Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.
Farben, zufällige. Zusatz zu Th. II. S. 155--157. Von zufälligen Farben haben, außer den im Artikel angeführten, noch d'Arcy (Mem. de l'Acad. des Sc. 1765.), Franklin (New Experiments and observ. London, 1769. 4.), und vorzüglich lehrreich Robert Waring Darwin (Phil. Transact. Vol. LXXVI. übers. in C. Grosse Magazin für die Naturgeschichte des Menschen, II. B. 2tes St. Zittau und Leipz. 1789. 8. S. 66--138.) geschrieben. Der Letztere handelt überhaupt von den Eindrücken, welche gesehene Gegenstände im Auge zurücklassen, die er Spectra im Auge (ocular spectres) nennt. Er bringt dieselben unter folgende vier Classen: 1) solche, die von allzugroßer Thätigkeit, 2) die von Mangel an Empfindlichkeit der Retina herrühren, 3) directe Spectra, welche mit dem gesehenen Gegenstande gleiche Farbe, 4) inverse oder reverse, welche eine verschiedene Farbe zeigen. Diese letztern sind nun das, was Büffon zufällige Farben nannte. Darwin findet diese Benennung unschicklich, weil doch alle solche Erscheinungen bestimmten Gesegen unterworfen sind, die er zu erforschen sucht. In dieser Absicht werden artige Versuche mitgetheilt, und aus diesen allgemeine Sätze gezogen. Als Beyspiel hievon nur folgendes. Man halte ein Stück farbiges Seidenzeug von 1 Zoll Durchmesser auf einem weißen Papierbogen eine halbe Elle weit vom Auge, sehe es eine Minute lang unverwandt an, und wende dann die Augen auf einen andern Theil des weißen Papiers, so sieht man ein Spectrum von der Form des Seidenzeugs, aber von ganz entgegengesetzter Farbe. Ein ähnliches zeigt sich auch, wenn man die Augen schließt, und die Augenlieder mit der Hand bedeckt, um das durchfallende Licht abzuhalten. Hiebey macht rothe Seide ein grünes
Farben, zufaͤllige. Zuſatz zu Th. II. S. 155—157. Von zufaͤlligen Farben haben, außer den im Artikel angefuͤhrten, noch d'Arcy (Mém. de l'Acad. des Sc. 1765.), Franklin (New Experiments and obſerv. London, 1769. 4.), und vorzuͤglich lehrreich Robert Waring Darwin (Phil. Transact. Vol. LXXVI. uͤberſ. in C. Groſſe Magazin fuͤr die Naturgeſchichte des Menſchen, II. B. 2tes St. Zittau und Leipz. 1789. 8. S. 66—138.) geſchrieben. Der Letztere handelt uͤberhaupt von den Eindruͤcken, welche geſehene Gegenſtaͤnde im Auge zuruͤcklaſſen, die er Spectra im Auge (ocular ſpectres) nennt. Er bringt dieſelben unter folgende vier Claſſen: 1) ſolche, die von allzugroßer Thaͤtigkeit, 2) die von Mangel an Empfindlichkeit der Retina herruͤhren, 3) directe Spectra, welche mit dem geſehenen Gegenſtande gleiche Farbe, 4) inverſe oder reverſe, welche eine verſchiedene Farbe zeigen. Dieſe letztern ſind nun das, was Buͤffon zufaͤllige Farben nannte. Darwin findet dieſe Benennung unſchicklich, weil doch alle ſolche Erſcheinungen beſtimmten Geſegen unterworfen ſind, die er zu erforſchen ſucht. In dieſer Abſicht werden artige Verſuche mitgetheilt, und aus dieſen allgemeine Saͤtze gezogen. Als Beyſpiel hievon nur folgendes. Man halte ein Stuͤck farbiges Seidenzeug von 1 Zoll Durchmeſſer auf einem weißen Papierbogen eine halbe Elle weit vom Auge, ſehe es eine Minute lang unverwandt an, und wende dann die Augen auf einen andern Theil des weißen Papiers, ſo ſieht man ein Spectrum von der Form des Seidenzeugs, aber von ganz entgegengeſetzter Farbe. Ein aͤhnliches zeigt ſich auch, wenn man die Augen ſchließt, und die Augenlieder mit der Hand bedeckt, um das durchfallende Licht abzuhalten. Hiebey macht rothe Seide ein gruͤnes <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0403" xml:id="P.5.391" n="391"/><lb/> Abhandlung in der Verſammlung der goͤttingiſchen Societaͤt 1758 vorlaß, ſagte der dortige Lehrer der Arzneykunſt, <hi rendition="#b">Roͤderer,</hi> zu <hi rendition="#b">Kaͤſtnern,</hi> der neben ihm ſaß: Mayer verwechſelt <hi rendition="#aq">pigmenta</hi> und <hi rendition="#aq">colores</hi> (ſ. <hi rendition="#b">Kaͤſtner</hi> Anfangsgr. der angew. Math. 4te Aufl. 1792. Dioptrik, 54. <hi rendition="#aq">XIV.).</hi></p> </div> <div n="2"> <head>Farben, zufaͤllige.</head><lb/> <p> <hi rendition="#c">Zuſatz zu Th. <hi rendition="#aq">II.</hi> S. 155—157.</hi> </p> <p>Von zufaͤlligen Farben haben, außer den im Artikel angefuͤhrten, noch <hi rendition="#b">d'Arcy</hi> <hi rendition="#aq">(Mém. de l'Acad. des Sc. 1765.),</hi> <hi rendition="#b">Franklin</hi> <hi rendition="#aq">(New Experiments and obſerv. London, 1769. 4.),</hi> und vorzuͤglich lehrreich <hi rendition="#b">Robert Waring Darwin</hi> <hi rendition="#aq">(Phil. Transact. Vol. LXXVI.</hi> uͤberſ. in <hi rendition="#b">C. Groſſe</hi> Magazin fuͤr die Naturgeſchichte des Menſchen, <hi rendition="#aq">II.</hi> B. 2tes St. Zittau und Leipz. 1789. 8. S. 66—138.) geſchrieben. Der Letztere handelt uͤberhaupt von den Eindruͤcken, welche geſehene Gegenſtaͤnde im Auge zuruͤcklaſſen, die er <hi rendition="#b">Spectra im Auge</hi> <hi rendition="#aq">(ocular ſpectres)</hi> nennt. Er bringt dieſelben unter folgende vier Claſſen: 1) ſolche, die von allzugroßer Thaͤtigkeit, 2) die von Mangel an Empfindlichkeit der Retina herruͤhren, 3) <hi rendition="#b">directe</hi> Spectra, welche mit dem geſehenen Gegenſtande gleiche Farbe, 4) <hi rendition="#b">inverſe</hi> oder reverſe, welche eine verſchiedene Farbe zeigen. Dieſe letztern ſind nun das, was <hi rendition="#b">Buͤffon</hi> zufaͤllige Farben nannte. <hi rendition="#b">Darwin</hi> findet dieſe Benennung unſchicklich, weil doch alle ſolche Erſcheinungen <hi rendition="#b">beſtimmten Geſegen</hi> unterworfen ſind, die er zu erforſchen ſucht. In dieſer Abſicht werden artige Verſuche mitgetheilt, und aus dieſen allgemeine Saͤtze gezogen. Als Beyſpiel hievon nur folgendes.</p> <p>Man halte ein Stuͤck farbiges Seidenzeug von 1 Zoll Durchmeſſer auf einem weißen Papierbogen eine halbe Elle weit vom Auge, ſehe es eine Minute lang unverwandt an, und wende dann die Augen auf einen andern Theil des weißen Papiers, ſo ſieht man ein Spectrum von der Form des Seidenzeugs, aber von ganz entgegengeſetzter Farbe. Ein aͤhnliches zeigt ſich auch, wenn man die Augen ſchließt, und die Augenlieder mit der Hand bedeckt, um das durchfallende Licht abzuhalten. Hiebey macht rothe Seide ein gruͤnes<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [391/0403]
Abhandlung in der Verſammlung der goͤttingiſchen Societaͤt 1758 vorlaß, ſagte der dortige Lehrer der Arzneykunſt, Roͤderer, zu Kaͤſtnern, der neben ihm ſaß: Mayer verwechſelt pigmenta und colores (ſ. Kaͤſtner Anfangsgr. der angew. Math. 4te Aufl. 1792. Dioptrik, 54. XIV.).
Farben, zufaͤllige.
Zuſatz zu Th. II. S. 155—157.
Von zufaͤlligen Farben haben, außer den im Artikel angefuͤhrten, noch d'Arcy (Mém. de l'Acad. des Sc. 1765.), Franklin (New Experiments and obſerv. London, 1769. 4.), und vorzuͤglich lehrreich Robert Waring Darwin (Phil. Transact. Vol. LXXVI. uͤberſ. in C. Groſſe Magazin fuͤr die Naturgeſchichte des Menſchen, II. B. 2tes St. Zittau und Leipz. 1789. 8. S. 66—138.) geſchrieben. Der Letztere handelt uͤberhaupt von den Eindruͤcken, welche geſehene Gegenſtaͤnde im Auge zuruͤcklaſſen, die er Spectra im Auge (ocular ſpectres) nennt. Er bringt dieſelben unter folgende vier Claſſen: 1) ſolche, die von allzugroßer Thaͤtigkeit, 2) die von Mangel an Empfindlichkeit der Retina herruͤhren, 3) directe Spectra, welche mit dem geſehenen Gegenſtande gleiche Farbe, 4) inverſe oder reverſe, welche eine verſchiedene Farbe zeigen. Dieſe letztern ſind nun das, was Buͤffon zufaͤllige Farben nannte. Darwin findet dieſe Benennung unſchicklich, weil doch alle ſolche Erſcheinungen beſtimmten Geſegen unterworfen ſind, die er zu erforſchen ſucht. In dieſer Abſicht werden artige Verſuche mitgetheilt, und aus dieſen allgemeine Saͤtze gezogen. Als Beyſpiel hievon nur folgendes.
Man halte ein Stuͤck farbiges Seidenzeug von 1 Zoll Durchmeſſer auf einem weißen Papierbogen eine halbe Elle weit vom Auge, ſehe es eine Minute lang unverwandt an, und wende dann die Augen auf einen andern Theil des weißen Papiers, ſo ſieht man ein Spectrum von der Form des Seidenzeugs, aber von ganz entgegengeſetzter Farbe. Ein aͤhnliches zeigt ſich auch, wenn man die Augen ſchließt, und die Augenlieder mit der Hand bedeckt, um das durchfallende Licht abzuhalten. Hiebey macht rothe Seide ein gruͤnes
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