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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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mehr Verwirrung als Nutzen entspringen. Man würbe schwerlich eine gute Ordnung der Erlernung dieser Abtheilungen angeben können, weil jeder Theil die Hülfe der andern bedarf; und gewisse Theile, auf die manche Studirende besondern Fleiß wenden müssen, z. B. die Chymie, würden nach diesem Plane aus einander gerissen, und unter mehrere Fächer der Naturwissenschaft vertheilt werden. Da wir endlich von den Ursachen der Phänomene noch so wenig wissen, so würde die eigentliche Physik im Verhältniß mit den beyden übrigen Theilen zu klein seyn, und großentheils zu Hypothesen oder unfruchtbaren Speculationen Anlaß geben. Man kan daher diese Classification nicht in aller Strenge befolgen.

Dasjenige, was die Naturlehrer unter dem Namen der eigentlichen Physik vorzutragen pflegen, hat also noch jetzt sehr unbestimmte Grenzen. Darüber sind alle einig, daß die besondere Naturgeschichte oder die historische Kenntniß der besondern Körper auf der Erde, ihrer Weitläustigkeit halber, von der Physik getrennt, und als eine eigne Wissenschaft behandelt werden müsse. Die Chymie oder Lehre von der Bearbeitung der Stoffe, die einen wesentlichen Theil der Naturwissenschaft ausmacht, hatte zu der Zeit, da man physikalische Lehrbücher zu schreiben ansieng, noch kaum die Form einer Wissenschaft erhalten; auch diese ward daher gänzlich abgesondert. Endlich war es schon von Alters her gewöhnlich, die mathematischen Betrachtungen der vornehmsten natürlichen Gegenstände unter den Namen der angewandten Mathematik oder der mechanischen, optischen, astronomischen Wissenschaften u. f. w. besonders vorzutragen. So blieb für die eigentliche Physik nichts übrig, als die Lehren von den allgemeinen Eigenschaften der Körper, von den einfachen Stoffen, wofür man die bekannten vier Elemente der Aristoteliker annahm, von der Elektricität, dem Magnetismus, und den Luftbegebenheiten. Man sahe sich genöthigt, die Lücken zwischen diesen wenigen und übel verbundnen Fragmenten mit etwas auszufüllen, Hiezu wählte man nun ganz schicklich die Gegenstände der angewandten Mathematik. Diese gehören doch


mehr Verwirrung als Nutzen entſpringen. Man wuͤrbe ſchwerlich eine gute Ordnung der Erlernung dieſer Abtheilungen angeben koͤnnen, weil jeder Theil die Huͤlfe der andern bedarf; und gewiſſe Theile, auf die manche Studirende beſondern Fleiß wenden muͤſſen, z. B. die Chymie, wuͤrden nach dieſem Plane aus einander geriſſen, und unter mehrere Faͤcher der Naturwiſſenſchaft vertheilt werden. Da wir endlich von den Urſachen der Phaͤnomene noch ſo wenig wiſſen, ſo wuͤrde die eigentliche Phyſik im Verhaͤltniß mit den beyden uͤbrigen Theilen zu klein ſeyn, und großentheils zu Hypotheſen oder unfruchtbaren Speculationen Anlaß geben. Man kan daher dieſe Claſſification nicht in aller Strenge befolgen.

Dasjenige, was die Naturlehrer unter dem Namen der eigentlichen Phyſik vorzutragen pflegen, hat alſo noch jetzt ſehr unbeſtimmte Grenzen. Daruͤber ſind alle einig, daß die beſondere Naturgeſchichte oder die hiſtoriſche Kenntniß der beſondern Koͤrper auf der Erde, ihrer Weitlaͤuſtigkeit halber, von der Phyſik getrennt, und als eine eigne Wiſſenſchaft behandelt werden muͤſſe. Die Chymie oder Lehre von der Bearbeitung der Stoffe, die einen weſentlichen Theil der Naturwiſſenſchaft ausmacht, hatte zu der Zeit, da man phyſikaliſche Lehrbuͤcher zu ſchreiben anſieng, noch kaum die Form einer Wiſſenſchaft erhalten; auch dieſe ward daher gaͤnzlich abgeſondert. Endlich war es ſchon von Alters her gewoͤhnlich, die mathematiſchen Betrachtungen der vornehmſten natuͤrlichen Gegenſtaͤnde unter den Namen der angewandten Mathematik oder der mechaniſchen, optiſchen, aſtronomiſchen Wiſſenſchaften u. f. w. beſonders vorzutragen. So blieb fuͤr die eigentliche Phyſik nichts uͤbrig, als die Lehren von den allgemeinen Eigenſchaften der Koͤrper, von den einfachen Stoffen, wofuͤr man die bekannten vier Elemente der Ariſtoteliker annahm, von der Elektricitaͤt, dem Magnetismus, und den Luftbegebenheiten. Man ſahe ſich genoͤthigt, die Luͤcken zwiſchen dieſen wenigen und uͤbel verbundnen Fragmenten mit etwas auszufuͤllen, Hiezu waͤhlte man nun ganz ſchicklich die Gegenſtaͤnde der angewandten Mathematik. Dieſe gehoͤren doch

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[490/0496] mehr Verwirrung als Nutzen entſpringen. Man wuͤrbe ſchwerlich eine gute Ordnung der Erlernung dieſer Abtheilungen angeben koͤnnen, weil jeder Theil die Huͤlfe der andern bedarf; und gewiſſe Theile, auf die manche Studirende beſondern Fleiß wenden muͤſſen, z. B. die Chymie, wuͤrden nach dieſem Plane aus einander geriſſen, und unter mehrere Faͤcher der Naturwiſſenſchaft vertheilt werden. Da wir endlich von den Urſachen der Phaͤnomene noch ſo wenig wiſſen, ſo wuͤrde die eigentliche Phyſik im Verhaͤltniß mit den beyden uͤbrigen Theilen zu klein ſeyn, und großentheils zu Hypotheſen oder unfruchtbaren Speculationen Anlaß geben. Man kan daher dieſe Claſſification nicht in aller Strenge befolgen. Dasjenige, was die Naturlehrer unter dem Namen der eigentlichen Phyſik vorzutragen pflegen, hat alſo noch jetzt ſehr unbeſtimmte Grenzen. Daruͤber ſind alle einig, daß die beſondere Naturgeſchichte oder die hiſtoriſche Kenntniß der beſondern Koͤrper auf der Erde, ihrer Weitlaͤuſtigkeit halber, von der Phyſik getrennt, und als eine eigne Wiſſenſchaft behandelt werden muͤſſe. Die Chymie oder Lehre von der Bearbeitung der Stoffe, die einen weſentlichen Theil der Naturwiſſenſchaft ausmacht, hatte zu der Zeit, da man phyſikaliſche Lehrbuͤcher zu ſchreiben anſieng, noch kaum die Form einer Wiſſenſchaft erhalten; auch dieſe ward daher gaͤnzlich abgeſondert. Endlich war es ſchon von Alters her gewoͤhnlich, die mathematiſchen Betrachtungen der vornehmſten natuͤrlichen Gegenſtaͤnde unter den Namen der angewandten Mathematik oder der mechaniſchen, optiſchen, aſtronomiſchen Wiſſenſchaften u. f. w. beſonders vorzutragen. So blieb fuͤr die eigentliche Phyſik nichts uͤbrig, als die Lehren von den allgemeinen Eigenſchaften der Koͤrper, von den einfachen Stoffen, wofuͤr man die bekannten vier Elemente der Ariſtoteliker annahm, von der Elektricitaͤt, dem Magnetismus, und den Luftbegebenheiten. Man ſahe ſich genoͤthigt, die Luͤcken zwiſchen dieſen wenigen und uͤbel verbundnen Fragmenten mit etwas auszufuͤllen, Hiezu waͤhlte man nun ganz ſchicklich die Gegenſtaͤnde der angewandten Mathematik. Dieſe gehoͤren doch

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 490. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/496>, abgerufen am 24.11.2024.