Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.
Etwas sehr ähnliches bemerkt man, wenn man bunte Papiere mit verschiedentlich schattirten Rhomben, wie Taf. XXIX. Fig. 17. vorstellt, mit dem bloßen Auge betrachtet. Drey Rhomben machen allemal das Bild eines Würfels. Man kan aber die Rhomben auf verschiedene Art zusammennehmen. Die drey vordersten der Figur bilden den Würfel CEDF; dieser scheint hervorragend, und von B her beleuchtet. Nimmt man aber die drey Rhomben zur Linken in den Würfel ACE, und die drey zur Rechten in den Würfel BCF zusammen, so erscheinen diese Würfel hervorragend und von A her erleuchtet; der Raum CDEF hingegen scheint nun leer und vertieft zu seyn. Hiebey hat man es ganz in seiner Gewalt, nach Gefallen die erste oder die zweyte Vorstellung in sich hervorzubringen; ich selbst bin im Stande, beyde in Zeit von einer Secunde 8--9 mal in mir abwechseln zu lassen, so daß sich der Raum CEDF wechselsweise hervorzuheben und zu vertiefen scheint. Zu S. 475. Von der hier erwähnten Darstellung irdischer Gegenstände in der Luft bringt Hr. Kästner (Anfangsgr. der Dioptrik. 4te Aufl. 1792. 114. VII.) mehrere litterarische Nachrichten bey. Er bemerkt, die Erscheinung sey noch nicht vollkommen erklärt, komme aber wohl auf Refractionen und Reflexionen an. Etwas Aehnliches sey die längst bekannte Fata Morgana bey Reggio in der sicilischen Meerenge, wo man über der Küste allerley Gestalten in der Luft sieht, wovon Kircher (Ars magna lucis et umbrae. L. X. P. II. c. 1.) und aus ihm Schott (Magia optica, L. IV. im Anf.), Pilati (Voyage en diff. pays de l'Europe. a la Haye, 1777. p. 220.) und Brydone (Reisen durch Sicilien und Maltha, a. d. Engl. Leipz. 1774. I. Th. 4. Brief) reden. Sestini (Briefe aus Sicilien. Leipz. 1781. 2. Band. S. 22.) sahe solche Luftbilder auf dem Aetna. Eine Erklärung des P. Minasi davon aus optischen Gründen findet man in der Italiänischen Bibliothek (Leipz. 1781. I. Band. S. 124.).
Etwas ſehr aͤhnliches bemerkt man, wenn man bunte Papiere mit verſchiedentlich ſchattirten Rhomben, wie Taf. XXIX. Fig. 17. vorſtellt, mit dem bloßen Auge betrachtet. Drey Rhomben machen allemal das Bild eines Wuͤrfels. Man kan aber die Rhomben auf verſchiedene Art zuſammennehmen. Die drey vorderſten der Figur bilden den Wuͤrfel CEDF; dieſer ſcheint hervorragend, und von B her beleuchtet. Nimmt man aber die drey Rhomben zur Linken in den Wuͤrfel ACE, und die drey zur Rechten in den Wuͤrfel BCF zuſammen, ſo erſcheinen dieſe Wuͤrfel hervorragend und von A her erleuchtet; der Raum CDEF hingegen ſcheint nun leer und vertieft zu ſeyn. Hiebey hat man es ganz in ſeiner Gewalt, nach Gefallen die erſte oder die zweyte Vorſtellung in ſich hervorzubringen; ich ſelbſt bin im Stande, beyde in Zeit von einer Secunde 8—9 mal in mir abwechſeln zu laſſen, ſo daß ſich der Raum CEDF wechſelsweiſe hervorzuheben und zu vertiefen ſcheint. Zu S. 475. Von der hier erwaͤhnten Darſtellung irdiſcher Gegenſtaͤnde in der Luft bringt Hr. Kaͤſtner (Anfangsgr. der Dioptrik. 4te Aufl. 1792. 114. VII.) mehrere litterariſche Nachrichten bey. Er bemerkt, die Erſcheinung ſey noch nicht vollkommen erklaͤrt, komme aber wohl auf Refractionen und Reflexionen an. Etwas Aehnliches ſey die laͤngſt bekannte Fata Morgana bey Reggio in der ſiciliſchen Meerenge, wo man uͤber der Kuͤſte allerley Geſtalten in der Luft ſieht, wovon Kircher (Ars magna lucis et umbrae. L. X. P. II. c. 1.) und aus ihm Schott (Magia optica, L. IV. im Anf.), Pilati (Voyage en diff. pays de l'Europe. à la Haye, 1777. p. 220.) und Brydone (Reiſen durch Sicilien und Maltha, a. d. Engl. Leipz. 1774. I. Th. 4. Brief) reden. Seſtini (Briefe aus Sicilien. Leipz. 1781. 2. Band. S. 22.) ſahe ſolche Luftbilder auf dem Aetna. Eine Erklaͤrung des P. Minaſi davon aus optiſchen Gruͤnden findet man in der Italiaͤniſchen Bibliothek (Leipz. 1781. I. Band. S. 124.). <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0493" xml:id="P.5.481" n="481"/><lb/> an, von der man ſich das einfallende Licht vorſtellt; aber ich wenigſtens habe es gar nicht in meiner Gewalt, das Licht von der Seite, von der ich es eben haben will, in meine Vorſtellung zu bringen.</p> <p>Etwas ſehr aͤhnliches bemerkt man, wenn man bunte Papiere mit verſchiedentlich ſchattirten Rhomben, wie Taf. <hi rendition="#aq">XXIX.</hi> Fig. 17. vorſtellt, mit dem bloßen Auge betrachtet. Drey Rhomben machen allemal das Bild eines Wuͤrfels. Man kan aber die Rhomben auf verſchiedene Art zuſammennehmen. Die drey vorderſten der Figur bilden den Wuͤrfel <hi rendition="#aq">CEDF;</hi> dieſer ſcheint hervorragend, und von <hi rendition="#aq">B</hi> her beleuchtet. Nimmt man aber die drey Rhomben zur Linken in den Wuͤrfel <hi rendition="#aq">ACE,</hi> und die drey zur Rechten in den Wuͤrfel <hi rendition="#aq">BCF</hi> zuſammen, ſo erſcheinen dieſe Wuͤrfel hervorragend und von <hi rendition="#aq">A</hi> her erleuchtet; der Raum <hi rendition="#aq">CDEF</hi> hingegen ſcheint nun leer und vertieft zu ſeyn. Hiebey hat man es ganz in ſeiner Gewalt, nach Gefallen die erſte oder die zweyte Vorſtellung in ſich hervorzubringen; ich ſelbſt bin im Stande, beyde in Zeit von einer Secunde 8—9 mal in mir abwechſeln zu laſſen, ſo daß ſich der Raum <hi rendition="#aq">CEDF</hi> wechſelsweiſe hervorzuheben und zu vertiefen ſcheint.</p> <p><hi rendition="#b">Zu S.</hi> 475. Von der hier erwaͤhnten Darſtellung irdiſcher Gegenſtaͤnde in der Luft bringt Hr. <hi rendition="#b">Kaͤſtner</hi> (Anfangsgr. der Dioptrik. 4te Aufl. 1792. 114. <hi rendition="#aq">VII.)</hi> mehrere litterariſche Nachrichten bey. Er bemerkt, die Erſcheinung ſey noch nicht vollkommen erklaͤrt, komme aber wohl auf Refractionen und Reflexionen an. Etwas Aehnliches ſey die laͤngſt bekannte <hi rendition="#aq">Fata Morgana</hi> bey Reggio in der ſiciliſchen Meerenge, wo man uͤber der Kuͤſte allerley Geſtalten in der Luft ſieht, wovon <hi rendition="#b">Kircher</hi> <hi rendition="#aq">(Ars magna lucis et umbrae. L. X. P. II. c. 1.)</hi> und aus ihm <hi rendition="#b">Schott</hi> <hi rendition="#aq">(Magia optica, L. IV.</hi> im Anf.), <hi rendition="#b">Pilati</hi> <hi rendition="#aq">(Voyage en diff. pays de l'Europe. à la Haye, 1777. p. 220.)</hi> und <hi rendition="#b">Brydone</hi> (Reiſen durch Sicilien und Maltha, a. d. Engl. Leipz. 1774. <hi rendition="#aq">I.</hi> Th. 4. Brief) reden. <hi rendition="#b">Seſtini</hi> (Briefe aus Sicilien. Leipz. 1781. 2. Band. S. 22.) ſahe ſolche Luftbilder auf dem Aetna. Eine Erklaͤrung des P. <hi rendition="#b">Minaſi</hi> davon aus optiſchen Gruͤnden findet man in der Italiaͤniſchen Bibliothek (Leipz. 1781. <hi rendition="#aq">I.</hi> Band. S. 124.).<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [481/0493]
an, von der man ſich das einfallende Licht vorſtellt; aber ich wenigſtens habe es gar nicht in meiner Gewalt, das Licht von der Seite, von der ich es eben haben will, in meine Vorſtellung zu bringen.
Etwas ſehr aͤhnliches bemerkt man, wenn man bunte Papiere mit verſchiedentlich ſchattirten Rhomben, wie Taf. XXIX. Fig. 17. vorſtellt, mit dem bloßen Auge betrachtet. Drey Rhomben machen allemal das Bild eines Wuͤrfels. Man kan aber die Rhomben auf verſchiedene Art zuſammennehmen. Die drey vorderſten der Figur bilden den Wuͤrfel CEDF; dieſer ſcheint hervorragend, und von B her beleuchtet. Nimmt man aber die drey Rhomben zur Linken in den Wuͤrfel ACE, und die drey zur Rechten in den Wuͤrfel BCF zuſammen, ſo erſcheinen dieſe Wuͤrfel hervorragend und von A her erleuchtet; der Raum CDEF hingegen ſcheint nun leer und vertieft zu ſeyn. Hiebey hat man es ganz in ſeiner Gewalt, nach Gefallen die erſte oder die zweyte Vorſtellung in ſich hervorzubringen; ich ſelbſt bin im Stande, beyde in Zeit von einer Secunde 8—9 mal in mir abwechſeln zu laſſen, ſo daß ſich der Raum CEDF wechſelsweiſe hervorzuheben und zu vertiefen ſcheint.
Zu S. 475. Von der hier erwaͤhnten Darſtellung irdiſcher Gegenſtaͤnde in der Luft bringt Hr. Kaͤſtner (Anfangsgr. der Dioptrik. 4te Aufl. 1792. 114. VII.) mehrere litterariſche Nachrichten bey. Er bemerkt, die Erſcheinung ſey noch nicht vollkommen erklaͤrt, komme aber wohl auf Refractionen und Reflexionen an. Etwas Aehnliches ſey die laͤngſt bekannte Fata Morgana bey Reggio in der ſiciliſchen Meerenge, wo man uͤber der Kuͤſte allerley Geſtalten in der Luft ſieht, wovon Kircher (Ars magna lucis et umbrae. L. X. P. II. c. 1.) und aus ihm Schott (Magia optica, L. IV. im Anf.), Pilati (Voyage en diff. pays de l'Europe. à la Haye, 1777. p. 220.) und Brydone (Reiſen durch Sicilien und Maltha, a. d. Engl. Leipz. 1774. I. Th. 4. Brief) reden. Seſtini (Briefe aus Sicilien. Leipz. 1781. 2. Band. S. 22.) ſahe ſolche Luftbilder auf dem Aetna. Eine Erklaͤrung des P. Minaſi davon aus optiſchen Gruͤnden findet man in der Italiaͤniſchen Bibliothek (Leipz. 1781. I. Band. S. 124.).
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