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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

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Zugleich aber bemerkt er, daß man auf die schönen Ideen, welche beym ersten Anfange dieser Sache auf eine deutliche Erklärung aller Muskelbewegungen zu führen schienen, gänzlich Verzicht thun müsse. Seine auf alle mögliche Art veränderten Versuche hätten ihm nur zu deutlich gezeigt, daß die in den Organen erregte Elektricität keinesweges unmittelbar auf die Muskeln wirke, daß sie nur die Nerven reize, und daß diese, in Bewegung gesetzt, wiederum die Muskeln reizen. Wie aber diese Thätigkeit der Nerven sich fortpflanze, wie sie in die Muskeln übergehe, und wie hieraus die Bewegung dieser letztern folge, das sey nach allen diesen Entdeckungen noch eben so problematisch, als vorher.

Man wird aus dem Angeführten leicht übersehen können, was davon für die Physik zu hoffen sey. Auf die erwarteten Aufschlüsse über die Natur des Lebensprincips und des ganzen Lebensprocesses muß man zwar gänzlich Verzicht leisten; desto ergiebiger aber ist der Nutzen, der sich für die Lehre von der Elektricität hoffen läßt, da uns die Versuche nicht nur an den Nerven ein Elektrometer von der äußersten Empfindlichkeit kennen lehren, sondern auch eine neue Art der Erregung zeigen, von welcher sich die Theorie des Urfprungs der Elektricität mehrere Aufklärung versprechen darf.

Nach neuern Versuchen, welche Herr D. Pfaff in einer eignen Schrift über die thierische Elektricität bekannt machen wird, einstweilen aber nur vorläufig angezeigt hat (Fortgesetzte Bemerkungen über die thierische Elektricität, von Hrn. D. Pfaff, in Grens Journ. der Phys. VIII. B. S. 377 u. f.), scheint er doch einige Verschiedenheit zwischen der elektrischen Materie und dem Fluidum zu finden, welches bey diesen merkwürdigen Versuchen im Spiele ist, und zwischen den beyden Armaturen circulirt, welche an die Muskeln und Nerven des thierischen Körpers angebracht werden. Es zeigt ihm zwar dieses Fluidum Analogien mit dem elektrischen, durch die Natur seiner Erscheinungen, und weil es nur durch solche Körper geht, welche auch Leiter der Elektricität sind, von Nicht-leitern hingegen nicht durchgelassen wird, ferner, weil diejenigen Metalle, welche die Kraft der Reibzeuge erhöhen, und die Erregung der Elektricität begünstigen,


Zugleich aber bemerkt er, daß man auf die ſchoͤnen Ideen, welche beym erſten Anfange dieſer Sache auf eine deutliche Erklaͤrung aller Muskelbewegungen zu fuͤhren ſchienen, gaͤnzlich Verzicht thun muͤſſe. Seine auf alle moͤgliche Art veraͤnderten Verſuche haͤtten ihm nur zu deutlich gezeigt, daß die in den Organen erregte Elektricitaͤt keinesweges unmittelbar auf die Muskeln wirke, daß ſie nur die Nerven reize, und daß dieſe, in Bewegung geſetzt, wiederum die Muskeln reizen. Wie aber dieſe Thaͤtigkeit der Nerven ſich fortpflanze, wie ſie in die Muskeln uͤbergehe, und wie hieraus die Bewegung dieſer letztern folge, das ſey nach allen dieſen Entdeckungen noch eben ſo problematiſch, als vorher.

Man wird aus dem Angefuͤhrten leicht uͤberſehen koͤnnen, was davon fuͤr die Phyſik zu hoffen ſey. Auf die erwarteten Aufſchluͤſſe uͤber die Natur des Lebensprincips und des ganzen Lebensproceſſes muß man zwar gaͤnzlich Verzicht leiſten; deſto ergiebiger aber iſt der Nutzen, der ſich fuͤr die Lehre von der Elektricitaͤt hoffen laͤßt, da uns die Verſuche nicht nur an den Nerven ein Elektrometer von der aͤußerſten Empfindlichkeit kennen lehren, ſondern auch eine neue Art der Erregung zeigen, von welcher ſich die Theorie des Urfprungs der Elektricitaͤt mehrere Aufklaͤrung verſprechen darf.

Nach neuern Verſuchen, welche Herr D. Pfaff in einer eignen Schrift uͤber die thieriſche Elektricitaͤt bekannt machen wird, einſtweilen aber nur vorlaͤufig angezeigt hat (Fortgeſetzte Bemerkungen uͤber die thieriſche Elektricitaͤt, von Hrn. D. Pfaff, in Grens Journ. der Phyſ. VIII. B. S. 377 u. f.), ſcheint er doch einige Verſchiedenheit zwiſchen der elektriſchen Materie und dem Fluidum zu finden, welches bey dieſen merkwuͤrdigen Verſuchen im Spiele iſt, und zwiſchen den beyden Armaturen circulirt, welche an die Muskeln und Nerven des thieriſchen Koͤrpers angebracht werden. Es zeigt ihm zwar dieſes Fluidum Analogien mit dem elektriſchen, durch die Natur ſeiner Erſcheinungen, und weil es nur durch ſolche Koͤrper geht, welche auch Leiter der Elektricitaͤt ſind, von Nicht-leitern hingegen nicht durchgelaſſen wird, ferner, weil diejenigen Metalle, welche die Kraft der Reibzeuge erhoͤhen, und die Erregung der Elektricitaͤt beguͤnſtigen,

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[292/0304] Zugleich aber bemerkt er, daß man auf die ſchoͤnen Ideen, welche beym erſten Anfange dieſer Sache auf eine deutliche Erklaͤrung aller Muskelbewegungen zu fuͤhren ſchienen, gaͤnzlich Verzicht thun muͤſſe. Seine auf alle moͤgliche Art veraͤnderten Verſuche haͤtten ihm nur zu deutlich gezeigt, daß die in den Organen erregte Elektricitaͤt keinesweges unmittelbar auf die Muskeln wirke, daß ſie nur die Nerven reize, und daß dieſe, in Bewegung geſetzt, wiederum die Muskeln reizen. Wie aber dieſe Thaͤtigkeit der Nerven ſich fortpflanze, wie ſie in die Muskeln uͤbergehe, und wie hieraus die Bewegung dieſer letztern folge, das ſey nach allen dieſen Entdeckungen noch eben ſo problematiſch, als vorher. Man wird aus dem Angefuͤhrten leicht uͤberſehen koͤnnen, was davon fuͤr die Phyſik zu hoffen ſey. Auf die erwarteten Aufſchluͤſſe uͤber die Natur des Lebensprincips und des ganzen Lebensproceſſes muß man zwar gaͤnzlich Verzicht leiſten; deſto ergiebiger aber iſt der Nutzen, der ſich fuͤr die Lehre von der Elektricitaͤt hoffen laͤßt, da uns die Verſuche nicht nur an den Nerven ein Elektrometer von der aͤußerſten Empfindlichkeit kennen lehren, ſondern auch eine neue Art der Erregung zeigen, von welcher ſich die Theorie des Urfprungs der Elektricitaͤt mehrere Aufklaͤrung verſprechen darf. Nach neuern Verſuchen, welche Herr D. Pfaff in einer eignen Schrift uͤber die thieriſche Elektricitaͤt bekannt machen wird, einſtweilen aber nur vorlaͤufig angezeigt hat (Fortgeſetzte Bemerkungen uͤber die thieriſche Elektricitaͤt, von Hrn. D. Pfaff, in Grens Journ. der Phyſ. VIII. B. S. 377 u. f.), ſcheint er doch einige Verſchiedenheit zwiſchen der elektriſchen Materie und dem Fluidum zu finden, welches bey dieſen merkwuͤrdigen Verſuchen im Spiele iſt, und zwiſchen den beyden Armaturen circulirt, welche an die Muskeln und Nerven des thieriſchen Koͤrpers angebracht werden. Es zeigt ihm zwar dieſes Fluidum Analogien mit dem elektriſchen, durch die Natur ſeiner Erſcheinungen, und weil es nur durch ſolche Koͤrper geht, welche auch Leiter der Elektricitaͤt ſind, von Nicht-leitern hingegen nicht durchgelaſſen wird, ferner, weil diejenigen Metalle, welche die Kraft der Reibzeuge erhoͤhen, und die Erregung der Elektricitaͤt beguͤnſtigen,

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/304>, abgerufen am 21.11.2024.