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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

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und die höchsten Regionen der Atmosphäre einnehmen muß. Auch haben schon Halley, und andere Schriftsteller von den Passatwinden, behauptet, die höchste Luft zwischen den Wendekreisen fließe auf beyden Seiten nach den Polen hin. Eben so gewiß ist es, daß die Nordlichter sich in den höchsten Gegenden der Atmosphäre befinden, s. Nordlicht, ob sie sich gleich zuweilen ziemlich tief herabsenken. Endlich hat man auch beobachtet, daß nach einem Nordlichte das Barometer gewöhnlich falle, und daß diesem Meteore starke und mehrentheils Südwinde folgen, welches alles eine Verdünnung der Luft in den nördlichen Regionen beweiset. Diese Lichter sind weit gemeiner in den höhern Breiten von Rordamerika, als in den gleichen Breiten von Europa. In der Hudsonsbay erscheinen sie fast jede Nacht unter 59° Breite, dagegen werden sie in Petersburg weit seltener gesehen, welches den Satz bestätiget, daß der obere Ausfluß weit häufiger über Nordamerika, als über das alte feste Land, verbreitet sey.

Herr de Luc hat seine vormalige Erklärung der Barometerveränderungen (s. den Art. S. 282.) nunmehr selbst wieder zurückgenommen, nachdem ihn mehrere Gründe bewogen haben, sich von dem Zustande, in welchen die wässerigen Dünste in der Atmosphäre übergehen, eine ganz andere Vorstellung zu machen. Er glaubt nemlich, sie nehmen selbst die Lufrgestalt an, und die aus ihnen entstandene Luft werde durch eine noch bisher unbekannte Naturoperation wieder zersetzt und in Wasser verwandelt. Eine solche abwechselnde Vermehrung und Verminderung der Luftmasse selbst würde allerdings Vermehrung und Verminderung des Gewichts der einzelnen Säulen, oder Steigen und Fallen des Barometers an einzeln Orten, zur natürlichen Folge haben.

Diesem System gemäß hat Hr. Lampadius (Kurze Darstellung der vorzüglichsten Theorien des Feuers u. s. w. Göttingen, 1793. 8. S. 104 u. f.) einige bey den Barometerveränderungen vorkommende Umstände auf folgende Art zu erklären gesucht. Die Zersetzung der Luft gehört mit unter die Ursachen der Winde. Geht z. B. in einer entfernten Gegend in Nordwest eine Zersetzung der Luft vor, welche


und die hoͤchſten Regionen der Atmoſphaͤre einnehmen muß. Auch haben ſchon Halley, und andere Schriftſteller von den Paſſatwinden, behauptet, die hoͤchſte Luft zwiſchen den Wendekreiſen fließe auf beyden Seiten nach den Polen hin. Eben ſo gewiß iſt es, daß die Nordlichter ſich in den hoͤchſten Gegenden der Atmoſphaͤre befinden, ſ. Nordlicht, ob ſie ſich gleich zuweilen ziemlich tief herabſenken. Endlich hat man auch beobachtet, daß nach einem Nordlichte das Barometer gewoͤhnlich falle, und daß dieſem Meteore ſtarke und mehrentheils Suͤdwinde folgen, welches alles eine Verduͤnnung der Luft in den noͤrdlichen Regionen beweiſet. Dieſe Lichter ſind weit gemeiner in den hoͤhern Breiten von Rordamerika, als in den gleichen Breiten von Europa. In der Hudſonsbay erſcheinen ſie faſt jede Nacht unter 59° Breite, dagegen werden ſie in Petersburg weit ſeltener geſehen, welches den Satz beſtaͤtiget, daß der obere Ausfluß weit haͤufiger uͤber Nordamerika, als uͤber das alte feſte Land, verbreitet ſey.

Herr de Luc hat ſeine vormalige Erklaͤrung der Barometerveraͤnderungen (ſ. den Art. S. 282.) nunmehr ſelbſt wieder zuruͤckgenommen, nachdem ihn mehrere Gruͤnde bewogen haben, ſich von dem Zuſtande, in welchen die waͤſſerigen Duͤnſte in der Atmoſphaͤre uͤbergehen, eine ganz andere Vorſtellung zu machen. Er glaubt nemlich, ſie nehmen ſelbſt die Lufrgeſtalt an, und die aus ihnen entſtandene Luft werde durch eine noch bisher unbekannte Naturoperation wieder zerſetzt und in Waſſer verwandelt. Eine ſolche abwechſelnde Vermehrung und Verminderung der Luftmaſſe ſelbſt wuͤrde allerdings Vermehrung und Verminderung des Gewichts der einzelnen Saͤulen, oder Steigen und Fallen des Barometers an einzeln Orten, zur natuͤrlichen Folge haben.

Dieſem Syſtem gemaͤß hat Hr. Lampadius (Kurze Darſtellung der vorzuͤglichſten Theorien des Feuers u. ſ. w. Goͤttingen, 1793. 8. S. 104 u. f.) einige bey den Barometerveraͤnderungen vorkommende Umſtaͤnde auf folgende Art zu erklaͤren geſucht. Die Zerſetzung der Luft gehoͤrt mit unter die Urſachen der Winde. Geht z. B. in einer entfernten Gegend in Nordweſt eine Zerſetzung der Luft vor, welche

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[131/0143] und die hoͤchſten Regionen der Atmoſphaͤre einnehmen muß. Auch haben ſchon Halley, und andere Schriftſteller von den Paſſatwinden, behauptet, die hoͤchſte Luft zwiſchen den Wendekreiſen fließe auf beyden Seiten nach den Polen hin. Eben ſo gewiß iſt es, daß die Nordlichter ſich in den hoͤchſten Gegenden der Atmoſphaͤre befinden, ſ. Nordlicht, ob ſie ſich gleich zuweilen ziemlich tief herabſenken. Endlich hat man auch beobachtet, daß nach einem Nordlichte das Barometer gewoͤhnlich falle, und daß dieſem Meteore ſtarke und mehrentheils Suͤdwinde folgen, welches alles eine Verduͤnnung der Luft in den noͤrdlichen Regionen beweiſet. Dieſe Lichter ſind weit gemeiner in den hoͤhern Breiten von Rordamerika, als in den gleichen Breiten von Europa. In der Hudſonsbay erſcheinen ſie faſt jede Nacht unter 59° Breite, dagegen werden ſie in Petersburg weit ſeltener geſehen, welches den Satz beſtaͤtiget, daß der obere Ausfluß weit haͤufiger uͤber Nordamerika, als uͤber das alte feſte Land, verbreitet ſey. Herr de Luc hat ſeine vormalige Erklaͤrung der Barometerveraͤnderungen (ſ. den Art. S. 282.) nunmehr ſelbſt wieder zuruͤckgenommen, nachdem ihn mehrere Gruͤnde bewogen haben, ſich von dem Zuſtande, in welchen die waͤſſerigen Duͤnſte in der Atmoſphaͤre uͤbergehen, eine ganz andere Vorſtellung zu machen. Er glaubt nemlich, ſie nehmen ſelbſt die Lufrgeſtalt an, und die aus ihnen entſtandene Luft werde durch eine noch bisher unbekannte Naturoperation wieder zerſetzt und in Waſſer verwandelt. Eine ſolche abwechſelnde Vermehrung und Verminderung der Luftmaſſe ſelbſt wuͤrde allerdings Vermehrung und Verminderung des Gewichts der einzelnen Saͤulen, oder Steigen und Fallen des Barometers an einzeln Orten, zur natuͤrlichen Folge haben. Dieſem Syſtem gemaͤß hat Hr. Lampadius (Kurze Darſtellung der vorzuͤglichſten Theorien des Feuers u. ſ. w. Goͤttingen, 1793. 8. S. 104 u. f.) einige bey den Barometerveraͤnderungen vorkommende Umſtaͤnde auf folgende Art zu erklaͤren geſucht. Die Zerſetzung der Luft gehoͤrt mit unter die Urſachen der Winde. Geht z. B. in einer entfernten Gegend in Nordweſt eine Zerſetzung der Luft vor, welche

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/143>, abgerufen am 09.11.2024.