übers. im Hamburg. Magazin, XVI. Band, S. 476 u. f.) bemerkt, der Schall sey im Winter langsamer, und vollende einen Weg von 13 italiänischen Meilen um 4 Secunden später, als im Sommer. Die Versuche von Cassini, Maraldi und de la Caille sind mit großer Sorgfalt und auf einer Linie von 14636 Toisen angestellt, die sich von der Pyramide auf Montmartre bis zum Thurme von Mont-Lhery erstreckte. Man kan ihr Resultat, von 173 Toifen auf die Secunde, als das Richtigste unter allen ansehen. Es zeigte sich dabey auch, daß der schwächere Schall eben so schnell gieng, als der stärkere, daß die Geschwindigkeit beym Regenwetter und bey heiterm Himmel, auch bey Tag und Nacht einerley war, daß sie in allen Theilen des Wegs gleichförmig blieb, daß es einerley war, ob man die Mündung der knallenden Canone nach der einen oder der andern Seite richtete u. s. w. Wenn der Wind nach der Richtung des Schalles, oder derselben entgegen gieng, so mußte man die Geschwindigkeit des Windes noch zu der des Schalles hinzusetzen, oder davon abziehen.
Man kan sich dieser Bestimmungen bedienen, um die Entfernungen der Orte zu schätzen, in welchen Licht und Schall zugleich entsteht, wie beym Abfeuern der Gewehre, beym Blitz und Donner u. s. w. Dabey sieht man das Licht wegen seiner außerordentlichen Geschwindigkeit im Augenblicke der Entstehung selbst; den Schall aber hört man erst nach einer kleinen Zwischenzeit, welche der Schall zu Vollendung seines Wegs nöthig hat. Diese Zwischenzeit giebt die Entfernung des Orts, wenn man für jede Secunde etwa 180 Toisen, d. i, 1240 leipziger Fuß rechnet, s. Donner. Die Tiefe eines Brunnens aus der Zwischenzeit zu finden, binnen welcher man den Schall eines hineinfallenden Steins vernimmt, lehrt Newton(Arithmetica universalis, Probl. 50.).
So verschieden nun auch die Messungen der Geschwindigkeit des Schalles ausfallen, so geben sie doch alle weit mehr, als Newtons blos theoretische Bestimmung; nemlich fast 175 Toisen für die Secunde, da Newton kaum 150 findet. Die Ursache dieses Ueberschusses, der mehr als ein
uͤberſ. im Hamburg. Magazin, XVI. Band, S. 476 u. f.) bemerkt, der Schall ſey im Winter langſamer, und vollende einen Weg von 13 italiaͤniſchen Meilen um 4 Secunden ſpaͤter, als im Sommer. Die Verſuche von Caſſini, Maraldi und de la Caille ſind mit großer Sorgfalt und auf einer Linie von 14636 Toiſen angeſtellt, die ſich von der Pyramide auf Montmartre bis zum Thurme von Mont-Lhery erſtreckte. Man kan ihr Reſultat, von 173 Toifen auf die Secunde, als das Richtigſte unter allen anſehen. Es zeigte ſich dabey auch, daß der ſchwaͤchere Schall eben ſo ſchnell gieng, als der ſtaͤrkere, daß die Geſchwindigkeit beym Regenwetter und bey heiterm Himmel, auch bey Tag und Nacht einerley war, daß ſie in allen Theilen des Wegs gleichfoͤrmig blieb, daß es einerley war, ob man die Muͤndung der knallenden Canone nach der einen oder der andern Seite richtete u. ſ. w. Wenn der Wind nach der Richtung des Schalles, oder derſelben entgegen gieng, ſo mußte man die Geſchwindigkeit des Windes noch zu der des Schalles hinzuſetzen, oder davon abziehen.
Man kan ſich dieſer Beſtimmungen bedienen, um die Entfernungen der Orte zu ſchaͤtzen, in welchen Licht und Schall zugleich entſteht, wie beym Abfeuern der Gewehre, beym Blitz und Donner u. ſ. w. Dabey ſieht man das Licht wegen ſeiner außerordentlichen Geſchwindigkeit im Augenblicke der Entſtehung ſelbſt; den Schall aber hoͤrt man erſt nach einer kleinen Zwiſchenzeit, welche der Schall zu Vollendung ſeines Wegs noͤthig hat. Dieſe Zwiſchenzeit giebt die Entfernung des Orts, wenn man fuͤr jede Secunde etwa 180 Toiſen, d. i, 1240 leipziger Fuß rechnet, ſ. Donner. Die Tiefe eines Brunnens aus der Zwiſchenzeit zu finden, binnen welcher man den Schall eines hineinfallenden Steins vernimmt, lehrt Newton(Arithmetica univerſalis, Probl. 50.).
So verſchieden nun auch die Meſſungen der Geſchwindigkeit des Schalles ausfallen, ſo geben ſie doch alle weit mehr, als Newtons blos theoretiſche Beſtimmung; nemlich faſt 175 Toiſen fuͤr die Secunde, da Newton kaum 150 findet. Die Urſache dieſes Ueberſchuſſes, der mehr als ein
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0816"xml:id="P.3.810"n="810"/><lb/>
uͤberſ. im Hamburg. Magazin, <hirendition="#aq">XVI.</hi> Band, S. 476 u. f.) bemerkt, der Schall ſey im Winter langſamer, und vollende einen Weg von 13 italiaͤniſchen Meilen um 4 Secunden ſpaͤter, als im Sommer. Die Verſuche von <hirendition="#b">Caſſini, Maraldi</hi> und <hirendition="#b">de la Caille</hi>ſind mit großer Sorgfalt und auf einer Linie von 14636 Toiſen angeſtellt, die ſich von der Pyramide auf Montmartre bis zum Thurme von Mont-Lhery erſtreckte. Man kan ihr Reſultat, von 173 Toifen auf die Secunde, als das Richtigſte unter allen anſehen. Es zeigte ſich dabey auch, daß der ſchwaͤchere Schall eben ſo ſchnell gieng, als der ſtaͤrkere, daß die Geſchwindigkeit beym Regenwetter und bey heiterm Himmel, auch bey Tag und Nacht einerley war, daß ſie in allen Theilen des Wegs gleichfoͤrmig blieb, daß es einerley war, ob man die Muͤndung der knallenden Canone nach der einen oder der andern Seite richtete u. ſ. w. Wenn der Wind nach der Richtung des Schalles, oder derſelben entgegen gieng, ſo mußte man die Geſchwindigkeit des Windes noch zu der des Schalles hinzuſetzen, oder davon abziehen.</p><p>Man kan ſich dieſer Beſtimmungen bedienen, um die Entfernungen der Orte zu ſchaͤtzen, in welchen Licht und Schall zugleich entſteht, wie beym Abfeuern der Gewehre, beym Blitz und Donner u. ſ. w. Dabey ſieht man das Licht wegen ſeiner außerordentlichen Geſchwindigkeit im Augenblicke der Entſtehung ſelbſt; den Schall aber hoͤrt man erſt nach einer kleinen Zwiſchenzeit, welche der Schall zu Vollendung ſeines Wegs noͤthig hat. Dieſe Zwiſchenzeit giebt die Entfernung des Orts, wenn man fuͤr jede Secunde etwa 180 Toiſen, d. i, 1240 leipziger Fuß rechnet, ſ. <hirendition="#b">Donner.</hi> Die Tiefe eines Brunnens aus der Zwiſchenzeit zu finden, binnen welcher man den Schall eines hineinfallenden Steins vernimmt, lehrt <hirendition="#b">Newton</hi><hirendition="#aq">(Arithmetica univerſalis, Probl. 50.).</hi></p><p>So verſchieden nun auch die Meſſungen der Geſchwindigkeit des Schalles ausfallen, ſo geben ſie doch alle weit mehr, als <hirendition="#b">Newtons</hi> blos theoretiſche Beſtimmung; nemlich faſt 175 Toiſen fuͤr die Secunde, da Newton kaum 150 findet. Die Urſache dieſes Ueberſchuſſes, der mehr als ein<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[810/0816]
uͤberſ. im Hamburg. Magazin, XVI. Band, S. 476 u. f.) bemerkt, der Schall ſey im Winter langſamer, und vollende einen Weg von 13 italiaͤniſchen Meilen um 4 Secunden ſpaͤter, als im Sommer. Die Verſuche von Caſſini, Maraldi und de la Caille ſind mit großer Sorgfalt und auf einer Linie von 14636 Toiſen angeſtellt, die ſich von der Pyramide auf Montmartre bis zum Thurme von Mont-Lhery erſtreckte. Man kan ihr Reſultat, von 173 Toifen auf die Secunde, als das Richtigſte unter allen anſehen. Es zeigte ſich dabey auch, daß der ſchwaͤchere Schall eben ſo ſchnell gieng, als der ſtaͤrkere, daß die Geſchwindigkeit beym Regenwetter und bey heiterm Himmel, auch bey Tag und Nacht einerley war, daß ſie in allen Theilen des Wegs gleichfoͤrmig blieb, daß es einerley war, ob man die Muͤndung der knallenden Canone nach der einen oder der andern Seite richtete u. ſ. w. Wenn der Wind nach der Richtung des Schalles, oder derſelben entgegen gieng, ſo mußte man die Geſchwindigkeit des Windes noch zu der des Schalles hinzuſetzen, oder davon abziehen.
Man kan ſich dieſer Beſtimmungen bedienen, um die Entfernungen der Orte zu ſchaͤtzen, in welchen Licht und Schall zugleich entſteht, wie beym Abfeuern der Gewehre, beym Blitz und Donner u. ſ. w. Dabey ſieht man das Licht wegen ſeiner außerordentlichen Geſchwindigkeit im Augenblicke der Entſtehung ſelbſt; den Schall aber hoͤrt man erſt nach einer kleinen Zwiſchenzeit, welche der Schall zu Vollendung ſeines Wegs noͤthig hat. Dieſe Zwiſchenzeit giebt die Entfernung des Orts, wenn man fuͤr jede Secunde etwa 180 Toiſen, d. i, 1240 leipziger Fuß rechnet, ſ. Donner. Die Tiefe eines Brunnens aus der Zwiſchenzeit zu finden, binnen welcher man den Schall eines hineinfallenden Steins vernimmt, lehrt Newton (Arithmetica univerſalis, Probl. 50.).
So verſchieden nun auch die Meſſungen der Geſchwindigkeit des Schalles ausfallen, ſo geben ſie doch alle weit mehr, als Newtons blos theoretiſche Beſtimmung; nemlich faſt 175 Toiſen fuͤr die Secunde, da Newton kaum 150 findet. Die Urſache dieſes Ueberſchuſſes, der mehr als ein
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 810. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/816>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.