Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.
Seitdem haben sich meine Vorstellungen von diesen Dingen merklich geändert, und ich sinde es jetzt aus Gründen, welche in dem Zusatze zu dem Art. Ausdünstung (oben S. 85. u. f.) enthalten sind, schicklicher und den Erfahrungen gemäßer, die Ausdünstung für einerley mit der Verdampfung zu halten, oder beyde etwa nur, wie Art und Gattung, zu unterscheiden. Diesen Begriffen zufolge werden die Worte Dampf und Dunst gleichbedeutend; man müßte denn etwa noch den Unterschied statt finden lassen, daß man unter Dünsten diejenigen Dämpfe insbesondere verstünde, welche aus den Körpern auf der Erdfläche in die Atmosphäre übergehen, und sich daselbst mit der Luft vermengen, mischen, oder vielleicht in Luft selbst verwandeln. Dämpfe oder Dünste sind demnach Auflösungen der Körper, besonders der flüßigen, im Feuer oder Wärmestoff, welche durch die Verbindung mit letzterm die Form elastischer Flüßigkeiten erhalten haben. Man pflegt jedoch diesen elastischen Flüßigkeiten den Namen der Dämpfe nur in dem Falle zu geben, wenn sie sich durch die bloße Wirkung der Kälte ihre elastische Form wiederum nehmen lassen; dagegen werden diejenigen, deren elastische Gestalt auch in der Kälte ausdauert, permanent-elastische oder luftförmige Flüssigkeiten, Luftgattungen, Gasarten genannt (s. Gas, Th. II. S. 346.). Dieses ist der von den Engländern eingeführte und unter den Physikern angenommene Sprachgebrauch, von dem man ohne sehr wichtige Gründe nicht abweichen sollte. Das Product der Ausdünstung und Verdampfung des Wassers muß eigentlich, wenn man sich mit Genauigkeit ausdrücken will, durch die Benennung Wasserdampf, Wasserdunst (Vapor aquosus, Vapeur aqueuse) unterschieden
Seitdem haben ſich meine Vorſtellungen von dieſen Dingen merklich geaͤndert, und ich ſinde es jetzt aus Gruͤnden, welche in dem Zuſatze zu dem Art. Ausduͤnſtung (oben S. 85. u. f.) enthalten ſind, ſchicklicher und den Erfahrungen gemaͤßer, die Ausduͤnſtung fuͤr einerley mit der Verdampfung zu halten, oder beyde etwa nur, wie Art und Gattung, zu unterſcheiden. Dieſen Begriffen zufolge werden die Worte Dampf und Dunſt gleichbedeutend; man muͤßte denn etwa noch den Unterſchied ſtatt finden laſſen, daß man unter Duͤnſten diejenigen Daͤmpfe insbeſondere verſtuͤnde, welche aus den Koͤrpern auf der Erdflaͤche in die Atmoſphaͤre uͤbergehen, und ſich daſelbſt mit der Luft vermengen, miſchen, oder vielleicht in Luft ſelbſt verwandeln. Daͤmpfe oder Duͤnſte ſind demnach Aufloͤſungen der Koͤrper, beſonders der fluͤßigen, im Feuer oder Waͤrmeſtoff, welche durch die Verbindung mit letzterm die Form elaſtiſcher Fluͤßigkeiten erhalten haben. Man pflegt jedoch dieſen elaſtiſchen Fluͤßigkeiten den Namen der Daͤmpfe nur in dem Falle zu geben, wenn ſie ſich durch die bloße Wirkung der Kaͤlte ihre elaſtiſche Form wiederum nehmen laſſen; dagegen werden diejenigen, deren elaſtiſche Geſtalt auch in der Kaͤlte ausdauert, permanent-elaſtiſche oder luftfoͤrmige Fluͤſſigkeiten, Luftgattungen, Gasarten genannt (ſ. Gas, Th. II. S. 346.). Dieſes iſt der von den Englaͤndern eingefuͤhrte und unter den Phyſikern angenommene Sprachgebrauch, von dem man ohne ſehr wichtige Gruͤnde nicht abweichen ſollte. Das Product der Ausduͤnſtung und Verdampfung des Waſſers muß eigentlich, wenn man ſich mit Genauigkeit ausdruͤcken will, durch die Benennung Waſſerdampf, Waſſerdunſt (Vapor aquoſus, Vapeur aqueuſe) unterſchieden <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="2"> <p><hi rendition="#b"><pb facs="#f0215" xml:id="P.5.203" n="203"/><lb/> pfen</hi> und <hi rendition="#b">Duͤnſten</hi> ſo beſtimmt, daß ich unter jenen die Aufloͤſungen der Koͤrper <hi rendition="#b">durch Feuer</hi> oder <hi rendition="#b">Waͤrmeſtoff,</hi> unter dieſen die Aufloͤſungen derſelben, und insbeſondere die des Waſſers oder Waſſerdampfs, <hi rendition="#b">in Luft</hi> verſtand. Dem gemaͤß hatte ich die Behandlung beyder Gegenſtaͤnde unter zwey beſondere Artikel vertheilt, und uͤberall <hi rendition="#b">Verdampfung</hi> und <hi rendition="#b">Ausduͤnſtung</hi> von einander unterſchieden.</p> <p>Seitdem haben ſich meine Vorſtellungen von dieſen Dingen merklich geaͤndert, und ich ſinde es jetzt aus Gruͤnden, welche in dem Zuſatze zu dem Art. <hi rendition="#b">Ausduͤnſtung</hi> (oben S. 85. u. f.) enthalten ſind, ſchicklicher und den Erfahrungen gemaͤßer, die Ausduͤnſtung fuͤr einerley mit der Verdampfung zu halten, oder beyde etwa nur, wie Art und Gattung, zu unterſcheiden. Dieſen Begriffen zufolge werden die Worte <hi rendition="#b">Dampf</hi> und <hi rendition="#b">Dunſt</hi> gleichbedeutend; man muͤßte denn etwa noch den Unterſchied ſtatt finden laſſen, daß man unter <hi rendition="#b">Duͤnſten</hi> diejenigen Daͤmpfe insbeſondere verſtuͤnde, welche aus den Koͤrpern auf der Erdflaͤche in die Atmoſphaͤre uͤbergehen, und ſich daſelbſt mit der Luft vermengen, miſchen, oder vielleicht in Luft ſelbſt verwandeln.</p> </div> <div n="2"> <head>Daͤmpfe</head><lb/> <p>oder <hi rendition="#b">Duͤnſte</hi> ſind demnach Aufloͤſungen der Koͤrper, beſonders der fluͤßigen, im Feuer oder Waͤrmeſtoff, welche durch die Verbindung mit letzterm die Form elaſtiſcher Fluͤßigkeiten erhalten haben. Man pflegt jedoch dieſen elaſtiſchen Fluͤßigkeiten den Namen der <hi rendition="#b">Daͤmpfe</hi> nur in dem Falle zu geben, wenn ſie ſich durch die bloße Wirkung der Kaͤlte ihre elaſtiſche Form wiederum nehmen laſſen; dagegen werden diejenigen, deren elaſtiſche Geſtalt auch in der Kaͤlte ausdauert, <hi rendition="#b">permanent-elaſtiſche</hi> oder <hi rendition="#b">luftfoͤrmige Fluͤſſigkeiten, Luftgattungen, Gasarten</hi> genannt (ſ. <hi rendition="#b">Gas,</hi> Th. <hi rendition="#aq">II.</hi> S. 346.). Dieſes iſt der von den Englaͤndern eingefuͤhrte und unter den Phyſikern angenommene Sprachgebrauch, von dem man ohne ſehr wichtige Gruͤnde nicht abweichen ſollte.</p> <p>Das Product der Ausduͤnſtung und Verdampfung des <hi rendition="#b">Waſſers</hi> muß eigentlich, wenn man ſich mit Genauigkeit ausdruͤcken will, durch die Benennung <hi rendition="#b">Waſſerdampf, Waſſerdunſt</hi> <hi rendition="#aq">(Vapor aquoſus, <hi rendition="#i">Vapeur aqueuſe)</hi></hi> unterſchieden<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [203/0215]
pfen und Duͤnſten ſo beſtimmt, daß ich unter jenen die Aufloͤſungen der Koͤrper durch Feuer oder Waͤrmeſtoff, unter dieſen die Aufloͤſungen derſelben, und insbeſondere die des Waſſers oder Waſſerdampfs, in Luft verſtand. Dem gemaͤß hatte ich die Behandlung beyder Gegenſtaͤnde unter zwey beſondere Artikel vertheilt, und uͤberall Verdampfung und Ausduͤnſtung von einander unterſchieden.
Seitdem haben ſich meine Vorſtellungen von dieſen Dingen merklich geaͤndert, und ich ſinde es jetzt aus Gruͤnden, welche in dem Zuſatze zu dem Art. Ausduͤnſtung (oben S. 85. u. f.) enthalten ſind, ſchicklicher und den Erfahrungen gemaͤßer, die Ausduͤnſtung fuͤr einerley mit der Verdampfung zu halten, oder beyde etwa nur, wie Art und Gattung, zu unterſcheiden. Dieſen Begriffen zufolge werden die Worte Dampf und Dunſt gleichbedeutend; man muͤßte denn etwa noch den Unterſchied ſtatt finden laſſen, daß man unter Duͤnſten diejenigen Daͤmpfe insbeſondere verſtuͤnde, welche aus den Koͤrpern auf der Erdflaͤche in die Atmoſphaͤre uͤbergehen, und ſich daſelbſt mit der Luft vermengen, miſchen, oder vielleicht in Luft ſelbſt verwandeln.
Daͤmpfe
oder Duͤnſte ſind demnach Aufloͤſungen der Koͤrper, beſonders der fluͤßigen, im Feuer oder Waͤrmeſtoff, welche durch die Verbindung mit letzterm die Form elaſtiſcher Fluͤßigkeiten erhalten haben. Man pflegt jedoch dieſen elaſtiſchen Fluͤßigkeiten den Namen der Daͤmpfe nur in dem Falle zu geben, wenn ſie ſich durch die bloße Wirkung der Kaͤlte ihre elaſtiſche Form wiederum nehmen laſſen; dagegen werden diejenigen, deren elaſtiſche Geſtalt auch in der Kaͤlte ausdauert, permanent-elaſtiſche oder luftfoͤrmige Fluͤſſigkeiten, Luftgattungen, Gasarten genannt (ſ. Gas, Th. II. S. 346.). Dieſes iſt der von den Englaͤndern eingefuͤhrte und unter den Phyſikern angenommene Sprachgebrauch, von dem man ohne ſehr wichtige Gruͤnde nicht abweichen ſollte.
Das Product der Ausduͤnſtung und Verdampfung des Waſſers muß eigentlich, wenn man ſich mit Genauigkeit ausdruͤcken will, durch die Benennung Waſſerdampf, Waſſerdunſt (Vapor aquoſus, Vapeur aqueuſe) unterſchieden
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