Grahams Erfindung, die Pendelstangen aus verschiednen Metallen zusammenzusetzen, und den Einfluß der Wärme durch Compensation außuheben (s. Pendel), machte die Sache noch wichtiger. Man brachte, um die geringern Ausdehnungen genau zu messen, Mikrometerschrauben an, und Smeaton lieferte durch dieses Mittel sehr genaue Resultate. Neuere Versuche hat noch der P. von Herbert(Diss. de Igne. Vienn. 1773. 8.) mit einem musschenbroekischen Pyrometer angestellt.
Die Erfolge dieser Untersuchungen läßt folgende Tabelle übersehen. Die Längen der Stange bey der Kälte des Eispunkts ist darinn = 100000 gesetzt. Die Zahlen geben an, um wie viel Hunderttansendtheile dieser Länge sie sich ausdehnen, wenn sie die Wärme des siedenden Wassers angenommen haben.
Musschenbrock
Ellicott
Bouguer
Dom Juan
Condamine
Smeaton
Herbert
Glas
--
--
78
60
--
83
86
Gold
--
73
94
--
--
--
--
Bley
412
153
109
--
--
286
262
Zinn
141
--
--
--
--
248
212
Silber
--
103
73
--
--
--
189
Melsing
101
95
--
204
--
193
127
Kupfer
80
89
--
167
174
170
156
Stahl
77
56
--
127
--
122
--
Eisen
73
60
55
92
106
125
107
Die Uebereinstimmung dieser Resultate ist allerdings nicht sonderlich. Mit den Verhältnissen der Ausdehnungen könnte man eher zufrieden seyn; aber die absoluten Größen werden von Juan, Condamine, Smeaton und Herbert durchgängig größer, und fast doppelt so groß angegeben, als von Musschenbroek, Ellicott und Bouguer. Dies scheint anzuzeigen, daß ein Umstand in der Einrichtung der Instrumente diese Unterschiede veranlasset habe. Eine Beobachtung von Lowitz, der 1753 in Nürnberg eine 20 Fuß lange eiserne Stange nebst einem Thermometer an die Sonne legte, und sie um (1/2500) verlängert fand, indem das Thermometer von 11 bis 114 Grad nach Fahrenheit gestiegen war, zeigt nach Lamberts Berechnung, daß sich diese Stange vom Eispunkte bis zum Siedpunkte höchstens um
Grahams Erfindung, die Pendelſtangen aus verſchiednen Metallen zuſammenzuſetzen, und den Einfluß der Waͤrme durch Compenſation auſzuheben (ſ. Pendel), machte die Sache noch wichtiger. Man brachte, um die geringern Ausdehnungen genau zu meſſen, Mikrometerſchrauben an, und Smeaton lieferte durch dieſes Mittel ſehr genaue Reſultate. Neuere Verſuche hat noch der P. von Herbert(Diſſ. de Igne. Vienn. 1773. 8.) mit einem muſſchenbroekiſchen Pyrometer angeſtellt.
Die Erfolge dieſer Unterſuchungen laͤßt folgende Tabelle uͤberſehen. Die Laͤngen der Stange bey der Kaͤlte des Eispunkts iſt darinn = 100000 geſetzt. Die Zahlen geben an, um wie viel Hunderttanſendtheile dieſer Laͤnge ſie ſich ausdehnen, wenn ſie die Waͤrme des ſiedenden Waſſers angenommen haben.
Muſſchenbrock
Ellicott
Bouguer
Dom Juan
Condamine
Smeaton
Herbert
Glas
—
—
78
60
—
83
86
Gold
—
73
94
—
—
—
—
Bley
412
153
109
—
—
286
262
Zinn
141
—
—
—
—
248
212
Silber
—
103
73
—
—
—
189
Melſing
101
95
—
204
—
193
127
Kupfer
80
89
—
167
174
170
156
Stahl
77
56
—
127
—
122
—
Eiſen
73
60
55
92
106
125
107
Die Uebereinſtimmung dieſer Reſultate iſt allerdings nicht ſonderlich. Mit den Verhaͤltniſſen der Ausdehnungen koͤnnte man eher zufrieden ſeyn; aber die abſoluten Groͤßen werden von Juan, Condamine, Smeaton und Herbert durchgaͤngig groͤßer, und faſt doppelt ſo groß angegeben, als von Muſſchenbroek, Ellicott und Bouguer. Dies ſcheint anzuzeigen, daß ein Umſtand in der Einrichtung der Inſtrumente dieſe Unterſchiede veranlaſſet habe. Eine Beobachtung von Lowitz, der 1753 in Nuͤrnberg eine 20 Fuß lange eiſerne Stange nebſt einem Thermometer an die Sonne legte, und ſie um (1/2500) verlaͤngert fand, indem das Thermometer von 11 bis 114 Grad nach Fahrenheit geſtiegen war, zeigt nach Lamberts Berechnung, daß ſich dieſe Stange vom Eispunkte bis zum Siedpunkte hoͤchſtens um
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0577"xml:id="P.3.571"n="571"/><lb/>
Grahams Erfindung, die Pendelſtangen aus verſchiednen Metallen zuſammenzuſetzen, und den Einfluß der Waͤrme durch Compenſation auſzuheben (<hirendition="#b">ſ. Pendel</hi>), machte die Sache noch wichtiger. Man brachte, um die geringern Ausdehnungen genau zu meſſen, Mikrometerſchrauben an, und <hirendition="#b">Smeaton lieferte</hi> durch dieſes Mittel ſehr genaue Reſultate. Neuere Verſuche hat noch der <hirendition="#b">P. von Herbert</hi><hirendition="#aq">(Diſſ. de Igne. Vienn. 1773. 8.)</hi> mit einem muſſchenbroekiſchen Pyrometer angeſtellt.</p><p>Die Erfolge dieſer Unterſuchungen laͤßt folgende Tabelle uͤberſehen. Die Laͤngen der Stange bey der Kaͤlte des Eispunkts iſt darinn = 100000 geſetzt. Die Zahlen geben an, um wie viel Hunderttanſendtheile dieſer Laͤnge ſie ſich ausdehnen, wenn ſie die Waͤrme des ſiedenden Waſſers angenommen haben. <table><row><cell/><cell>Muſſchenbrock</cell><cell>Ellicott</cell><cell>Bouguer</cell><cell>Dom Juan</cell><cell>Condamine</cell><cell>Smeaton</cell><cell>Herbert</cell></row><row><cell>Glas</cell><cell>—</cell><cell>—</cell><cell>78</cell><cell>60</cell><cell>—</cell><cell>83</cell><cell>86</cell></row><row><cell>Gold</cell><cell>—</cell><cell>73</cell><cell>94</cell><cell>—</cell><cell>—</cell><cell>—</cell><cell>—</cell></row><row><cell>Bley</cell><cell>412</cell><cell>153</cell><cell>109</cell><cell>—</cell><cell>—</cell><cell>286</cell><cell>262</cell></row><row><cell>Zinn</cell><cell>141</cell><cell>—</cell><cell>—</cell><cell>—</cell><cell>—</cell><cell>248</cell><cell>212</cell></row><row><cell>Silber</cell><cell>—</cell><cell>103</cell><cell>73</cell><cell>—</cell><cell>—</cell><cell>—</cell><cell>189</cell></row><row><cell>Melſing</cell><cell>101</cell><cell>95</cell><cell>—</cell><cell>204</cell><cell>—</cell><cell>193</cell><cell>127</cell></row><row><cell>Kupfer</cell><cell>80</cell><cell>89</cell><cell>—</cell><cell>167</cell><cell>174</cell><cell>170</cell><cell>156</cell></row><row><cell>Stahl</cell><cell>77</cell><cell>56</cell><cell>—</cell><cell>127</cell><cell>—</cell><cell>122</cell><cell>—</cell></row><row><cell>Eiſen</cell><cell>73</cell><cell>60</cell><cell>55</cell><cell>92</cell><cell>106</cell><cell>125</cell><cell>107</cell></row></table></p><p>Die Uebereinſtimmung dieſer Reſultate iſt allerdings nicht ſonderlich. Mit den Verhaͤltniſſen der Ausdehnungen koͤnnte man eher zufrieden ſeyn; aber die abſoluten Groͤßen werden von Juan, Condamine, Smeaton und Herbert durchgaͤngig groͤßer, und faſt doppelt ſo groß angegeben, als von Muſſchenbroek, Ellicott und Bouguer. Dies ſcheint anzuzeigen, daß ein Umſtand in der Einrichtung der Inſtrumente dieſe Unterſchiede veranlaſſet habe. Eine Beobachtung von <hirendition="#b">Lowitz,</hi> der 1753 in Nuͤrnberg eine 20 Fuß lange eiſerne Stange nebſt einem Thermometer an die Sonne legte, und ſie um (1/2500) verlaͤngert fand, indem das Thermometer von 11 bis 114 Grad nach Fahrenheit geſtiegen war, zeigt nach <hirendition="#b">Lamberts</hi> Berechnung, daß ſich dieſe Stange vom Eispunkte bis zum Siedpunkte hoͤchſtens um<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[571/0577]
Grahams Erfindung, die Pendelſtangen aus verſchiednen Metallen zuſammenzuſetzen, und den Einfluß der Waͤrme durch Compenſation auſzuheben (ſ. Pendel), machte die Sache noch wichtiger. Man brachte, um die geringern Ausdehnungen genau zu meſſen, Mikrometerſchrauben an, und Smeaton lieferte durch dieſes Mittel ſehr genaue Reſultate. Neuere Verſuche hat noch der P. von Herbert (Diſſ. de Igne. Vienn. 1773. 8.) mit einem muſſchenbroekiſchen Pyrometer angeſtellt.
Die Erfolge dieſer Unterſuchungen laͤßt folgende Tabelle uͤberſehen. Die Laͤngen der Stange bey der Kaͤlte des Eispunkts iſt darinn = 100000 geſetzt. Die Zahlen geben an, um wie viel Hunderttanſendtheile dieſer Laͤnge ſie ſich ausdehnen, wenn ſie die Waͤrme des ſiedenden Waſſers angenommen haben. Muſſchenbrock Ellicott Bouguer Dom Juan Condamine Smeaton Herbert
Glas — — 78 60 — 83 86
Gold — 73 94 — — — —
Bley 412 153 109 — — 286 262
Zinn 141 — — — — 248 212
Silber — 103 73 — — — 189
Melſing 101 95 — 204 — 193 127
Kupfer 80 89 — 167 174 170 156
Stahl 77 56 — 127 — 122 —
Eiſen 73 60 55 92 106 125 107
Die Uebereinſtimmung dieſer Reſultate iſt allerdings nicht ſonderlich. Mit den Verhaͤltniſſen der Ausdehnungen koͤnnte man eher zufrieden ſeyn; aber die abſoluten Groͤßen werden von Juan, Condamine, Smeaton und Herbert durchgaͤngig groͤßer, und faſt doppelt ſo groß angegeben, als von Muſſchenbroek, Ellicott und Bouguer. Dies ſcheint anzuzeigen, daß ein Umſtand in der Einrichtung der Inſtrumente dieſe Unterſchiede veranlaſſet habe. Eine Beobachtung von Lowitz, der 1753 in Nuͤrnberg eine 20 Fuß lange eiſerne Stange nebſt einem Thermometer an die Sonne legte, und ſie um (1/2500) verlaͤngert fand, indem das Thermometer von 11 bis 114 Grad nach Fahrenheit geſtiegen war, zeigt nach Lamberts Berechnung, daß ſich dieſe Stange vom Eispunkte bis zum Siedpunkte hoͤchſtens um
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 571. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/577>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.