Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.
Die englischen Naturforscher erhielten die ersten Turmaline aus Holland durch die Besorgung des Herrn Heberden. Wilson (Philos. Trans. Vol. LI. P. I. p. 308.) sand durch seine Versuche eben die Resultate, wie Aepinus; nur wegen des bey 7. angeführten widersprach er dem letztern, und behauptete, ein auf beyden Seiten ungleich erhitzter Turmalin zeige allezeit an beyden diejenige Elektricität, welche der stärker erhitzten Seite zugehöre. Auch ist das bey 2. von der Lage der Pole, und das bey 10. angeführte ganz Wilsons Entdeckung. Canton (Philos. Trans. Vol. LII. P. II. p. 443.) gab endlich den Gesetzen 3. 4. 5. ihre richtige und feste Bestimmung, indem er zuerst die hiebey so wichtige Entdeckung machte, daß dieser Stein die elektrischen Erscheinungen nicht in so fern zeigt, als er heiß oder kalt ist, sondern in so fern, als sich seine Wärme oder Kälte ändert. Noch eine Anzahl verschiedener Versuche mit Turmalinen finden sich beym Priestley (Geschichte der Elektricität der deutsch. Uebers. S. 456. u. f.), Wilke (schwed. Abhdl. a. a. O.), Bergmann (Comm. de indole electrica Turmalini, in Phil. Trans. Vol. LVI. p. 236. u. schwed. Abhdl. B. XXVIII.). Canton und Wilke haben auch Licht dabey gesehen; der Letztere brachte sogar knisternde Funken hervor. Eine elektrisirte Glasröhre zieht den Stein an, stößt ihn aber nicht wieder ab. Das Glas theilt ihm keine Elektrictät mit, nimmt aber auch von ihm keine an. Zween elektrisirte Turmaline ziehen einander an, und bleiben mit den entgegengesetzten Seiten an einander hängen. In diesem Zustande werden beyde vereinigt von einem elektrisirten Glase angezogen, und darauf wieder abgestoßen; beyde Turmaline aber bleiben an einander. Alles dieses ist den Gesetzen der elektrischen Wirkungskreise vollkommen gemäß. Durch einen Schlag oder Stoß lassen sich die Elektricicitäten beyder Seiten nicht vereinigen. Die Erscheinungen hören zwar auf, so lange beyde Belegungen durch Leiter verbunden
Die engliſchen Naturforſcher erhielten die erſten Turmaline aus Holland durch die Beſorgung des Herrn Heberden. Wilſon (Philoſ. Trans. Vol. LI. P. I. p. 308.) ſand durch ſeine Verſuche eben die Reſultate, wie Aepinus; nur wegen des bey 7. angefuͤhrten widerſprach er dem letztern, und behauptete, ein auf beyden Seiten ungleich erhitzter Turmalin zeige allezeit an beyden diejenige Elektricitaͤt, welche der ſtaͤrker erhitzten Seite zugehoͤre. Auch iſt das bey 2. von der Lage der Pole, und das bey 10. angefuͤhrte ganz Wilſons Entdeckung. Canton (Philoſ. Trans. Vol. LII. P. II. p. 443.) gab endlich den Geſetzen 3. 4. 5. ihre richtige und feſte Beſtimmung, indem er zuerſt die hiebey ſo wichtige Entdeckung machte, daß dieſer Stein die elektriſchen Erſcheinungen nicht in ſo fern zeigt, als er heiß oder kalt iſt, ſondern in ſo fern, als ſich ſeine Waͤrme oder Kaͤlte aͤndert. Noch eine Anzahl verſchiedener Verſuche mit Turmalinen finden ſich beym Prieſtley (Geſchichte der Elektricitaͤt der deutſch. Ueberſ. S. 456. u. f.), Wilke (ſchwed. Abhdl. a. a. O.), Bergmann (Comm. de indole electrica Turmalini, in Phil. Trans. Vol. LVI. p. 236. u. ſchwed. Abhdl. B. XXVIII.). Canton und Wilke haben auch Licht dabey geſehen; der Letztere brachte ſogar kniſternde Funken hervor. Eine elektriſirte Glasroͤhre zieht den Stein an, ſtoͤßt ihn aber nicht wieder ab. Das Glas theilt ihm keine Elektrictaͤt mit, nimmt aber auch von ihm keine an. Zween elektriſirte Turmaline ziehen einander an, und bleiben mit den entgegengeſetzten Seiten an einander haͤngen. In dieſem Zuſtande werden beyde vereinigt von einem elektriſirten Glaſe angezogen, und darauf wieder abgeſtoßen; beyde Turmaline aber bleiben an einander. Alles dieſes iſt den Geſetzen der elektriſchen Wirkungskreiſe vollkommen gemaͤß. Durch einen Schlag oder Stoß laſſen ſich die Elektricicitaͤten beyder Seiten nicht vereinigen. Die Erſcheinungen hoͤren zwar auf, ſo lange beyde Belegungen durch Leiter verbunden <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><hi rendition="#b"><pb facs="#f0414" xml:id="P.4.404" n="404"/><lb/> ſchenbroek</hi> (<hi rendition="#aq">Introd. ad phil. nat. To. I. §. 895.</hi>) mittheilt.</p> <p>Die engliſchen Naturforſcher erhielten die erſten Turmaline aus Holland durch die Beſorgung des Herrn <hi rendition="#b">Heberden. Wilſon</hi> (<hi rendition="#aq">Philoſ. Trans. Vol. LI. P. I. p. 308.</hi>) ſand durch ſeine Verſuche eben die Reſultate, wie Aepinus; nur wegen des bey 7. angefuͤhrten widerſprach er dem letztern, und behauptete, ein auf beyden Seiten ungleich erhitzter Turmalin zeige allezeit an beyden diejenige Elektricitaͤt, welche der ſtaͤrker erhitzten Seite zugehoͤre. Auch iſt das bey 2. von der Lage der Pole, und das bey 10. angefuͤhrte ganz <hi rendition="#b">Wilſons</hi> Entdeckung. <hi rendition="#b">Canton</hi> (<hi rendition="#aq">Philoſ. Trans. Vol. LII. P. II. p. 443.</hi>) gab endlich den Geſetzen 3. 4. 5. ihre richtige und feſte Beſtimmung, indem er zuerſt die hiebey ſo wichtige Entdeckung machte, daß dieſer Stein die elektriſchen Erſcheinungen nicht in ſo fern zeigt, als er heiß oder kalt iſt, ſondern in ſo fern, als ſich ſeine Waͤrme oder Kaͤlte aͤndert.</p> <p>Noch eine Anzahl verſchiedener Verſuche mit Turmalinen finden ſich beym <hi rendition="#b">Prieſtley</hi> (Geſchichte der Elektricitaͤt der deutſch. Ueberſ. S. 456. u. f.), <hi rendition="#b">Wilke</hi> (ſchwed. Abhdl. a. a. O.), <hi rendition="#b">Bergmann</hi> (<hi rendition="#aq">Comm. de indole electrica Turmalini, in Phil. Trans. Vol. LVI. p. 236.</hi> u. ſchwed. Abhdl. B. <hi rendition="#aq">XXVIII.</hi>). <hi rendition="#b">Canton</hi> und <hi rendition="#b">Wilke</hi> haben auch Licht dabey geſehen; der Letztere brachte ſogar kniſternde Funken hervor. Eine elektriſirte Glasroͤhre zieht den Stein an, ſtoͤßt ihn aber nicht wieder ab. Das Glas theilt ihm keine Elektrictaͤt mit, nimmt aber auch von ihm keine an. Zween elektriſirte Turmaline ziehen einander an, und bleiben mit den entgegengeſetzten Seiten an einander haͤngen. In dieſem Zuſtande werden beyde vereinigt von einem elektriſirten Glaſe angezogen, und darauf wieder abgeſtoßen; beyde Turmaline aber bleiben an einander. Alles dieſes iſt den Geſetzen der elektriſchen Wirkungskreiſe vollkommen gemaͤß.</p> <p>Durch einen Schlag oder Stoß laſſen ſich die Elektricicitaͤten beyder Seiten nicht vereinigen. Die Erſcheinungen hoͤren zwar auf, ſo lange beyde Belegungen durch Leiter verbunden<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [404/0414]
ſchenbroek (Introd. ad phil. nat. To. I. §. 895.) mittheilt.
Die engliſchen Naturforſcher erhielten die erſten Turmaline aus Holland durch die Beſorgung des Herrn Heberden. Wilſon (Philoſ. Trans. Vol. LI. P. I. p. 308.) ſand durch ſeine Verſuche eben die Reſultate, wie Aepinus; nur wegen des bey 7. angefuͤhrten widerſprach er dem letztern, und behauptete, ein auf beyden Seiten ungleich erhitzter Turmalin zeige allezeit an beyden diejenige Elektricitaͤt, welche der ſtaͤrker erhitzten Seite zugehoͤre. Auch iſt das bey 2. von der Lage der Pole, und das bey 10. angefuͤhrte ganz Wilſons Entdeckung. Canton (Philoſ. Trans. Vol. LII. P. II. p. 443.) gab endlich den Geſetzen 3. 4. 5. ihre richtige und feſte Beſtimmung, indem er zuerſt die hiebey ſo wichtige Entdeckung machte, daß dieſer Stein die elektriſchen Erſcheinungen nicht in ſo fern zeigt, als er heiß oder kalt iſt, ſondern in ſo fern, als ſich ſeine Waͤrme oder Kaͤlte aͤndert.
Noch eine Anzahl verſchiedener Verſuche mit Turmalinen finden ſich beym Prieſtley (Geſchichte der Elektricitaͤt der deutſch. Ueberſ. S. 456. u. f.), Wilke (ſchwed. Abhdl. a. a. O.), Bergmann (Comm. de indole electrica Turmalini, in Phil. Trans. Vol. LVI. p. 236. u. ſchwed. Abhdl. B. XXVIII.). Canton und Wilke haben auch Licht dabey geſehen; der Letztere brachte ſogar kniſternde Funken hervor. Eine elektriſirte Glasroͤhre zieht den Stein an, ſtoͤßt ihn aber nicht wieder ab. Das Glas theilt ihm keine Elektrictaͤt mit, nimmt aber auch von ihm keine an. Zween elektriſirte Turmaline ziehen einander an, und bleiben mit den entgegengeſetzten Seiten an einander haͤngen. In dieſem Zuſtande werden beyde vereinigt von einem elektriſirten Glaſe angezogen, und darauf wieder abgeſtoßen; beyde Turmaline aber bleiben an einander. Alles dieſes iſt den Geſetzen der elektriſchen Wirkungskreiſe vollkommen gemaͤß.
Durch einen Schlag oder Stoß laſſen ſich die Elektricicitaͤten beyder Seiten nicht vereinigen. Die Erſcheinungen hoͤren zwar auf, ſo lange beyde Belegungen durch Leiter verbunden
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |