Herumdrehen den Kolben auf und nieder. Die Kolbenstange tritt an der Seite, die in das Innere des Stiefels geht, etwas aus dem Kolben hervor und bewirkt dadurch, daß der Raum in der Leitröhre zwischen der Oefnung der Rohrwalze und dem Stiefel zu der Zeit völlig ausgefüllt wird, da der Kolben in den Stiefel zurückgetrieben ist. Durch diese Einrichtung wird aller nachtheilige Raum vermieden, in welchem sich Luft aufhalten, und bey Ausziehung des Kolbens wieder in die Glocke treten könnte. Um mit dieser Maschine die Luft sowohl zu verdünnen, als zu verdichten, ist nichts weiter nöthig, als die Kurbel bald nach dieser, bald nach jener Richtung zu drehen. Auch kan man durch bloßes umgekehrtes Drehen, ohne einen Hahn zu brauchen, sogleich wieder Luft unter die ausgepumpte Glocke lassen. Der Mechanismus dieser Pumpe ist in der That sehr bequem; man wird bald bemerken, daß die sogenannte Rohrwalze eigentlich ein Hahn ist, der sich beym Aus - und Einwinden des Stempels, wie bey den s'Gravesandischen und Nolletischen Pumpen (Wörterb. S. 66. 68.) von selbst stellt.
Herr S. I. W. Reiser, Vorsteher einer Erziehungsanstalt in Mühlhausen (Nachricht von einigen neuen Vorrichtungen bey physikalischen Experimenten, besonders von einer bessern Luftpumpe, als die bisherigen. Basel, 1790. 8. im Auszug im Gothaischen Magazin für das Neuste rc. VII. B. 2tes St. S. 49 u. f.) hat, wie er angiebt, die Cuthbertsonsche Luftpumpe zu verbessern und zugleich wohlfeiler einzurichten gesucht. Im Ganzen ist aber wenig von Cuthbertsons Anordnung beybehalten : die Luftpumpe ist eine doppelte, es sind auch die in Oefungen einfallenden Stangen nebst dem Kegel im Kolben weggelassen, und an deren statt sowohl im Boden, als in den Kolben, Kegelventile angebracht. Die Stempel passen äußerst genau auf den Boden der Stiefel, und lassen keinen Raum, wie bey Cuthbertson (außer einem kleinen leeren Ringe, den die 1/4 Lin. überstehenden Leder an der untern Platte des Stempels veranlassen, der aber kaum 1/2 Lin. breit ist). Auch sind die Stiefel nicht geschlossen, sondern die Kolben tragen beym Aufwinden das ganze Gewicht der Atmosphäre, wovon aber Hr. R. glaubt,
Herumdrehen den Kolben auf und nieder. Die Kolbenſtange tritt an der Seite, die in das Innere des Stiefels geht, etwas aus dem Kolben hervor und bewirkt dadurch, daß der Raum in der Leitroͤhre zwiſchen der Oefnung der Rohrwalze und dem Stiefel zu der Zeit voͤllig ausgefuͤllt wird, da der Kolben in den Stiefel zuruͤckgetrieben iſt. Durch dieſe Einrichtung wird aller nachtheilige Raum vermieden, in welchem ſich Luft aufhalten, und bey Ausziehung des Kolbens wieder in die Glocke treten koͤnnte. Um mit dieſer Maſchine die Luft ſowohl zu verduͤnnen, als zu verdichten, iſt nichts weiter noͤthig, als die Kurbel bald nach dieſer, bald nach jener Richtung zu drehen. Auch kan man durch bloßes umgekehrtes Drehen, ohne einen Hahn zu brauchen, ſogleich wieder Luft unter die ausgepumpte Glocke laſſen. Der Mechanismus dieſer Pumpe iſt in der That ſehr bequem; man wird bald bemerken, daß die ſogenannte Rohrwalze eigentlich ein Hahn iſt, der ſich beym Aus - und Einwinden des Stempels, wie bey den s'Graveſandiſchen und Nolletiſchen Pumpen (Woͤrterb. S. 66. 68.) von ſelbſt ſtellt.
Herr S. I. W. Reiſer, Vorſteher einer Erziehungsanſtalt in Muͤhlhauſen (Nachricht von einigen neuen Vorrichtungen bey phyſikaliſchen Experimenten, beſonders von einer beſſern Luftpumpe, als die bisherigen. Baſel, 1790. 8. im Auszug im Gothaiſchen Magazin fuͤr das Neuſte rc. VII. B. 2tes St. S. 49 u. f.) hat, wie er angiebt, die Cuthbertſonſche Luftpumpe zu verbeſſern und zugleich wohlfeiler einzurichten geſucht. Im Ganzen iſt aber wenig von Cuthbertſons Anordnung beybehalten : die Luftpumpe iſt eine doppelte, es ſind auch die in Oefungen einfallenden Stangen nebſt dem Kegel im Kolben weggelaſſen, und an deren ſtatt ſowohl im Boden, als in den Kolben, Kegelventile angebracht. Die Stempel paſſen aͤußerſt genau auf den Boden der Stiefel, und laſſen keinen Raum, wie bey Cuthbertſon (außer einem kleinen leeren Ringe, den die 1/4 Lin. uͤberſtehenden Leder an der untern Platte des Stempels veranlaſſen, der aber kaum 1/2 Lin. breit iſt). Auch ſind die Stiefel nicht geſchloſſen, ſondern die Kolben tragen beym Aufwinden das ganze Gewicht der Atmoſphaͤre, wovon aber Hr. R. glaubt,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="2"><p><pbfacs="#f0606"xml:id="P.5.594"n="594"/><lb/>
Herumdrehen den Kolben auf und nieder. Die Kolbenſtange tritt an der Seite, die in das Innere des Stiefels geht, etwas aus dem Kolben hervor und bewirkt dadurch, daß der Raum in der Leitroͤhre zwiſchen der Oefnung der Rohrwalze und dem Stiefel zu der Zeit voͤllig ausgefuͤllt wird, da der Kolben in den Stiefel zuruͤckgetrieben iſt. Durch dieſe Einrichtung wird aller nachtheilige Raum vermieden, in welchem ſich Luft aufhalten, und bey Ausziehung des Kolbens wieder in die Glocke treten koͤnnte. Um mit dieſer Maſchine die Luft ſowohl zu verduͤnnen, als zu verdichten, iſt nichts weiter noͤthig, als die Kurbel bald nach dieſer, bald nach jener Richtung zu drehen. Auch kan man durch bloßes umgekehrtes Drehen, ohne einen Hahn zu brauchen, ſogleich wieder Luft unter die ausgepumpte Glocke laſſen. Der Mechanismus dieſer Pumpe iſt in der That ſehr bequem; man wird bald bemerken, daß die ſogenannte Rohrwalze eigentlich ein Hahn iſt, der ſich beym Aus - und Einwinden des Stempels, wie bey den <hirendition="#b">s'Graveſandiſchen</hi> und <hirendition="#b">Nolletiſchen</hi> Pumpen (Woͤrterb. S. 66. 68.) von ſelbſt ſtellt.</p><p>Herr <hirendition="#b">S. I. W. Reiſer,</hi> Vorſteher einer Erziehungsanſtalt in Muͤhlhauſen (Nachricht von einigen neuen Vorrichtungen bey phyſikaliſchen Experimenten, beſonders von einer beſſern Luftpumpe, als die bisherigen. Baſel, 1790. 8. im Auszug im Gothaiſchen Magazin fuͤr das Neuſte rc. <hirendition="#aq">VII.</hi> B. 2tes St. S. 49 u. f.) hat, wie er angiebt, die Cuthbertſonſche Luftpumpe zu verbeſſern und zugleich wohlfeiler einzurichten geſucht. Im Ganzen iſt aber wenig von Cuthbertſons Anordnung beybehalten : die Luftpumpe iſt eine doppelte, es ſind auch die in Oefungen einfallenden Stangen nebſt dem Kegel im Kolben weggelaſſen, und an deren ſtatt ſowohl im Boden, als in den Kolben, Kegelventile angebracht. Die Stempel paſſen aͤußerſt genau auf den Boden der Stiefel, und laſſen keinen Raum, wie bey Cuthbertſon (außer einem kleinen leeren Ringe, den die 1/4 Lin. uͤberſtehenden Leder an der untern Platte des Stempels veranlaſſen, der aber kaum 1/2 Lin. breit iſt). Auch ſind die Stiefel nicht geſchloſſen, ſondern die Kolben tragen beym Aufwinden das ganze Gewicht der Atmoſphaͤre, wovon aber Hr. R. glaubt,<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[594/0606]
Herumdrehen den Kolben auf und nieder. Die Kolbenſtange tritt an der Seite, die in das Innere des Stiefels geht, etwas aus dem Kolben hervor und bewirkt dadurch, daß der Raum in der Leitroͤhre zwiſchen der Oefnung der Rohrwalze und dem Stiefel zu der Zeit voͤllig ausgefuͤllt wird, da der Kolben in den Stiefel zuruͤckgetrieben iſt. Durch dieſe Einrichtung wird aller nachtheilige Raum vermieden, in welchem ſich Luft aufhalten, und bey Ausziehung des Kolbens wieder in die Glocke treten koͤnnte. Um mit dieſer Maſchine die Luft ſowohl zu verduͤnnen, als zu verdichten, iſt nichts weiter noͤthig, als die Kurbel bald nach dieſer, bald nach jener Richtung zu drehen. Auch kan man durch bloßes umgekehrtes Drehen, ohne einen Hahn zu brauchen, ſogleich wieder Luft unter die ausgepumpte Glocke laſſen. Der Mechanismus dieſer Pumpe iſt in der That ſehr bequem; man wird bald bemerken, daß die ſogenannte Rohrwalze eigentlich ein Hahn iſt, der ſich beym Aus - und Einwinden des Stempels, wie bey den s'Graveſandiſchen und Nolletiſchen Pumpen (Woͤrterb. S. 66. 68.) von ſelbſt ſtellt.
Herr S. I. W. Reiſer, Vorſteher einer Erziehungsanſtalt in Muͤhlhauſen (Nachricht von einigen neuen Vorrichtungen bey phyſikaliſchen Experimenten, beſonders von einer beſſern Luftpumpe, als die bisherigen. Baſel, 1790. 8. im Auszug im Gothaiſchen Magazin fuͤr das Neuſte rc. VII. B. 2tes St. S. 49 u. f.) hat, wie er angiebt, die Cuthbertſonſche Luftpumpe zu verbeſſern und zugleich wohlfeiler einzurichten geſucht. Im Ganzen iſt aber wenig von Cuthbertſons Anordnung beybehalten : die Luftpumpe iſt eine doppelte, es ſind auch die in Oefungen einfallenden Stangen nebſt dem Kegel im Kolben weggelaſſen, und an deren ſtatt ſowohl im Boden, als in den Kolben, Kegelventile angebracht. Die Stempel paſſen aͤußerſt genau auf den Boden der Stiefel, und laſſen keinen Raum, wie bey Cuthbertſon (außer einem kleinen leeren Ringe, den die 1/4 Lin. uͤberſtehenden Leder an der untern Platte des Stempels veranlaſſen, der aber kaum 1/2 Lin. breit iſt). Auch ſind die Stiefel nicht geſchloſſen, ſondern die Kolben tragen beym Aufwinden das ganze Gewicht der Atmoſphaͤre, wovon aber Hr. R. glaubt,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2015-09-02T12:13:09Z)
Weitere Informationen:
Bogensignaturen: keine Angabe;
Druckfehler: keine Angabe;
fremdsprachliches Material: keine Angabe;
Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe;
Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe;
i/j in Fraktur: wie Vorlage;
I/J in Fraktur: wie Vorlage;
Kolumnentitel: keine Angabe;
Kustoden: keine Angabe;
langes s (ſ): wie Vorlage;
Normalisierungen: keine Angabe;
rundes r (ꝛ): keine Angabe;
Seitenumbrüche markiert: ja;
Silbentrennung: aufgelöst;
u/v bzw. U/V: wie Vorlage;
Vokale mit übergest. e: wie Vorlage;
Vollständigkeit: keine Angabe;
Zeichensetzung: keine Angabe;
Zeilenumbrüche markiert: nein;
Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 594. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/606>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.