Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite


der Verbrennung künstlicher Luftarten, des Athmens etc. Jena, 1793. 8.
auch im Gothaischen Magaz. für das Neuste rc. IX. B. 2tes St. S. 110 u. f.) hat noch eine mit der Symmerischen Vorstellungsart von zwey besondern elektrischen Materien übereinstimmende Theorie der Elektricität entworfen, und sich dabey den Stoff, welcher im isolirten Zustande das + E giebt (weil er sich mit etwas mehr Stärke äußert) als den männlichen, so wie den, der das--|E veranlosset, als den weiblichen, vorgestellt. Beyde ziehen sich stark an, und verbinden sich genau und schnell, wobey im Momente der Paarung der Lichtstoff in Wirksamkeit gesetzt, Erschütterung und Zerstörung der Körper bewirkt, und das Geruchswerkzeug afficirt wird. Im gepaarten Zustande geben diese Stoffe kein Merkmal ihres Daseyns; sind sie aber von einander getrennt, so breitet sich jeder einzelne so lang aus, bis es ihm gelingt, sich wieder mit dem andern zu vereinigen.

Jeder dieser Stoffe hält sich gern an die Leiter, die ihm einen freyen Durchgang verstatten; dagegen die Nicht-leiter diese Stoffe nur zur Noth an ihre Oberflächen nehmen, aber sie da auch so fest halten, daß sie nur mit Schwierigkeit darüber hingleiten oder ihre Masse durchdringen können. Beyde Stoffe verhalten sich also zu Leitern und Nicht-leitern ohngefähr so, wie Wasser zu Salz und Fett. Ein Körper heißt elektrisirt, wenn er mit einem einzelnen elektrischen Stoffe beladen ist.

Der männliche Stoff hat zum Glase u. dergl., der weibliche zum Harz, Siegellack u. s. w. mehr Verwandtschaft; beyde haben auch ihre eigenthümlichen Charaktere, die sich im elektrischen Lichte, den Figuren auf dem Harzkuchen u. s. f. zeigen. In sehr verdünnter Luft folgen beyde ihrer grenzenlosen Ausbreitungskraft; durch dichte, reine und trockne Luft aber wird diese so eingeschränkt, daß die Anhäufung einzelner Stoffe sehr weit und bis zur gewaitsamen Paarung durch Funken und Schlag getrieben werden kann. In feuchter und staubiger Luft aber geht an jedem Wasser- und Staubtheile eine kleine unmerkliche Paarung vor sich, die sich nur durch so schwache Erschütterungen, wie das Gefühl von


der Verbrennung künſtlicher Luftarten, des Athmens etc. Jena, 1793. 8.
auch im Gothaiſchen Magaz. fuͤr das Neuſte rc. IX. B. 2tes St. S. 110 u. f.) hat noch eine mit der Symmeriſchen Vorſtellungsart von zwey beſondern elektriſchen Materien uͤbereinſtimmende Theorie der Elektricitaͤt entworfen, und ſich dabey den Stoff, welcher im iſolirten Zuſtande das + E giebt (weil er ſich mit etwas mehr Staͤrke aͤußert) als den maͤnnlichen, ſo wie den, der das—|E veranloſſet, als den weiblichen, vorgeſtellt. Beyde ziehen ſich ſtark an, und verbinden ſich genau und ſchnell, wobey im Momente der Paarung der Lichtſtoff in Wirkſamkeit geſetzt, Erſchuͤtterung und Zerſtoͤrung der Koͤrper bewirkt, und das Geruchswerkzeug afficirt wird. Im gepaarten Zuſtande geben dieſe Stoffe kein Merkmal ihres Daſeyns; ſind ſie aber von einander getrennt, ſo breitet ſich jeder einzelne ſo lang aus, bis es ihm gelingt, ſich wieder mit dem andern zu vereinigen.

Jeder dieſer Stoffe haͤlt ſich gern an die Leiter, die ihm einen freyen Durchgang verſtatten; dagegen die Nicht-leiter dieſe Stoffe nur zur Noth an ihre Oberflaͤchen nehmen, aber ſie da auch ſo feſt halten, daß ſie nur mit Schwierigkeit daruͤber hingleiten oder ihre Maſſe durchdringen koͤnnen. Beyde Stoffe verhalten ſich alſo zu Leitern und Nicht-leitern ohngefaͤhr ſo, wie Waſſer zu Salz und Fett. Ein Koͤrper heißt elektriſirt, wenn er mit einem einzelnen elektriſchen Stoffe beladen iſt.

Der maͤnnliche Stoff hat zum Glaſe u. dergl., der weibliche zum Harz, Siegellack u. ſ. w. mehr Verwandtſchaft; beyde haben auch ihre eigenthuͤmlichen Charaktere, die ſich im elektriſchen Lichte, den Figuren auf dem Harzkuchen u. ſ. f. zeigen. In ſehr verduͤnnter Luft folgen beyde ihrer grenzenloſen Ausbreitungskraft; durch dichte, reine und trockne Luft aber wird dieſe ſo eingeſchraͤnkt, daß die Anhaͤufung einzelner Stoffe ſehr weit und bis zur gewaitſamen Paarung durch Funken und Schlag getrieben werden kann. In feuchter und ſtaubiger Luft aber geht an jedem Waſſer- und Staubtheile eine kleine unmerkliche Paarung vor ſich, die ſich nur durch ſo ſchwache Erſchuͤtterungen, wie das Gefuͤhl von

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="2">
              <p><hi rendition="#aq"><pb facs="#f0270" xml:id="P.5.258" n="258"/><lb/>
der Verbrennung kün&#x017F;tlicher Luftarten, des Athmens etc. Jena, 1793. 8.</hi> auch im Gothai&#x017F;chen Magaz. fu&#x0364;r das Neu&#x017F;te rc. <hi rendition="#aq">IX.</hi> B. 2tes St. S. 110 u. f.) hat noch eine mit der Symmeri&#x017F;chen Vor&#x017F;tellungsart von zwey be&#x017F;ondern elektri&#x017F;chen Materien u&#x0364;berein&#x017F;timmende Theorie der Elektricita&#x0364;t entworfen, und &#x017F;ich dabey den Stoff, welcher im i&#x017F;olirten Zu&#x017F;tande das + <hi rendition="#aq">E</hi> giebt (weil er &#x017F;ich mit etwas mehr Sta&#x0364;rke a&#x0364;ußert) als den <hi rendition="#b">ma&#x0364;nnlichen,</hi> &#x017F;o wie den, der das&#x2014;|<hi rendition="#aq">E</hi> veranlo&#x017F;&#x017F;et, als den <hi rendition="#b">weiblichen,</hi> vorge&#x017F;tellt. Beyde ziehen &#x017F;ich &#x017F;tark an, und verbinden &#x017F;ich genau und &#x017F;chnell, wobey im Momente der Paarung der Licht&#x017F;toff in Wirk&#x017F;amkeit ge&#x017F;etzt, Er&#x017F;chu&#x0364;tterung und Zer&#x017F;to&#x0364;rung der Ko&#x0364;rper bewirkt, und das Geruchswerkzeug afficirt wird. Im gepaarten Zu&#x017F;tande geben die&#x017F;e Stoffe kein Merkmal ihres Da&#x017F;eyns; &#x017F;ind &#x017F;ie aber von einander getrennt, &#x017F;o breitet &#x017F;ich jeder einzelne &#x017F;o lang aus, bis es ihm gelingt, &#x017F;ich wieder mit dem andern zu vereinigen.</p>
              <p>Jeder die&#x017F;er Stoffe ha&#x0364;lt &#x017F;ich gern an die Leiter, die ihm einen freyen Durchgang ver&#x017F;tatten; dagegen die Nicht-leiter die&#x017F;e Stoffe nur zur Noth an ihre Oberfla&#x0364;chen nehmen, aber &#x017F;ie da auch &#x017F;o fe&#x017F;t halten, daß &#x017F;ie nur mit Schwierigkeit daru&#x0364;ber hingleiten oder ihre Ma&#x017F;&#x017F;e durchdringen ko&#x0364;nnen. Beyde Stoffe verhalten &#x017F;ich al&#x017F;o zu Leitern und Nicht-leitern ohngefa&#x0364;hr &#x017F;o, wie Wa&#x017F;&#x017F;er zu Salz und Fett. Ein Ko&#x0364;rper heißt <hi rendition="#b">elektri&#x017F;irt,</hi> wenn er mit einem einzelnen elektri&#x017F;chen Stoffe beladen i&#x017F;t.</p>
              <p>Der ma&#x0364;nnliche Stoff hat zum Gla&#x017F;e u. dergl., der weibliche zum Harz, Siegellack u. &#x017F;. w. mehr Verwandt&#x017F;chaft; beyde haben auch ihre eigenthu&#x0364;mlichen Charaktere, die &#x017F;ich im elektri&#x017F;chen Lichte, den Figuren auf dem Harzkuchen u. &#x017F;. f. zeigen. In &#x017F;ehr verdu&#x0364;nnter Luft folgen beyde ihrer grenzenlo&#x017F;en Ausbreitungskraft; durch dichte, reine und trockne Luft aber wird die&#x017F;e &#x017F;o einge&#x017F;chra&#x0364;nkt, daß die Anha&#x0364;ufung einzelner Stoffe &#x017F;ehr weit und bis zur gewait&#x017F;amen Paarung durch <hi rendition="#b">Funken</hi> und <hi rendition="#b">Schlag</hi> getrieben werden kann. In feuchter und &#x017F;taubiger Luft aber geht an jedem Wa&#x017F;&#x017F;er- und Staubtheile eine kleine unmerkliche Paarung vor &#x017F;ich, die &#x017F;ich nur durch &#x017F;o &#x017F;chwache Er&#x017F;chu&#x0364;tterungen, wie das Gefu&#x0364;hl von<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[258/0270] der Verbrennung künſtlicher Luftarten, des Athmens etc. Jena, 1793. 8. auch im Gothaiſchen Magaz. fuͤr das Neuſte rc. IX. B. 2tes St. S. 110 u. f.) hat noch eine mit der Symmeriſchen Vorſtellungsart von zwey beſondern elektriſchen Materien uͤbereinſtimmende Theorie der Elektricitaͤt entworfen, und ſich dabey den Stoff, welcher im iſolirten Zuſtande das + E giebt (weil er ſich mit etwas mehr Staͤrke aͤußert) als den maͤnnlichen, ſo wie den, der das—|E veranloſſet, als den weiblichen, vorgeſtellt. Beyde ziehen ſich ſtark an, und verbinden ſich genau und ſchnell, wobey im Momente der Paarung der Lichtſtoff in Wirkſamkeit geſetzt, Erſchuͤtterung und Zerſtoͤrung der Koͤrper bewirkt, und das Geruchswerkzeug afficirt wird. Im gepaarten Zuſtande geben dieſe Stoffe kein Merkmal ihres Daſeyns; ſind ſie aber von einander getrennt, ſo breitet ſich jeder einzelne ſo lang aus, bis es ihm gelingt, ſich wieder mit dem andern zu vereinigen. Jeder dieſer Stoffe haͤlt ſich gern an die Leiter, die ihm einen freyen Durchgang verſtatten; dagegen die Nicht-leiter dieſe Stoffe nur zur Noth an ihre Oberflaͤchen nehmen, aber ſie da auch ſo feſt halten, daß ſie nur mit Schwierigkeit daruͤber hingleiten oder ihre Maſſe durchdringen koͤnnen. Beyde Stoffe verhalten ſich alſo zu Leitern und Nicht-leitern ohngefaͤhr ſo, wie Waſſer zu Salz und Fett. Ein Koͤrper heißt elektriſirt, wenn er mit einem einzelnen elektriſchen Stoffe beladen iſt. Der maͤnnliche Stoff hat zum Glaſe u. dergl., der weibliche zum Harz, Siegellack u. ſ. w. mehr Verwandtſchaft; beyde haben auch ihre eigenthuͤmlichen Charaktere, die ſich im elektriſchen Lichte, den Figuren auf dem Harzkuchen u. ſ. f. zeigen. In ſehr verduͤnnter Luft folgen beyde ihrer grenzenloſen Ausbreitungskraft; durch dichte, reine und trockne Luft aber wird dieſe ſo eingeſchraͤnkt, daß die Anhaͤufung einzelner Stoffe ſehr weit und bis zur gewaitſamen Paarung durch Funken und Schlag getrieben werden kann. In feuchter und ſtaubiger Luft aber geht an jedem Waſſer- und Staubtheile eine kleine unmerkliche Paarung vor ſich, die ſich nur durch ſo ſchwache Erſchuͤtterungen, wie das Gefuͤhl von

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/270
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/270>, abgerufen am 21.11.2024.