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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798.

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Leupold (Theatr. Aerostat. Cap. 10. §. 122. 131.) beschreibt eine solche Windpfeiffe, welche bey stärkerm Winde einen höhern Ton angiebt. Kircher hat schon in seiner Musurgie und Phonurgie mehr dergleichen Instrumente beschrieben, welche tönen, wenn man sie dem Winde oder Luftzuge aussetzt, unter andern eine Art von Laute mit 15 Darmsaiten bezogen, welche an einem Orte, wo die Luft stark durchsireicht, frey aufgehangen, nach der verschiedenen Stärke des Luftzugs stärker oder schwächer klingt. So geben die Saiten einer Baßgeige, und sogar Seile, die man in freyer Luft ausspannt, vom Winde einen Ton, dessen Stärke sich nach der Stärke des Windes, die Höhe aber nach der Spannung der Saite oder des Seils richtet. Daß dieses aber bloße Spielwerke sind, fällt leicht in die Augen.

Windrose, Schiffsrose, Rosa nautarum, Rose de vent, Cadran des vents.

Diesen Namen giebt man dem Taf. XXVI. Fig. 77. verzeichneten Sterne von 8, 16 oder 32 gleich langen Spitzen, welche den Umfang des Kreises, in dem sie sich endigen, in eben so viel gleiche Theile theilen, und durch ihre Richtung die Lage der Weltgegenden bezeichnen, s. Weltgegenden. Gewöhnlich wird diejenige Spitze des Sterns, welche den Nordpunkt angeben soll, durch eine Lilie oder ein anderes Merkmal unterschieden, zu jeder der übrigen aber der Name der zugehörigen Weltgegend gesetzt. Wenn alsdann die nördliche Spitze, auf einer Mittagslinie, oder mit Hülfe der Magnetnadel u. s. w. nach dem wahren Mitternachtspunkte gekehrt wird, so zeigen die übrigen Spitzen oder Lineale, die man mit ihnen parallel legt, nach den beygeschriebenen Weltgegenden, und geben ein Mittel, jede derselben leicht zu finden.

Bey den Boussolen, welche auf dem Lande gebraucht werden, wird die Windrose auf die innere Grundfläche des Gehäuses gezeichnet, und die Magnetnadel auf einen im Mittelpunkte stehenden senkrechten Stift darüber gesetzt. Am Seecompaß aber besteht die Windrose aus zwo runden Scheiben von Pappendeckel, zwischen welche die Magnetnadel so eingelegt wird, daß ihr Nordpol mit dem Nordpunkte der Rose übereinstimmt. Die ganze Scheibe bekömmt


Leupold (Theatr. Aeroſtat. Cap. 10. §. 122. 131.) beſchreibt eine ſolche Windpfeiffe, welche bey ſtaͤrkerm Winde einen hoͤhern Ton angiebt. Kircher hat ſchon in ſeiner Muſurgie und Phonurgie mehr dergleichen Inſtrumente beſchrieben, welche toͤnen, wenn man ſie dem Winde oder Luftzuge ausſetzt, unter andern eine Art von Laute mit 15 Darmſaiten bezogen, welche an einem Orte, wo die Luft ſtark durchſireicht, frey aufgehangen, nach der verſchiedenen Staͤrke des Luftzugs ſtaͤrker oder ſchwaͤcher klingt. So geben die Saiten einer Baßgeige, und ſogar Seile, die man in freyer Luft ausſpannt, vom Winde einen Ton, deſſen Staͤrke ſich nach der Staͤrke des Windes, die Hoͤhe aber nach der Spannung der Saite oder des Seils richtet. Daß dieſes aber bloße Spielwerke ſind, faͤllt leicht in die Augen.

Windroſe, Schiffsroſe, Roſa nautarum, Roſe de vent, Cadran des vents.

Dieſen Namen giebt man dem Taf. XXVI. Fig. 77. verzeichneten Sterne von 8, 16 oder 32 gleich langen Spitzen, welche den Umfang des Kreiſes, in dem ſie ſich endigen, in eben ſo viel gleiche Theile theilen, und durch ihre Richtung die Lage der Weltgegenden bezeichnen, ſ. Weltgegenden. Gewoͤhnlich wird diejenige Spitze des Sterns, welche den Nordpunkt angeben ſoll, durch eine Lilie oder ein anderes Merkmal unterſchieden, zu jeder der uͤbrigen aber der Name der zugehoͤrigen Weltgegend geſetzt. Wenn alsdann die noͤrdliche Spitze, auf einer Mittagslinie, oder mit Huͤlfe der Magnetnadel u. ſ. w. nach dem wahren Mitternachtspunkte gekehrt wird, ſo zeigen die uͤbrigen Spitzen oder Lineale, die man mit ihnen parallel legt, nach den beygeſchriebenen Weltgegenden, und geben ein Mittel, jede derſelben leicht zu finden.

Bey den Bouſſolen, welche auf dem Lande gebraucht werden, wird die Windroſe auf die innere Grundflaͤche des Gehaͤuſes gezeichnet, und die Magnetnadel auf einen im Mittelpunkte ſtehenden ſenkrechten Stift daruͤber geſetzt. Am Seecompaß aber beſteht die Windroſe aus zwo runden Scheiben von Pappendeckel, zwiſchen welche die Magnetnadel ſo eingelegt wird, daß ihr Nordpol mit dem Nordpunkte der Roſe uͤbereinſtimmt. Die ganze Scheibe bekoͤmmt

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[781/0791] Leupold (Theatr. Aeroſtat. Cap. 10. §. 122. 131.) beſchreibt eine ſolche Windpfeiffe, welche bey ſtaͤrkerm Winde einen hoͤhern Ton angiebt. Kircher hat ſchon in ſeiner Muſurgie und Phonurgie mehr dergleichen Inſtrumente beſchrieben, welche toͤnen, wenn man ſie dem Winde oder Luftzuge ausſetzt, unter andern eine Art von Laute mit 15 Darmſaiten bezogen, welche an einem Orte, wo die Luft ſtark durchſireicht, frey aufgehangen, nach der verſchiedenen Staͤrke des Luftzugs ſtaͤrker oder ſchwaͤcher klingt. So geben die Saiten einer Baßgeige, und ſogar Seile, die man in freyer Luft ausſpannt, vom Winde einen Ton, deſſen Staͤrke ſich nach der Staͤrke des Windes, die Hoͤhe aber nach der Spannung der Saite oder des Seils richtet. Daß dieſes aber bloße Spielwerke ſind, faͤllt leicht in die Augen. Windroſe, Schiffsroſe, Roſa nautarum, Roſe de vent, Cadran des vents. Dieſen Namen giebt man dem Taf. XXVI. Fig. 77. verzeichneten Sterne von 8, 16 oder 32 gleich langen Spitzen, welche den Umfang des Kreiſes, in dem ſie ſich endigen, in eben ſo viel gleiche Theile theilen, und durch ihre Richtung die Lage der Weltgegenden bezeichnen, ſ. Weltgegenden. Gewoͤhnlich wird diejenige Spitze des Sterns, welche den Nordpunkt angeben ſoll, durch eine Lilie oder ein anderes Merkmal unterſchieden, zu jeder der uͤbrigen aber der Name der zugehoͤrigen Weltgegend geſetzt. Wenn alsdann die noͤrdliche Spitze, auf einer Mittagslinie, oder mit Huͤlfe der Magnetnadel u. ſ. w. nach dem wahren Mitternachtspunkte gekehrt wird, ſo zeigen die uͤbrigen Spitzen oder Lineale, die man mit ihnen parallel legt, nach den beygeſchriebenen Weltgegenden, und geben ein Mittel, jede derſelben leicht zu finden. Bey den Bouſſolen, welche auf dem Lande gebraucht werden, wird die Windroſe auf die innere Grundflaͤche des Gehaͤuſes gezeichnet, und die Magnetnadel auf einen im Mittelpunkte ſtehenden ſenkrechten Stift daruͤber geſetzt. Am Seecompaß aber beſteht die Windroſe aus zwo runden Scheiben von Pappendeckel, zwiſchen welche die Magnetnadel ſo eingelegt wird, daß ihr Nordpol mit dem Nordpunkte der Roſe uͤbereinſtimmt. Die ganze Scheibe bekoͤmmt

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 4. Leipzig, 1798, S. 781. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch04_1798/791>, abgerufen am 22.11.2024.