werde, und ſich alſo, wenn ſie im Gleichgewichte hienge, aller Orten mit der Tangente der Kugel parallel ſtellen wuͤrde. Koͤmmt nun hiezu die Polaritaͤt der Nadel ab und die Wirkung der Pole A und B, wobey die gleichnamigen Pole A und a rc. ſich abſtoßen, die ungleichnamigen A und b ſich anziehen, ſo wird es deutlich, daß die Nadel bey dieſem Herumfuͤhret: nach und nach die in der Figur verzeichneten Lagen annehmen muß.
Sie wird nemlich bey dey Polen A und B vertikal ſtehen, weil z. B. bey 1 das Ende b von A ſo ſtark angezogen, hingegen a ſo ſtark abgeſtoßen wird, daß der andere ſehr entfernte Pol B darinn nichts aͤndern kan. Beym Aequator, oder in den Stellen 4 und 10 wird ſie ganz wagrecht liegen, weil hier beyde Pole gleich ſtark wirken, alſo blos a gegen B, und b gegen A gekehrt wird. In den zwiſchenliegenden Stellen aber wird ſie eine ſchiefe Lage annehmen Bey 3 z. B. wuͤrde ihre natuͤrliche Lage mit der Tangenke an 3 parallel, oder auf C 3 ſenkrecht ſeyn: weil aber hier das Ende b ſtaͤrker gegen A gezogen, und a ſtaͤrker von A abgeſtoßen wird, als der andere entfernte Pol B das Ende a anzieht und b abſtoͤßt, ſo bleibt ein Ueberfluß der Wirkungen des
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