Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.
Die Erklärung dieser Phänomene aus der Newtonischen Farbentheorie ist sehr leicht. Sie liegt ganz in demjenigen, was im Artikel S. 137. 138. bereits von diesen farbigen Rändern gesagt ist. Das Fensterbley CDEF, zwischen den zwo hellen Scheiben A und B, Taf. VIII. Fig. 20. ist nichts anders, als der schwarze Streif auf weißem Grunde (oben Num. 4 und 5.), der also nach Newton die Ränder ganz so bekommen muß, wie sie Hr. v. Göthe findet. Ist der Streif schmal, so berühren sich in seiner Mitte das innere Violett von oben und das innere Hellroth von unten, man sieht nun das Schwarze gar nicht mehr, sondern die Farben bedecken die ganze Stelle in der angegebnen Ordnung. Steht der Streif weit ab, so greifen Violett und Hellroth von beyden Seiten in einander ein, und mischen sich zu Pfirsichblüthfarbe. Die übrigen Erscheinungen hier eben so umständlich aus einander zu setzen, würde zu viel Raum erfordern. Hr. Gren (Bemerkungen über des Herrn von Göthe Beyträge zur Optik, im Journal der Physik, B. VII. S. 3. u. f.) hat sie alle mit der evidentesten Deutlichkeit erklärt, auch gezeigt, daß sie schon von Newton selbst (Optice, lat. redd. Sam. Clarke. 1706. 4. p. 134. Lectiones opticae in Is. Newtoni Opusc. mathem. etc. ed. Ioh. Castilloneus. To. II. Lausann. et Genev. 1744. 4. p. 247. sqq.) und von Andern, die mit seiner Theorie vertraut waren, z. B. Herrn Klügel (in Priestley Geschichte der Optik, S. 203. Anm. und Encyclopädie, 2te Ausg. Berlin und Stettin, 1792. 8. S. 447. u. f.) zur Gnüge erklärt worden sind. Eben so richtig und deutlich findet man auch die Hauptsache im Gothaischen Magazin (VIII. B. 1stes St. S. 119--122.) erläutert. Herr von Göthe scheint zu glauben, die Newtonische Farbentheorie reiche nicht zu, diese Phänomene zu erklären, weil man hier durchs Prisma sowohl Schwarz als Weiß, sowohl Dunkel als Licht, in Farben aufgelöst sehe. Allein das Mißverständniß ist augenblicklich gehoben, wenn man nach der im Wörterbuche gemachten Erinnerung bedenkt, daß die Ränder
Die Erklaͤrung dieſer Phaͤnomene aus der Newtoniſchen Farbentheorie iſt ſehr leicht. Sie liegt ganz in demjenigen, was im Artikel S. 137. 138. bereits von dieſen farbigen Raͤndern geſagt iſt. Das Fenſterbley CDEF, zwiſchen den zwo hellen Scheiben A und B, Taf. VIII. Fig. 20. iſt nichts anders, als der ſchwarze Streif auf weißem Grunde (oben Num. 4 und 5.), der alſo nach Newton die Raͤnder ganz ſo bekommen muß, wie ſie Hr. v. Goͤthe findet. Iſt der Streif ſchmal, ſo beruͤhren ſich in ſeiner Mitte das innere Violett von oben und das innere Hellroth von unten, man ſieht nun das Schwarze gar nicht mehr, ſondern die Farben bedecken die ganze Stelle in der angegebnen Ordnung. Steht der Streif weit ab, ſo greifen Violett und Hellroth von beyden Seiten in einander ein, und miſchen ſich zu Pfirſichbluͤthfarbe. Die uͤbrigen Erſcheinungen hier eben ſo umſtaͤndlich aus einander zu ſetzen, wuͤrde zu viel Raum erfordern. Hr. Gren (Bemerkungen uͤber des Herrn von Goͤthe Beytraͤge zur Optik, im Journal der Phyſik, B. VII. S. 3. u. f.) hat ſie alle mit der evidenteſten Deutlichkeit erklaͤrt, auch gezeigt, daß ſie ſchon von Newton ſelbſt (Optice, lat. redd. Sam. Clarke. 1706. 4. p. 134. Lectiones opticae in Iſ. Newtoni Opuſc. mathem. etc. ed. Ioh. Caſtilloneus. To. II. Lauſann. et Genev. 1744. 4. p. 247. ſqq.) und von Andern, die mit ſeiner Theorie vertraut waren, z. B. Herrn Kluͤgel (in Prieſtley Geſchichte der Optik, S. 203. Anm. und Encyclopaͤdie, 2te Ausg. Berlin und Stettin, 1792. 8. S. 447. u. f.) zur Gnuͤge erklaͤrt worden ſind. Eben ſo richtig und deutlich findet man auch die Hauptſache im Gothaiſchen Magazin (VIII. B. 1ſtes St. S. 119—122.) erlaͤutert. Herr von Goͤthe ſcheint zu glauben, die Newtoniſche Farbentheorie reiche nicht zu, dieſe Phaͤnomene zu erklaͤren, weil man hier durchs Prisma ſowohl Schwarz als Weiß, ſowohl Dunkel als Licht, in Farben aufgeloͤſt ſehe. Allein das Mißverſtaͤndniß iſt augenblicklich gehoben, wenn man nach der im Woͤrterbuche gemachten Erinnerung bedenkt, daß die Raͤnder <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0399" xml:id="P.5.387" n="387"/><lb/> merklich tiefer, als der andere, der ſich auf ſchwarzem Grunde beſindet, obgleich beyde in einerley gerader Linie liegen.</p> <p>Die Erklaͤrung dieſer Phaͤnomene aus der Newtoniſchen Farbentheorie iſt ſehr leicht. Sie liegt ganz in demjenigen, was im Artikel S. 137. 138. bereits von dieſen farbigen Raͤndern geſagt iſt. Das Fenſterbley <hi rendition="#aq">CDEF,</hi> zwiſchen den zwo hellen Scheiben <hi rendition="#aq">A</hi> und <hi rendition="#aq">B,</hi> Taf. <hi rendition="#aq">VIII.</hi> Fig. 20. iſt nichts anders, als der ſchwarze Streif auf weißem Grunde (oben Num. 4 und 5.), der alſo nach Newton die Raͤnder ganz ſo bekommen muß, wie ſie Hr. <hi rendition="#b">v. Goͤthe</hi> findet. Iſt der Streif ſchmal, ſo beruͤhren ſich in ſeiner Mitte das innere Violett von oben und das innere Hellroth von unten, man ſieht nun das Schwarze gar nicht mehr, ſondern die Farben bedecken die ganze Stelle in der angegebnen Ordnung. Steht der Streif weit ab, ſo greifen Violett und Hellroth von beyden Seiten in einander ein, und miſchen ſich zu Pfirſichbluͤthfarbe.</p> <p>Die uͤbrigen Erſcheinungen hier eben ſo umſtaͤndlich aus einander zu ſetzen, wuͤrde zu viel Raum erfordern. Hr. <hi rendition="#b">Gren</hi> (Bemerkungen uͤber des Herrn von Goͤthe Beytraͤge zur Optik, im Journal der Phyſik, B. <hi rendition="#aq">VII.</hi> S. 3. u. f.) hat ſie alle mit der evidenteſten Deutlichkeit erklaͤrt, auch gezeigt, daß ſie ſchon von <hi rendition="#b">Newton</hi> ſelbſt <hi rendition="#aq">(Optice, lat. redd. <hi rendition="#i">Sam. Clarke.</hi> 1706. 4. p. 134. Lectiones opticae in <hi rendition="#i">Iſ. Newtoni</hi> Opuſc. mathem. etc. ed. <hi rendition="#i">Ioh. Caſtilloneus.</hi> To. II. Lauſann. et Genev. 1744. 4. p. 247. ſqq.)</hi> und von Andern, die mit ſeiner Theorie vertraut waren, z. B. Herrn <hi rendition="#b">Kluͤgel</hi> (in <hi rendition="#b">Prieſtley</hi> Geſchichte der Optik, S. 203. Anm. und Encyclopaͤdie, 2te Ausg. Berlin und Stettin, 1792. 8. S. 447. u. f.) zur Gnuͤge erklaͤrt worden ſind. Eben ſo richtig und deutlich findet man auch die Hauptſache im Gothaiſchen Magazin <hi rendition="#aq">(VIII.</hi> B. 1ſtes St. S. 119—122.) erlaͤutert.</p> <p>Herr <hi rendition="#b">von Goͤthe</hi> ſcheint zu glauben, die Newtoniſche Farbentheorie reiche nicht zu, dieſe Phaͤnomene zu erklaͤren, weil man hier durchs Prisma ſowohl Schwarz als Weiß, ſowohl Dunkel als Licht, in Farben aufgeloͤſt ſehe. Allein das Mißverſtaͤndniß iſt augenblicklich gehoben, wenn man nach der im Woͤrterbuche gemachten Erinnerung bedenkt, daß die Raͤnder<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [387/0399]
merklich tiefer, als der andere, der ſich auf ſchwarzem Grunde beſindet, obgleich beyde in einerley gerader Linie liegen.
Die Erklaͤrung dieſer Phaͤnomene aus der Newtoniſchen Farbentheorie iſt ſehr leicht. Sie liegt ganz in demjenigen, was im Artikel S. 137. 138. bereits von dieſen farbigen Raͤndern geſagt iſt. Das Fenſterbley CDEF, zwiſchen den zwo hellen Scheiben A und B, Taf. VIII. Fig. 20. iſt nichts anders, als der ſchwarze Streif auf weißem Grunde (oben Num. 4 und 5.), der alſo nach Newton die Raͤnder ganz ſo bekommen muß, wie ſie Hr. v. Goͤthe findet. Iſt der Streif ſchmal, ſo beruͤhren ſich in ſeiner Mitte das innere Violett von oben und das innere Hellroth von unten, man ſieht nun das Schwarze gar nicht mehr, ſondern die Farben bedecken die ganze Stelle in der angegebnen Ordnung. Steht der Streif weit ab, ſo greifen Violett und Hellroth von beyden Seiten in einander ein, und miſchen ſich zu Pfirſichbluͤthfarbe.
Die uͤbrigen Erſcheinungen hier eben ſo umſtaͤndlich aus einander zu ſetzen, wuͤrde zu viel Raum erfordern. Hr. Gren (Bemerkungen uͤber des Herrn von Goͤthe Beytraͤge zur Optik, im Journal der Phyſik, B. VII. S. 3. u. f.) hat ſie alle mit der evidenteſten Deutlichkeit erklaͤrt, auch gezeigt, daß ſie ſchon von Newton ſelbſt (Optice, lat. redd. Sam. Clarke. 1706. 4. p. 134. Lectiones opticae in Iſ. Newtoni Opuſc. mathem. etc. ed. Ioh. Caſtilloneus. To. II. Lauſann. et Genev. 1744. 4. p. 247. ſqq.) und von Andern, die mit ſeiner Theorie vertraut waren, z. B. Herrn Kluͤgel (in Prieſtley Geſchichte der Optik, S. 203. Anm. und Encyclopaͤdie, 2te Ausg. Berlin und Stettin, 1792. 8. S. 447. u. f.) zur Gnuͤge erklaͤrt worden ſind. Eben ſo richtig und deutlich findet man auch die Hauptſache im Gothaiſchen Magazin (VIII. B. 1ſtes St. S. 119—122.) erlaͤutert.
Herr von Goͤthe ſcheint zu glauben, die Newtoniſche Farbentheorie reiche nicht zu, dieſe Phaͤnomene zu erklaͤren, weil man hier durchs Prisma ſowohl Schwarz als Weiß, ſowohl Dunkel als Licht, in Farben aufgeloͤſt ſehe. Allein das Mißverſtaͤndniß iſt augenblicklich gehoben, wenn man nach der im Woͤrterbuche gemachten Erinnerung bedenkt, daß die Raͤnder
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