theils fortgehend, s. Vorrücken der Nachtgleichen, Schiefe der Ekliptik, theils periodisch, s. Wanken der Erdaxe. Daher ist auch die Lage der Pole gegen die Fixsterne veränderlich. Weil aber doch die Weltpole stets einerley Lage gegen den Horizont eines jeden Orts der Erde behalten, so sieht man sie in der sphärischen Astronomie als unbeweglich an, und betrachtet die gedachten Veränderungen so, als ob sie von Bewegungen der Fixsterne oder der Pole und Punkte der Ekliptik herrührten.
Weltsystem, Weltordnung, Sonnensystem, Planetensystem, Systema mundi s. cosmicum, Systema solare, planetarium, Systeme du monde, Systeme solaire ou planetaire.
Diese Namen giebt man einer Anzahl mehrerer Weltkörper, welche in einer bekannten oder vermutheten Ordnung und Verbindung stehen. Man kennt solche Ordnungen nie aus unmittelbarer Erfahrung, sondern immer nur durch Schlüsse, die im Grunde hypothetisch sind. Daher bedeutet das Wort Weltsystem oder Weltordnung auch jede hierüber gemachte Hypothese, wie z. B. die ptolemäische, tychonische, copernikanische Weltordnung.
Durch solche Hypothesen hat man nun vornehmlich die Ordnung desjenigen Systems zu erklären gesucht, wozu die Erde selbst, nebst der Sonne, und den sogenannten Planeten und Nebenplaneten gehört, welches sonst auch den Namen unsers Sonnensystems oder Planetensystems führt, s. Sonnensystem. Eine von diesen Hypothesen läßt sich ihrer ungemein hohen Wahrscheinlichkeit halber als ausgemachte Wahrheit betrachten, und wird daher jetzt von allen als das wahre Weltsystem angenommen. Sie stellt die Sonne als den einzig leuchtenden Hauptkörper und die dunkeln Planeten als Begleiter derselben dar. Zugleich setzt sie die Fixsterne in unermeßliche Entfernungen. Da nun alle diese Fixsterne auch Sonnen sind, so darf man vermuthen, daß jeder derselben ebenfalls von Planeten umgeben sey, und mit ihnen ein ähnliches System,
theils fortgehend, ſ. Vorruͤcken der Nachtgleichen, Schiefe der Ekliptik, theils periodiſch, ſ. Wanken der Erdaxe. Daher iſt auch die Lage der Pole gegen die Fixſterne veraͤnderlich. Weil aber doch die Weltpole ſtets einerley Lage gegen den Horizont eines jeden Orts der Erde behalten, ſo ſieht man ſie in der ſphaͤriſchen Aſtronomie als unbeweglich an, und betrachtet die gedachten Veraͤnderungen ſo, als ob ſie von Bewegungen der Fixſterne oder der Pole und Punkte der Ekliptik herruͤhrten.
Weltſyſtem, Weltordnung, Sonnenſyſtem, Planetenſyſtem, Syſtema mundi ſ. coſmicum, Syſtema ſolare, planetarium, Syſteme du monde, Syſteme ſolaire ou planétaire.
Dieſe Namen giebt man einer Anzahl mehrerer Weltkoͤrper, welche in einer bekannten oder vermutheten Ordnung und Verbindung ſtehen. Man kennt ſolche Ordnungen nie aus unmittelbarer Erfahrung, ſondern immer nur durch Schluͤſſe, die im Grunde hypothetiſch ſind. Daher bedeutet das Wort Weltſyſtem oder Weltordnung auch jede hieruͤber gemachte Hypotheſe, wie z. B. die ptolemaͤiſche, tychoniſche, copernikaniſche Weltordnung.
Durch ſolche Hypotheſen hat man nun vornehmlich die Ordnung desjenigen Syſtems zu erklaͤren geſucht, wozu die Erde ſelbſt, nebſt der Sonne, und den ſogenannten Planeten und Nebenplaneten gehoͤrt, welches ſonſt auch den Namen unſers Sonnenſyſtems oder Planetenſyſtems fuͤhrt, ſ. Sonnenſyſtem. Eine von dieſen Hypotheſen laͤßt ſich ihrer ungemein hohen Wahrſcheinlichkeit halber als ausgemachte Wahrheit betrachten, und wird daher jetzt von allen als das wahre Weltſyſtem angenommen. Sie ſtellt die Sonne als den einzig leuchtenden Hauptkoͤrper und die dunkeln Planeten als Begleiter derſelben dar. Zugleich ſetzt ſie die Fixſterne in unermeßliche Entfernungen. Da nun alle dieſe Fixſterne auch Sonnen ſind, ſo darf man vermuthen, daß jeder derſelben ebenfalls von Planeten umgeben ſey, und mit ihnen ein aͤhnliches Syſtem,
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theils fortgehend, ſ. Vorruͤcken der Nachtgleichen, Schiefe der Ekliptik, theils periodiſch, ſ. Wanken der Erdaxe. Daher iſt auch die Lage der Pole gegen die Fixſterne veraͤnderlich. Weil aber doch die Weltpole ſtets einerley Lage gegen den Horizont eines jeden Orts der Erde behalten, ſo ſieht man ſie in der ſphaͤriſchen Aſtronomie als unbeweglich an, und betrachtet die gedachten Veraͤnderungen ſo, als ob ſie von Bewegungen der Fixſterne oder der Pole und Punkte der Ekliptik herruͤhrten.
Weltſyſtem, Weltordnung, Sonnenſyſtem, Planetenſyſtem, Syſtema mundi ſ. coſmicum, Syſtema ſolare, planetarium, Syſteme du monde, Syſteme ſolaire ou planétaire.
Dieſe Namen giebt man einer Anzahl mehrerer Weltkoͤrper, welche in einer bekannten oder vermutheten Ordnung und Verbindung ſtehen. Man kennt ſolche Ordnungen nie aus unmittelbarer Erfahrung, ſondern immer nur durch Schluͤſſe, die im Grunde hypothetiſch ſind. Daher bedeutet das Wort Weltſyſtem oder Weltordnung auch jede hieruͤber gemachte Hypotheſe, wie z. B. die ptolemaͤiſche, tychoniſche, copernikaniſche Weltordnung.
Durch ſolche Hypotheſen hat man nun vornehmlich die Ordnung desjenigen Syſtems zu erklaͤren geſucht, wozu die Erde ſelbſt, nebſt der Sonne, und den ſogenannten Planeten und Nebenplaneten gehoͤrt, welches ſonſt auch den Namen unſers Sonnenſyſtems oder Planetenſyſtems fuͤhrt, ſ. Sonnenſyſtem. Eine von dieſen Hypotheſen laͤßt ſich ihrer ungemein hohen Wahrſcheinlichkeit halber als ausgemachte Wahrheit betrachten, und wird daher jetzt von allen als das wahre Weltſyſtem angenommen. Sie ſtellt die Sonne als den einzig leuchtenden Hauptkoͤrper und die dunkeln Planeten als Begleiter derſelben dar. Zugleich ſetzt ſie die Fixſterne in unermeßliche Entfernungen. Da nun alle dieſe Fixſterne auch Sonnen ſind, ſo darf man vermuthen, daß jeder derſelben ebenfalls von Planeten umgeben ſey, und mit ihnen ein aͤhnliches Syſtem,
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 702. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/712>, abgerufen am 22.11.2024.
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