Mittel, getrennt werden kan. In dieser stärkern oder schwächern Verbindung mit dem Auflösungsmittel liegt der wesentliche innere Charakter, durch welchen sich Luftgattungen von Dämpfen unterscheiden; die Verdichtung durch Kälte ist blos das äußere Merkmal davon, das aber nur in den Fällen statt findet, in welchen das Auflösungsmittel gerade der Wärmestoff ist.
Erweitert man nun den Gesichtspunkt, und zieht auch solche elastische Fluida mit hinein, die wir in unsere Gefäße nicht einschließen können, wie Feuer, elektrisches Fluidum u. s. w., von denen man mit de Luc annimmt, daß sie ihre Elasticität ebenfalls der Verbindung mit einem leitenden Stoffe (Fluidum deferens) zu danken haben, mit welchem sie aber nicht bis zur Permanenz, sondern nur in dem schwächern Grade, wie die Dämpfe mit dem Wärmestoffe, verbunden sind, so wird die Betrachtung weit allgemeiner. Das unterscheidende Kennzeichen von Dampfform und Luftform wird nun dieses, daß bey jener die Verbindung zwischen der Basis und dem Fluidum deferens schwächer ist, und schon durch blos mechanische Mittel, z. B. Druck, Streben nach Gleichgewicht u. s. w. getrennt werden kan; bey diesen hingegen nicht anders, als durch chemische Zersetzung, aufhöret. Diesem Charakter gemäß legt Herr de Luc dem Feuer und dem elektrischen Fluidum die Dampfform bey, weil sich beyde durch Druck zersetzen, und nennt nun Dämpfe oder Dünste überhaupt alle expansiblen Flüßigkeiten, in welchen sich das fortleitende Fluidum von der Basis durch blos mechanische Mittel trennen läßt.
Inzwischen behält es für mich immer etwas Hartes, so feine Materien, welche die Gefäße durchdringen, mit dem Namen der Dünste zu belegen, unter welchem man sich weit gröbere Stoffe zu denken gewohnt ist. Ueberdies ist das Meiste, was man von diesen feinen Materien behauptet, doch nur hypothetisch, und es bleibt immer mißlich, den einmal eingeführten Sprachgebrauch um einer Hypothese willen zu ändern. Man kan ja selbst im de Lucschen System die Namen Dampfform und Luftform auf die palpablen Stoffe einschränken, und von den feinern Materien sich begnügen zu
Mittel, getrennt werden kan. In dieſer ſtaͤrkern oder ſchwaͤchern Verbindung mit dem Aufloͤſungsmittel liegt der weſentliche innere Charakter, durch welchen ſich Luftgattungen von Daͤmpfen unterſcheiden; die Verdichtung durch Kaͤlte iſt blos das aͤußere Merkmal davon, das aber nur in den Faͤllen ſtatt findet, in welchen das Aufloͤſungsmittel gerade der Waͤrmeſtoff iſt.
Erweitert man nun den Geſichtspunkt, und zieht auch ſolche elaſtiſche Fluida mit hinein, die wir in unſere Gefaͤße nicht einſchließen koͤnnen, wie Feuer, elektriſches Fluidum u. ſ. w., von denen man mit de Luc annimmt, daß ſie ihre Elaſticitaͤt ebenfalls der Verbindung mit einem leitenden Stoffe (Fluidum deferens) zu danken haben, mit welchem ſie aber nicht bis zur Permanenz, ſondern nur in dem ſchwaͤchern Grade, wie die Daͤmpfe mit dem Waͤrmeſtoffe, verbunden ſind, ſo wird die Betrachtung weit allgemeiner. Das unterſcheidende Kennzeichen von Dampfform und Luftform wird nun dieſes, daß bey jener die Verbindung zwiſchen der Baſis und dem Fluidum deferens ſchwaͤcher iſt, und ſchon durch blos mechaniſche Mittel, z. B. Druck, Streben nach Gleichgewicht u. ſ. w. getrennt werden kan; bey dieſen hingegen nicht anders, als durch chemiſche Zerſetzung, aufhoͤret. Dieſem Charakter gemaͤß legt Herr de Luc dem Feuer und dem elektriſchen Fluidum die Dampfform bey, weil ſich beyde durch Druck zerſetzen, und nennt nun Daͤmpfe oder Duͤnſte uͤberhaupt alle expanſiblen Fluͤßigkeiten, in welchen ſich das fortleitende Fluidum von der Baſis durch blos mechaniſche Mittel trennen laͤßt.
Inzwiſchen behaͤlt es fuͤr mich immer etwas Hartes, ſo feine Materien, welche die Gefaͤße durchdringen, mit dem Namen der Duͤnſte zu belegen, unter welchem man ſich weit groͤbere Stoffe zu denken gewohnt iſt. Ueberdies iſt das Meiſte, was man von dieſen feinen Materien behauptet, doch nur hypothetiſch, und es bleibt immer mißlich, den einmal eingefuͤhrten Sprachgebrauch um einer Hypotheſe willen zu aͤndern. Man kan ja ſelbſt im de Lucſchen Syſtem die Namen Dampfform und Luftform auf die palpablen Stoffe einſchraͤnken, und von den feinern Materien ſich begnuͤgen zu
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Mittel, getrennt werden kan. In dieſer ſtaͤrkern oder ſchwaͤchern Verbindung mit dem Aufloͤſungsmittel liegt der weſentliche innere Charakter, durch welchen ſich Luftgattungen von Daͤmpfen unterſcheiden; die Verdichtung durch Kaͤlte iſt blos das aͤußere Merkmal davon, das aber nur in den Faͤllen ſtatt findet, in welchen das Aufloͤſungsmittel gerade der Waͤrmeſtoff iſt.</p><p>Erweitert man nun den Geſichtspunkt, und zieht auch ſolche elaſtiſche Fluida mit hinein, die wir in unſere Gefaͤße nicht einſchließen koͤnnen, wie Feuer, elektriſches Fluidum u. ſ. w., von denen man mit <hirendition="#b">de Luc</hi> annimmt, daß ſie ihre Elaſticitaͤt ebenfalls der Verbindung mit einem leitenden Stoffe <hirendition="#aq">(Fluidum deferens)</hi> zu danken haben, mit welchem ſie aber nicht bis zur Permanenz, ſondern nur in dem ſchwaͤchern Grade, wie die Daͤmpfe mit dem Waͤrmeſtoffe, verbunden ſind, ſo wird die Betrachtung weit allgemeiner. Das unterſcheidende Kennzeichen von Dampfform und Luftform wird nun dieſes, daß bey jener die Verbindung zwiſchen der Baſis und dem <hirendition="#aq">Fluidum deferens</hi>ſchwaͤcher iſt, und ſchon durch blos mechaniſche Mittel, z. B. Druck, Streben nach Gleichgewicht u. ſ. w. getrennt werden kan; bey dieſen hingegen nicht anders, als durch chemiſche Zerſetzung, aufhoͤret. Dieſem Charakter gemaͤß legt Herr <hirendition="#b">de Luc</hi> dem Feuer und dem elektriſchen Fluidum die Dampfform bey, weil ſich beyde durch Druck zerſetzen, und nennt nun <hirendition="#b">Daͤmpfe</hi> oder <hirendition="#b">Duͤnſte</hi> uͤberhaupt alle expanſiblen Fluͤßigkeiten, in welchen ſich das fortleitende Fluidum von der Baſis durch blos mechaniſche Mittel trennen laͤßt.</p><p>Inzwiſchen behaͤlt es fuͤr mich immer etwas Hartes, ſo feine Materien, welche die Gefaͤße durchdringen, mit dem Namen der Duͤnſte zu belegen, unter welchem man ſich weit groͤbere Stoffe zu denken gewohnt iſt. Ueberdies iſt das Meiſte, was man von dieſen feinen Materien behauptet, doch nur hypothetiſch, und es bleibt immer mißlich, den einmal eingefuͤhrten Sprachgebrauch um einer Hypotheſe willen zu aͤndern. Man kan ja ſelbſt im de Lucſchen Syſtem die Namen Dampfform und Luftform auf die palpablen Stoffe einſchraͤnken, und von den feinern Materien ſich begnuͤgen zu<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
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Mittel, getrennt werden kan. In dieſer ſtaͤrkern oder ſchwaͤchern Verbindung mit dem Aufloͤſungsmittel liegt der weſentliche innere Charakter, durch welchen ſich Luftgattungen von Daͤmpfen unterſcheiden; die Verdichtung durch Kaͤlte iſt blos das aͤußere Merkmal davon, das aber nur in den Faͤllen ſtatt findet, in welchen das Aufloͤſungsmittel gerade der Waͤrmeſtoff iſt.
Erweitert man nun den Geſichtspunkt, und zieht auch ſolche elaſtiſche Fluida mit hinein, die wir in unſere Gefaͤße nicht einſchließen koͤnnen, wie Feuer, elektriſches Fluidum u. ſ. w., von denen man mit de Luc annimmt, daß ſie ihre Elaſticitaͤt ebenfalls der Verbindung mit einem leitenden Stoffe (Fluidum deferens) zu danken haben, mit welchem ſie aber nicht bis zur Permanenz, ſondern nur in dem ſchwaͤchern Grade, wie die Daͤmpfe mit dem Waͤrmeſtoffe, verbunden ſind, ſo wird die Betrachtung weit allgemeiner. Das unterſcheidende Kennzeichen von Dampfform und Luftform wird nun dieſes, daß bey jener die Verbindung zwiſchen der Baſis und dem Fluidum deferens ſchwaͤcher iſt, und ſchon durch blos mechaniſche Mittel, z. B. Druck, Streben nach Gleichgewicht u. ſ. w. getrennt werden kan; bey dieſen hingegen nicht anders, als durch chemiſche Zerſetzung, aufhoͤret. Dieſem Charakter gemaͤß legt Herr de Luc dem Feuer und dem elektriſchen Fluidum die Dampfform bey, weil ſich beyde durch Druck zerſetzen, und nennt nun Daͤmpfe oder Duͤnſte uͤberhaupt alle expanſiblen Fluͤßigkeiten, in welchen ſich das fortleitende Fluidum von der Baſis durch blos mechaniſche Mittel trennen laͤßt.
Inzwiſchen behaͤlt es fuͤr mich immer etwas Hartes, ſo feine Materien, welche die Gefaͤße durchdringen, mit dem Namen der Duͤnſte zu belegen, unter welchem man ſich weit groͤbere Stoffe zu denken gewohnt iſt. Ueberdies iſt das Meiſte, was man von dieſen feinen Materien behauptet, doch nur hypothetiſch, und es bleibt immer mißlich, den einmal eingefuͤhrten Sprachgebrauch um einer Hypotheſe willen zu aͤndern. Man kan ja ſelbſt im de Lucſchen Syſtem die Namen Dampfform und Luftform auf die palpablen Stoffe einſchraͤnken, und von den feinern Materien ſich begnuͤgen zu
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/217>, abgerufen am 24.11.2024.
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