Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.
Da bey den Anwendungen der Lehre von der Luftsäure S. 403. der künstlichen Sauerbrunnen gedacht, und auf den Artikel Pakerische Maschine verwiesen wird, so will ich hier noch bemerken, daß man die Beschreibung einiger neuern Geräthschaften zu Imprägnation des Wassers mit fixer Luft, unten in dem Zusatze zu dem angeführten Artikel finden wird. Gas, phlogistisirtes. Zusatz zu diesem Art. Th. II. S. 404 u. f. Dieser Gasart hat die antiphlogistische Chemie von ihrer angenommenen Grundlage, dem Azote oder Strickstoffe, wovon ein eigner Artikel handelt, die Namen Gaz azotique, Gas azoticum, Salpeterstoffgas (Girtanner), azotisches Gas (Hermbstädt), Stickgas beygelegt. Unter den ältern Namen ist Stickluft der gebräuchlichste und bequemste. Im Wörterbuche werden die sogenannten phlogistischen Processe des alten Systems (Verbrennung, Verkalkung, Athmen, Verwittern der Kieße u. s. w.) als Mittel angegeben, die Stickluft zu erhalten. Diese liefern sie aber immer mit andern Luftarten, besonders mit Luftsäure, vermischt, und die Zusammensetzung der Gasarten, welche durch Verbrennung thierischer und vegetabilischer Substanzen, durch Verkalkung der Metalle, durchs Athmen der Thiere u. s. w. erhalten werden, sind so verschieden, daß es auf diesem Wege sehr schwer ist, den Begrif von eigentlicher oder reiner Stickluft gehörig festzusetzen. Man erhält bey diesen Processen die Stickluft aus der atmosphärischen Luft, in der die Operationen vorgehen. Das alte System nahm an, sie entstehe aus der letztern, indem sich Phlogiston damit verbinde. Es ist schon im Art. S. 409. gezeigt, daß Scheele und Lavoisier dieses weit besser erklären, und diese Erklärung ist durch Hrn. Göttlings merkwürdigen Versuch (den zwar auch jene beyden Gelehrten schon
Da bey den Anwendungen der Lehre von der Luftſaͤure S. 403. der kuͤnſtlichen Sauerbrunnen gedacht, und auf den Artikel Pakeriſche Maſchine verwieſen wird, ſo will ich hier noch bemerken, daß man die Beſchreibung einiger neuern Geraͤthſchaften zu Impraͤgnation des Waſſers mit fixer Luft, unten in dem Zuſatze zu dem angefuͤhrten Artikel finden wird. Gas, phlogiſtiſirtes. Zuſatz zu dieſem Art. Th. II. S. 404 u. f. Dieſer Gasart hat die antiphlogiſtiſche Chemie von ihrer angenommenen Grundlage, dem Azote oder Strickſtoffe, wovon ein eigner Artikel handelt, die Namen Gaz azotique, Gas azoticum, Salpeterſtoffgas (Girtanner), azotiſches Gas (Hermbſtaͤdt), Stickgas beygelegt. Unter den aͤltern Namen iſt Stickluft der gebraͤuchlichſte und bequemſte. Im Woͤrterbuche werden die ſogenannten phlogiſtiſchen Proceſſe des alten Syſtems (Verbrennung, Verkalkung, Athmen, Verwittern der Kieße u. ſ. w.) als Mittel angegeben, die Stickluft zu erhalten. Dieſe liefern ſie aber immer mit andern Luftarten, beſonders mit Luftſaͤure, vermiſcht, und die Zuſammenſetzung der Gasarten, welche durch Verbrennung thieriſcher und vegetabiliſcher Subſtanzen, durch Verkalkung der Metalle, durchs Athmen der Thiere u. ſ. w. erhalten werden, ſind ſo verſchieden, daß es auf dieſem Wege ſehr ſchwer iſt, den Begrif von eigentlicher oder reiner Stickluft gehoͤrig feſtzuſetzen. Man erhaͤlt bey dieſen Proceſſen die Stickluft aus der atmoſphaͤriſchen Luft, in der die Operationen vorgehen. Das alte Syſtem nahm an, ſie entſtehe aus der letztern, indem ſich Phlogiſton damit verbinde. Es iſt ſchon im Art. S. 409. gezeigt, daß Scheele und Lavoiſier dieſes weit beſſer erklaͤren, und dieſe Erklaͤrung iſt durch Hrn. Goͤttlings merkwuͤrdigen Verſuch (den zwar auch jene beyden Gelehrten ſchon <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0461" xml:id="P.5.449" n="449"/><lb/> unentſchieden, welcher Weg naͤher zur Wahrheit fuͤhre. Der antiphlogiſtiſche gewaͤhrt im Kleinen und Einzelnen leichtere Erklaͤrungen, der andere hingegen ſcheint ſich an den ganzen Zuſammenhang der Naturbegebenheiten im Großen beſſer anzuſchließen.</p> <p>Da bey den Anwendungen der Lehre von der Luftſaͤure S. 403. der kuͤnſtlichen Sauerbrunnen gedacht, und auf den Artikel <hi rendition="#b">Pakeriſche Maſchine</hi> verwieſen wird, ſo will ich hier noch bemerken, daß man die Beſchreibung einiger neuern Geraͤthſchaften zu Impraͤgnation des Waſſers mit fixer Luft, unten in dem Zuſatze zu dem angefuͤhrten Artikel finden wird.</p> </div> <div n="2"> <head>Gas, phlogiſtiſirtes.</head><lb/> <p> <hi rendition="#c">Zuſatz zu dieſem Art. Th. <hi rendition="#aq">II.</hi> S. 404 u. f.</hi> </p> <p>Dieſer Gasart hat die antiphlogiſtiſche Chemie von ihrer angenommenen Grundlage, dem <hi rendition="#b">Azote</hi> oder <hi rendition="#b">Strickſtoffe,</hi> wovon ein eigner Artikel handelt, die Namen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Gaz azotique,</hi> Gas azoticum,</hi> <hi rendition="#b">Salpeterſtoffgas</hi> (Girtanner), <hi rendition="#b">azotiſches Gas</hi> (Hermbſtaͤdt), <hi rendition="#b">Stickgas</hi> beygelegt. Unter den aͤltern Namen iſt <hi rendition="#b">Stickluft</hi> der gebraͤuchlichſte und bequemſte.</p> <p>Im Woͤrterbuche werden die ſogenannten <hi rendition="#b">phlogiſtiſchen Proceſſe</hi> des alten Syſtems (Verbrennung, Verkalkung, Athmen, Verwittern der Kieße u. ſ. w.) als Mittel angegeben, die Stickluft zu erhalten. Dieſe liefern ſie aber immer mit andern Luftarten, beſonders mit Luftſaͤure, vermiſcht, und die Zuſammenſetzung der Gasarten, welche durch Verbrennung thieriſcher und vegetabiliſcher Subſtanzen, durch Verkalkung der Metalle, durchs Athmen der Thiere u. ſ. w. erhalten werden, ſind ſo verſchieden, daß es auf dieſem Wege ſehr ſchwer iſt, den Begrif von eigentlicher oder reiner Stickluft gehoͤrig feſtzuſetzen.</p> <p>Man erhaͤlt bey dieſen Proceſſen die Stickluft aus der atmoſphaͤriſchen Luft, in der die Operationen vorgehen. Das alte Syſtem nahm an, ſie entſtehe aus der letztern, indem ſich Phlogiſton damit verbinde. Es iſt ſchon im Art. S. 409. gezeigt, daß <hi rendition="#b">Scheele</hi> und <hi rendition="#b">Lavoiſier</hi> dieſes weit beſſer erklaͤren, und dieſe Erklaͤrung iſt durch Hrn. <hi rendition="#b">Goͤttlings</hi> merkwuͤrdigen Verſuch (den zwar auch jene beyden Gelehrten ſchon<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [449/0461]
unentſchieden, welcher Weg naͤher zur Wahrheit fuͤhre. Der antiphlogiſtiſche gewaͤhrt im Kleinen und Einzelnen leichtere Erklaͤrungen, der andere hingegen ſcheint ſich an den ganzen Zuſammenhang der Naturbegebenheiten im Großen beſſer anzuſchließen.
Da bey den Anwendungen der Lehre von der Luftſaͤure S. 403. der kuͤnſtlichen Sauerbrunnen gedacht, und auf den Artikel Pakeriſche Maſchine verwieſen wird, ſo will ich hier noch bemerken, daß man die Beſchreibung einiger neuern Geraͤthſchaften zu Impraͤgnation des Waſſers mit fixer Luft, unten in dem Zuſatze zu dem angefuͤhrten Artikel finden wird.
Gas, phlogiſtiſirtes.
Zuſatz zu dieſem Art. Th. II. S. 404 u. f.
Dieſer Gasart hat die antiphlogiſtiſche Chemie von ihrer angenommenen Grundlage, dem Azote oder Strickſtoffe, wovon ein eigner Artikel handelt, die Namen Gaz azotique, Gas azoticum, Salpeterſtoffgas (Girtanner), azotiſches Gas (Hermbſtaͤdt), Stickgas beygelegt. Unter den aͤltern Namen iſt Stickluft der gebraͤuchlichſte und bequemſte.
Im Woͤrterbuche werden die ſogenannten phlogiſtiſchen Proceſſe des alten Syſtems (Verbrennung, Verkalkung, Athmen, Verwittern der Kieße u. ſ. w.) als Mittel angegeben, die Stickluft zu erhalten. Dieſe liefern ſie aber immer mit andern Luftarten, beſonders mit Luftſaͤure, vermiſcht, und die Zuſammenſetzung der Gasarten, welche durch Verbrennung thieriſcher und vegetabiliſcher Subſtanzen, durch Verkalkung der Metalle, durchs Athmen der Thiere u. ſ. w. erhalten werden, ſind ſo verſchieden, daß es auf dieſem Wege ſehr ſchwer iſt, den Begrif von eigentlicher oder reiner Stickluft gehoͤrig feſtzuſetzen.
Man erhaͤlt bey dieſen Proceſſen die Stickluft aus der atmoſphaͤriſchen Luft, in der die Operationen vorgehen. Das alte Syſtem nahm an, ſie entſtehe aus der letztern, indem ſich Phlogiſton damit verbinde. Es iſt ſchon im Art. S. 409. gezeigt, daß Scheele und Lavoiſier dieſes weit beſſer erklaͤren, und dieſe Erklaͤrung iſt durch Hrn. Goͤttlings merkwuͤrdigen Verſuch (den zwar auch jene beyden Gelehrten ſchon
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