Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.
Euler (Nova theoria lucis et colorum, in Op. varii arg. Berol. 1746. 4. §. 108. ingl. Lettres a une princess. d'Allemagne. Mietau et Leips. 1770. 8. T. I. Lettr. 24. sqq.) sucht hieraus zu beweisen, daß erleuchtete dunkle Flächen nicht das auffallende Licht selbst zurücksenden, sondern durch neue in ihnen erregte Schwingungen chtbar werden, s. Licht. Er glaubt, wenn die Körper das Sonnenlicht zurückwürfen, so würde man nicht sie selbst, sondern auf ihnen das Bild der Sonne sehen müssen, und es würde unerklärlich bleiben, warum rothe Körper lauter rothes Licht nicht nur unter dem Reflexionswinkel znrückwerfen, sondern nach allen Seiten verbreiten, und nach allen Richtungen roth aussehen. Allein er scheint hiebey gar nicht an die Eigenschaften rauher Flächen gedacht zu haben. Jeder dunkle Körper ist doch nur in so fern selbst sichtbar, als seine Fläche rauh ist. Eine rauhe Fläche aber zeigt kein Bild, und reflectirt an jedem Theile nach unzählbaren verschiedenen Richtungen, eben darum, weil sie rauh ist. Also ist es natürlich, daß sie kein Sonnenbild zeigt, und daß sie das Licht, so sie zurückwirft (welches bey rothen Flächen nach Newtons Erklärung blos rothes Licht ist u. s. w.), nach allen möglichen Seiten und Richtungen verbreitet. Vollkommen glatte Flächen hingegen können gar keine eigne Farbe zeigen, und Spiegel von gefärbtem Glase färben die Bilder nur in so fern, als dabey das bunte Glas selbst sichtbar wird. Jede undurchsichtige feste Materie, die hart und fein genug ist, läßt sich poliren und zu einem Spiegel machen; auch wird sie wieder blos dunkler Körper, wenn man die Oberfläche rauh macht. Spiegel erfordern also keine eigne Materie, die anders auf das Licht wirkte, als sonst dunkle Körper überhaupt. Alles kömmt blos auf Undurchsichtigkeit und Glätte der Oberfläche an. Durchsichtige Materien werden nur dann Spiegel, wenn kein Licht von andern Gegenständen von hinten zu
Euler (Nova theoria lucis et colorum, in Op. varii arg. Berol. 1746. 4. §. 108. ingl. Lettres à une princeſſ. d'Allemagne. Mietau et Leipſ. 1770. 8. T. I. Lettr. 24. ſqq.) ſucht hieraus zu beweiſen, daß erleuchtete dunkle Flaͤchen nicht das auffallende Licht ſelbſt zuruͤckſenden, ſondern durch neue in ihnen erregte Schwingungen chtbar werden, ſ. Licht. Er glaubt, wenn die Koͤrper das Sonnenlicht zuruͤckwuͤrfen, ſo wuͤrde man nicht ſie ſelbſt, ſondern auf ihnen das Bild der Sonne ſehen muͤſſen, und es wuͤrde unerklaͤrlich bleiben, warum rothe Koͤrper lauter rothes Licht nicht nur unter dem Reflexionswinkel znruͤckwerfen, ſondern nach allen Seiten verbreiten, und nach allen Richtungen roth ausſehen. Allein er ſcheint hiebey gar nicht an die Eigenſchaften rauher Flaͤchen gedacht zu haben. Jeder dunkle Koͤrper iſt doch nur in ſo fern ſelbſt ſichtbar, als ſeine Flaͤche rauh iſt. Eine rauhe Flaͤche aber zeigt kein Bild, und reflectirt an jedem Theile nach unzaͤhlbaren verſchiedenen Richtungen, eben darum, weil ſie rauh iſt. Alſo iſt es natuͤrlich, daß ſie kein Sonnenbild zeigt, und daß ſie das Licht, ſo ſie zuruͤckwirft (welches bey rothen Flaͤchen nach Newtons Erklaͤrung blos rothes Licht iſt u. ſ. w.), nach allen moͤglichen Seiten und Richtungen verbreitet. Vollkommen glatte Flaͤchen hingegen koͤnnen gar keine eigne Farbe zeigen, und Spiegel von gefaͤrbtem Glaſe faͤrben die Bilder nur in ſo fern, als dabey das bunte Glas ſelbſt ſichtbar wird. Jede undurchſichtige feſte Materie, die hart und fein genug iſt, laͤßt ſich poliren und zu einem Spiegel machen; auch wird ſie wieder blos dunkler Koͤrper, wenn man die Oberflaͤche rauh macht. Spiegel erfordern alſo keine eigne Materie, die anders auf das Licht wirkte, als ſonſt dunkle Koͤrper uͤberhaupt. Alles koͤmmt blos auf Undurchſichtigkeit und Glaͤtte der Oberflaͤche an. Durchſichtige Materien werden nur dann Spiegel, wenn kein Licht von andern Gegenſtaͤnden von hinten zu <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0132" xml:id="P.4.122" n="122"/><lb/> als wenn es Wellen wirft, und die rauhen Theile der Mondflaͤche zeigen ſich heller, als die ebnen, <hi rendition="#b">ſ. Mondflecken.</hi></p> <p><hi rendition="#b">Euler</hi> (<hi rendition="#aq">Nova theoria lucis et colorum, in Op. varii arg. Berol. 1746. 4. §. 108.</hi> ingl. <hi rendition="#aq">Lettres à une princeſſ. d'Allemagne. Mietau et Leipſ. 1770. 8. T. I. Lettr. 24. ſqq.</hi>) ſucht hieraus zu beweiſen, daß erleuchtete dunkle Flaͤchen nicht das auffallende Licht ſelbſt zuruͤckſenden, ſondern durch neue in ihnen erregte Schwingungen chtbar werden, <hi rendition="#b">ſ. Licht.</hi> Er glaubt, wenn die Koͤrper das Sonnenlicht zuruͤckwuͤrfen, ſo wuͤrde man nicht ſie ſelbſt, ſondern auf ihnen das Bild der Sonne ſehen muͤſſen, und es wuͤrde unerklaͤrlich bleiben, warum rothe Koͤrper lauter rothes Licht nicht nur unter dem Reflexionswinkel znruͤckwerfen, ſondern nach allen Seiten verbreiten, und nach allen Richtungen roth ausſehen. Allein er ſcheint hiebey gar nicht an die Eigenſchaften rauher Flaͤchen gedacht zu haben. Jeder dunkle Koͤrper iſt doch nur in ſo fern ſelbſt ſichtbar, als ſeine Flaͤche rauh iſt. Eine rauhe Flaͤche aber zeigt kein Bild, und reflectirt an jedem Theile nach unzaͤhlbaren verſchiedenen Richtungen, eben darum, weil ſie rauh iſt. Alſo iſt es natuͤrlich, daß ſie kein Sonnenbild zeigt, und daß ſie das Licht, ſo ſie zuruͤckwirft (welches bey rothen Flaͤchen nach <hi rendition="#b">Newtons</hi> Erklaͤrung blos rothes Licht iſt u. ſ. w.), nach allen moͤglichen Seiten und Richtungen verbreitet. Vollkommen glatte Flaͤchen hingegen koͤnnen gar keine eigne Farbe zeigen, und Spiegel von gefaͤrbtem Glaſe faͤrben die Bilder nur in ſo fern, als dabey das bunte Glas ſelbſt ſichtbar wird.</p> <p>Jede undurchſichtige feſte Materie, die hart und fein genug iſt, laͤßt ſich poliren und zu einem Spiegel machen; auch wird ſie wieder blos dunkler Koͤrper, wenn man die Oberflaͤche rauh macht. Spiegel erfordern alſo keine eigne Materie, die anders auf das Licht wirkte, als ſonſt dunkle Koͤrper uͤberhaupt. Alles koͤmmt blos auf Undurchſichtigkeit und Glaͤtte der Oberflaͤche an.</p> <p>Durchſichtige Materien werden nur dann Spiegel, wenn kein Licht von andern Gegenſtaͤnden von hinten zu<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [122/0132]
als wenn es Wellen wirft, und die rauhen Theile der Mondflaͤche zeigen ſich heller, als die ebnen, ſ. Mondflecken.
Euler (Nova theoria lucis et colorum, in Op. varii arg. Berol. 1746. 4. §. 108. ingl. Lettres à une princeſſ. d'Allemagne. Mietau et Leipſ. 1770. 8. T. I. Lettr. 24. ſqq.) ſucht hieraus zu beweiſen, daß erleuchtete dunkle Flaͤchen nicht das auffallende Licht ſelbſt zuruͤckſenden, ſondern durch neue in ihnen erregte Schwingungen chtbar werden, ſ. Licht. Er glaubt, wenn die Koͤrper das Sonnenlicht zuruͤckwuͤrfen, ſo wuͤrde man nicht ſie ſelbſt, ſondern auf ihnen das Bild der Sonne ſehen muͤſſen, und es wuͤrde unerklaͤrlich bleiben, warum rothe Koͤrper lauter rothes Licht nicht nur unter dem Reflexionswinkel znruͤckwerfen, ſondern nach allen Seiten verbreiten, und nach allen Richtungen roth ausſehen. Allein er ſcheint hiebey gar nicht an die Eigenſchaften rauher Flaͤchen gedacht zu haben. Jeder dunkle Koͤrper iſt doch nur in ſo fern ſelbſt ſichtbar, als ſeine Flaͤche rauh iſt. Eine rauhe Flaͤche aber zeigt kein Bild, und reflectirt an jedem Theile nach unzaͤhlbaren verſchiedenen Richtungen, eben darum, weil ſie rauh iſt. Alſo iſt es natuͤrlich, daß ſie kein Sonnenbild zeigt, und daß ſie das Licht, ſo ſie zuruͤckwirft (welches bey rothen Flaͤchen nach Newtons Erklaͤrung blos rothes Licht iſt u. ſ. w.), nach allen moͤglichen Seiten und Richtungen verbreitet. Vollkommen glatte Flaͤchen hingegen koͤnnen gar keine eigne Farbe zeigen, und Spiegel von gefaͤrbtem Glaſe faͤrben die Bilder nur in ſo fern, als dabey das bunte Glas ſelbſt ſichtbar wird.
Jede undurchſichtige feſte Materie, die hart und fein genug iſt, laͤßt ſich poliren und zu einem Spiegel machen; auch wird ſie wieder blos dunkler Koͤrper, wenn man die Oberflaͤche rauh macht. Spiegel erfordern alſo keine eigne Materie, die anders auf das Licht wirkte, als ſonſt dunkle Koͤrper uͤberhaupt. Alles koͤmmt blos auf Undurchſichtigkeit und Glaͤtte der Oberflaͤche an.
Durchſichtige Materien werden nur dann Spiegel, wenn kein Licht von andern Gegenſtaͤnden von hinten zu
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