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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

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Erden.

Zusatz zu Th. II. S. 10.

Die Chemiker nennen Erden diejenigen unentzündlichen, feuerbeständigen Körper, die sich ohne Zwischenmittel in 200 Theilen kochendem Wasser nicht auflösen lassen, und aus der Auflösung in Säuren durch Blutlauge nicht gefället werden. Einfache Erden aber heißen solche, die noch bisher in keine andern ungleichartigen Bestandtheile durch Kunst haben zerlegt werden können.

Zu den im Wörterbuche S. 11. angegebnen fünf einfachen Erden sind seitdem noch einige neuentdeckte, die Zirkonerde, Diamantspatherde, Australerde und nach Einigen die Erde des Strontionits hinzugekommen, von welchen in diesem Supplementbande eigne Artikel vorkommen.

Herr von Ruprecht, Bergrath und Professor der Chemie zu Schemnitz in Ungarn, behauptete im Jahre 1790, mit Hülfe des neapolitanischen Pensionärs auf der Bergakademie zu Schemnitz, Hrn. Tondi, die bekannten fünf einfachen Erden, und noch überdies das Sedativsalz, zu eben soviel besondern Metallkönigen reducirt zu haben. Diese Entdeckung schien alle bisher angenommenen Unterschiede zwischen Erden und Metallkalken aufzuheben, und hätte in den Grundbegriffen der Chemie eine gänzliche Umänderung veranlassen müssen. Man hatte diese Erden mit dem achten Theile Kohlenstaub versetzt, dieses Gemenge mit Leinöl zu einem Teige geknetet, in einem hessischen Schmelztiegel mit Kohlenstaub und Beinasche bedeckt, und mit Kohlen überschüttet, 1 1/2 Stunden lang in einer Esse dem heftigsten Feuer mit immer verstärktem Gebläse ausgesetzt, und durch diese vermeinte Reduction Metallkörner erhalten, die man für Könige der gedachten Erden ansahe, und dem aus der Schwererde den Namen Borbonium, dem Kalkerdenkönige die Benennung Parthenium u. s. w. beylegte.

Allein schon Herr Savaresi, ein anderer neapolitanischer Pensionär zu Schemnitz, und nachher die Herren Westrumb, Klaproth, Tihavsky u. a. haben überzeugend dargethan, daß die äußerst fehlerhafte Art der Beschickung,


Erden.

Zuſatz zu Th. II. S. 10.

Die Chemiker nennen Erden diejenigen unentzuͤndlichen, feuerbeſtaͤndigen Koͤrper, die ſich ohne Zwiſchenmittel in 200 Theilen kochendem Waſſer nicht aufloͤſen laſſen, und aus der Aufloͤſung in Saͤuren durch Blutlauge nicht gefaͤllet werden. Einfache Erden aber heißen ſolche, die noch bisher in keine andern ungleichartigen Beſtandtheile durch Kunſt haben zerlegt werden koͤnnen.

Zu den im Woͤrterbuche S. 11. angegebnen fuͤnf einfachen Erden ſind ſeitdem noch einige neuentdeckte, die Zirkonerde, Diamantſpatherde, Auſtralerde und nach Einigen die Erde des Strontionits hinzugekommen, von welchen in dieſem Supplementbande eigne Artikel vorkommen.

Herr von Ruprecht, Bergrath und Profeſſor der Chemie zu Schemnitz in Ungarn, behauptete im Jahre 1790, mit Huͤlfe des neapolitaniſchen Penſionaͤrs auf der Bergakademie zu Schemnitz, Hrn. Tondi, die bekannten fuͤnf einfachen Erden, und noch uͤberdies das Sedativſalz, zu eben ſoviel beſondern Metallkoͤnigen reducirt zu haben. Dieſe Entdeckung ſchien alle bisher angenommenen Unterſchiede zwiſchen Erden und Metallkalken aufzuheben, und haͤtte in den Grundbegriffen der Chemie eine gaͤnzliche Umaͤnderung veranlaſſen muͤſſen. Man hatte dieſe Erden mit dem achten Theile Kohlenſtaub verſetzt, dieſes Gemenge mit Leinoͤl zu einem Teige geknetet, in einem heſſiſchen Schmelztiegel mit Kohlenſtaub und Beinaſche bedeckt, und mit Kohlen uͤberſchuͤttet, 1 1/2 Stunden lang in einer Eſſe dem heftigſten Feuer mit immer verſtaͤrktem Geblaͤſe ausgeſetzt, und durch dieſe vermeinte Reduction Metallkoͤrner erhalten, die man fuͤr Koͤnige der gedachten Erden anſahe, und dem aus der Schwererde den Namen Borbonium, dem Kalkerdenkoͤnige die Benennung Parthenium u. ſ. w. beylegte.

Allein ſchon Herr Savareſi, ein anderer neapolitaniſcher Penſionaͤr zu Schemnitz, und nachher die Herren Weſtrumb, Klaproth, Tihavsky u. a. haben uͤberzeugend dargethan, daß die aͤußerſt fehlerhafte Art der Beſchickung,

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[359/0371] Erden. Zuſatz zu Th. II. S. 10. Die Chemiker nennen Erden diejenigen unentzuͤndlichen, feuerbeſtaͤndigen Koͤrper, die ſich ohne Zwiſchenmittel in 200 Theilen kochendem Waſſer nicht aufloͤſen laſſen, und aus der Aufloͤſung in Saͤuren durch Blutlauge nicht gefaͤllet werden. Einfache Erden aber heißen ſolche, die noch bisher in keine andern ungleichartigen Beſtandtheile durch Kunſt haben zerlegt werden koͤnnen. Zu den im Woͤrterbuche S. 11. angegebnen fuͤnf einfachen Erden ſind ſeitdem noch einige neuentdeckte, die Zirkonerde, Diamantſpatherde, Auſtralerde und nach Einigen die Erde des Strontionits hinzugekommen, von welchen in dieſem Supplementbande eigne Artikel vorkommen. Herr von Ruprecht, Bergrath und Profeſſor der Chemie zu Schemnitz in Ungarn, behauptete im Jahre 1790, mit Huͤlfe des neapolitaniſchen Penſionaͤrs auf der Bergakademie zu Schemnitz, Hrn. Tondi, die bekannten fuͤnf einfachen Erden, und noch uͤberdies das Sedativſalz, zu eben ſoviel beſondern Metallkoͤnigen reducirt zu haben. Dieſe Entdeckung ſchien alle bisher angenommenen Unterſchiede zwiſchen Erden und Metallkalken aufzuheben, und haͤtte in den Grundbegriffen der Chemie eine gaͤnzliche Umaͤnderung veranlaſſen muͤſſen. Man hatte dieſe Erden mit dem achten Theile Kohlenſtaub verſetzt, dieſes Gemenge mit Leinoͤl zu einem Teige geknetet, in einem heſſiſchen Schmelztiegel mit Kohlenſtaub und Beinaſche bedeckt, und mit Kohlen uͤberſchuͤttet, 1 1/2 Stunden lang in einer Eſſe dem heftigſten Feuer mit immer verſtaͤrktem Geblaͤſe ausgeſetzt, und durch dieſe vermeinte Reduction Metallkoͤrner erhalten, die man fuͤr Koͤnige der gedachten Erden anſahe, und dem aus der Schwererde den Namen Borbonium, dem Kalkerdenkoͤnige die Benennung Parthenium u. ſ. w. beylegte. Allein ſchon Herr Savareſi, ein anderer neapolitaniſcher Penſionaͤr zu Schemnitz, und nachher die Herren Weſtrumb, Klaproth, Tihavsky u. a. haben uͤberzeugend dargethan, daß die aͤußerſt fehlerhafte Art der Beſchickung,

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/371>, abgerufen am 21.11.2024.