Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

Bild:
<< vorherige Seite


erhält noch mehr Bestätigung dadurch, daß wir im Stande sind, aus Körpern, die sonst an sich den Zustand der Helligkeit nicht hervorbringen, Licht zu entwickeln, wie durchs Verbrennen, durch Elektricität, und nach Wedgwood's Erfahrungen durch Erhitzung vieler sonst unverbrennlichen Körper geschieht, s. den Zusatz zu dem Art. Phosphor.

Auch Herr de Luc sieht die angeführten Erscheinungen als hinlängliche Beweise an, daß man das Licht nicht blos als Ursache der Helligkeit betrachten dürfe, sondern in ihm eines der vornehmsten Wirkungsmittel der Natur anerkennen müsse. Er sieht es als möglich an, daß auch der Lichtstoff noch zusammengesetzt sey, obgleich seine äußerste Feinheit diese Zusammensetzung unsern Sinnen entziehe. Für eine der einfachsten Verbindungen des Lichts hält er das Feuer, in welchem nach seinem System das Licht Fluidum deferens, und mit der Wärme- oder Feuermaterie, als schwerer Substanz, verbunden ist, s. Feuer (Th. II. S. 225. u. f.). So findet er im Lichte die Ursache der Flüßigkeit des Feuers, mithin die Ursache aller Flüßigkeit. Ausführlich hat Herr de Luc seine Gedanken über die Verhältnisse zwischen Licht und Feuer im sechsten Briefe an de la Metherie (Journ. de phys. Juillet. 1790. und in Grens Journal der Phys. B. IV. S. 233 u. f.) erklärt, s. unten den Zus. des Art. Wärme

Nach Hrn. Hofr. Lichtenbergs Urtheile (Anm. zu Erxlebens Naturlehre, §. 308) reicht das Vibrationssystem vermittelst einiger Hülfsfictionen zwar hin, zu erklären, wie Helle, Hellheit, so entstehen können, wie wir sie bemerken (ein Gesichtspunkt, aus dem das Licht sonst fast einzig betrachtet ward), aber es erklärt nicht, ohne Fictionen mit Fictionen zu häufen, und allen Weg der Analogie gänzlich zu verlassen, wie so viele andere Wirkungen des Lichts statt finden können. So ließe sich, wenn man z. B. die Schwefellebern eben so einseitig betrachtete, ihr Geruch sehr gut durch Vibrationen erklären, aber nicht ihre übrigen Einwirkungen auf die Auflösungen der Metalle u. s. w. Man dürfe, sagt er, mit Zuverläßigkeit behaupten, daß, seitdem man angefangen habe, das Licht als Körper mit allen seinen Affinitäten


erhaͤlt noch mehr Beſtaͤtigung dadurch, daß wir im Stande ſind, aus Koͤrpern, die ſonſt an ſich den Zuſtand der Helligkeit nicht hervorbringen, Licht zu entwickeln, wie durchs Verbrennen, durch Elektricitaͤt, und nach Wedgwood's Erfahrungen durch Erhitzung vieler ſonſt unverbrennlichen Koͤrper geſchieht, ſ. den Zuſatz zu dem Art. Phosphor.

Auch Herr de Luc ſieht die angefuͤhrten Erſcheinungen als hinlaͤngliche Beweiſe an, daß man das Licht nicht blos als Urſache der Helligkeit betrachten duͤrfe, ſondern in ihm eines der vornehmſten Wirkungsmittel der Natur anerkennen muͤſſe. Er ſieht es als moͤglich an, daß auch der Lichtſtoff noch zuſammengeſetzt ſey, obgleich ſeine aͤußerſte Feinheit dieſe Zuſammenſetzung unſern Sinnen entziehe. Fuͤr eine der einfachſten Verbindungen des Lichts haͤlt er das Feuer, in welchem nach ſeinem Syſtem das Licht Fluidum deferens, und mit der Waͤrme- oder Feuermaterie, als ſchwerer Subſtanz, verbunden iſt, ſ. Feuer (Th. II. S. 225. u. f.). So findet er im Lichte die Urſache der Fluͤßigkeit des Feuers, mithin die Urſache aller Fluͤßigkeit. Ausfuͤhrlich hat Herr de Luc ſeine Gedanken uͤber die Verhaͤltniſſe zwiſchen Licht und Feuer im ſechſten Briefe an de la Metherie (Journ. de phyſ. Juillet. 1790. und in Grens Journal der Phyſ. B. IV. S. 233 u. f.) erklaͤrt, ſ. unten den Zuſ. des Art. Waͤrme

Nach Hrn. Hofr. Lichtenbergs Urtheile (Anm. zu Erxlebens Naturlehre, §. 308) reicht das Vibrationsſyſtem vermittelſt einiger Huͤlfsfictionen zwar hin, zu erklaͤren, wie Helle, Hellheit, ſo entſtehen koͤnnen, wie wir ſie bemerken (ein Geſichtspunkt, aus dem das Licht ſonſt faſt einzig betrachtet ward), aber es erklaͤrt nicht, ohne Fictionen mit Fictionen zu haͤufen, und allen Weg der Analogie gaͤnzlich zu verlaſſen, wie ſo viele andere Wirkungen des Lichts ſtatt finden koͤnnen. So ließe ſich, wenn man z. B. die Schwefellebern eben ſo einſeitig betrachtete, ihr Geruch ſehr gut durch Vibrationen erklaͤren, aber nicht ihre uͤbrigen Einwirkungen auf die Aufloͤſungen der Metalle u. ſ. w. Man duͤrfe, ſagt er, mit Zuverlaͤßigkeit behaupten, daß, ſeitdem man angefangen habe, das Licht als Koͤrper mit allen ſeinen Affinitaͤten

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="2">
              <p><pb facs="#f0562" xml:id="P.5.550" n="550"/><lb/>
erha&#x0364;lt noch mehr Be&#x017F;ta&#x0364;tigung dadurch, daß wir im Stande &#x017F;ind, aus Ko&#x0364;rpern, die &#x017F;on&#x017F;t an &#x017F;ich den Zu&#x017F;tand der Helligkeit nicht hervorbringen, Licht zu entwickeln, wie durchs <hi rendition="#b">Verbrennen,</hi> durch <hi rendition="#b">Elektricita&#x0364;t,</hi> und nach <hi rendition="#b">Wedgwood's</hi> Erfahrungen durch <hi rendition="#b">Erhitzung</hi> vieler &#x017F;on&#x017F;t unverbrennlichen Ko&#x0364;rper ge&#x017F;chieht, &#x017F;. den Zu&#x017F;atz zu dem Art. <hi rendition="#b">Phosphor.</hi></p>
              <p>Auch Herr <hi rendition="#b">de Luc</hi> &#x017F;ieht die angefu&#x0364;hrten Er&#x017F;cheinungen als hinla&#x0364;ngliche Bewei&#x017F;e an, daß man das Licht nicht blos als Ur&#x017F;ache der Helligkeit betrachten du&#x0364;rfe, &#x017F;ondern in ihm eines der vornehm&#x017F;ten Wirkungsmittel der Natur anerkennen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e. Er &#x017F;ieht es als mo&#x0364;glich an, daß auch der Licht&#x017F;toff noch zu&#x017F;ammenge&#x017F;etzt &#x017F;ey, obgleich &#x017F;eine a&#x0364;ußer&#x017F;te Feinheit die&#x017F;e Zu&#x017F;ammen&#x017F;etzung un&#x017F;ern Sinnen entziehe. Fu&#x0364;r eine der einfach&#x017F;ten Verbindungen des Lichts ha&#x0364;lt er das <hi rendition="#b">Feuer,</hi> in welchem nach &#x017F;einem Sy&#x017F;tem das Licht <hi rendition="#aq">Fluidum deferens,</hi> und mit der Wa&#x0364;rme- oder Feuermaterie, als &#x017F;chwerer Sub&#x017F;tanz, verbunden i&#x017F;t, &#x017F;. <hi rendition="#b">Feuer</hi> (Th. <hi rendition="#aq">II.</hi> S. 225. u. f.). So findet er im Lichte die Ur&#x017F;ache der Flu&#x0364;ßigkeit des Feuers, mithin die Ur&#x017F;ache aller Flu&#x0364;ßigkeit. Ausfu&#x0364;hrlich hat Herr <hi rendition="#b">de Luc</hi> &#x017F;eine Gedanken u&#x0364;ber die Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e zwi&#x017F;chen Licht und Feuer im &#x017F;ech&#x017F;ten Briefe an <hi rendition="#b">de la Metherie</hi> <hi rendition="#aq">(Journ. de phy&#x017F;. Juillet. 1790.</hi> und in <hi rendition="#b">Grens</hi> Journal der Phy&#x017F;. B. <hi rendition="#aq">IV.</hi> S. 233 u. f.) erkla&#x0364;rt, &#x017F;. unten den Zu&#x017F;. des Art. <hi rendition="#b">Wa&#x0364;rme</hi></p>
              <p>Nach Hrn. Hofr. <hi rendition="#b">Lichtenbergs</hi> Urtheile (Anm. zu Erxlebens Naturlehre, §. 308) reicht das Vibrations&#x017F;y&#x017F;tem vermittel&#x017F;t einiger <hi rendition="#b">Hu&#x0364;lfsfictionen</hi> zwar hin, zu erkla&#x0364;ren, wie <hi rendition="#b">Helle, Hellheit,</hi> &#x017F;o ent&#x017F;tehen ko&#x0364;nnen, wie wir &#x017F;ie bemerken (ein Ge&#x017F;ichtspunkt, aus dem das Licht &#x017F;on&#x017F;t fa&#x017F;t einzig betrachtet ward), aber es erkla&#x0364;rt nicht, ohne Fictionen mit Fictionen zu ha&#x0364;ufen, und allen Weg der Analogie ga&#x0364;nzlich zu verla&#x017F;&#x017F;en, wie &#x017F;o viele andere Wirkungen des Lichts &#x017F;tatt finden ko&#x0364;nnen. So ließe &#x017F;ich, wenn man z. B. die Schwefellebern eben &#x017F;o ein&#x017F;eitig betrachtete, ihr Geruch &#x017F;ehr gut durch Vibrationen erkla&#x0364;ren, aber nicht ihre u&#x0364;brigen Einwirkungen auf die Auflo&#x0364;&#x017F;ungen der Metalle u. &#x017F;. w. Man du&#x0364;rfe, &#x017F;agt er, mit Zuverla&#x0364;ßigkeit behaupten, daß, &#x017F;eitdem man angefangen habe, das Licht als Ko&#x0364;rper mit allen &#x017F;einen Affinita&#x0364;ten<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[550/0562] erhaͤlt noch mehr Beſtaͤtigung dadurch, daß wir im Stande ſind, aus Koͤrpern, die ſonſt an ſich den Zuſtand der Helligkeit nicht hervorbringen, Licht zu entwickeln, wie durchs Verbrennen, durch Elektricitaͤt, und nach Wedgwood's Erfahrungen durch Erhitzung vieler ſonſt unverbrennlichen Koͤrper geſchieht, ſ. den Zuſatz zu dem Art. Phosphor. Auch Herr de Luc ſieht die angefuͤhrten Erſcheinungen als hinlaͤngliche Beweiſe an, daß man das Licht nicht blos als Urſache der Helligkeit betrachten duͤrfe, ſondern in ihm eines der vornehmſten Wirkungsmittel der Natur anerkennen muͤſſe. Er ſieht es als moͤglich an, daß auch der Lichtſtoff noch zuſammengeſetzt ſey, obgleich ſeine aͤußerſte Feinheit dieſe Zuſammenſetzung unſern Sinnen entziehe. Fuͤr eine der einfachſten Verbindungen des Lichts haͤlt er das Feuer, in welchem nach ſeinem Syſtem das Licht Fluidum deferens, und mit der Waͤrme- oder Feuermaterie, als ſchwerer Subſtanz, verbunden iſt, ſ. Feuer (Th. II. S. 225. u. f.). So findet er im Lichte die Urſache der Fluͤßigkeit des Feuers, mithin die Urſache aller Fluͤßigkeit. Ausfuͤhrlich hat Herr de Luc ſeine Gedanken uͤber die Verhaͤltniſſe zwiſchen Licht und Feuer im ſechſten Briefe an de la Metherie (Journ. de phyſ. Juillet. 1790. und in Grens Journal der Phyſ. B. IV. S. 233 u. f.) erklaͤrt, ſ. unten den Zuſ. des Art. Waͤrme Nach Hrn. Hofr. Lichtenbergs Urtheile (Anm. zu Erxlebens Naturlehre, §. 308) reicht das Vibrationsſyſtem vermittelſt einiger Huͤlfsfictionen zwar hin, zu erklaͤren, wie Helle, Hellheit, ſo entſtehen koͤnnen, wie wir ſie bemerken (ein Geſichtspunkt, aus dem das Licht ſonſt faſt einzig betrachtet ward), aber es erklaͤrt nicht, ohne Fictionen mit Fictionen zu haͤufen, und allen Weg der Analogie gaͤnzlich zu verlaſſen, wie ſo viele andere Wirkungen des Lichts ſtatt finden koͤnnen. So ließe ſich, wenn man z. B. die Schwefellebern eben ſo einſeitig betrachtete, ihr Geruch ſehr gut durch Vibrationen erklaͤren, aber nicht ihre uͤbrigen Einwirkungen auf die Aufloͤſungen der Metalle u. ſ. w. Man duͤrfe, ſagt er, mit Zuverlaͤßigkeit behaupten, daß, ſeitdem man angefangen habe, das Licht als Koͤrper mit allen ſeinen Affinitaͤten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/562
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 550. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/562>, abgerufen am 22.11.2024.