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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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der Größe und der Gesetze des Widerstands, s. Widerstand.

Versuche mit Pendeln im luftleeren Raume hat Derham (Philos. Trans. no. 294.) angestellt. Das Secundenpendel wird darinn etwas länger, als in der Luft. Bouguer giebt es für Paris 440,67, am Aequator 439,21 Lin. an, so daß sich der Unterschied auf (1/10) Lin. setzen läßt; Mayer (Mem. de l'acad. de Prusse 1775.) für Greifswalde 440,894 Lin., in der Luft 440,827.

Dichtere Luft widersteht auch stärker, als dünnere. Bouguers Pendel, das Bogen von 2 Zoll beschrieb, ward auf dem Pichincha erst nach 22 bis 23 Minuten so stark retardirt, daß die Bogen nur 1 Zoll betrugen; am Meerstrande in dichterer Luft geschahe dies schon in 14 bis 15 Minuten.

Das Reiben am Aufhängungspunkte könnte vermieden werden, wenn man statt der Stange einen Faden gebrauchte, und dessen oberes Ende zwischen zwo kleine zusammengeschraubte Platten einklemmte. Dennoch würde hiebey die Steife des Fadens an der Stelle, die sich biegen muß, ein neues eben so großes Hinderniß verursachen. Da ohnehin die steifen Pendelstangen nicht zu entbehren sind, so ist es besser, ihnen oben ein Paar stählerne Zapfen zu geben, die unterwärts gekehrte scharfe Schneiden haben, und mit diesen auf wagrechten stählernen Platten aufliegen. So wiegen sich beym Schwunge die Zapfen hin und her, wie am Wagbalken. Diese Einrichtung hatte Graham dem Pendel gegeben, womit Maupertuis in Pello beobachtete (s. Mesure de la pesanteur, in d. Oeuvr. de Maupertuis. Lyon. 1768. 8. To. IV. p. 336. sq.). Es war mit zween Gewichten versehen, mit dem schwerern beschrieb es Bogen von 4 1/3, mit dem halb so schweren Bogen von 3 Grad, und schlug im letztern Falle täglich 3 -- 4 Secunden mehr.

Hauptsächlich aber wirken auf den Gang der Pendel die Abwechselungen der Wärme und Kälte, weil die Pendelstange durch die Wärme länger, durch die Kälte kürzer wird. Daher geht das Pendel im Sommer langsamer, als


der Groͤße und der Geſetze des Widerſtands, ſ. Widerſtand.

Verſuche mit Pendeln im luftleeren Raume hat Derham (Philoſ. Trans. no. 294.) angeſtellt. Das Secundenpendel wird darinn etwas laͤnger, als in der Luft. Bouguer giebt es fuͤr Paris 440,67, am Aequator 439,21 Lin. an, ſo daß ſich der Unterſchied auf (1/10) Lin. ſetzen laͤßt; Mayer (Mém. de l'acad. de Pruſſe 1775.) fuͤr Greifswalde 440,894 Lin., in der Luft 440,827.

Dichtere Luft widerſteht auch ſtaͤrker, als duͤnnere. Bouguers Pendel, das Bogen von 2 Zoll beſchrieb, ward auf dem Pichincha erſt nach 22 bis 23 Minuten ſo ſtark retardirt, daß die Bogen nur 1 Zoll betrugen; am Meerſtrande in dichterer Luft geſchahe dies ſchon in 14 bis 15 Minuten.

Das Reiben am Aufhaͤngungspunkte koͤnnte vermieden werden, wenn man ſtatt der Stange einen Faden gebrauchte, und deſſen oberes Ende zwiſchen zwo kleine zuſammengeſchraubte Platten einklemmte. Dennoch wuͤrde hiebey die Steife des Fadens an der Stelle, die ſich biegen muß, ein neues eben ſo großes Hinderniß verurſachen. Da ohnehin die ſteifen Pendelſtangen nicht zu entbehren ſind, ſo iſt es beſſer, ihnen oben ein Paar ſtaͤhlerne Zapfen zu geben, die unterwaͤrts gekehrte ſcharfe Schneiden haben, und mit dieſen auf wagrechten ſtaͤhlernen Platten aufliegen. So wiegen ſich beym Schwunge die Zapfen hin und her, wie am Wagbalken. Dieſe Einrichtung hatte Graham dem Pendel gegeben, womit Maupertuis in Pello beobachtete (ſ. Méſure de la peſanteur, in d. Oeuvr. de Maupertuis. Lyon. 1768. 8. To. IV. p. 336. ſq.). Es war mit zween Gewichten verſehen, mit dem ſchwerern beſchrieb es Bogen von 4 1/3, mit dem halb ſo ſchweren Bogen von 3 Grad, und ſchlug im letztern Falle taͤglich 3 — 4 Secunden mehr.

Hauptſaͤchlich aber wirken auf den Gang der Pendel die Abwechſelungen der Waͤrme und Kaͤlte, weil die Pendelſtange durch die Waͤrme laͤnger, durch die Kaͤlte kuͤrzer wird. Daher geht das Pendel im Sommer langſamer, als

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[432/0438] der Groͤße und der Geſetze des Widerſtands, ſ. Widerſtand. Verſuche mit Pendeln im luftleeren Raume hat Derham (Philoſ. Trans. no. 294.) angeſtellt. Das Secundenpendel wird darinn etwas laͤnger, als in der Luft. Bouguer giebt es fuͤr Paris 440,67, am Aequator 439,21 Lin. an, ſo daß ſich der Unterſchied auf (1/10) Lin. ſetzen laͤßt; Mayer (Mém. de l'acad. de Pruſſe 1775.) fuͤr Greifswalde 440,894 Lin., in der Luft 440,827. Dichtere Luft widerſteht auch ſtaͤrker, als duͤnnere. Bouguers Pendel, das Bogen von 2 Zoll beſchrieb, ward auf dem Pichincha erſt nach 22 bis 23 Minuten ſo ſtark retardirt, daß die Bogen nur 1 Zoll betrugen; am Meerſtrande in dichterer Luft geſchahe dies ſchon in 14 bis 15 Minuten. Das Reiben am Aufhaͤngungspunkte koͤnnte vermieden werden, wenn man ſtatt der Stange einen Faden gebrauchte, und deſſen oberes Ende zwiſchen zwo kleine zuſammengeſchraubte Platten einklemmte. Dennoch wuͤrde hiebey die Steife des Fadens an der Stelle, die ſich biegen muß, ein neues eben ſo großes Hinderniß verurſachen. Da ohnehin die ſteifen Pendelſtangen nicht zu entbehren ſind, ſo iſt es beſſer, ihnen oben ein Paar ſtaͤhlerne Zapfen zu geben, die unterwaͤrts gekehrte ſcharfe Schneiden haben, und mit dieſen auf wagrechten ſtaͤhlernen Platten aufliegen. So wiegen ſich beym Schwunge die Zapfen hin und her, wie am Wagbalken. Dieſe Einrichtung hatte Graham dem Pendel gegeben, womit Maupertuis in Pello beobachtete (ſ. Méſure de la peſanteur, in d. Oeuvr. de Maupertuis. Lyon. 1768. 8. To. IV. p. 336. ſq.). Es war mit zween Gewichten verſehen, mit dem ſchwerern beſchrieb es Bogen von 4 1/3, mit dem halb ſo ſchweren Bogen von 3 Grad, und ſchlug im letztern Falle taͤglich 3 — 4 Secunden mehr. Hauptſaͤchlich aber wirken auf den Gang der Pendel die Abwechſelungen der Waͤrme und Kaͤlte, weil die Pendelſtange durch die Waͤrme laͤnger, durch die Kaͤlte kuͤrzer wird. Daher geht das Pendel im Sommer langſamer, als

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/438>, abgerufen am 21.11.2024.