Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.
Ueberdies fand Chazelles (du Hamel Hist. Acad. reg. p. 420. ingl. Eloge de M. de Chazelles, in Mem. de l'acad. des sc. 1710.) die größte egyptische Pyramide, die er 1693 untersuchte, mit ihren vier Seiten genau nach den vier Hauptgegenden gerichtet. De la Caille (Mem. de l'acad. 1761. p. 160.) meldet aus Chazelles Handschriften, daß die Untersuchung mit einem Compasse geschehen sey, dessen Nadel vier Zoll lang gewesen, und den er an die Seiten der Pyramide angehalten habe. Da man eine solche Uebereinstimmung nicht als Zufall ansehen kan, so muß man annehmen, die Lage der Weltgegenden sey von den Urhebern der Pyramide gesucht worden, und seit dieser Zeit unverändert geblieben. Doch würde Herr Witte, der die Pyramiden für vulkanische Producte hält, diese Schlüsse nicht zugeben. Wie aber dem auch sey, so hat man keinen Grund, die Lage der Weltgegenden für veränderlich anzunehmen, und es ist vielmehr die Stellung der Weltpole gegen den Horizont überall als unveränderlich anzusehen. Weltkugel, s. Himmelskugel, Sphäre. Weltpole, Pole des Himmels, Pole des Aequators oder der täglichen Umdrehung, Poli mundi, Poli caelestes, Poli aequatoris, Poles du monde, Poles de la sphere, Poles de l'equateur. Die beyden Punkte der Himmelskugel P und S, Taf. VIII. Fig. 2. welche bey der scheinbaren täglichen Umdrehung unbewegt zu bleiben scheinen -- die Endpunkte der Weltaxe PS. Sie correspondiren mit den Polen der Erde p und s, d. i. sie liegen am Himmel gegen das Zenith eines jeden Ortes so, wie die Pole auf der Erdfläche gegen den Ort selbst liegen. Sie sind zugleich die Pole des Aequators und aller mit selbigem parallelen Tagkreise.
Ueberdies fand Chazelles (du Hamel Hiſt. Acad. reg. p. 420. ingl. Eloge de M. de Chazelles, in Mém. de l'acad. des ſc. 1710.) die groͤßte egyptiſche Pyramide, die er 1693 unterſuchte, mit ihren vier Seiten genau nach den vier Hauptgegenden gerichtet. De la Caille (Mém. de l'acad. 1761. p. 160.) meldet aus Chazelles Handſchriften, daß die Unterſuchung mit einem Compaſſe geſchehen ſey, deſſen Nadel vier Zoll lang geweſen, und den er an die Seiten der Pyramide angehalten habe. Da man eine ſolche Uebereinſtimmung nicht als Zufall anſehen kan, ſo muß man annehmen, die Lage der Weltgegenden ſey von den Urhebern der Pyramide geſucht worden, und ſeit dieſer Zeit unveraͤndert geblieben. Doch wuͤrde Herr Witte, der die Pyramiden fuͤr vulkaniſche Producte haͤlt, dieſe Schluͤſſe nicht zugeben. Wie aber dem auch ſey, ſo hat man keinen Grund, die Lage der Weltgegenden fuͤr veraͤnderlich anzunehmen, und es iſt vielmehr die Stellung der Weltpole gegen den Horizont uͤberall als unveraͤnderlich anzuſehen. Weltkugel, ſ. Himmelskugel, Sphaͤre. Weltpole, Pole des Himmels, Pole des Aequators oder der taͤglichen Umdrehung, Poli mundi, Poli caeleſtes, Poli aequatoris, Poles du monde, Poles de la ſphère, Poles de l'équateur. Die beyden Punkte der Himmelskugel P und S, Taf. VIII. Fig. 2. welche bey der ſcheinbaren taͤglichen Umdrehung unbewegt zu bleiben ſcheinen — die Endpunkte der Weltaxe PS. Sie correſpondiren mit den Polen der Erde p und s, d. i. ſie liegen am Himmel gegen das Zenith eines jeden Ortes ſo, wie die Pole auf der Erdflaͤche gegen den Ort ſelbſt liegen. Sie ſind zugleich die Pole des Aequators und aller mit ſelbigem parallelen Tagkreiſe. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><hi rendition="#aq"><pb facs="#f0710" xml:id="P.4.700" n="700"/><lb/> gnomone Bononienſi</hi>) aufs neue unveraͤndert richtig gezeigt. Bey den ſorgfaͤltigen und lange Zeit fortgeſetzten Beſtimmungen der Mittagslinie der pariſer Sternwarte hat man auch keine Spur einer ſolchen Veraͤnderung wahrgenommen.</p> <p>Ueberdies fand <hi rendition="#b">Chazelles</hi> (<hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">du Hamel</hi> Hiſt. Acad. reg. p. 420.</hi> ingl. <hi rendition="#aq">Eloge de M. <hi rendition="#i">de Chazelles,</hi> in Mém. de l'acad. des ſc. 1710.</hi>) die groͤßte egyptiſche Pyramide, die er 1693 unterſuchte, mit ihren vier Seiten genau nach den vier Hauptgegenden gerichtet. <hi rendition="#b">De la Caille</hi> (<hi rendition="#aq">Mém. de l'acad. 1761. p. 160.</hi>) meldet aus Chazelles Handſchriften, daß die Unterſuchung mit einem Compaſſe geſchehen ſey, deſſen Nadel vier Zoll lang geweſen, und den er an die Seiten der Pyramide angehalten habe. Da man eine ſolche Uebereinſtimmung nicht als Zufall anſehen kan, ſo muß man annehmen, die Lage der Weltgegenden ſey von den Urhebern der Pyramide geſucht worden, und ſeit dieſer Zeit unveraͤndert geblieben. Doch wuͤrde Herr <hi rendition="#b">Witte,</hi> der die Pyramiden fuͤr vulkaniſche Producte haͤlt, dieſe Schluͤſſe nicht zugeben.</p> <p>Wie aber dem auch ſey, ſo hat man keinen Grund, die Lage der Weltgegenden fuͤr veraͤnderlich anzunehmen, und es iſt vielmehr die Stellung der Weltpole gegen den Horizont uͤberall als unveraͤnderlich anzuſehen.</p> <p> <hi rendition="#b">Weltkugel, ſ. Himmelskugel, Sphaͤre.</hi> </p> </div> <div n="3"> <head>Weltpole, Pole des Himmels, Pole des Aequators oder der taͤglichen Umdrehung, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="lat"><hi rendition="#aq">Poli mundi, Poli caeleſtes, Poli aequatoris</hi></foreign></name>, <name type="subjectIndexTerm"><foreign xml:lang="fra"><hi rendition="#aq #i">Poles du monde, Poles de la ſphère, Poles de l'équateur</hi></foreign></name>.</head><lb/> <p>Die beyden Punkte der Himmelskugel <hi rendition="#aq">P</hi> und <hi rendition="#aq">S,</hi> Taf. <hi rendition="#aq">VIII.</hi> Fig. 2. welche bey der ſcheinbaren taͤglichen Umdrehung unbewegt zu bleiben ſcheinen — die Endpunkte der Weltaxe <hi rendition="#aq">PS.</hi> Sie correſpondiren mit den Polen der Erde <hi rendition="#aq">p</hi> und <hi rendition="#aq">s,</hi> d. i. ſie liegen am Himmel gegen das Zenith eines jeden Ortes ſo, wie die Pole auf der Erdflaͤche gegen den Ort ſelbſt liegen. Sie ſind zugleich die Pole des Aequators und aller mit ſelbigem parallelen Tagkreiſe.<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [700/0710]
gnomone Bononienſi) aufs neue unveraͤndert richtig gezeigt. Bey den ſorgfaͤltigen und lange Zeit fortgeſetzten Beſtimmungen der Mittagslinie der pariſer Sternwarte hat man auch keine Spur einer ſolchen Veraͤnderung wahrgenommen.
Ueberdies fand Chazelles (du Hamel Hiſt. Acad. reg. p. 420. ingl. Eloge de M. de Chazelles, in Mém. de l'acad. des ſc. 1710.) die groͤßte egyptiſche Pyramide, die er 1693 unterſuchte, mit ihren vier Seiten genau nach den vier Hauptgegenden gerichtet. De la Caille (Mém. de l'acad. 1761. p. 160.) meldet aus Chazelles Handſchriften, daß die Unterſuchung mit einem Compaſſe geſchehen ſey, deſſen Nadel vier Zoll lang geweſen, und den er an die Seiten der Pyramide angehalten habe. Da man eine ſolche Uebereinſtimmung nicht als Zufall anſehen kan, ſo muß man annehmen, die Lage der Weltgegenden ſey von den Urhebern der Pyramide geſucht worden, und ſeit dieſer Zeit unveraͤndert geblieben. Doch wuͤrde Herr Witte, der die Pyramiden fuͤr vulkaniſche Producte haͤlt, dieſe Schluͤſſe nicht zugeben.
Wie aber dem auch ſey, ſo hat man keinen Grund, die Lage der Weltgegenden fuͤr veraͤnderlich anzunehmen, und es iſt vielmehr die Stellung der Weltpole gegen den Horizont uͤberall als unveraͤnderlich anzuſehen.
Weltkugel, ſ. Himmelskugel, Sphaͤre.
Weltpole, Pole des Himmels, Pole des Aequators oder der taͤglichen Umdrehung, Poli mundi, Poli caeleſtes, Poli aequatoris, Poles du monde, Poles de la ſphère, Poles de l'équateur.
Die beyden Punkte der Himmelskugel P und S, Taf. VIII. Fig. 2. welche bey der ſcheinbaren taͤglichen Umdrehung unbewegt zu bleiben ſcheinen — die Endpunkte der Weltaxe PS. Sie correſpondiren mit den Polen der Erde p und s, d. i. ſie liegen am Himmel gegen das Zenith eines jeden Ortes ſo, wie die Pole auf der Erdflaͤche gegen den Ort ſelbſt liegen. Sie ſind zugleich die Pole des Aequators und aller mit ſelbigem parallelen Tagkreiſe.
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