die Summe ihrer lebendigen Kräfte ungeändert, und weil sich dies in mehrern Fällen so befindet, so folgerte Bernoulli daraus das Naturgesetz: In der Körperwelt werde immer eine gleiche Summe lebendiger Kräfte erhalten, oder es gehe keine lebendige Kraft verlohren. Die Induction ist aber nicht vollständig; denn beym Stoße weicher unelastischer Massen findet dieses Gesetz nicht statt. Auch hat man keine Ursache, ein solches eignes Wesen in den bewegten Körpern anzunehmen, s. Kraft, lebendige: und das MC ist nichts weiter, als ein bequemer Ausdruck, der darum noch nichts wirklich Vorhandenes zu bezeichnen braucht; von gleicher Art mit den Momenten, s. Moment. Aus einer solchen symbolischen Erhaltung folgt noch nicht die physische Erhaltung eines reellen Wesens; sonst könnte man darthun, daß die Natur Kräfte erhalte, die gar nicht vorhanden sind (s. Lambert Beytr. zum Gebrauch der Mathem. II. Th. S. 572.).
11.) Wenn sich die Massen M und m mit den Geschwindigkeiten C und c bewegen, so geht ihr gemeinschaftlicher Schwerpunkt mit der Geschwindigkeit (MC+mc/M+m) = x fort. Nach dem Stoße erhalten sie die Geschwindigkeiten V und v, wofür nach Num. 9. MV+mv=MC +mc ist. Dies giebt, mit M+m dividirt, die Geschwindigkeit des Schwerpunkts nach dem Stoße auch=x, völlig so groß und in eben der Richtung, wie sie vor dem Stoße war. Der Zustand des Schwerpunkts wird durch den Stoß nicht geändert, und wenn man sich die Massen M+m in ihm vereinigt gedenkt, so ist die Größe der Bewegung des Schwerpunkrs vor und nach dem Stoße einerley, beydemal=(M+m) x. So haben einige Cartesianer den Satz ihres Lehrers Num. 9. zu vertheidigen gesucht. Johann Bernoulli (Discours sur le mouvement Chap. IV. §. 8. Oper. T. III. p. 32.) nennt den Ausdruck (M+m) xGröße der Richtung (quantite de direction); schicklicher hieße er Größe der Bewegung des Schwerpunkts, oder algebraische Summe
die Summe ihrer lebendigen Kraͤfte ungeaͤndert, und weil ſich dies in mehrern Faͤllen ſo befindet, ſo folgerte Bernoulli daraus das Naturgeſetz: In der Koͤrperwelt werde immer eine gleiche Summe lebendiger Kraͤfte erhalten, oder es gehe keine lebendige Kraft verlohren. Die Induction iſt aber nicht vollſtaͤndig; denn beym Stoße weicher unelaſtiſcher Maſſen findet dieſes Geſetz nicht ſtatt. Auch hat man keine Urſache, ein ſolches eignes Weſen in den bewegten Koͤrpern anzunehmen, ſ. Kraft, lebendige: und das MC iſt nichts weiter, als ein bequemer Ausdruck, der darum noch nichts wirklich Vorhandenes zu bezeichnen braucht; von gleicher Art mit den Momenten, ſ. Moment. Aus einer ſolchen ſymboliſchen Erhaltung folgt noch nicht die phyſiſche Erhaltung eines reellen Weſens; ſonſt koͤnnte man darthun, daß die Natur Kraͤfte erhalte, die gar nicht vorhanden ſind (ſ. Lambert Beytr. zum Gebrauch der Mathem. II. Th. S. 572.).
11.) Wenn ſich die Maſſen M und m mit den Geſchwindigkeiten C und c bewegen, ſo geht ihr gemeinſchaftlicher Schwerpunkt mit der Geſchwindigkeit (MC+mc/M+m) = x fort. Nach dem Stoße erhalten ſie die Geſchwindigkeiten V und v, wofuͤr nach Num. 9. MV+mv=MC +mc iſt. Dies giebt, mit M+m dividirt, die Geſchwindigkeit des Schwerpunkts nach dem Stoße auch=x, voͤllig ſo groß und in eben der Richtung, wie ſie vor dem Stoße war. Der Zuſtand des Schwerpunkts wird durch den Stoß nicht geaͤndert, und wenn man ſich die Maſſen M+m in ihm vereinigt gedenkt, ſo iſt die Groͤße der Bewegung des Schwerpunkrs vor und nach dem Stoße einerley, beydemal=(M+m) x. So haben einige Carteſianer den Satz ihres Lehrers Num. 9. zu vertheidigen geſucht. Johann Bernoulli (Diſcours ſur le mouvement Chap. IV. §. 8. Oper. T. III. p. 32.) nennt den Ausdruck (M+m) xGroͤße der Richtung (quantité de direction); ſchicklicher hieße er Groͤße der Bewegung des Schwerpunkts, oder algebraiſche Summe
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die Summe ihrer lebendigen Kraͤfte ungeaͤndert, und weil ſich dies in mehrern Faͤllen ſo befindet, ſo folgerte Bernoulli daraus das Naturgeſetz: In der Koͤrperwelt werde immer eine gleiche Summe lebendiger Kraͤfte erhalten, oder es gehe keine lebendige Kraft verlohren. Die Induction iſt aber nicht vollſtaͤndig; denn beym Stoße weicher unelaſtiſcher Maſſen findet dieſes Geſetz nicht ſtatt. Auch hat man keine Urſache, ein ſolches eignes Weſen in den bewegten Koͤrpern anzunehmen, ſ. Kraft, lebendige: und das MC iſt nichts weiter, als ein bequemer Ausdruck, der darum noch nichts wirklich Vorhandenes zu bezeichnen braucht; von gleicher Art mit den Momenten, ſ. Moment. Aus einer ſolchen ſymboliſchen Erhaltung folgt noch nicht die phyſiſche Erhaltung eines reellen Weſens; ſonſt koͤnnte man darthun, daß die Natur Kraͤfte erhalte, die gar nicht vorhanden ſind (ſ. Lambert Beytr. zum Gebrauch der Mathem. II. Th. S. 572.).
11.) Wenn ſich die Maſſen M und m mit den Geſchwindigkeiten C und c bewegen, ſo geht ihr gemeinſchaftlicher Schwerpunkt mit der Geſchwindigkeit (MC+mc/M+m) = x fort. Nach dem Stoße erhalten ſie die Geſchwindigkeiten V und v, wofuͤr nach Num. 9. MV+mv=MC +mc iſt. Dies giebt, mit M+m dividirt, die Geſchwindigkeit des Schwerpunkts nach dem Stoße auch=x, voͤllig ſo groß und in eben der Richtung, wie ſie vor dem Stoße war. Der Zuſtand des Schwerpunkts wird durch den Stoß nicht geaͤndert, und wenn man ſich die Maſſen M+m in ihm vereinigt gedenkt, ſo iſt die Groͤße der Bewegung des Schwerpunkrs vor und nach dem Stoße einerley, beydemal=(M+m) x. So haben einige Carteſianer den Satz ihres Lehrers Num. 9. zu vertheidigen geſucht. Johann Bernoulli (Diſcours ſur le mouvement Chap. IV. §. 8. Oper. T. III. p. 32.) nennt den Ausdruck (M+m) x Groͤße der Richtung (quantité de direction); ſchicklicher hieße er Groͤße der Bewegung des Schwerpunkts, oder algebraiſche Summe
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/236>, abgerufen am 21.11.2024.
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