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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

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vermöge seiner Verwandtschaft wirksamer ist, als der grüne, diejenigen Theile der Austerschalen zu zersetzen, die ein grünes Licht geben u. s. w., zumal da das phosphorische Licht kein einfaches, sondern ein zusammengesetztes ist.

So erhält Newton's Meinung von andern Seiten her neue Bestätigungen, die der Eulerischen Hypothese gänzlich fehlen. Euler stritt gegen Newton nur über mathematifche Möglichkeit; aber hier, wo es auf physische Wirklichkeit ankömmt, gebührt der Chemie ganz vorzüglich das Recht der Entscheidung. Von den Mathematikern sind nach den Bemühungen so vieler einsichtsvollen Männer über die Lehre vom Lichte nicht leicht neue Aufschlüsse zu erwarten; desto mehr von den Chimikern, unter denen doch kaum einer oder der andere seine Zuflucht zu dem Aether und dessen Schwingungen nimmt, dagegen ihnen der materielle Lichtstoff immer unentbehrlicher zu werden scheint.

Auch Herr Gren (Systematisches Handbuch der gesammten Chemie. I. B. 1794. gr. 8. §. 226.) hat die chemischen Gründe für die Materialität des Lichts in bündiger Kürze zusammengefaßt. Mehrere Erfahrungssätze, sagt er, besonders in der Lehre von den Farben der Körper, berechtigen zu dem Schlusse, daß das freye und bewegte Licht von den Körpern eingesogen, und durch Adhäsion und Verwandtschaft so aufgenommen werden könne, daß es seine Stralung verliert und nicht mehr fähig ist, das Organ dieses Gesichts zu rühren. Die Nothwendigkeit des Lichts zum Gedeihen der Gewächse (Joh. Senebiers physikalisch-chemische Abhandlungen über den Einfluß des Sonnenlichts auf alle drey Reiche der Natur; a. d. Frz. Th. I--IV. Leipzig, 1785. 8.), die Fähigkeit der meisten Körper, Licht bey ihrem Verbrennen zu entwickeln, die Unentbehrlichkeit des Lichts zur Bildung der mehresten luftförmigen Stoffe, und die Veränderung der Eigenschaften und Verhältnisse mehrerer Körper durch bloßes Licht, nicht aber durch dunkle Wärme, beweisen, daß das Licht ein vorzügliches Agens in der Natur sey, und daß es durch seine Affinität gegen andere Stoffe den Zustand seiner Stralung verlieren, und zum chemischen Bestandtheile der Körper werden könne. Diese Behauptung


vermoͤge ſeiner Verwandtſchaft wirkſamer iſt, als der gruͤne, diejenigen Theile der Auſterſchalen zu zerſetzen, die ein gruͤnes Licht geben u. ſ. w., zumal da das phosphoriſche Licht kein einfaches, ſondern ein zuſammengeſetztes iſt.

So erhaͤlt Newton's Meinung von andern Seiten her neue Beſtaͤtigungen, die der Euleriſchen Hypotheſe gaͤnzlich fehlen. Euler ſtritt gegen Newton nur uͤber mathematifche Moͤglichkeit; aber hier, wo es auf phyſiſche Wirklichkeit ankoͤmmt, gebuͤhrt der Chemie ganz vorzuͤglich das Recht der Entſcheidung. Von den Mathematikern ſind nach den Bemuͤhungen ſo vieler einſichtsvollen Maͤnner uͤber die Lehre vom Lichte nicht leicht neue Aufſchluͤſſe zu erwarten; deſto mehr von den Chimikern, unter denen doch kaum einer oder der andere ſeine Zuflucht zu dem Aether und deſſen Schwingungen nimmt, dagegen ihnen der materielle Lichtſtoff immer unentbehrlicher zu werden ſcheint.

Auch Herr Gren (Syſtematiſches Handbuch der geſammten Chemie. I. B. 1794. gr. 8. §. 226.) hat die chemiſchen Gruͤnde fuͤr die Materialitaͤt des Lichts in buͤndiger Kuͤrze zuſammengefaßt. Mehrere Erfahrungsſaͤtze, ſagt er, beſonders in der Lehre von den Farben der Koͤrper, berechtigen zu dem Schluſſe, daß das freye und bewegte Licht von den Koͤrpern eingeſogen, und durch Adhaͤſion und Verwandtſchaft ſo aufgenommen werden koͤnne, daß es ſeine Stralung verliert und nicht mehr faͤhig iſt, das Organ dieſes Geſichts zu ruͤhren. Die Nothwendigkeit des Lichts zum Gedeihen der Gewaͤchſe (Joh. Senebiers phyſikaliſch-chemiſche Abhandlungen uͤber den Einfluß des Sonnenlichts auf alle drey Reiche der Natur; a. d. Frz. Th. I—IV. Leipzig, 1785. 8.), die Faͤhigkeit der meiſten Koͤrper, Licht bey ihrem Verbrennen zu entwickeln, die Unentbehrlichkeit des Lichts zur Bildung der mehreſten luftfoͤrmigen Stoffe, und die Veraͤnderung der Eigenſchaften und Verhaͤltniſſe mehrerer Koͤrper durch bloßes Licht, nicht aber durch dunkle Waͤrme, beweiſen, daß das Licht ein vorzuͤgliches Agens in der Natur ſey, und daß es durch ſeine Affinitaͤt gegen andere Stoffe den Zuſtand ſeiner Stralung verlieren, und zum chemiſchen Beſtandtheile der Koͤrper werden koͤnne. Dieſe Behauptung

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[549/0561] vermoͤge ſeiner Verwandtſchaft wirkſamer iſt, als der gruͤne, diejenigen Theile der Auſterſchalen zu zerſetzen, die ein gruͤnes Licht geben u. ſ. w., zumal da das phosphoriſche Licht kein einfaches, ſondern ein zuſammengeſetztes iſt. So erhaͤlt Newton's Meinung von andern Seiten her neue Beſtaͤtigungen, die der Euleriſchen Hypotheſe gaͤnzlich fehlen. Euler ſtritt gegen Newton nur uͤber mathematifche Moͤglichkeit; aber hier, wo es auf phyſiſche Wirklichkeit ankoͤmmt, gebuͤhrt der Chemie ganz vorzuͤglich das Recht der Entſcheidung. Von den Mathematikern ſind nach den Bemuͤhungen ſo vieler einſichtsvollen Maͤnner uͤber die Lehre vom Lichte nicht leicht neue Aufſchluͤſſe zu erwarten; deſto mehr von den Chimikern, unter denen doch kaum einer oder der andere ſeine Zuflucht zu dem Aether und deſſen Schwingungen nimmt, dagegen ihnen der materielle Lichtſtoff immer unentbehrlicher zu werden ſcheint. Auch Herr Gren (Syſtematiſches Handbuch der geſammten Chemie. I. B. 1794. gr. 8. §. 226.) hat die chemiſchen Gruͤnde fuͤr die Materialitaͤt des Lichts in buͤndiger Kuͤrze zuſammengefaßt. Mehrere Erfahrungsſaͤtze, ſagt er, beſonders in der Lehre von den Farben der Koͤrper, berechtigen zu dem Schluſſe, daß das freye und bewegte Licht von den Koͤrpern eingeſogen, und durch Adhaͤſion und Verwandtſchaft ſo aufgenommen werden koͤnne, daß es ſeine Stralung verliert und nicht mehr faͤhig iſt, das Organ dieſes Geſichts zu ruͤhren. Die Nothwendigkeit des Lichts zum Gedeihen der Gewaͤchſe (Joh. Senebiers phyſikaliſch-chemiſche Abhandlungen uͤber den Einfluß des Sonnenlichts auf alle drey Reiche der Natur; a. d. Frz. Th. I—IV. Leipzig, 1785. 8.), die Faͤhigkeit der meiſten Koͤrper, Licht bey ihrem Verbrennen zu entwickeln, die Unentbehrlichkeit des Lichts zur Bildung der mehreſten luftfoͤrmigen Stoffe, und die Veraͤnderung der Eigenſchaften und Verhaͤltniſſe mehrerer Koͤrper durch bloßes Licht, nicht aber durch dunkle Waͤrme, beweiſen, daß das Licht ein vorzuͤgliches Agens in der Natur ſey, und daß es durch ſeine Affinitaͤt gegen andere Stoffe den Zuſtand ſeiner Stralung verlieren, und zum chemiſchen Beſtandtheile der Koͤrper werden koͤnne. Dieſe Behauptung

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 549. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/561>, abgerufen am 22.11.2024.