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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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Wassers dem Gewichte einer Wassersäule gleich, welche die gestoßne Ebene zur Grundfläche, und die der Geschwindigkeit zugehörige Höhe zur Höhe hat. Wenn also das Wasser in einer Secunde 1 pariser Schuh durchläuft, welcher Geschwindigkeit die Höhe (1/60) Schuh zugehört, so wird die Kraft des Stoßes auf 1 Quadratschuh Fläche dem Gewichte von (1/60) Cubikschuh Wasser gleich, oder wenn man den Cubikschuh Wasser 63 Pfund schwer annimmt, = (1 1/20) Pfund seyn. Eben so groß ist die Kraft eines Windstoßes, der in einer Secunde 24 Fuß durchläuft.

Der stärkste beobachtete Sturmwind von 123 Fuß Geschwindigkeit, geht ohngefähr 5 1/8 mal schneller, wird also etwa 26 mal stärker wirken, und auf 1 Quadratschuh Fläche mit einer Kraft von 26. (1 1/20) d. i. etwa 27 Pfund stoßen. Hieraus läßt sich nun bald überschlagen, daß er auf einen 58 Fuß hohen Baum mit einer Krone von 50 Fuß Breite und einem Stamme von 10 Fuß Höhe eine Kraft von 4200000 Pfund, und auf einen Thurm, der 150 Fuß hoch und auf jeder Seite 30 Fuß breit ist, eine von mehr als 9 Millionen Pfund ausüben muß.

Auf gleichen Gründen mit dieser Berechnung beruht die ganze Theorie des Windstoßes gegen ebene Flächen, welche derselbe entweder nach senkrechten, oder nach schiefen Richtungen, wie bey den Windmühlenflügeln, trift. Man findet diese Theorie im besten Zusammenhange beym Karsten (Lehrbegrif der gesamt. Math. 6ter Theil, 1771. Pnevmatik, IX. Abschn.) vorgetragen. Gewöhnlich wird angenommen, der Druck, den eine auf die Richtung des Windes senkrechte Fläche = b leidet, wenn des Windes Geschwindigkeit der Höhe h zugehört, und die Dichte der Luft = n heißt, sey = nbh. Dies kömmt mit Newtons Theorie vom Widerstande überein. Ueberhaupt ist der Stoß flüßiger Materien gegen feste Flächen mit dem Widerstande einerley, den die Materien thun, wenn sie ruhen und die Flächen durch sie hin bewegt werden. Denn es ist einerley, ob der Wind gegen eine ruhende Fläche stößt, oder ob diese Fläche mit gleicher Geschwindigkeit in entgegengesetzter Richtung durch die ruhende Luft geführt wird. Daher


Waſſers dem Gewichte einer Waſſerſaͤule gleich, welche die geſtoßne Ebene zur Grundflaͤche, und die der Geſchwindigkeit zugehoͤrige Hoͤhe zur Hoͤhe hat. Wenn alſo das Waſſer in einer Secunde 1 pariſer Schuh durchlaͤuft, welcher Geſchwindigkeit die Hoͤhe (1/60) Schuh zugehoͤrt, ſo wird die Kraft des Stoßes auf 1 Quadratſchuh Flaͤche dem Gewichte von (1/60) Cubikſchuh Waſſer gleich, oder wenn man den Cubikſchuh Waſſer 63 Pfund ſchwer annimmt, = (1 1/20) Pfund ſeyn. Eben ſo groß iſt die Kraft eines Windſtoßes, der in einer Secunde 24 Fuß durchlaͤuft.

Der ſtaͤrkſte beobachtete Sturmwind von 123 Fuß Geſchwindigkeit, geht ohngefaͤhr 5 1/8 mal ſchneller, wird alſo etwa 26 mal ſtaͤrker wirken, und auf 1 Quadratſchuh Flaͤche mit einer Kraft von 26. (1 1/20) d. i. etwa 27 Pfund ſtoßen. Hieraus laͤßt ſich nun bald uͤberſchlagen, daß er auf einen 58 Fuß hohen Baum mit einer Krone von 50 Fuß Breite und einem Stamme von 10 Fuß Hoͤhe eine Kraft von 4200000 Pfund, und auf einen Thurm, der 150 Fuß hoch und auf jeder Seite 30 Fuß breit iſt, eine von mehr als 9 Millionen Pfund ausuͤben muß.

Auf gleichen Gruͤnden mit dieſer Berechnung beruht die ganze Theorie des Windſtoßes gegen ebene Flaͤchen, welche derſelbe entweder nach ſenkrechten, oder nach ſchiefen Richtungen, wie bey den Windmuͤhlenfluͤgeln, trift. Man findet dieſe Theorie im beſten Zuſammenhange beym Karſten (Lehrbegrif der geſamt. Math. 6ter Theil, 1771. Pnevmatik, IX. Abſchn.) vorgetragen. Gewoͤhnlich wird angenommen, der Druck, den eine auf die Richtung des Windes ſenkrechte Flaͤche = b leidet, wenn des Windes Geſchwindigkeit der Hoͤhe h zugehoͤrt, und die Dichte der Luft = n heißt, ſey = nbh. Dies koͤmmt mit Newtons Theorie vom Widerſtande uͤberein. Ueberhaupt iſt der Stoß fluͤßiger Materien gegen feſte Flaͤchen mit dem Widerſtande einerley, den die Materien thun, wenn ſie ruhen und die Flaͤchen durch ſie hin bewegt werden. Denn es iſt einerley, ob der Wind gegen eine ruhende Flaͤche ſtoͤßt, oder ob dieſe Flaͤche mit gleicher Geſchwindigkeit in entgegengeſetzter Richtung durch die ruhende Luft gefuͤhrt wird. Daher

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[763/0773] Waſſers dem Gewichte einer Waſſerſaͤule gleich, welche die geſtoßne Ebene zur Grundflaͤche, und die der Geſchwindigkeit zugehoͤrige Hoͤhe zur Hoͤhe hat. Wenn alſo das Waſſer in einer Secunde 1 pariſer Schuh durchlaͤuft, welcher Geſchwindigkeit die Hoͤhe (1/60) Schuh zugehoͤrt, ſo wird die Kraft des Stoßes auf 1 Quadratſchuh Flaͤche dem Gewichte von (1/60) Cubikſchuh Waſſer gleich, oder wenn man den Cubikſchuh Waſſer 63 Pfund ſchwer annimmt, = (1 1/20) Pfund ſeyn. Eben ſo groß iſt die Kraft eines Windſtoßes, der in einer Secunde 24 Fuß durchlaͤuft. Der ſtaͤrkſte beobachtete Sturmwind von 123 Fuß Geſchwindigkeit, geht ohngefaͤhr 5 1/8 mal ſchneller, wird alſo etwa 26 mal ſtaͤrker wirken, und auf 1 Quadratſchuh Flaͤche mit einer Kraft von 26. (1 1/20) d. i. etwa 27 Pfund ſtoßen. Hieraus laͤßt ſich nun bald uͤberſchlagen, daß er auf einen 58 Fuß hohen Baum mit einer Krone von 50 Fuß Breite und einem Stamme von 10 Fuß Hoͤhe eine Kraft von 4200000 Pfund, und auf einen Thurm, der 150 Fuß hoch und auf jeder Seite 30 Fuß breit iſt, eine von mehr als 9 Millionen Pfund ausuͤben muß. Auf gleichen Gruͤnden mit dieſer Berechnung beruht die ganze Theorie des Windſtoßes gegen ebene Flaͤchen, welche derſelbe entweder nach ſenkrechten, oder nach ſchiefen Richtungen, wie bey den Windmuͤhlenfluͤgeln, trift. Man findet dieſe Theorie im beſten Zuſammenhange beym Karſten (Lehrbegrif der geſamt. Math. 6ter Theil, 1771. Pnevmatik, IX. Abſchn.) vorgetragen. Gewoͤhnlich wird angenommen, der Druck, den eine auf die Richtung des Windes ſenkrechte Flaͤche = b leidet, wenn des Windes Geſchwindigkeit der Hoͤhe h zugehoͤrt, und die Dichte der Luft = n heißt, ſey = nbh. Dies koͤmmt mit Newtons Theorie vom Widerſtande uͤberein. Ueberhaupt iſt der Stoß fluͤßiger Materien gegen feſte Flaͤchen mit dem Widerſtande einerley, den die Materien thun, wenn ſie ruhen und die Flaͤchen durch ſie hin bewegt werden. Denn es iſt einerley, ob der Wind gegen eine ruhende Flaͤche ſtoͤßt, oder ob dieſe Flaͤche mit gleicher Geſchwindigkeit in entgegengeſetzter Richtung durch die ruhende Luft gefuͤhrt wird. Daher

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 763. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/773>, abgerufen am 22.11.2024.