Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.
Diese Behauptungen, welche Newtons Theorie zum Theil nur modificiren, zum Theil aber ihr auch widersprechen, beruhen auf Versuchen, welche vor allem andern wiederholt und geprüft werden müssen. Herr D. Wünsch hat dazu fünf gleiche und ähnliche, aus einerley Masse bestehende Prismen gebraucht. Diese sind in einem Gestelle so über einander geordnet, daß ihre Axen parallel in einer Verticalebene liegen, und allemal 1 1/3 Zoll weit von einander abstehen. Sie lassen sich nach Belieben um die Axen drehen und stellen, so daß man einen Stralencylinder auf ein Prisma, oder mehrere auf mehrere Prismen, alle in einer Verticalebene, bringen, die Farben, die sie machen, absondern, und nach Gefallen verschiedene davon aus verschiedenen Prismen wieder zusammenbringen kan. Geben nun diese Vereinigungen eine Farbe, die sich durchs Prisma betrachtet, oder weiter gebrochen, wieder in andere Farben auflöset, so wird geschlossen, daß die Farbe gemischt, im entgegengesetzten Falle, daß sie einfach sey. Es gehört zu Versuchen dieser Art, wie schon im Artikel S. 141. erinnert wird, eine nicht gemeine Vorsicht. Ist das Zimmer nicht aufs vollkommenste verfinstert, so daß von irgend einem Gegenstande zusammengesetztes Licht mit durchs Prisma gehen, oder sonst auf die Farbenbilder fallen kan, so ist es sehr leicht, ein wirklich einfaches Licht wegen der farbigen Ränder, die es zeigt, für zusammengesetzt zu halten, die Täuschungen ungerechnet, welche bey einiger Anstrengung des Auges durch zufällige Farben hervorgebracht werden. Zu S. 138. 139. Wenn man farbige Körper durch gefärbte Gläser betrachtet, so müssen sie nach Newtons Theorie dem Auge nur die Farbe desjenigen Lichts zeigen, welches vom Glase durchgelassen wird. Gegen diesen Satz wendete Herr Monge (Ueber einige Phänomene des Sehens, aus d. Annal. de chimie. To. III. 1789. p. 131. übers. in Grens Journ. d. Phys. B. II. S. 142. u. f.) ein, daß rothe und gelbe Gegenstände durch Gläser von gleichen Farben betrachtet, weiß erschienen, woraus er schließen wollte, unsere
Dieſe Behauptungen, welche Newtons Theorie zum Theil nur modificiren, zum Theil aber ihr auch widerſprechen, beruhen auf Verſuchen, welche vor allem andern wiederholt und gepruͤft werden muͤſſen. Herr D. Wuͤnſch hat dazu fuͤnf gleiche und aͤhnliche, aus einerley Maſſe beſtehende Prismen gebraucht. Dieſe ſind in einem Geſtelle ſo uͤber einander geordnet, daß ihre Axen parallel in einer Verticalebene liegen, und allemal 1 1/3 Zoll weit von einander abſtehen. Sie laſſen ſich nach Belieben um die Axen drehen und ſtellen, ſo daß man einen Stralencylinder auf ein Prisma, oder mehrere auf mehrere Prismen, alle in einer Verticalebene, bringen, die Farben, die ſie machen, abſondern, und nach Gefallen verſchiedene davon aus verſchiedenen Prismen wieder zuſammenbringen kan. Geben nun dieſe Vereinigungen eine Farbe, die ſich durchs Prisma betrachtet, oder weiter gebrochen, wieder in andere Farben aufloͤſet, ſo wird geſchloſſen, daß die Farbe gemiſcht, im entgegengeſetzten Falle, daß ſie einfach ſey. Es gehoͤrt zu Verſuchen dieſer Art, wie ſchon im Artikel S. 141. erinnert wird, eine nicht gemeine Vorſicht. Iſt das Zimmer nicht aufs vollkommenſte verfinſtert, ſo daß von irgend einem Gegenſtande zuſammengeſetztes Licht mit durchs Prisma gehen, oder ſonſt auf die Farbenbilder fallen kan, ſo iſt es ſehr leicht, ein wirklich einfaches Licht wegen der farbigen Raͤnder, die es zeigt, fuͤr zuſammengeſetzt zu halten, die Taͤuſchungen ungerechnet, welche bey einiger Anſtrengung des Auges durch zufaͤllige Farben hervorgebracht werden. Zu S. 138. 139. Wenn man farbige Koͤrper durch gefaͤrbte Glaͤſer betrachtet, ſo muͤſſen ſie nach Newtons Theorie dem Auge nur die Farbe desjenigen Lichts zeigen, welches vom Glaſe durchgelaſſen wird. Gegen dieſen Satz wendete Herr Monge (Ueber einige Phaͤnomene des Sehens, aus d. Annal. de chimie. To. III. 1789. p. 131. uͤberſ. in Grens Journ. d. Phyſ. B. II. S. 142. u. f.) ein, daß rothe und gelbe Gegenſtaͤnde durch Glaͤſer von gleichen Farben betrachtet, weiß erſchienen, woraus er ſchließen wollte, unſere <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0401" xml:id="P.5.389" n="389"/><lb/> von einerley phyſiſchen Urſache, z. B. von der Staͤrke der Theilchen des Lichts, abhaͤnge.</p> <p>Dieſe Behauptungen, welche Newtons Theorie zum Theil nur modificiren, zum Theil aber ihr auch widerſprechen, beruhen auf Verſuchen, welche vor allem andern wiederholt und gepruͤft werden muͤſſen. Herr D. <hi rendition="#b">Wuͤnſch</hi> hat dazu fuͤnf gleiche und aͤhnliche, aus einerley Maſſe beſtehende Prismen gebraucht. Dieſe ſind in einem Geſtelle ſo uͤber einander geordnet, daß ihre Axen parallel in einer Verticalebene liegen, und allemal 1 1/3 Zoll weit von einander abſtehen. Sie laſſen ſich nach Belieben um die Axen drehen und ſtellen, ſo daß man einen Stralencylinder auf ein Prisma, oder mehrere auf mehrere Prismen, alle in einer Verticalebene, bringen, die Farben, die ſie machen, abſondern, und nach Gefallen verſchiedene davon aus verſchiedenen Prismen wieder zuſammenbringen kan. Geben nun dieſe Vereinigungen eine Farbe, die ſich durchs Prisma betrachtet, oder weiter gebrochen, wieder in andere Farben aufloͤſet, ſo wird geſchloſſen, daß die Farbe gemiſcht, im entgegengeſetzten Falle, daß ſie einfach ſey. Es gehoͤrt zu Verſuchen dieſer Art, wie ſchon im Artikel S. 141. erinnert wird, eine nicht gemeine Vorſicht. Iſt das Zimmer nicht aufs vollkommenſte verfinſtert, ſo daß von irgend einem Gegenſtande zuſammengeſetztes Licht mit durchs Prisma gehen, oder ſonſt auf die Farbenbilder fallen kan, ſo iſt es ſehr leicht, ein wirklich einfaches Licht wegen der farbigen Raͤnder, die es zeigt, fuͤr zuſammengeſetzt zu halten, die Taͤuſchungen ungerechnet, welche bey einiger Anſtrengung des Auges durch zufaͤllige Farben hervorgebracht werden.</p> <p><hi rendition="#b">Zu S.</hi> 138. 139. Wenn man farbige Koͤrper durch gefaͤrbte Glaͤſer betrachtet, ſo muͤſſen ſie nach <hi rendition="#b">Newtons</hi> Theorie dem Auge nur die Farbe desjenigen Lichts zeigen, welches vom Glaſe durchgelaſſen wird. Gegen dieſen Satz wendete Herr <hi rendition="#b">Monge</hi> (Ueber einige Phaͤnomene des Sehens, aus d. <hi rendition="#aq">Annal. de chimie. To. III. 1789. p. 131.</hi> uͤberſ. in <hi rendition="#b">Grens</hi> Journ. d. Phyſ. B. <hi rendition="#aq">II.</hi> S. 142. u. f.) ein, daß rothe und gelbe Gegenſtaͤnde durch Glaͤſer von gleichen Farben betrachtet, weiß erſchienen, woraus er ſchließen wollte, unſere<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [389/0401]
von einerley phyſiſchen Urſache, z. B. von der Staͤrke der Theilchen des Lichts, abhaͤnge.
Dieſe Behauptungen, welche Newtons Theorie zum Theil nur modificiren, zum Theil aber ihr auch widerſprechen, beruhen auf Verſuchen, welche vor allem andern wiederholt und gepruͤft werden muͤſſen. Herr D. Wuͤnſch hat dazu fuͤnf gleiche und aͤhnliche, aus einerley Maſſe beſtehende Prismen gebraucht. Dieſe ſind in einem Geſtelle ſo uͤber einander geordnet, daß ihre Axen parallel in einer Verticalebene liegen, und allemal 1 1/3 Zoll weit von einander abſtehen. Sie laſſen ſich nach Belieben um die Axen drehen und ſtellen, ſo daß man einen Stralencylinder auf ein Prisma, oder mehrere auf mehrere Prismen, alle in einer Verticalebene, bringen, die Farben, die ſie machen, abſondern, und nach Gefallen verſchiedene davon aus verſchiedenen Prismen wieder zuſammenbringen kan. Geben nun dieſe Vereinigungen eine Farbe, die ſich durchs Prisma betrachtet, oder weiter gebrochen, wieder in andere Farben aufloͤſet, ſo wird geſchloſſen, daß die Farbe gemiſcht, im entgegengeſetzten Falle, daß ſie einfach ſey. Es gehoͤrt zu Verſuchen dieſer Art, wie ſchon im Artikel S. 141. erinnert wird, eine nicht gemeine Vorſicht. Iſt das Zimmer nicht aufs vollkommenſte verfinſtert, ſo daß von irgend einem Gegenſtande zuſammengeſetztes Licht mit durchs Prisma gehen, oder ſonſt auf die Farbenbilder fallen kan, ſo iſt es ſehr leicht, ein wirklich einfaches Licht wegen der farbigen Raͤnder, die es zeigt, fuͤr zuſammengeſetzt zu halten, die Taͤuſchungen ungerechnet, welche bey einiger Anſtrengung des Auges durch zufaͤllige Farben hervorgebracht werden.
Zu S. 138. 139. Wenn man farbige Koͤrper durch gefaͤrbte Glaͤſer betrachtet, ſo muͤſſen ſie nach Newtons Theorie dem Auge nur die Farbe desjenigen Lichts zeigen, welches vom Glaſe durchgelaſſen wird. Gegen dieſen Satz wendete Herr Monge (Ueber einige Phaͤnomene des Sehens, aus d. Annal. de chimie. To. III. 1789. p. 131. uͤberſ. in Grens Journ. d. Phyſ. B. II. S. 142. u. f.) ein, daß rothe und gelbe Gegenſtaͤnde durch Glaͤſer von gleichen Farben betrachtet, weiß erſchienen, woraus er ſchließen wollte, unſere
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