Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


gica de vacuo spatio. Amstel. 1672. fol. Lib. III. cap. 2. sqq.).

Die deutschen Physiker behielten die erste höchst einfache guerickische Luftpumpe bey, indeß man sich in England der boylischen bediente. Johann Christoph Sturms Luftpumpe (Collegium curiosum, Norimb. 1676. 4. Tentam. XIII. p. 100. sqq.) ist der guerickischen Taf. XIV. Fig. 12. gleich; nur ist das Ventil H in den Stempel gebracht, der in dieser Absicht hohl ist. Auch ist die Stempelstange hohl, und die Luft geht durch dieselbe zu einer nicht weit vom Handgriffe LM befindlichen Oefnung ins Zimmer heraus.

Einige beträchtliche Verbesserungen der boylischen Einrichtung machte der französische Arzt Dionysius Papin (Nouvelles experiences du Vuide. a Paris, 1674. 4. und noch mehr in A continuation of the new Digester of bones, Lond. 1687. 4. s. auch Acta Erud. Lips. 1687. mens. Jun. p. 324. sqq.). Er verwarf die Winde ebenfalls wegen der Langsamkeit der Züge, und brachte dafür an die Kolbenstange einen Steigbügel an, den man mit dem Fuße niedertrat. Statt des Hahns legte er ein Blasenventil ans Ende des Communicationsrohrs, und bediente sich zuerst des Tellers, daher er sich nicht mehr auf Kugeln einschränken durfte, sondern cylindrische und glockenähnliche Gefäße aufsetzen konnte. Dies erleichterte die Anstellung der Versuche, und verschafte ihm Mittel, die Körper unter dem Recipienten ohne Einlassung der Luft zu bewegen.

Nach diesen Vorgängern brachte der Professor Wolferd Senguerd zu Leiden die so berühmt gewordene senguerdische oder Luftpumpe mit dem schiefliegenden Cylinder zu Stande; welche er schon 1685 (Philosophia naturalis, Lugd. Bat.) angegeben, aber nach seiner Nachricht (Rationis atque experientiae connubium. Ed. 3tia. Roterod. 1715.) erst im Jahre 1697 mit Hülfe eines Künstlers vollender hat. Sie ist in Deutschland durch Wolfs vortrefliche Beschreibung (Nützliche Versuche, Halle, 1721. 8. I. Theil. S. 112. u. f.), die man als ein Muster


gica de vacuo ſpatio. Amſtel. 1672. fol. Lib. III. cap. 2. ſqq.).

Die deutſchen Phyſiker behielten die erſte hoͤchſt einfache guerickiſche Luftpumpe bey, indeß man ſich in England der boyliſchen bediente. Johann Chriſtoph Sturms Luftpumpe (Collegium curioſum, Norimb. 1676. 4. Tentam. XIII. p. 100. ſqq.) iſt der guerickiſchen Taf. XIV. Fig. 12. gleich; nur iſt das Ventil H in den Stempel gebracht, der in dieſer Abſicht hohl iſt. Auch iſt die Stempelſtange hohl, und die Luft geht durch dieſelbe zu einer nicht weit vom Handgriffe LM befindlichen Oefnung ins Zimmer heraus.

Einige betraͤchtliche Verbeſſerungen der boyliſchen Einrichtung machte der franzoͤſiſche Arzt Dionyſius Papin (Nouvelles experiences du Vuide. à Paris, 1674. 4. und noch mehr in A continuation of the new Digeſter of bones, Lond. 1687. 4. ſ. auch Acta Erud. Lipſ. 1687. menſ. Jun. p. 324. ſqq.). Er verwarf die Winde ebenfalls wegen der Langſamkeit der Zuͤge, und brachte dafuͤr an die Kolbenſtange einen Steigbuͤgel an, den man mit dem Fuße niedertrat. Statt des Hahns legte er ein Blaſenventil ans Ende des Communicationsrohrs, und bediente ſich zuerſt des Tellers, daher er ſich nicht mehr auf Kugeln einſchraͤnken durfte, ſondern cylindriſche und glockenaͤhnliche Gefaͤße aufſetzen konnte. Dies erleichterte die Anſtellung der Verſuche, und verſchafte ihm Mittel, die Koͤrper unter dem Recipienten ohne Einlaſſung der Luft zu bewegen.

Nach dieſen Vorgaͤngern brachte der Profeſſor Wolferd Senguerd zu Leiden die ſo beruͤhmt gewordene ſenguerdiſche oder Luftpumpe mit dem ſchiefliegenden Cylinder zu Stande; welche er ſchon 1685 (Philoſophia naturalis, Lugd. Bat.) angegeben, aber nach ſeiner Nachricht (Rationis atque experientiae connubium. Ed. 3tia. Roterod. 1715.) erſt im Jahre 1697 mit Huͤlfe eines Kuͤnſtlers vollender hat. Sie iſt in Deutſchland durch Wolfs vortrefliche Beſchreibung (Nuͤtzliche Verſuche, Halle, 1721. 8. I. Theil. S. 112. u. f.), die man als ein Muſter

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p> <hi rendition="#aq"><pb facs="#f0069" xml:id="P.3.63" n="63"/><lb/>
gica de vacuo &#x017F;patio. Am&#x017F;tel. 1672. fol. Lib. III. cap. 2. &#x017F;qq.).</hi> </p>
            <p>Die deut&#x017F;chen Phy&#x017F;iker behielten die er&#x017F;te ho&#x0364;ch&#x017F;t einfache guericki&#x017F;che Luftpumpe bey, indeß man &#x017F;ich in England der boyli&#x017F;chen bediente. <hi rendition="#b">Johann Chri&#x017F;toph Sturms</hi> Luftpumpe <hi rendition="#aq">(Collegium curio&#x017F;um, Norimb. 1676. 4. Tentam. XIII. p. 100. &#x017F;qq.)</hi> i&#x017F;t der guericki&#x017F;chen Taf. <hi rendition="#aq">XIV.</hi> Fig. 12. gleich; nur i&#x017F;t das Ventil <hi rendition="#aq">H</hi> in den Stempel gebracht, der in die&#x017F;er Ab&#x017F;icht hohl i&#x017F;t. Auch i&#x017F;t die Stempel&#x017F;tange hohl, und die Luft geht durch die&#x017F;elbe zu einer nicht weit vom Handgriffe <hi rendition="#aq">LM</hi> befindlichen Oefnung ins Zimmer heraus.</p>
            <p>Einige betra&#x0364;chtliche Verbe&#x017F;&#x017F;erungen der boyli&#x017F;chen Einrichtung machte der franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che <hi rendition="#b">Arzt Diony&#x017F;ius Papin</hi> <hi rendition="#aq">(Nouvelles experiences du Vuide. à Paris, 1674. 4.</hi> und noch mehr in <hi rendition="#aq">A continuation of the new Dige&#x017F;ter of bones, Lond. 1687. 4.</hi> &#x017F;. auch <hi rendition="#aq">Acta Erud. Lip&#x017F;. 1687. men&#x017F;. Jun. p. 324. &#x017F;qq.).</hi> Er verwarf die Winde ebenfalls wegen der Lang&#x017F;amkeit der Zu&#x0364;ge, und brachte dafu&#x0364;r an die Kolben&#x017F;tange einen Steigbu&#x0364;gel an, den man mit dem Fuße niedertrat. Statt des Hahns legte er ein <hi rendition="#b">Bla&#x017F;enventil</hi> ans Ende des Communicationsrohrs, und bediente &#x017F;ich zuer&#x017F;t des <hi rendition="#b">Tellers,</hi> daher er &#x017F;ich nicht mehr auf Kugeln ein&#x017F;chra&#x0364;nken durfte, &#x017F;ondern cylindri&#x017F;che und glockena&#x0364;hnliche Gefa&#x0364;ße auf&#x017F;etzen konnte. Dies erleichterte die An&#x017F;tellung der Ver&#x017F;uche, und ver&#x017F;chafte ihm Mittel, die Ko&#x0364;rper unter dem Recipienten ohne Einla&#x017F;&#x017F;ung der Luft zu bewegen.</p>
            <p>Nach die&#x017F;en Vorga&#x0364;ngern brachte der Profe&#x017F;&#x017F;or <hi rendition="#b">Wolferd Senguerd</hi> zu Leiden die &#x017F;o beru&#x0364;hmt gewordene <hi rendition="#b">&#x017F;enguerdi&#x017F;che</hi> oder <hi rendition="#b">Luftpumpe mit dem &#x017F;chiefliegenden Cylinder</hi> zu Stande; welche er &#x017F;chon 1685 <hi rendition="#aq">(Philo&#x017F;ophia naturalis, Lugd. Bat.)</hi> angegeben, aber nach &#x017F;einer Nachricht <hi rendition="#aq">(Rationis atque experientiae connubium. Ed. 3tia. Roterod. 1715.)</hi> er&#x017F;t im Jahre 1697 mit Hu&#x0364;lfe eines Ku&#x0364;n&#x017F;tlers vollender hat. Sie i&#x017F;t in Deut&#x017F;chland durch <hi rendition="#b">Wolfs</hi> vortrefliche Be&#x017F;chreibung (Nu&#x0364;tzliche Ver&#x017F;uche, Halle, 1721. 8. <hi rendition="#aq">I.</hi> Theil. S. 112. u. f.), die man als ein Mu&#x017F;ter<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[63/0069] gica de vacuo ſpatio. Amſtel. 1672. fol. Lib. III. cap. 2. ſqq.). Die deutſchen Phyſiker behielten die erſte hoͤchſt einfache guerickiſche Luftpumpe bey, indeß man ſich in England der boyliſchen bediente. Johann Chriſtoph Sturms Luftpumpe (Collegium curioſum, Norimb. 1676. 4. Tentam. XIII. p. 100. ſqq.) iſt der guerickiſchen Taf. XIV. Fig. 12. gleich; nur iſt das Ventil H in den Stempel gebracht, der in dieſer Abſicht hohl iſt. Auch iſt die Stempelſtange hohl, und die Luft geht durch dieſelbe zu einer nicht weit vom Handgriffe LM befindlichen Oefnung ins Zimmer heraus. Einige betraͤchtliche Verbeſſerungen der boyliſchen Einrichtung machte der franzoͤſiſche Arzt Dionyſius Papin (Nouvelles experiences du Vuide. à Paris, 1674. 4. und noch mehr in A continuation of the new Digeſter of bones, Lond. 1687. 4. ſ. auch Acta Erud. Lipſ. 1687. menſ. Jun. p. 324. ſqq.). Er verwarf die Winde ebenfalls wegen der Langſamkeit der Zuͤge, und brachte dafuͤr an die Kolbenſtange einen Steigbuͤgel an, den man mit dem Fuße niedertrat. Statt des Hahns legte er ein Blaſenventil ans Ende des Communicationsrohrs, und bediente ſich zuerſt des Tellers, daher er ſich nicht mehr auf Kugeln einſchraͤnken durfte, ſondern cylindriſche und glockenaͤhnliche Gefaͤße aufſetzen konnte. Dies erleichterte die Anſtellung der Verſuche, und verſchafte ihm Mittel, die Koͤrper unter dem Recipienten ohne Einlaſſung der Luft zu bewegen. Nach dieſen Vorgaͤngern brachte der Profeſſor Wolferd Senguerd zu Leiden die ſo beruͤhmt gewordene ſenguerdiſche oder Luftpumpe mit dem ſchiefliegenden Cylinder zu Stande; welche er ſchon 1685 (Philoſophia naturalis, Lugd. Bat.) angegeben, aber nach ſeiner Nachricht (Rationis atque experientiae connubium. Ed. 3tia. Roterod. 1715.) erſt im Jahre 1697 mit Huͤlfe eines Kuͤnſtlers vollender hat. Sie iſt in Deutſchland durch Wolfs vortrefliche Beſchreibung (Nuͤtzliche Verſuche, Halle, 1721. 8. I. Theil. S. 112. u. f.), die man als ein Muſter

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/69
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/69>, abgerufen am 24.11.2024.