Urtheile über die Farben richteten sich nicht einzig und allein nach der Natur der Lichtstralen, sondern würden, gleich den Urtheilen über Größe und Entfernung, durch Umstände und Beziehungen modificirt. Allein es hat Hr. le Gentil (Ueber die Farbe, welche roth und gelb gefärbte Gegenstände zeigen, wenn man sie durch rothe oder gelbe Gläser betrachtet, aus d. Ann. de chim. To. X. 1791. p. 225. sqq. in Grens Journal der Phys. B. VI. S. 165. u. f.) durch eine genaue Erperimentaluntersuchung gezeigt, daß die von Monge angegebnen Phänomene bloße Täuschungen sind, und von der Schwächung des Lichts herrühren, welche in der Beschaffenheit des zum Färben der Gläser gebrauchten Metallkalkes, und in der grünlichen Farbe des dazu genommenen Glases, ihren Grund hat. Durch solche Gläser erscheinen rothe Gegenstände blässer, als sie das bloße Auge sieht, keineswegs aber weiß; vielmehr werden selbst weiße Objecte dadurch roth gesehen.
Zu S. 153. Beym Färben und Malen gebraucht man Pigmente, womit die Flächen bestrichen werden, um Farben hervorzubringen. Der gemeine Sprachgebrauch nennt diese Pigmente selbst auch Farben; aber, wo wissenschaftlich gesprochen wird, muß man beydes sorgfältig unterscheiden. Rothe Farbe ist das rothe Licht selbst; der von diesem Lichte gefärbte Körper, der Zinnober, der Carmin ist ein rothes Pigment. Mischung von Pigmenten giebt oft, chemischer Veränderungen wegen, ganz andere Resultate, als Mischung von Farben (des Lichts.) Blaue und gelbe Farbe geben allemal Grün; das blaue Lakmus hingegen mit der gelben Salpetersäure verbunden, giebt ein rothes Pigment. Man kan Farben, die sich im Prisma einfach zeigen, durch Pigmente darstellen, in welchen sie zusammengesetzt sind: hiebey kan Verwechselung der Namen zu Fehlschlüssen in den Sachen verleiten. Selbst Tobias Mayer(De affinitate colorum, in Opp. ined. Gott. 1775. 4maj. n. IV.), der zu seinem Farbensystem drey Grundpigmente, Roth, Gelb, Blau annimmt, drückt sich so aus, als ob er dadurch die newtonischen sieben Hauptfarben auf drey gebracht hätte, welches doch etwas ganz anderes ist. Als Mayer seine
Urtheile uͤber die Farben richteten ſich nicht einzig und allein nach der Natur der Lichtſtralen, ſondern wuͤrden, gleich den Urtheilen uͤber Groͤße und Entfernung, durch Umſtaͤnde und Beziehungen modificirt. Allein es hat Hr. le Gentil (Ueber die Farbe, welche roth und gelb gefaͤrbte Gegenſtaͤnde zeigen, wenn man ſie durch rothe oder gelbe Glaͤſer betrachtet, aus d. Ann. de chim. To. X. 1791. p. 225. ſqq. in Grens Journal der Phyſ. B. VI. S. 165. u. f.) durch eine genaue Erperimentalunterſuchung gezeigt, daß die von Monge angegebnen Phaͤnomene bloße Taͤuſchungen ſind, und von der Schwaͤchung des Lichts herruͤhren, welche in der Beſchaffenheit des zum Faͤrben der Glaͤſer gebrauchten Metallkalkes, und in der gruͤnlichen Farbe des dazu genommenen Glaſes, ihren Grund hat. Durch ſolche Glaͤſer erſcheinen rothe Gegenſtaͤnde blaͤſſer, als ſie das bloße Auge ſieht, keineswegs aber weiß; vielmehr werden ſelbſt weiße Objecte dadurch roth geſehen.
Zu S. 153. Beym Faͤrben und Malen gebraucht man Pigmente, womit die Flaͤchen beſtrichen werden, um Farben hervorzubringen. Der gemeine Sprachgebrauch nennt dieſe Pigmente ſelbſt auch Farben; aber, wo wiſſenſchaftlich geſprochen wird, muß man beydes ſorgfaͤltig unterſcheiden. Rothe Farbe iſt das rothe Licht ſelbſt; der von dieſem Lichte gefaͤrbte Koͤrper, der Zinnober, der Carmin iſt ein rothes Pigment. Miſchung von Pigmenten giebt oft, chemiſcher Veraͤnderungen wegen, ganz andere Reſultate, als Miſchung von Farben (des Lichts.) Blaue und gelbe Farbe geben allemal Gruͤn; das blaue Lakmus hingegen mit der gelben Salpeterſaͤure verbunden, giebt ein rothes Pigment. Man kan Farben, die ſich im Prisma einfach zeigen, durch Pigmente darſtellen, in welchen ſie zuſammengeſetzt ſind: hiebey kan Verwechſelung der Namen zu Fehlſchluͤſſen in den Sachen verleiten. Selbſt Tobias Mayer(De affinitate colorum, in Opp. ined. Gott. 1775. 4maj. n. IV.), der zu ſeinem Farbenſyſtem drey Grundpigmente, Roth, Gelb, Blau annimmt, druͤckt ſich ſo aus, als ob er dadurch die newtoniſchen ſieben Hauptfarben auf drey gebracht haͤtte, welches doch etwas ganz anderes iſt. Als Mayer ſeine
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Urtheile uͤber die Farben richteten ſich nicht einzig und allein nach der Natur der Lichtſtralen, ſondern wuͤrden, gleich den Urtheilen uͤber Groͤße und Entfernung, durch Umſtaͤnde und Beziehungen modificirt. Allein es hat Hr. le Gentil (Ueber die Farbe, welche roth und gelb gefaͤrbte Gegenſtaͤnde zeigen, wenn man ſie durch rothe oder gelbe Glaͤſer betrachtet, aus d. Ann. de chim. To. X. 1791. p. 225. ſqq. in Grens Journal der Phyſ. B. VI. S. 165. u. f.) durch eine genaue Erperimentalunterſuchung gezeigt, daß die von Monge angegebnen Phaͤnomene bloße Taͤuſchungen ſind, und von der Schwaͤchung des Lichts herruͤhren, welche in der Beſchaffenheit des zum Faͤrben der Glaͤſer gebrauchten Metallkalkes, und in der gruͤnlichen Farbe des dazu genommenen Glaſes, ihren Grund hat. Durch ſolche Glaͤſer erſcheinen rothe Gegenſtaͤnde blaͤſſer, als ſie das bloße Auge ſieht, keineswegs aber weiß; vielmehr werden ſelbſt weiße Objecte dadurch roth geſehen.
Zu S. 153. Beym Faͤrben und Malen gebraucht man Pigmente, womit die Flaͤchen beſtrichen werden, um Farben hervorzubringen. Der gemeine Sprachgebrauch nennt dieſe Pigmente ſelbſt auch Farben; aber, wo wiſſenſchaftlich geſprochen wird, muß man beydes ſorgfaͤltig unterſcheiden. Rothe Farbe iſt das rothe Licht ſelbſt; der von dieſem Lichte gefaͤrbte Koͤrper, der Zinnober, der Carmin iſt ein rothes Pigment. Miſchung von Pigmenten giebt oft, chemiſcher Veraͤnderungen wegen, ganz andere Reſultate, als Miſchung von Farben (des Lichts.) Blaue und gelbe Farbe geben allemal Gruͤn; das blaue Lakmus hingegen mit der gelben Salpeterſaͤure verbunden, giebt ein rothes Pigment. Man kan Farben, die ſich im Prisma einfach zeigen, durch Pigmente darſtellen, in welchen ſie zuſammengeſetzt ſind: hiebey kan Verwechſelung der Namen zu Fehlſchluͤſſen in den Sachen verleiten. Selbſt Tobias Mayer (De affinitate colorum, in Opp. ined. Gott. 1775. 4maj. n. IV.), der zu ſeinem Farbenſyſtem drey Grundpigmente, Roth, Gelb, Blau annimmt, druͤckt ſich ſo aus, als ob er dadurch die newtoniſchen ſieben Hauptfarben auf drey gebracht haͤtte, welches doch etwas ganz anderes iſt. Als Mayer ſeine
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 390. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/402>, abgerufen am 21.11.2024.
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