Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.
Uebrigens zeigen die Versuche von Desaguliers (Phil. Trans. num. 362.), daß dichte Bleykugeln von 2 Zoll Durchmesser in 4 1/2 Secunden um 50 Fuß weniger tief fallen, als sie im leeren Raume fallen würden, und daß gläserne hohle Kugeln von 5 1/2 Zoll Durchmesser in 6 Secunden um 288 Fuß zurückbleiben. Dem Widerstande der Luft ist es lediglich zuzuschreiben, daß schwere und dichte Körper schneller, als leichte, fallen. Aus eben dem Grunde schwingen auch schwerere Pendel wirklich geschwinder, als leichtere von gleicher Länge. In dichtern Fluidis schwingen die Pendel langsamer, als in dünnern, einmal weil in jenen der Widerstand stärker ist, und dann, weil durch den Gewichtsverlust im dichtern Flüßigen die beschleunigende Kraft der Linse mehr vermindert wird. Lambert (Von dem Gange der Penduluhren, in den berliner Ephemeriden für 1776. II. Th. S. 215. u. f.), der auf die zuletzt angegebne Ursache aufmerksam macht, schlägt dabey die Pendel zu meteorologischem Gebrauch vor, um die Dichte der Luft zu beobachten. Bouguer hatte schon dergleichen Versuche gemacht, s. Höhenmessung (Th. II. S. 621.) und Herr de Saussure beschloß auf den Vorschlag des Herrn Gruber in Prag dieselben auf dem Col du Geant zu wiederholen; allein der Erfolg lehrte, daß das Pendel hiezu sehr unbequem und unsicher sey. (s. Rozier Journal de phys. Fevr. 1790. p. 98. sqq. und in Gren Journal d. Physik, 1790. 6tes Heft. S. 383. u. f.) Die Dichte der Luft an jedem Orte unmittelbar zu beobachten, dient weit besser das von Fouchy verbesserte Guerickische Manometer, oder die in den Abhandlungen der böhmischen gelehrten Gesellschaft für 1788 beschriebene Luftwage, mit welcher Herr Gerstner auf dem Riesengebirge Beobachtungen angestellt hat (s. Beobachtungen auf Reisen nach dem Riesengebirge, von Jirasek, Haenke, Gruber und Gerstner. Dresden, 1791. 4.). Solche Beobachtungen
Uebrigens zeigen die Verſuche von Deſaguliers (Phil. Trans. num. 362.), daß dichte Bleykugeln von 2 Zoll Durchmeſſer in 4 1/2 Secunden um 50 Fuß weniger tief fallen, als ſie im leeren Raume fallen wuͤrden, und daß glaͤſerne hohle Kugeln von 5 1/2 Zoll Durchmeſſer in 6 Secunden um 288 Fuß zuruͤckbleiben. Dem Widerſtande der Luft iſt es lediglich zuzuſchreiben, daß ſchwere und dichte Koͤrper ſchneller, als leichte, fallen. Aus eben dem Grunde ſchwingen auch ſchwerere Pendel wirklich geſchwinder, als leichtere von gleicher Laͤnge. In dichtern Fluidis ſchwingen die Pendel langſamer, als in duͤnnern, einmal weil in jenen der Widerſtand ſtaͤrker iſt, und dann, weil durch den Gewichtsverluſt im dichtern Fluͤßigen die beſchleunigende Kraft der Linſe mehr vermindert wird. Lambert (Von dem Gange der Penduluhren, in den berliner Ephemeriden fuͤr 1776. II. Th. S. 215. u. f.), der auf die zuletzt angegebne Urſache aufmerkſam macht, ſchlaͤgt dabey die Pendel zu meteorologiſchem Gebrauch vor, um die Dichte der Luft zu beobachten. Bouguer hatte ſchon dergleichen Verſuche gemacht, ſ. Hoͤhenmeſſung (Th. II. S. 621.) und Herr de Sauſſure beſchloß auf den Vorſchlag des Herrn Gruber in Prag dieſelben auf dem Col du Geant zu wiederholen; allein der Erfolg lehrte, daß das Pendel hiezu ſehr unbequem und unſicher ſey. (ſ. Rozier Journal de phyſ. Fevr. 1790. p. 98. ſqq. und in Gren Journal d. Phyſik, 1790. 6tes Heft. S. 383. u. f.) Die Dichte der Luft an jedem Orte unmittelbar zu beobachten, dient weit beſſer das von Fouchy verbeſſerte Guerickiſche Manometer, oder die in den Abhandlungen der boͤhmiſchen gelehrten Geſellſchaft fuͤr 1788 beſchriebene Luftwage, mit welcher Herr Gerſtner auf dem Rieſengebirge Beobachtungen angeſtellt hat (ſ. Beobachtungen auf Reiſen nach dem Rieſengebirge, von Jiraſek, Haenke, Gruber und Gerſtner. Dresden, 1791. 4.). Solche Beobachtungen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0764" xml:id="P.4.754" n="754"/><lb/> beſonders bey langſamen Bewegungen ſehr merklich wirke. Er ſahe ſich endlich genoͤthiget, uͤber dieſen zweyten Theil des Widerſtands die Unterſuchung gaͤnzlich abzubrechen.</p> <p>Uebrigens zeigen die Verſuche von <hi rendition="#b">Deſaguliers</hi> (<hi rendition="#aq">Phil. Trans. num. 362.</hi>), daß dichte Bleykugeln von 2 Zoll Durchmeſſer in 4 1/2 Secunden um 50 Fuß weniger tief fallen, als ſie im leeren Raume fallen wuͤrden, und daß glaͤſerne hohle Kugeln von 5 1/2 Zoll Durchmeſſer in 6 Secunden um 288 Fuß zuruͤckbleiben. Dem Widerſtande der Luft iſt es lediglich zuzuſchreiben, daß ſchwere und dichte Koͤrper ſchneller, als leichte, fallen. Aus eben dem Grunde ſchwingen auch ſchwerere Pendel wirklich geſchwinder, als leichtere von gleicher Laͤnge. In dichtern Fluidis ſchwingen die Pendel langſamer, als in duͤnnern, einmal weil in jenen der Widerſtand ſtaͤrker iſt, und dann, weil durch den Gewichtsverluſt im dichtern Fluͤßigen die beſchleunigende Kraft der Linſe mehr vermindert wird.</p> <p><hi rendition="#b">Lambert</hi> (Von dem Gange der Penduluhren, in den berliner Ephemeriden fuͤr 1776. <hi rendition="#aq">II.</hi> Th. S. 215. u. f.), der auf die zuletzt angegebne Urſache aufmerkſam macht, ſchlaͤgt dabey die Pendel zu meteorologiſchem Gebrauch vor, um die Dichte der Luft zu beobachten. <hi rendition="#b">Bouguer</hi> hatte ſchon dergleichen Verſuche gemacht, <hi rendition="#b">ſ. Hoͤhenmeſſung</hi> (Th. <hi rendition="#aq">II.</hi> S. 621.) und Herr <hi rendition="#b">de Sauſſure</hi> beſchloß auf den Vorſchlag des Herrn <hi rendition="#b">Gruber</hi> in Prag dieſelben auf dem Col du Geant zu wiederholen; allein der Erfolg lehrte, daß das Pendel hiezu ſehr unbequem und unſicher ſey. (ſ. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Rozier</hi> Journal de phyſ. Fevr. 1790. p. 98. ſqq.</hi> und in <hi rendition="#b">Gren</hi> Journal d. Phyſik, 1790. 6tes Heft. S. 383. u. f.) Die Dichte der Luft an jedem Orte unmittelbar zu beobachten, dient weit beſſer das von <hi rendition="#b">Fouchy</hi> verbeſſerte Guerickiſche Manometer, oder die in den Abhandlungen der boͤhmiſchen gelehrten Geſellſchaft fuͤr 1788 beſchriebene Luftwage, mit welcher Herr <hi rendition="#b">Gerſtner</hi> auf dem Rieſengebirge Beobachtungen angeſtellt hat (ſ. Beobachtungen auf Reiſen nach dem Rieſengebirge, von <hi rendition="#b">Jiraſek, Haenke, Gruber</hi> und <hi rendition="#b">Gerſtner. Dresden,</hi> 1791. 4.). Solche Beobachtungen<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [754/0764]
beſonders bey langſamen Bewegungen ſehr merklich wirke. Er ſahe ſich endlich genoͤthiget, uͤber dieſen zweyten Theil des Widerſtands die Unterſuchung gaͤnzlich abzubrechen.
Uebrigens zeigen die Verſuche von Deſaguliers (Phil. Trans. num. 362.), daß dichte Bleykugeln von 2 Zoll Durchmeſſer in 4 1/2 Secunden um 50 Fuß weniger tief fallen, als ſie im leeren Raume fallen wuͤrden, und daß glaͤſerne hohle Kugeln von 5 1/2 Zoll Durchmeſſer in 6 Secunden um 288 Fuß zuruͤckbleiben. Dem Widerſtande der Luft iſt es lediglich zuzuſchreiben, daß ſchwere und dichte Koͤrper ſchneller, als leichte, fallen. Aus eben dem Grunde ſchwingen auch ſchwerere Pendel wirklich geſchwinder, als leichtere von gleicher Laͤnge. In dichtern Fluidis ſchwingen die Pendel langſamer, als in duͤnnern, einmal weil in jenen der Widerſtand ſtaͤrker iſt, und dann, weil durch den Gewichtsverluſt im dichtern Fluͤßigen die beſchleunigende Kraft der Linſe mehr vermindert wird.
Lambert (Von dem Gange der Penduluhren, in den berliner Ephemeriden fuͤr 1776. II. Th. S. 215. u. f.), der auf die zuletzt angegebne Urſache aufmerkſam macht, ſchlaͤgt dabey die Pendel zu meteorologiſchem Gebrauch vor, um die Dichte der Luft zu beobachten. Bouguer hatte ſchon dergleichen Verſuche gemacht, ſ. Hoͤhenmeſſung (Th. II. S. 621.) und Herr de Sauſſure beſchloß auf den Vorſchlag des Herrn Gruber in Prag dieſelben auf dem Col du Geant zu wiederholen; allein der Erfolg lehrte, daß das Pendel hiezu ſehr unbequem und unſicher ſey. (ſ. Rozier Journal de phyſ. Fevr. 1790. p. 98. ſqq. und in Gren Journal d. Phyſik, 1790. 6tes Heft. S. 383. u. f.) Die Dichte der Luft an jedem Orte unmittelbar zu beobachten, dient weit beſſer das von Fouchy verbeſſerte Guerickiſche Manometer, oder die in den Abhandlungen der boͤhmiſchen gelehrten Geſellſchaft fuͤr 1788 beſchriebene Luftwage, mit welcher Herr Gerſtner auf dem Rieſengebirge Beobachtungen angeſtellt hat (ſ. Beobachtungen auf Reiſen nach dem Rieſengebirge, von Jiraſek, Haenke, Gruber und Gerſtner. Dresden, 1791. 4.). Solche Beobachtungen
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