Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.
Aristarch von Samos ([fremdsprachliches Material] edit. lat. a Feder. Commandino. Pisauri 1572. graec. et latin. in Io. Wallisii Operibus, Vol. III. Oxon. 1699. fol.) lehrte zuerst 260 Jahre vor Christi Geb. eine in der Theorie sinnreiche Methode, die Weite der Sonne von uns aus Beobachtungen der Mondsviertel zu schließen. In dem Augenblicke, da die Mondscheibe halb erleuchtet erscheint, d. i. in dem Zeitpunkte der Dichotomie (s. Mondphasen) bilden die Mittelpunkte der Sonne, der Erde und des Monds das Dreyeck SLT Taf. XXII. Fig. 5., welches am Monde bey L einen rechten Winkel hat. Wäre die Weite der Sonne ST unendlich groß (wie in dem Artikel Mondphasen und in der Abbildung Taf. XVII. Fig. 58. angenommen ward), so würde bey T auch ein rechter Winkel seyn, und die Dichotomie würde statt finden, wenn der scheinbare Abstand (oder die Elongation) des Monds von der Sonne LTS genau 90° wäre. So ist es auch dort (Th. III. S. 291 u. f.) wirklich angegeben, weil man sich bey der gewöhnlichen Bestimmung der Mondphasen damit befriedigen kan. Scharfe Beobachtungen aber zeigen die Elongation des Monds oder den Winkel T, im Augenblicke der Dichotomie etwas sehr weniges kleiner, als 90°. Wird nun dieser Winkel T genau gemessen, so hat man aus dem Dreyecke STL die Weite der Sonne
welche Größe gefunden werden kan, wenn TL oder die Entfernung des Monds von der Erde bekannt ist. Aristarch (Posit. 4.) setzt aus Beobachtungen T=87°, und findet daraus (Prop. 7.) die Weite der Sonne von uns zwischen 18 und 20mal größer, als die Weite des Monds.
Ariſtarch von Samos ([fremdsprachliches Material] edit. lat. a Feder. Commandino. Piſauri 1572. graec. et latin. in Io. Walliſii Operibus, Vol. III. Oxon. 1699. fol.) lehrte zuerſt 260 Jahre vor Chriſti Geb. eine in der Theorie ſinnreiche Methode, die Weite der Sonne von uns aus Beobachtungen der Mondsviertel zu ſchließen. In dem Augenblicke, da die Mondſcheibe halb erleuchtet erſcheint, d. i. in dem Zeitpunkte der Dichotomie (ſ. Mondphaſen) bilden die Mittelpunkte der Sonne, der Erde und des Monds das Dreyeck SLT Taf. XXII. Fig. 5., welches am Monde bey L einen rechten Winkel hat. Waͤre die Weite der Sonne ST unendlich groß (wie in dem Artikel Mondphaſen und in der Abbildung Taf. XVII. Fig. 58. angenommen ward), ſo wuͤrde bey T auch ein rechter Winkel ſeyn, und die Dichotomie wuͤrde ſtatt finden, wenn der ſcheinbare Abſtand (oder die Elongation) des Monds von der Sonne LTS genau 90° waͤre. So iſt es auch dort (Th. III. S. 291 u. f.) wirklich angegeben, weil man ſich bey der gewoͤhnlichen Beſtimmung der Mondphaſen damit befriedigen kan. Scharfe Beobachtungen aber zeigen die Elongation des Monds oder den Winkel T, im Augenblicke der Dichotomie etwas ſehr weniges kleiner, als 90°. Wird nun dieſer Winkel T genau gemeſſen, ſo hat man aus dem Dreyecke STL die Weite der Sonne
welche Groͤße gefunden werden kan, wenn TL oder die Entfernung des Monds von der Erde bekannt iſt. Ariſtarch (Poſit. 4.) ſetzt aus Beobachtungen T=87°, und findet daraus (Prop. 7.) die Weite der Sonne von uns zwiſchen 18 und 20mal groͤßer, als die Weite des Monds. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0077" xml:id="P.4.67" n="67"/><lb/><hi rendition="#b">Plinius</hi> ſelbſt, welcher Letztere aus dem Verhaͤltniſſe des Durchmeſſers zum Umkreiſe folgert, die Sonne ſtehe um ein Sechſtel des Umfangs der Sonnenbahn von der Erde ab, der Mond aber um ein Zwoͤlftel, weil er ſeinen Umlauf am Himmel in einer zwoͤlfmal kuͤrzern Zeit, als die Sonne,, vollende—eine Schlußart, die (wenn ich anders die Stelle recht verſtehe) ſehr unmathematiſch iſt.</p> <p><hi rendition="#b">Ariſtarch von Samos</hi> (<foreign xml:lang="grc"><gap reason="fm"/><note type="editorial">*peri\ mege*qw_n kai\ a)poshma/twn h(/liou kai\ selh/nhs</note></foreign> <hi rendition="#aq">edit. lat. a <hi rendition="#i">Feder. Commandino.</hi> Piſauri 1572. graec. et latin. in <hi rendition="#i">Io. Walliſii</hi> Operibus, Vol. III. Oxon. 1699. fol.</hi>) lehrte zuerſt 260 Jahre vor Chriſti Geb. eine in der Theorie ſinnreiche Methode, die Weite der Sonne von uns aus Beobachtungen der Mondsviertel zu ſchließen. In dem Augenblicke, da die Mondſcheibe halb erleuchtet erſcheint, d. i. in dem Zeitpunkte der <hi rendition="#b">Dichotomie (ſ. Mondphaſen)</hi> bilden die Mittelpunkte der Sonne, der Erde und des Monds das Dreyeck <hi rendition="#aq">SLT</hi> Taf. <hi rendition="#aq">XXII.</hi> Fig. 5., welches am Monde bey <hi rendition="#aq">L</hi> einen rechten Winkel hat. Waͤre die Weite der Sonne <hi rendition="#aq">ST</hi> unendlich groß (wie in dem Artikel <hi rendition="#b">Mondphaſen</hi> und in der Abbildung Taf. <hi rendition="#aq">XVII.</hi> Fig. 58. angenommen ward), ſo wuͤrde bey <hi rendition="#aq">T</hi> auch ein rechter Winkel ſeyn, und die Dichotomie wuͤrde ſtatt finden, wenn der ſcheinbare Abſtand (oder die Elongation) des Monds von der Sonne <hi rendition="#aq">LTS</hi> genau 90° waͤre. So iſt es auch dort (Th. <hi rendition="#aq">III.</hi> S. 291 u. f.) wirklich angegeben, weil man ſich bey der gewoͤhnlichen Beſtimmung der Mondphaſen damit befriedigen kan. Scharfe Beobachtungen aber zeigen die Elongation des Monds oder den Winkel <hi rendition="#aq">T,</hi> im Augenblicke der Dichotomie etwas ſehr weniges kleiner, als 90°. Wird nun dieſer Winkel <hi rendition="#aq">T</hi> genau gemeſſen, ſo hat man aus dem Dreyecke <hi rendition="#aq">STL</hi> die Weite der Sonne welche Groͤße gefunden werden kan, wenn <hi rendition="#aq">TL</hi> oder die Entfernung des Monds von der Erde bekannt iſt. <hi rendition="#b">Ariſtarch</hi> (<hi rendition="#aq">Poſit. 4.</hi>) ſetzt aus <hi rendition="#b">Beobachtungen</hi> <hi rendition="#aq">T</hi>=87°, und findet daraus (<hi rendition="#aq">Prop. 7.</hi>) die Weite der Sonne von uns zwiſchen 18 und 20mal groͤßer, als die Weite des Monds.<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [67/0077]
Plinius ſelbſt, welcher Letztere aus dem Verhaͤltniſſe des Durchmeſſers zum Umkreiſe folgert, die Sonne ſtehe um ein Sechſtel des Umfangs der Sonnenbahn von der Erde ab, der Mond aber um ein Zwoͤlftel, weil er ſeinen Umlauf am Himmel in einer zwoͤlfmal kuͤrzern Zeit, als die Sonne,, vollende—eine Schlußart, die (wenn ich anders die Stelle recht verſtehe) ſehr unmathematiſch iſt.
Ariſtarch von Samos (_ edit. lat. a Feder. Commandino. Piſauri 1572. graec. et latin. in Io. Walliſii Operibus, Vol. III. Oxon. 1699. fol.) lehrte zuerſt 260 Jahre vor Chriſti Geb. eine in der Theorie ſinnreiche Methode, die Weite der Sonne von uns aus Beobachtungen der Mondsviertel zu ſchließen. In dem Augenblicke, da die Mondſcheibe halb erleuchtet erſcheint, d. i. in dem Zeitpunkte der Dichotomie (ſ. Mondphaſen) bilden die Mittelpunkte der Sonne, der Erde und des Monds das Dreyeck SLT Taf. XXII. Fig. 5., welches am Monde bey L einen rechten Winkel hat. Waͤre die Weite der Sonne ST unendlich groß (wie in dem Artikel Mondphaſen und in der Abbildung Taf. XVII. Fig. 58. angenommen ward), ſo wuͤrde bey T auch ein rechter Winkel ſeyn, und die Dichotomie wuͤrde ſtatt finden, wenn der ſcheinbare Abſtand (oder die Elongation) des Monds von der Sonne LTS genau 90° waͤre. So iſt es auch dort (Th. III. S. 291 u. f.) wirklich angegeben, weil man ſich bey der gewoͤhnlichen Beſtimmung der Mondphaſen damit befriedigen kan. Scharfe Beobachtungen aber zeigen die Elongation des Monds oder den Winkel T, im Augenblicke der Dichotomie etwas ſehr weniges kleiner, als 90°. Wird nun dieſer Winkel T genau gemeſſen, ſo hat man aus dem Dreyecke STL die Weite der Sonne welche Groͤße gefunden werden kan, wenn TL oder die Entfernung des Monds von der Erde bekannt iſt. Ariſtarch (Poſit. 4.) ſetzt aus Beobachtungen T=87°, und findet daraus (Prop. 7.) die Weite der Sonne von uns zwiſchen 18 und 20mal groͤßer, als die Weite des Monds.
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