Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.Zu S. 206. Ein eignes System von Regeln, welches die Witterung größtentheils von dem Stande der Sonne und des Mondes abhängig macht, hat Toaldo in Padua (Della vera influenza degli astri nelle stagioni e mutazioni del tempo, Saggio meteorologico di Giuseppe Toaldo, in Padova, 1770. 4maj.) auf funfzigjährige gesammelte Beobachtungen zu gründen gesucht. Von der sehr vermehrten französischen Uebersetzung dieses Werks ist neuerlich die 2te Auflage, mit einer Uebersetzung der Phaenomenorum des Aratus (die aber nach der italiänischen des Bricci gemacht ist) herausgekommen. Ein Auszug daraus befindet sich, aus dem Journal des sc. utiles genommen, im Gathaischen Magazin (VII. B. 4tes Heft. S. 148 ff.), wovon ich hier das Vornehmste mittheilen will. Elasticität der Lust und Verschiedenheit ihrer Mischung können nach Toaldo in dem allgemeinen durch die Himmelskörper bestimmten Gange der Witterungen nur geringe und locale Aenderungen hervorbringen; auch sieht man, wie er sagt, daß die Versuche, die Witterung aus der Theorie des Luftkreises zu erklären, bisher ohne allen Erfolg geblieben sind. Toaldo glaubt aus den Beobachtungen gefunden zu haben, daß das Wetter vornehmlich durch den Stand des Mondes gegen Sonne und Erde bestimmt werde, und daß die Veränderungen desselben mit den merkwürdigsten Stellungen des Monds, die er Mondspunkte nennt, zusammentreffen. Solcher Mondspunkte zählt er zehn; vier davon sind Neumond, Vollmond und beyde Viertel; zwey andere, Erdnähe und Erdferne; noch vier andere nördlicher und südlicher Durchgang des Monds durch den Aequator, und nördliche und südliche Mondswende, oder größte Abweichung des Monds vom Aequator. Die vier ersten hängen vom synodischen, die beyden folgenden vom anomalistischen, die vier letzten vom periodischen Monate ab. Die ungleiche Dauer dieser dreyerley Monate macht, daß die Mondspunkte erst nach einer langen Reihe von Jahren in derselben Ordnung wiederkehren. In dem verschiedenen Zusammentresfen derselben, verbunden mit der weit regelmäßigern Zu S. 206. Ein eignes Syſtem von Regeln, welches die Witterung groͤßtentheils von dem Stande der Sonne und des Mondes abhaͤngig macht, hat Toaldo in Padua (Della vera influenza degli aſtri nelle ſtagioni e mutazioni del tempo, Saggio meteorologico di Giuſeppe Toaldo, in Padova, 1770. 4maj.) auf funfzigjaͤhrige geſammelte Beobachtungen zu gruͤnden geſucht. Von der ſehr vermehrten franzoͤſiſchen Ueberſetzung dieſes Werks iſt neuerlich die 2te Auflage, mit einer Ueberſetzung der Phaenomenorum des Aratus (die aber nach der italiaͤniſchen des Bricci gemacht iſt) herausgekommen. Ein Auszug daraus befindet ſich, aus dem Journal des ſc. utiles genommen, im Gathaiſchen Magazin (VII. B. 4tes Heft. S. 148 ff.), wovon ich hier das Vornehmſte mittheilen will. Elaſticitaͤt der Luſt und Verſchiedenheit ihrer Miſchung koͤnnen nach Toaldo in dem allgemeinen durch die Himmelskoͤrper beſtimmten Gange der Witterungen nur geringe und locale Aenderungen hervorbringen; auch ſieht man, wie er ſagt, daß die Verſuche, die Witterung aus der Theorie des Luftkreiſes zu erklaͤren, bisher ohne allen Erfolg geblieben ſind. Toaldo glaubt aus den Beobachtungen gefunden zu haben, daß das Wetter vornehmlich durch den Stand des Mondes gegen Sonne und Erde beſtimmt werde, und daß die Veraͤnderungen deſſelben mit den merkwuͤrdigſten Stellungen des Monds, die er Mondspunkte nennt, zuſammentreffen. Solcher Mondspunkte zaͤhlt er zehn; vier davon ſind Neumond, Vollmond und beyde Viertel; zwey andere, Erdnaͤhe und Erdferne; noch vier andere noͤrdlicher und ſuͤdlicher Durchgang des Monds durch den Aequator, und noͤrdliche und ſuͤdliche Mondswende, oder groͤßte Abweichung des Monds vom Aequator. Die vier erſten haͤngen vom ſynodiſchen, die beyden folgenden vom anomaliſtiſchen, die vier letzten vom periodiſchen Monate ab. Die ungleiche Dauer dieſer dreyerley Monate macht, daß die Mondspunkte erſt nach einer langen Reihe von Jahren in derſelben Ordnung wiederkehren. In dem verſchiedenen Zuſammentreſfen derſelben, verbunden mit der weit regelmaͤßigern <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="2"> <p> <pb facs="#f0650" xml:id="P.5.638" n="638"/><lb/> </p> <p><hi rendition="#b">Zu S.</hi> 206. 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Zu S. 206. Ein eignes Syſtem von Regeln, welches die Witterung groͤßtentheils von dem Stande der Sonne und des Mondes abhaͤngig macht, hat Toaldo in Padua (Della vera influenza degli aſtri nelle ſtagioni e mutazioni del tempo, Saggio meteorologico di Giuſeppe Toaldo, in Padova, 1770. 4maj.) auf funfzigjaͤhrige geſammelte Beobachtungen zu gruͤnden geſucht. Von der ſehr vermehrten franzoͤſiſchen Ueberſetzung dieſes Werks iſt neuerlich die 2te Auflage, mit einer Ueberſetzung der Phaenomenorum des Aratus (die aber nach der italiaͤniſchen des Bricci gemacht iſt) herausgekommen. Ein Auszug daraus befindet ſich, aus dem Journal des ſc. utiles genommen, im Gathaiſchen Magazin (VII. B. 4tes Heft. S. 148 ff.), wovon ich hier das Vornehmſte mittheilen will.
Elaſticitaͤt der Luſt und Verſchiedenheit ihrer Miſchung koͤnnen nach Toaldo in dem allgemeinen durch die Himmelskoͤrper beſtimmten Gange der Witterungen nur geringe und locale Aenderungen hervorbringen; auch ſieht man, wie er ſagt, daß die Verſuche, die Witterung aus der Theorie des Luftkreiſes zu erklaͤren, bisher ohne allen Erfolg geblieben ſind.
Toaldo glaubt aus den Beobachtungen gefunden zu haben, daß das Wetter vornehmlich durch den Stand des Mondes gegen Sonne und Erde beſtimmt werde, und daß die Veraͤnderungen deſſelben mit den merkwuͤrdigſten Stellungen des Monds, die er Mondspunkte nennt, zuſammentreffen. Solcher Mondspunkte zaͤhlt er zehn; vier davon ſind Neumond, Vollmond und beyde Viertel; zwey andere, Erdnaͤhe und Erdferne; noch vier andere noͤrdlicher und ſuͤdlicher Durchgang des Monds durch den Aequator, und noͤrdliche und ſuͤdliche Mondswende, oder groͤßte Abweichung des Monds vom Aequator. Die vier erſten haͤngen vom ſynodiſchen, die beyden folgenden vom anomaliſtiſchen, die vier letzten vom periodiſchen Monate ab. Die ungleiche Dauer dieſer dreyerley Monate macht, daß die Mondspunkte erſt nach einer langen Reihe von Jahren in derſelben Ordnung wiederkehren. In dem verſchiedenen Zuſammentreſfen derſelben, verbunden mit der weit regelmaͤßigern
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