Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.
Alexander Wilson (On the solar spots, in den Philos. Trans. Vol. LXIV. P. I. p. 1.) giebt nach schön gezeichneten Beobachtungen die Sonnenflecken für konische Gruben in der Sonnenfläche, und die Nebel für den Abhang um den obern Theil der Grube aus. Nach seinen Beobachtungen zeigen die Flecken, wenn sie nahe an den Sonnenrand kommen, an der äußern Seite eine Dunkelheit, die sich allmählich in Licht verläuft, an der innern hingegen schneidet sich das Dunkle vom Hellen mit einer scharfen Linie ab. Vollkommen so müssen dunkle Gruben auf einer hellen Kugel erscheinen. Er hält demnach die Sonne für einen dunkeln Körper mit einem leuchtenden Ueberzuge; die Fläche des Körpers sey uneben, der Ueberzug trenne sich bisweilen, und lasse solche Tiefen leer, fließe aber endlich wieder darüber. Auch Herr Kratzenstein versichert, dieses grubenähnliche Ansehen der Flecken schon seit 1769 wahrgenommen zu haben (Acta litterar. univers. Hafniens. 1778. n. V.). Nach Herrn Schröters Beobachtungen (in Bode astronom. Jahrbuch sür 1792) hat die Sonne eine ihr eigenthümliche Atmosphäre, die einer auf das Klima sich beziehenden Verdickung und Erheiterung fähig ist. Einige dunkle Flecken sind atmosphärischen Ursprungs, einige können wirkliche Theile der Sonnenfläche seyn. Unter den Lichtadern oder Sonnenfackeln giebt es einige, welche Projectionen von Abhängen und Anhöhen sind, andere sind sich hebende Theile der Sonnenatmosphäre. Uebrigens pflichtet Herr S. der Meinung bey, daß die Sonne ursprünglich planetenartig sey, und blos eine Lichtatmosphäre oder Photosphäre um sich habe, von der sie ihren Glanz entlehne. Diese Lichtsphäre ist zunächst an der Sonne am dichtesten, durchdringt aber mit ihren feinsten Theilen einen beträchtlichen Raum des Sonnengebiets, und wird uns im Thierkreislichte sichtbar; nahe bey der Sonnenfläche vermischt sie sich mit dem Luftkreise der Sonne, woraus die mannigfaltigen
Alexander Wilſon (On the ſolar ſpots, in den Philoſ. Trans. Vol. LXIV. P. I. p. 1.) giebt nach ſchoͤn gezeichneten Beobachtungen die Sonnenflecken fuͤr koniſche Gruben in der Sonnenflaͤche, und die Nebel fuͤr den Abhang um den obern Theil der Grube aus. Nach ſeinen Beobachtungen zeigen die Flecken, wenn ſie nahe an den Sonnenrand kommen, an der aͤußern Seite eine Dunkelheit, die ſich allmaͤhlich in Licht verlaͤuft, an der innern hingegen ſchneidet ſich das Dunkle vom Hellen mit einer ſcharfen Linie ab. Vollkommen ſo muͤſſen dunkle Gruben auf einer hellen Kugel erſcheinen. Er haͤlt demnach die Sonne fuͤr einen dunkeln Koͤrper mit einem leuchtenden Ueberzuge; die Flaͤche des Koͤrpers ſey uneben, der Ueberzug trenne ſich bisweilen, und laſſe ſolche Tiefen leer, fließe aber endlich wieder daruͤber. Auch Herr Kratzenſtein verſichert, dieſes grubenaͤhnliche Anſehen der Flecken ſchon ſeit 1769 wahrgenommen zu haben (Acta litterar. univerſ. Hafnienſ. 1778. n. V.). Nach Herrn Schroͤters Beobachtungen (in Bode aſtronom. Jahrbuch ſuͤr 1792) hat die Sonne eine ihr eigenthuͤmliche Atmoſphaͤre, die einer auf das Klima ſich beziehenden Verdickung und Erheiterung faͤhig iſt. Einige dunkle Flecken ſind atmoſphaͤriſchen Urſprungs, einige koͤnnen wirkliche Theile der Sonnenflaͤche ſeyn. Unter den Lichtadern oder Sonnenfackeln giebt es einige, welche Projectionen von Abhaͤngen und Anhoͤhen ſind, andere ſind ſich hebende Theile der Sonnenatmoſphaͤre. Uebrigens pflichtet Herr S. der Meinung bey, daß die Sonne urſpruͤnglich planetenartig ſey, und blos eine Lichtatmoſphaͤre oder Photoſphaͤre um ſich habe, von der ſie ihren Glanz entlehne. Dieſe Lichtſphaͤre iſt zunaͤchſt an der Sonne am dichteſten, durchdringt aber mit ihren feinſten Theilen einen betraͤchtlichen Raum des Sonnengebiets, und wird uns im Thierkreislichte ſichtbar; nahe bey der Sonnenflaͤche vermiſcht ſie ſich mit dem Luftkreiſe der Sonne, woraus die mannigfaltigen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0107" xml:id="P.4.97" n="97"/><lb/> laͤßt. Hiedurch erklaͤrt Herr <hi rendition="#b">Bode</hi> die meiſten Erſcheinungen und Veraͤnderungen der Sonnenflecken ſehr wahrſcheinlich und ungezwungen.</p> <p><hi rendition="#b">Alexander Wilſon</hi> (<hi rendition="#aq">On the ſolar ſpots,</hi> in den <hi rendition="#aq">Philoſ. Trans. Vol. LXIV. P. I. p. 1.</hi>) giebt nach ſchoͤn gezeichneten Beobachtungen die Sonnenflecken fuͤr koniſche Gruben in der Sonnenflaͤche, und die Nebel fuͤr den Abhang um den obern Theil der Grube aus. Nach ſeinen Beobachtungen zeigen die Flecken, wenn ſie nahe an den Sonnenrand kommen, an der aͤußern Seite eine Dunkelheit, die ſich allmaͤhlich in Licht verlaͤuft, an der innern hingegen ſchneidet ſich das Dunkle vom Hellen mit einer ſcharfen Linie ab. Vollkommen ſo muͤſſen dunkle Gruben auf einer hellen Kugel erſcheinen. Er haͤlt demnach die Sonne fuͤr einen dunkeln Koͤrper mit einem leuchtenden Ueberzuge; die Flaͤche des Koͤrpers ſey uneben, der Ueberzug trenne ſich bisweilen, und laſſe ſolche Tiefen leer, fließe aber endlich wieder daruͤber. Auch Herr <hi rendition="#b">Kratzenſtein</hi> verſichert, dieſes grubenaͤhnliche Anſehen der Flecken ſchon ſeit 1769 wahrgenommen zu haben (<hi rendition="#aq">Acta litterar. univerſ. Hafnienſ. 1778. n. V.</hi>).</p> <p>Nach Herrn <hi rendition="#b">Schroͤters Beobachtungen</hi> (in <hi rendition="#b">Bode</hi> aſtronom. Jahrbuch ſuͤr 1792) hat die Sonne eine ihr eigenthuͤmliche Atmoſphaͤre, die einer auf das Klima ſich beziehenden Verdickung und Erheiterung faͤhig iſt. Einige dunkle Flecken ſind atmoſphaͤriſchen Urſprungs, einige koͤnnen wirkliche Theile der Sonnenflaͤche ſeyn. Unter den Lichtadern oder Sonnenfackeln giebt es einige, welche Projectionen von Abhaͤngen und Anhoͤhen ſind, andere ſind ſich hebende Theile der Sonnenatmoſphaͤre. Uebrigens pflichtet Herr S. der Meinung bey, daß die Sonne urſpruͤnglich planetenartig ſey, und blos eine Lichtatmoſphaͤre oder Photoſphaͤre um ſich habe, von der ſie ihren Glanz entlehne. Dieſe Lichtſphaͤre iſt zunaͤchſt an der Sonne am dichteſten, durchdringt aber mit ihren feinſten Theilen einen betraͤchtlichen Raum des Sonnengebiets, und wird uns im Thierkreislichte ſichtbar; nahe bey der Sonnenflaͤche vermiſcht ſie ſich mit dem Luftkreiſe der Sonne, woraus die mannigfaltigen<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [97/0107]
laͤßt. Hiedurch erklaͤrt Herr Bode die meiſten Erſcheinungen und Veraͤnderungen der Sonnenflecken ſehr wahrſcheinlich und ungezwungen.
Alexander Wilſon (On the ſolar ſpots, in den Philoſ. Trans. Vol. LXIV. P. I. p. 1.) giebt nach ſchoͤn gezeichneten Beobachtungen die Sonnenflecken fuͤr koniſche Gruben in der Sonnenflaͤche, und die Nebel fuͤr den Abhang um den obern Theil der Grube aus. Nach ſeinen Beobachtungen zeigen die Flecken, wenn ſie nahe an den Sonnenrand kommen, an der aͤußern Seite eine Dunkelheit, die ſich allmaͤhlich in Licht verlaͤuft, an der innern hingegen ſchneidet ſich das Dunkle vom Hellen mit einer ſcharfen Linie ab. Vollkommen ſo muͤſſen dunkle Gruben auf einer hellen Kugel erſcheinen. Er haͤlt demnach die Sonne fuͤr einen dunkeln Koͤrper mit einem leuchtenden Ueberzuge; die Flaͤche des Koͤrpers ſey uneben, der Ueberzug trenne ſich bisweilen, und laſſe ſolche Tiefen leer, fließe aber endlich wieder daruͤber. Auch Herr Kratzenſtein verſichert, dieſes grubenaͤhnliche Anſehen der Flecken ſchon ſeit 1769 wahrgenommen zu haben (Acta litterar. univerſ. Hafnienſ. 1778. n. V.).
Nach Herrn Schroͤters Beobachtungen (in Bode aſtronom. Jahrbuch ſuͤr 1792) hat die Sonne eine ihr eigenthuͤmliche Atmoſphaͤre, die einer auf das Klima ſich beziehenden Verdickung und Erheiterung faͤhig iſt. Einige dunkle Flecken ſind atmoſphaͤriſchen Urſprungs, einige koͤnnen wirkliche Theile der Sonnenflaͤche ſeyn. Unter den Lichtadern oder Sonnenfackeln giebt es einige, welche Projectionen von Abhaͤngen und Anhoͤhen ſind, andere ſind ſich hebende Theile der Sonnenatmoſphaͤre. Uebrigens pflichtet Herr S. der Meinung bey, daß die Sonne urſpruͤnglich planetenartig ſey, und blos eine Lichtatmoſphaͤre oder Photoſphaͤre um ſich habe, von der ſie ihren Glanz entlehne. Dieſe Lichtſphaͤre iſt zunaͤchſt an der Sonne am dichteſten, durchdringt aber mit ihren feinſten Theilen einen betraͤchtlichen Raum des Sonnengebiets, und wird uns im Thierkreislichte ſichtbar; nahe bey der Sonnenflaͤche vermiſcht ſie ſich mit dem Luftkreiſe der Sonne, woraus die mannigfaltigen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |