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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.

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Quellen.

Zus. zu diesem Artikel Th. III. S. 602--617.

Zu S. 603--606. Hr. Hube (Vollst. und faßlicher Unterricht in der Naturlehre. I. Band, 16ter Brief, S. 117 u. f.) leitet den Ursprung der Quellen mit Vitruv und Mariotte von dem gefallenen Regen- und Schneewasser her. Dieses, sagt er, fließt zum Theil nach tiefern Gegenden, zum Theil verdünstet es, zum Theil zieht es in die Erde. Je lockerer der Boden ist, desto schneller und stärker dringt es in ihn ein. Sandige Ebenen werden, auch nach dem stärksten Regen, gar bald trocken. Das Wasser dringt so tief, als es kan, bis es auf eine steinichte oder feste Erdschicht kömmt, die es nicht weiter durchläßt. Man sieht die augenscheinlichsten Beweise hievon in den unterirdischen Höhlen und in den Erzgruben, wo es mehrentheils zwischen den Ritzen des Gesteins allenthalben in solcher Menge hervorquillt, daß man die Gruben nur mit den größten Kosten und mit der äußersten Mühe davon befreyen kan.

Wenn aber das unterirdische Wasser bis auf eine feste Schicht gekommen ist, so häuft es sich in der unmittelbar darüber liegenden Erdschicht oft sehr stark an, und durchdringt dieselbe, besonders wenn sie locker und sandicht ist, nach allen Seiten. Man findet allenthalben nasse Sandschichten, welche die Teichgräber den Seegrund nennen, bald in größerer bald in geringerer Tiefe unter der Erde. Sie liegen mehrentheils viel höher, als die nahen Bäche oder Flüsse, zum Beweise, daß sie ihr Wasser nicht von diesen erhalten. Zuweilen besteht selbst die Oberfläche der Erde aus einer solchen nassen Sandschicht, wenn nahe unter ihr eine dem Wasser undurchdringliche feste Erdschicht liegt. Der Seegrund ist desto nässer, je mehr es regnet. Wenn er sich nahe unter Aeckern befindet, so macht er diese naß, unfruchtbar und oft zum Anbau des Wintergetraides ganz ungeschickt. Wenn man in ihn ein Loch gräbt, so füllt sich dieses mehrentheils bald mit Wasser, und daher haben die meisten Brunnen ihr Wasser aus dem Seegrunde.


Quellen.

Zuſ. zu dieſem Artikel Th. III. S. 602—617.

Zu S. 603—606. Hr. Hube (Vollſt. und faßlicher Unterricht in der Naturlehre. I. Band, 16ter Brief, S. 117 u. f.) leitet den Urſprung der Quellen mit Vitruv und Mariotte von dem gefallenen Regen- und Schneewaſſer her. Dieſes, ſagt er, fließt zum Theil nach tiefern Gegenden, zum Theil verduͤnſtet es, zum Theil zieht es in die Erde. Je lockerer der Boden iſt, deſto ſchneller und ſtaͤrker dringt es in ihn ein. Sandige Ebenen werden, auch nach dem ſtaͤrkſten Regen, gar bald trocken. Das Waſſer dringt ſo tief, als es kan, bis es auf eine ſteinichte oder feſte Erdſchicht koͤmmt, die es nicht weiter durchlaͤßt. Man ſieht die augenſcheinlichſten Beweiſe hievon in den unterirdiſchen Hoͤhlen und in den Erzgruben, wo es mehrentheils zwiſchen den Ritzen des Geſteins allenthalben in ſolcher Menge hervorquillt, daß man die Gruben nur mit den groͤßten Koſten und mit der aͤußerſten Muͤhe davon befreyen kan.

Wenn aber das unterirdiſche Waſſer bis auf eine feſte Schicht gekommen iſt, ſo haͤuft es ſich in der unmittelbar daruͤber liegenden Erdſchicht oft ſehr ſtark an, und durchdringt dieſelbe, beſonders wenn ſie locker und ſandicht iſt, nach allen Seiten. Man findet allenthalben naſſe Sandſchichten, welche die Teichgraͤber den Seegrund nennen, bald in groͤßerer bald in geringerer Tiefe unter der Erde. Sie liegen mehrentheils viel hoͤher, als die nahen Baͤche oder Fluͤſſe, zum Beweiſe, daß ſie ihr Waſſer nicht von dieſen erhalten. Zuweilen beſteht ſelbſt die Oberflaͤche der Erde aus einer ſolchen naſſen Sandſchicht, wenn nahe unter ihr eine dem Waſſer undurchdringliche feſte Erdſchicht liegt. Der Seegrund iſt deſto naͤſſer, je mehr es regnet. Wenn er ſich nahe unter Aeckern befindet, ſo macht er dieſe naß, unfruchtbar und oft zum Anbau des Wintergetraides ganz ungeſchickt. Wenn man in ihn ein Loch graͤbt, ſo fuͤllt ſich dieſes mehrentheils bald mit Waſſer, und daher haben die meiſten Brunnen ihr Waſſer aus dem Seegrunde.

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[738/0750] Quellen. Zuſ. zu dieſem Artikel Th. III. S. 602—617. Zu S. 603—606. Hr. Hube (Vollſt. und faßlicher Unterricht in der Naturlehre. I. Band, 16ter Brief, S. 117 u. f.) leitet den Urſprung der Quellen mit Vitruv und Mariotte von dem gefallenen Regen- und Schneewaſſer her. Dieſes, ſagt er, fließt zum Theil nach tiefern Gegenden, zum Theil verduͤnſtet es, zum Theil zieht es in die Erde. Je lockerer der Boden iſt, deſto ſchneller und ſtaͤrker dringt es in ihn ein. Sandige Ebenen werden, auch nach dem ſtaͤrkſten Regen, gar bald trocken. Das Waſſer dringt ſo tief, als es kan, bis es auf eine ſteinichte oder feſte Erdſchicht koͤmmt, die es nicht weiter durchlaͤßt. Man ſieht die augenſcheinlichſten Beweiſe hievon in den unterirdiſchen Hoͤhlen und in den Erzgruben, wo es mehrentheils zwiſchen den Ritzen des Geſteins allenthalben in ſolcher Menge hervorquillt, daß man die Gruben nur mit den groͤßten Koſten und mit der aͤußerſten Muͤhe davon befreyen kan. Wenn aber das unterirdiſche Waſſer bis auf eine feſte Schicht gekommen iſt, ſo haͤuft es ſich in der unmittelbar daruͤber liegenden Erdſchicht oft ſehr ſtark an, und durchdringt dieſelbe, beſonders wenn ſie locker und ſandicht iſt, nach allen Seiten. Man findet allenthalben naſſe Sandſchichten, welche die Teichgraͤber den Seegrund nennen, bald in groͤßerer bald in geringerer Tiefe unter der Erde. Sie liegen mehrentheils viel hoͤher, als die nahen Baͤche oder Fluͤſſe, zum Beweiſe, daß ſie ihr Waſſer nicht von dieſen erhalten. Zuweilen beſteht ſelbſt die Oberflaͤche der Erde aus einer ſolchen naſſen Sandſchicht, wenn nahe unter ihr eine dem Waſſer undurchdringliche feſte Erdſchicht liegt. Der Seegrund iſt deſto naͤſſer, je mehr es regnet. Wenn er ſich nahe unter Aeckern befindet, ſo macht er dieſe naß, unfruchtbar und oft zum Anbau des Wintergetraides ganz ungeſchickt. Wenn man in ihn ein Loch graͤbt, ſo fuͤllt ſich dieſes mehrentheils bald mit Waſſer, und daher haben die meiſten Brunnen ihr Waſſer aus dem Seegrunde.

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 738. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/750>, abgerufen am 22.11.2024.