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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

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alle Elektricität zu nehmen, was sollte wohl im Ganzen aus dem Gange der Witterung werden?

Hr. Lichtenberg meint, der Zusammenhang der Elektricität mit dem Hagel könnte dieser seyn, daß Elektricität Ausdünstung befördere, und Ausdünstung Kälte erzeuge. Nach Hrn. de Luc (Siebenter Brief an de la Metherie in Grens Journ. d. Phys. B. IV. S. 290) wissen wir nichts weiter, als daß in irgend einem Theile der Wolke (nicht in den höhern Regionen) eine Erkältung entstehen müsse, die einen Reif (gresil) bildet, der kalt genug ist, um das Wasser der Nebel, durch die er fällt, rings um sich her zum Gefrieren zu bringen. Man könnte annehmen, die Erkältung entstehe durch Entziehung des Feuers, das zur Bildung des elektrischen Fluidums verwendet wird; allein es hagelt auch oft ohne Gewitter, und blitzt ohne Hagel. Jedoch findet man nach Hrn. Lampadius Bemerkung den Hagel, und selbst die kleinsten Graupeln, nie ohne Elektricität.

Ueber die Grundgestalt der Hagelkörner oder der in freyer Luft gebildeten Eiskrystallen hat d'Antic (Journal de phys. Jul. 1788. s. auch Gothaisches Magazin VII. B. 1 St. S. 32 u. f.) eine schöne Beobachtung mitgetheilt. Rome de l'Isle hatte die Krystallisation des Wassers als ein gleichseitiges Octaeder, Hassenfratz als ein sechsseitiges Prisma angegeben. D'Antic fand am 13 Jul 1788 bey einem starken Hagelwetter de l'Isle's Behauptung bestätiget. Die größten Hagelstücken hatten keilförmige hervorspringende Ecken über 6 Lin. lang, an denen man deutlich die Enden vierseitiger an ihren Seitenflächen verbundener Pyramiden erkannte. Hieraus ließ sich schließen, jedes Hagelstück sey eine Zusammenhäufung von Octaedern, die im Mittel mit ihren Spitzen zusammenlaufen. In den dichtesten Stücken ließen sich ganze Octaeder entdecken, das schönste darunter war 14 Lin. lang und 4 breit; der Winkel an der Spitze der Pyramide ward 35°, und der an der Vereinigung beyder Pyramiden 135° gefunden.

Die unförmliche Gestalt scheint also blos vom Zusammenfrieren mehrerer Krystallen und vom Zusammenschlagen


alle Elektricitaͤt zu nehmen, was ſollte wohl im Ganzen aus dem Gange der Witterung werden?

Hr. Lichtenberg meint, der Zuſammenhang der Elektricitaͤt mit dem Hagel koͤnnte dieſer ſeyn, daß Elektricitaͤt Ausduͤnſtung befoͤrdere, und Ausduͤnſtung Kaͤlte erzeuge. Nach Hrn. de Luc (Siebenter Brief an de la Metherie in Grens Journ. d. Phyſ. B. IV. S. 290) wiſſen wir nichts weiter, als daß in irgend einem Theile der Wolke (nicht in den hoͤhern Regionen) eine Erkaͤltung entſtehen muͤſſe, die einen Reif (greſil) bildet, der kalt genug iſt, um das Waſſer der Nebel, durch die er faͤllt, rings um ſich her zum Gefrieren zu bringen. Man koͤnnte annehmen, die Erkaͤltung entſtehe durch Entziehung des Feuers, das zur Bildung des elektriſchen Fluidums verwendet wird; allein es hagelt auch oft ohne Gewitter, und blitzt ohne Hagel. Jedoch findet man nach Hrn. Lampadius Bemerkung den Hagel, und ſelbſt die kleinſten Graupeln, nie ohne Elektricitaͤt.

Ueber die Grundgeſtalt der Hagelkoͤrner oder der in freyer Luft gebildeten Eiskryſtallen hat d'Antic (Journal de phyſ. Jul. 1788. ſ. auch Gothaiſches Magazin VII. B. 1 St. S. 32 u. f.) eine ſchoͤne Beobachtung mitgetheilt. Rome de l'Isle hatte die Kryſtalliſation des Waſſers als ein gleichſeitiges Octaeder, Haſſenfratz als ein ſechsſeitiges Prisma angegeben. D'Antic fand am 13 Jul 1788 bey einem ſtarken Hagelwetter de l'Isle's Behauptung beſtaͤtiget. Die groͤßten Hagelſtuͤcken hatten keilfoͤrmige hervorſpringende Ecken uͤber 6 Lin. lang, an denen man deutlich die Enden vierſeitiger an ihren Seitenflaͤchen verbundener Pyramiden erkannte. Hieraus ließ ſich ſchließen, jedes Hagelſtuͤck ſey eine Zuſammenhaͤufung von Octaedern, die im Mittel mit ihren Spitzen zuſammenlaufen. In den dichteſten Stuͤcken ließen ſich ganze Octaeder entdecken, das ſchoͤnſte darunter war 14 Lin. lang und 4 breit; der Winkel an der Spitze der Pyramide ward 35°, und der an der Vereinigung beyder Pyramiden 135° gefunden.

Die unfoͤrmliche Geſtalt ſcheint alſo blos vom Zuſammenfrieren mehrerer Kryſtallen und vom Zuſammenſchlagen

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[489/0501] alle Elektricitaͤt zu nehmen, was ſollte wohl im Ganzen aus dem Gange der Witterung werden? Hr. Lichtenberg meint, der Zuſammenhang der Elektricitaͤt mit dem Hagel koͤnnte dieſer ſeyn, daß Elektricitaͤt Ausduͤnſtung befoͤrdere, und Ausduͤnſtung Kaͤlte erzeuge. Nach Hrn. de Luc (Siebenter Brief an de la Metherie in Grens Journ. d. Phyſ. B. IV. S. 290) wiſſen wir nichts weiter, als daß in irgend einem Theile der Wolke (nicht in den hoͤhern Regionen) eine Erkaͤltung entſtehen muͤſſe, die einen Reif (greſil) bildet, der kalt genug iſt, um das Waſſer der Nebel, durch die er faͤllt, rings um ſich her zum Gefrieren zu bringen. Man koͤnnte annehmen, die Erkaͤltung entſtehe durch Entziehung des Feuers, das zur Bildung des elektriſchen Fluidums verwendet wird; allein es hagelt auch oft ohne Gewitter, und blitzt ohne Hagel. Jedoch findet man nach Hrn. Lampadius Bemerkung den Hagel, und ſelbſt die kleinſten Graupeln, nie ohne Elektricitaͤt. Ueber die Grundgeſtalt der Hagelkoͤrner oder der in freyer Luft gebildeten Eiskryſtallen hat d'Antic (Journal de phyſ. Jul. 1788. ſ. auch Gothaiſches Magazin VII. B. 1 St. S. 32 u. f.) eine ſchoͤne Beobachtung mitgetheilt. Rome de l'Isle hatte die Kryſtalliſation des Waſſers als ein gleichſeitiges Octaeder, Haſſenfratz als ein ſechsſeitiges Prisma angegeben. D'Antic fand am 13 Jul 1788 bey einem ſtarken Hagelwetter de l'Isle's Behauptung beſtaͤtiget. Die groͤßten Hagelſtuͤcken hatten keilfoͤrmige hervorſpringende Ecken uͤber 6 Lin. lang, an denen man deutlich die Enden vierſeitiger an ihren Seitenflaͤchen verbundener Pyramiden erkannte. Hieraus ließ ſich ſchließen, jedes Hagelſtuͤck ſey eine Zuſammenhaͤufung von Octaedern, die im Mittel mit ihren Spitzen zuſammenlaufen. In den dichteſten Stuͤcken ließen ſich ganze Octaeder entdecken, das ſchoͤnſte darunter war 14 Lin. lang und 4 breit; der Winkel an der Spitze der Pyramide ward 35°, und der an der Vereinigung beyder Pyramiden 135° gefunden. Die unfoͤrmliche Geſtalt ſcheint alſo blos vom Zuſammenfrieren mehrerer Kryſtallen und vom Zuſammenſchlagen

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 489. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/501>, abgerufen am 22.11.2024.