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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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Art in der Menge des Eises, welche die den Körpern entzogne Wärme zu schmelzen vermag.

Zwar hatte schon vorher Herr Wilke (Neue schwed. Abhandl. II. B. 1781.) eben diesen Gedanken geäußert; aber die Schwierigkeit, das vom Schnee abgeschmolzene Wasser genau zu messen, die beträchtliche Zeit, welche dergleichen Versuche erfordern, und die beständige Mittheilung von äußerer Wärme, welche der Schnee durch die Luft und die umgebenden Körper erhält, hatten ihn bewogen, wieder zu der Methode der Mengungen zurückzukehren.

Lavoisier und de la Place fanden Mittel, einem großen Theile dieser Schwierigkeiten abzuhelfen. Man stelle sich vor, der zu untersuchende Körper liege in einer hohlen Eiskugel, und die Temperatur der äußern Luft sey nur nicht unter Null; so wird die Eiskugel, welche man von beliebiger Dicke annehmen kan, keine Wärme von der äußern Luft durchleiten; indem alle ihr von außen mitgetheilte Wärme verwendet wird, um die äußern Lagen des Eises zu schmelzen. So ist also der zu untersuchende Körper den Einwirkungen der umgebenden Luft ganz entzogen. Man braucht also nur noch das von außen abgeschmolzene Wasser von dem, das aus dem Innern der Kugel kömmt, genau abzusondern, so wird das letztere, welches durch die dem Körper entzogne fühlbare Wärme geschmolzen ist, einen der Menge dieser Wärme stets proportionalen Ausdruck geben.

Zween Massen a und b, von den Temperaturen m und n, werden, eine nach der andern, in die Eiskugel gebracht, und so lang darinn gelassen, bis sie auf o erkaltet sind. Sie schmelzen dabey die Mengen Eis A und B. Man fragt, wie sich ihre specifischen Wärmen a und b (d. i. die Mengen, welche sie bey gleichen Massen und gleichen Temperaturen während der Erkältung geschmolzen haben würden) verhalten


Art in der Menge des Eiſes, welche die den Koͤrpern entzogne Waͤrme zu ſchmelzen vermag.

Zwar hatte ſchon vorher Herr Wilke (Neue ſchwed. Abhandl. II. B. 1781.) eben dieſen Gedanken geaͤußert; aber die Schwierigkeit, das vom Schnee abgeſchmolzene Waſſer genau zu meſſen, die betraͤchtliche Zeit, welche dergleichen Verſuche erfordern, und die beſtaͤndige Mittheilung von aͤußerer Waͤrme, welche der Schnee durch die Luft und die umgebenden Koͤrper erhaͤlt, hatten ihn bewogen, wieder zu der Methode der Mengungen zuruͤckzukehren.

Lavoiſier und de la Place fanden Mittel, einem großen Theile dieſer Schwierigkeiten abzuhelfen. Man ſtelle ſich vor, der zu unterſuchende Koͤrper liege in einer hohlen Eiskugel, und die Temperatur der aͤußern Luft ſey nur nicht unter Null; ſo wird die Eiskugel, welche man von beliebiger Dicke annehmen kan, keine Waͤrme von der aͤußern Luft durchleiten; indem alle ihr von außen mitgetheilte Waͤrme verwendet wird, um die aͤußern Lagen des Eiſes zu ſchmelzen. So iſt alſo der zu unterſuchende Koͤrper den Einwirkungen der umgebenden Luft ganz entzogen. Man braucht alſo nur noch das von außen abgeſchmolzene Waſſer von dem, das aus dem Innern der Kugel koͤmmt, genau abzuſondern, ſo wird das letztere, welches durch die dem Koͤrper entzogne fuͤhlbare Waͤrme geſchmolzen iſt, einen der Menge dieſer Waͤrme ſtets proportionalen Ausdruck geben.

Zween Maſſen a und b, von den Temperaturen m und n, werden, eine nach der andern, in die Eiskugel gebracht, und ſo lang darinn gelaſſen, bis ſie auf o erkaltet ſind. Sie ſchmelzen dabey die Mengen Eis A und B. Man fragt, wie ſich ihre ſpecifiſchen Waͤrmen α und β (d. i. die Mengen, welche ſie bey gleichen Maſſen und gleichen Temperaturen waͤhrend der Erkaͤltung geſchmolzen haben wuͤrden) verhalten

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[598/0608] Art in der Menge des Eiſes, welche die den Koͤrpern entzogne Waͤrme zu ſchmelzen vermag. Zwar hatte ſchon vorher Herr Wilke (Neue ſchwed. Abhandl. II. B. 1781.) eben dieſen Gedanken geaͤußert; aber die Schwierigkeit, das vom Schnee abgeſchmolzene Waſſer genau zu meſſen, die betraͤchtliche Zeit, welche dergleichen Verſuche erfordern, und die beſtaͤndige Mittheilung von aͤußerer Waͤrme, welche der Schnee durch die Luft und die umgebenden Koͤrper erhaͤlt, hatten ihn bewogen, wieder zu der Methode der Mengungen zuruͤckzukehren. Lavoiſier und de la Place fanden Mittel, einem großen Theile dieſer Schwierigkeiten abzuhelfen. Man ſtelle ſich vor, der zu unterſuchende Koͤrper liege in einer hohlen Eiskugel, und die Temperatur der aͤußern Luft ſey nur nicht unter Null; ſo wird die Eiskugel, welche man von beliebiger Dicke annehmen kan, keine Waͤrme von der aͤußern Luft durchleiten; indem alle ihr von außen mitgetheilte Waͤrme verwendet wird, um die aͤußern Lagen des Eiſes zu ſchmelzen. So iſt alſo der zu unterſuchende Koͤrper den Einwirkungen der umgebenden Luft ganz entzogen. Man braucht alſo nur noch das von außen abgeſchmolzene Waſſer von dem, das aus dem Innern der Kugel koͤmmt, genau abzuſondern, ſo wird das letztere, welches durch die dem Koͤrper entzogne fuͤhlbare Waͤrme geſchmolzen iſt, einen der Menge dieſer Waͤrme ſtets proportionalen Ausdruck geben. Zween Maſſen a und b, von den Temperaturen m und n, werden, eine nach der andern, in die Eiskugel gebracht, und ſo lang darinn gelaſſen, bis ſie auf o erkaltet ſind. Sie ſchmelzen dabey die Mengen Eis A und B. Man fragt, wie ſich ihre ſpecifiſchen Waͤrmen α und β (d. i. die Mengen, welche ſie bey gleichen Maſſen und gleichen Temperaturen waͤhrend der Erkaͤltung geſchmolzen haben wuͤrden) verhalten

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 598. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/608>, abgerufen am 22.11.2024.