Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.
Von angeblichen Weitzen- und Kornregen führt Musschenbroek Beyspiele an, die durch Taxussaamen und Wespenlarven, welche der Wind umhergestreut hatte, veranlasset waren. Wenn es in Gegenden regnet, wo das kleine Schellkraut (Ranunculus Ficaria, Chelidonium minus) häufig wächst, so entbldßt der Regen die feinen Wurzeln desseiben, deren herumgestreute Zwiebeln leicht für herabgefallene Körner können angesehen werden. Stein. Sand- Aschenregen sind theils Wirkungen der Vulkane, theils werden in sandigen Gegenden, oder nach vorhergegangener Dürre, ostmals Sand und Staub vom Winde bis zu beträchtlichen Höhen erhoben und weir fortgesührt, daher sie an entlegnen Orten mit dem Regen wieder herabfallen. Nach einem Sturme ist das erste Regenwasser gewöhnlich so stark mit Staub vermischt, daß es einen groben erdichten Bodensatz fallen läßt. Priestley (Exp. and Obs. rel. to various branches. etc. Vol. II. 1781.) fand auch, daß alle aus Erden entwickelte Luftarten eine weiße Materie enthalten, die sich erst absetzt, wenn die Luft kalt wird. Die Milch- Fleisch- Frosch- Regen u. dgl. sind Fabeln, wozu vielleicht locale Zufälie Gelegenheit gaben. Avicenna führt sogar einen Kälberregen (vitulis pluisse) an. So hat man einen Bret- und Ziegelregen, sagt Musschenbroek, wenn der Sturm ein Dach mitnimmt. Bisweilen bringt der Regen soviel Elektricität mit herab, daß er leuchtet. Bergmann sahe 1759 im September zween solche Feuerregen, deren Tropfen auf dem Felde und gegen andere Körper Funken gaben, so daß es in diesen zwo dunkeln Nächten nicht anders aussahe, als
Von angeblichen Weitzen- und Kornregen fuͤhrt Muſſchenbroek Beyſpiele an, die durch Taxusſaamen und Weſpenlarven, welche der Wind umhergeſtreut hatte, veranlaſſet waren. Wenn es in Gegenden regnet, wo das kleine Schellkraut (Ranunculus Ficaria, Chelidonium minus) haͤufig waͤchſt, ſo entbldßt der Regen die feinen Wurzeln deſſeiben, deren herumgeſtreute Zwiebeln leicht fuͤr herabgefallene Koͤrner koͤnnen angeſehen werden. Stein. Sand- Aſchenregen ſind theils Wirkungen der Vulkane, theils werden in ſandigen Gegenden, oder nach vorhergegangener Duͤrre, oſtmals Sand und Staub vom Winde bis zu betraͤchtlichen Hoͤhen erhoben und weir fortgeſuͤhrt, daher ſie an entlegnen Orten mit dem Regen wieder herabfallen. Nach einem Sturme iſt das erſte Regenwaſſer gewoͤhnlich ſo ſtark mit Staub vermiſcht, daß es einen groben erdichten Bodenſatz fallen laͤßt. Prieſtley (Exp. and Obſ. rel. to various branches. etc. Vol. II. 1781.) fand auch, daß alle aus Erden entwickelte Luftarten eine weiße Materie enthalten, die ſich erſt abſetzt, wenn die Luft kalt wird. Die Milch- Fleiſch- Froſch- Regen u. dgl. ſind Fabeln, wozu vielleicht locale Zufaͤlie Gelegenheit gaben. Avicenna fuͤhrt ſogar einen Kaͤlberregen (vitulis pluiſſe) an. So hat man einen Bret- und Ziegelregen, ſagt Muſſchenbroek, wenn der Sturm ein Dach mitnimmt. Bisweilen bringt der Regen ſoviel Elektricitaͤt mit herab, daß er leuchtet. Bergmann ſahe 1759 im September zween ſolche Feuerregen, deren Tropfen auf dem Felde und gegen andere Koͤrper Funken gaben, ſo daß es in dieſen zwo dunkeln Naͤchten nicht anders ausſahe, als <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0657" xml:id="P.3.651" n="651"/><lb/> Inſecten herruͤhrten, dergleichen auch <hi rendition="#b">Hildebrand</hi> <hi rendition="#aq">(Acta litterar. Svec. an. 1731. p. 23.)</hi> 1711 im Regen gefunden hat. Auch giebt es Schmetterlinge, welche, indem ſie aus den Larven hervorgehen, einige rothe an Steinen und Mauren klebende Tropfen von ſich geben, welche von Leichtglaͤubigen fuͤr Blutstropfen gehalten werden koͤnnen. Dennoch fuͤhrt <hi rendition="#b">Bergmann</hi> an, daß am 9. Oct. 1764 zu Cleve, Utrecht und an mehr Orten wirklich ein roͤthlicher Liquor im Regen herabgefallen ſey.</p> <p>Von angeblichen <hi rendition="#b">Weitzen</hi>- und <hi rendition="#b">Kornregen</hi> fuͤhrt Muſſchenbroek Beyſpiele an, die durch Taxusſaamen und Weſpenlarven, welche der Wind umhergeſtreut hatte, veranlaſſet waren. Wenn es in Gegenden regnet, wo das kleine Schellkraut <hi rendition="#aq">(Ranunculus Ficaria, Chelidonium minus)</hi> haͤufig waͤchſt, ſo entbldßt der Regen die feinen Wurzeln deſſeiben, deren herumgeſtreute Zwiebeln leicht fuͤr herabgefallene Koͤrner koͤnnen angeſehen werden. <hi rendition="#b">Stein. Sand- Aſchenregen</hi> ſind theils Wirkungen der Vulkane, theils werden in ſandigen Gegenden, oder nach vorhergegangener Duͤrre, oſtmals Sand und Staub vom Winde bis zu betraͤchtlichen Hoͤhen erhoben und weir fortgeſuͤhrt, daher ſie an entlegnen Orten mit dem Regen wieder herabfallen. Nach einem Sturme iſt das erſte Regenwaſſer gewoͤhnlich ſo ſtark mit Staub vermiſcht, daß es einen groben erdichten Bodenſatz fallen laͤßt. <hi rendition="#b">Prieſtley</hi> <hi rendition="#aq">(Exp. and Obſ. rel. to various branches. etc. Vol. II. 1781.)</hi> fand auch, daß alle aus Erden entwickelte Luftarten eine weiße Materie enthalten, die ſich erſt abſetzt, wenn die Luft kalt wird. Die Milch- Fleiſch- Froſch- Regen u. dgl. ſind Fabeln, wozu vielleicht locale Zufaͤlie Gelegenheit gaben. Avicenna fuͤhrt ſogar einen Kaͤlberregen <hi rendition="#aq">(vitulis pluiſſe)</hi> an. So hat man einen Bret- und Ziegelregen, ſagt Muſſchenbroek, wenn der Sturm ein Dach mitnimmt.</p> <p>Bisweilen bringt der Regen ſoviel Elektricitaͤt mit herab, daß er leuchtet. <hi rendition="#b">Bergmann</hi> ſahe 1759 im September zween ſolche <hi rendition="#b">Feuerregen,</hi> deren Tropfen auf dem Felde und gegen andere Koͤrper Funken gaben, ſo daß es in dieſen zwo dunkeln Naͤchten nicht anders ausſahe, als<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [651/0657]
Inſecten herruͤhrten, dergleichen auch Hildebrand (Acta litterar. Svec. an. 1731. p. 23.) 1711 im Regen gefunden hat. Auch giebt es Schmetterlinge, welche, indem ſie aus den Larven hervorgehen, einige rothe an Steinen und Mauren klebende Tropfen von ſich geben, welche von Leichtglaͤubigen fuͤr Blutstropfen gehalten werden koͤnnen. Dennoch fuͤhrt Bergmann an, daß am 9. Oct. 1764 zu Cleve, Utrecht und an mehr Orten wirklich ein roͤthlicher Liquor im Regen herabgefallen ſey.
Von angeblichen Weitzen- und Kornregen fuͤhrt Muſſchenbroek Beyſpiele an, die durch Taxusſaamen und Weſpenlarven, welche der Wind umhergeſtreut hatte, veranlaſſet waren. Wenn es in Gegenden regnet, wo das kleine Schellkraut (Ranunculus Ficaria, Chelidonium minus) haͤufig waͤchſt, ſo entbldßt der Regen die feinen Wurzeln deſſeiben, deren herumgeſtreute Zwiebeln leicht fuͤr herabgefallene Koͤrner koͤnnen angeſehen werden. Stein. Sand- Aſchenregen ſind theils Wirkungen der Vulkane, theils werden in ſandigen Gegenden, oder nach vorhergegangener Duͤrre, oſtmals Sand und Staub vom Winde bis zu betraͤchtlichen Hoͤhen erhoben und weir fortgeſuͤhrt, daher ſie an entlegnen Orten mit dem Regen wieder herabfallen. Nach einem Sturme iſt das erſte Regenwaſſer gewoͤhnlich ſo ſtark mit Staub vermiſcht, daß es einen groben erdichten Bodenſatz fallen laͤßt. Prieſtley (Exp. and Obſ. rel. to various branches. etc. Vol. II. 1781.) fand auch, daß alle aus Erden entwickelte Luftarten eine weiße Materie enthalten, die ſich erſt abſetzt, wenn die Luft kalt wird. Die Milch- Fleiſch- Froſch- Regen u. dgl. ſind Fabeln, wozu vielleicht locale Zufaͤlie Gelegenheit gaben. Avicenna fuͤhrt ſogar einen Kaͤlberregen (vitulis pluiſſe) an. So hat man einen Bret- und Ziegelregen, ſagt Muſſchenbroek, wenn der Sturm ein Dach mitnimmt.
Bisweilen bringt der Regen ſoviel Elektricitaͤt mit herab, daß er leuchtet. Bergmann ſahe 1759 im September zween ſolche Feuerregen, deren Tropfen auf dem Felde und gegen andere Koͤrper Funken gaben, ſo daß es in dieſen zwo dunkeln Naͤchten nicht anders ausſahe, als
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