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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

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Sternschnuppe (dergleichen in so großer Anzahl über den ganzen Erdboden gesehen werden) ein solcher kleiner Komet gewesen, und von der ersten Zeit ihres Ursprungs an in ununterbrochener Laufbahn um die Sonne gegangen sey? Es ist sehr schwer, sich dieses zu denken, besonders bey den Sternschnuppen, deren oft an einem Abende unzählig viele, ein andermal lange Zeit gar keine gesehen werden, so daß der Einfluß der Jahrszeit, der Witterung, des Orts u. s. w. auf ihre Entstehung, also das Irdische hiebey, gar nicht zu verkennen ist.

Ueberdieses ist die Erklärung des Brennens und Zerplatzens aus der Reibung an der Luft und der dadurch erregten Elektricität und Hitze, gezwungen und großen Schwierigkeiten ausgesetzt. Elektricität scheint durch Reiben an Luft gar nicht erregt zu werden, s. unten den Zusatz des Artikels Luftelektricität. Von den Geschützkugeln behauptet man, daß sie durch das Reiben an der Luft glühend werden: wenn sich aber aus den meteorischen Massen, von denen hier die Rede ist, durch bloßes Reiben so viel Wärmestoff und Luftgattungen entwickeln sollen, daß sie in Flammen gerathen und zerplatzen, so begreift man nicht, wie sie in ihrer kometischen Laufbahn die Hitze der Sonnennähe ohne Zerstörung hätten aushalten können. Man wird zwar sagen, die Sonnenstralen sind nicht an sich warm, daher ist aus der Nähe der Sonne auf Erhitzung nicht zu schließen. Dieses ist auch wahr, wenn man voraussetzt, daß die Materien der Planeten und Kometen von anderer Natur seyn, und sich gegen Wärme und Licht anders, als unsere irdischen Materien, verhalten können: aber hier ist ja die Rede von Eisen, von einem Stoffe, den wir von der Erde her sehr wohl kennen, der von den Sonnenstralen erwärmt und bey der Dichte des Brennpunkts geschmolzen wird, der also auch außer der Erdatmosphäre bey gleicher Dichte des Sonnenlichts gleiche Wirkungen erfahren müßte. Und sollten denn alle solche Massen vor ihrem Niederfallen nothwendig in der Luft zerplatzen müssen? Wie, wenn einmal eine von ein Paar Cubikmeilen Inhalt ganz und unversehrt in den Erdbeden hineinschlüge, wie wäre es möglich, daß sich die schrecklichen Wirkungen


Sternſchnuppe (dergleichen in ſo großer Anzahl uͤber den ganzen Erdboden geſehen werden) ein ſolcher kleiner Komet geweſen, und von der erſten Zeit ihres Urſprungs an in ununterbrochener Laufbahn um die Sonne gegangen ſey? Es iſt ſehr ſchwer, ſich dieſes zu denken, beſonders bey den Sternſchnuppen, deren oft an einem Abende unzaͤhlig viele, ein andermal lange Zeit gar keine geſehen werden, ſo daß der Einfluß der Jahrszeit, der Witterung, des Orts u. ſ. w. auf ihre Entſtehung, alſo das Irdiſche hiebey, gar nicht zu verkennen iſt.

Ueberdieſes iſt die Erklaͤrung des Brennens und Zerplatzens aus der Reibung an der Luft und der dadurch erregten Elektricitaͤt und Hitze, gezwungen und großen Schwierigkeiten ausgeſetzt. Elektricitaͤt ſcheint durch Reiben an Luft gar nicht erregt zu werden, ſ. unten den Zuſatz des Artikels Luftelektricitaͤt. Von den Geſchuͤtzkugeln behauptet man, daß ſie durch das Reiben an der Luft gluͤhend werden: wenn ſich aber aus den meteoriſchen Maſſen, von denen hier die Rede iſt, durch bloßes Reiben ſo viel Waͤrmeſtoff und Luftgattungen entwickeln ſollen, daß ſie in Flammen gerathen und zerplatzen, ſo begreift man nicht, wie ſie in ihrer kometiſchen Laufbahn die Hitze der Sonnennaͤhe ohne Zerſtoͤrung haͤtten aushalten koͤnnen. Man wird zwar ſagen, die Sonnenſtralen ſind nicht an ſich warm, daher iſt aus der Naͤhe der Sonne auf Erhitzung nicht zu ſchließen. Dieſes iſt auch wahr, wenn man vorausſetzt, daß die Materien der Planeten und Kometen von anderer Natur ſeyn, und ſich gegen Waͤrme und Licht anders, als unſere irdiſchen Materien, verhalten koͤnnen: aber hier iſt ja die Rede von Eiſen, von einem Stoffe, den wir von der Erde her ſehr wohl kennen, der von den Sonnenſtralen erwaͤrmt und bey der Dichte des Brennpunkts geſchmolzen wird, der alſo auch außer der Erdatmoſphaͤre bey gleicher Dichte des Sonnenlichts gleiche Wirkungen erfahren muͤßte. Und ſollten denn alle ſolche Maſſen vor ihrem Niederfallen nothwendig in der Luft zerplatzen muͤſſen? Wie, wenn einmal eine von ein Paar Cubikmeilen Inhalt ganz und unverſehrt in den Erdbeden hineinſchluͤge, wie waͤre es moͤglich, daß ſich die ſchrecklichen Wirkungen

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[405/0417] Sternſchnuppe (dergleichen in ſo großer Anzahl uͤber den ganzen Erdboden geſehen werden) ein ſolcher kleiner Komet geweſen, und von der erſten Zeit ihres Urſprungs an in ununterbrochener Laufbahn um die Sonne gegangen ſey? Es iſt ſehr ſchwer, ſich dieſes zu denken, beſonders bey den Sternſchnuppen, deren oft an einem Abende unzaͤhlig viele, ein andermal lange Zeit gar keine geſehen werden, ſo daß der Einfluß der Jahrszeit, der Witterung, des Orts u. ſ. w. auf ihre Entſtehung, alſo das Irdiſche hiebey, gar nicht zu verkennen iſt. Ueberdieſes iſt die Erklaͤrung des Brennens und Zerplatzens aus der Reibung an der Luft und der dadurch erregten Elektricitaͤt und Hitze, gezwungen und großen Schwierigkeiten ausgeſetzt. Elektricitaͤt ſcheint durch Reiben an Luft gar nicht erregt zu werden, ſ. unten den Zuſatz des Artikels Luftelektricitaͤt. Von den Geſchuͤtzkugeln behauptet man, daß ſie durch das Reiben an der Luft gluͤhend werden: wenn ſich aber aus den meteoriſchen Maſſen, von denen hier die Rede iſt, durch bloßes Reiben ſo viel Waͤrmeſtoff und Luftgattungen entwickeln ſollen, daß ſie in Flammen gerathen und zerplatzen, ſo begreift man nicht, wie ſie in ihrer kometiſchen Laufbahn die Hitze der Sonnennaͤhe ohne Zerſtoͤrung haͤtten aushalten koͤnnen. Man wird zwar ſagen, die Sonnenſtralen ſind nicht an ſich warm, daher iſt aus der Naͤhe der Sonne auf Erhitzung nicht zu ſchließen. Dieſes iſt auch wahr, wenn man vorausſetzt, daß die Materien der Planeten und Kometen von anderer Natur ſeyn, und ſich gegen Waͤrme und Licht anders, als unſere irdiſchen Materien, verhalten koͤnnen: aber hier iſt ja die Rede von Eiſen, von einem Stoffe, den wir von der Erde her ſehr wohl kennen, der von den Sonnenſtralen erwaͤrmt und bey der Dichte des Brennpunkts geſchmolzen wird, der alſo auch außer der Erdatmoſphaͤre bey gleicher Dichte des Sonnenlichts gleiche Wirkungen erfahren muͤßte. Und ſollten denn alle ſolche Maſſen vor ihrem Niederfallen nothwendig in der Luft zerplatzen muͤſſen? Wie, wenn einmal eine von ein Paar Cubikmeilen Inhalt ganz und unverſehrt in den Erdbeden hineinſchluͤge, wie waͤre es moͤglich, daß ſich die ſchrecklichen Wirkungen

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/417>, abgerufen am 21.11.2024.