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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

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Weiß gar nicht mehr, sondern die Stelle des Streifs ist, von oben herab gerechnet, mit Roth, Gelb, Blau und Violett bedeckt. Steht das Prisma weit genug ab, so erscheint auch noch Grün in der Mitte, oder der gelbe Streif wird ganz grün.

4. Bey einem schwarzen Streif auf weißem Grunde sind die Erscheinungen umgekehrt. Steht der Streif vertical, so hat er oben einen hellblauen und violetten, unten einen gelben und rothen Saum; die letztern Farben stralen in die weiße Grenze hinein.

5. Liegt der schwarze Streif mit der Axe des Prisma parallel, so erscheint er, von oben herab gerechnet, mit Hellblau, Violett, Roth und Gelb ganz bedeckt. Ist er weit genug vom Prisma entfernt, so wird die rothe Farbe pfirsichblüthroth.

6. Ist der brechende Winkel des Prisma nach oben gekehrt, so zeigen sich die Erscheinungen 2--5 umgekehrt; der weiße Streif auf schwarzem Grunde z. B. hat oben den violett- und hellblauen, unten den gelben und rothen Saum, u. s. w.

Alle diese Erscheinungen zeigt Herr von Göthe an besondern Karten, wo Schwarz mit Weiß auf mancherley Art abwechselt, zuweilen auch der farbige Saum durch Illumination mit angegeben wird. Die Verbreitungen der Ränder eines Streifs über den angrenzenden schwarzen oder weißen Grund nennt er Stralungen, und zieht aus den Beobachtungen das Resultat, daß Blau wenig ins Weiße, Roth wenig ins Schwarze, Violett viel ins Schwarze, Gelb viel ins Weiße hineinstrale. Er betrachtet auch graue und farbige Flächen auf weißem und schwarzem Grunde, dergleichen beym 2ten Stück auf einer großen colorirten Tafel besonders vorgestellt werden. Ist die farbige Fläche mit dem durchs Prisma gefärbten Rande gleichartig, so zeigt sie sich vergrößert, im entgegengesetzten Falle verkleinert und unrein. Von einem rothen, halb auf schwarzem halb auf weißem Grunde liegenden Quadrate erscheint durchs Prisma der Theil des obern Randes, der auf dem weißen Grunde liegt,


Weiß gar nicht mehr, ſondern die Stelle des Streifs iſt, von oben herab gerechnet, mit Roth, Gelb, Blau und Violett bedeckt. Steht das Prisma weit genug ab, ſo erſcheint auch noch Gruͤn in der Mitte, oder der gelbe Streif wird ganz gruͤn.

4. Bey einem ſchwarzen Streif auf weißem Grunde ſind die Erſcheinungen umgekehrt. Steht der Streif vertical, ſo hat er oben einen hellblauen und violetten, unten einen gelben und rothen Saum; die letztern Farben ſtralen in die weiße Grenze hinein.

5. Liegt der ſchwarze Streif mit der Axe des Prisma parallel, ſo erſcheint er, von oben herab gerechnet, mit Hellblau, Violett, Roth und Gelb ganz bedeckt. Iſt er weit genug vom Prisma entfernt, ſo wird die rothe Farbe pfirſichbluͤthroth.

6. Iſt der brechende Winkel des Prisma nach oben gekehrt, ſo zeigen ſich die Erſcheinungen 2—5 umgekehrt; der weiße Streif auf ſchwarzem Grunde z. B. hat oben den violett- und hellblauen, unten den gelben und rothen Saum, u. ſ. w.

Alle dieſe Erſcheinungen zeigt Herr von Goͤthe an beſondern Karten, wo Schwarz mit Weiß auf mancherley Art abwechſelt, zuweilen auch der farbige Saum durch Illumination mit angegeben wird. Die Verbreitungen der Raͤnder eines Streifs uͤber den angrenzenden ſchwarzen oder weißen Grund nennt er Stralungen, und zieht aus den Beobachtungen das Reſultat, daß Blau wenig ins Weiße, Roth wenig ins Schwarze, Violett viel ins Schwarze, Gelb viel ins Weiße hineinſtrale. Er betrachtet auch graue und farbige Flaͤchen auf weißem und ſchwarzem Grunde, dergleichen beym 2ten Stuͤck auf einer großen colorirten Tafel beſonders vorgeſtellt werden. Iſt die farbige Flaͤche mit dem durchs Prisma gefaͤrbten Rande gleichartig, ſo zeigt ſie ſich vergroͤßert, im entgegengeſetzten Falle verkleinert und unrein. Von einem rothen, halb auf ſchwarzem halb auf weißem Grunde liegenden Quadrate erſcheint durchs Prisma der Theil des obern Randes, der auf dem weißen Grunde liegt,

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[386/0398] Weiß gar nicht mehr, ſondern die Stelle des Streifs iſt, von oben herab gerechnet, mit Roth, Gelb, Blau und Violett bedeckt. Steht das Prisma weit genug ab, ſo erſcheint auch noch Gruͤn in der Mitte, oder der gelbe Streif wird ganz gruͤn. 4. Bey einem ſchwarzen Streif auf weißem Grunde ſind die Erſcheinungen umgekehrt. Steht der Streif vertical, ſo hat er oben einen hellblauen und violetten, unten einen gelben und rothen Saum; die letztern Farben ſtralen in die weiße Grenze hinein. 5. Liegt der ſchwarze Streif mit der Axe des Prisma parallel, ſo erſcheint er, von oben herab gerechnet, mit Hellblau, Violett, Roth und Gelb ganz bedeckt. Iſt er weit genug vom Prisma entfernt, ſo wird die rothe Farbe pfirſichbluͤthroth. 6. Iſt der brechende Winkel des Prisma nach oben gekehrt, ſo zeigen ſich die Erſcheinungen 2—5 umgekehrt; der weiße Streif auf ſchwarzem Grunde z. B. hat oben den violett- und hellblauen, unten den gelben und rothen Saum, u. ſ. w. Alle dieſe Erſcheinungen zeigt Herr von Goͤthe an beſondern Karten, wo Schwarz mit Weiß auf mancherley Art abwechſelt, zuweilen auch der farbige Saum durch Illumination mit angegeben wird. Die Verbreitungen der Raͤnder eines Streifs uͤber den angrenzenden ſchwarzen oder weißen Grund nennt er Stralungen, und zieht aus den Beobachtungen das Reſultat, daß Blau wenig ins Weiße, Roth wenig ins Schwarze, Violett viel ins Schwarze, Gelb viel ins Weiße hineinſtrale. Er betrachtet auch graue und farbige Flaͤchen auf weißem und ſchwarzem Grunde, dergleichen beym 2ten Stuͤck auf einer großen colorirten Tafel beſonders vorgeſtellt werden. Iſt die farbige Flaͤche mit dem durchs Prisma gefaͤrbten Rande gleichartig, ſo zeigt ſie ſich vergroͤßert, im entgegengeſetzten Falle verkleinert und unrein. Von einem rothen, halb auf ſchwarzem halb auf weißem Grunde liegenden Quadrate erſcheint durchs Prisma der Theil des obern Randes, der auf dem weißen Grunde liegt,

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/398>, abgerufen am 21.11.2024.