Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799.Die unterirdischen nassen Schichten kommen oft irgendwo an der Oberfläche der Erde zum Vorschein. Besonders geschieht dieses in den Betten der Flüsse, in den Schluchten und an den Bergen. In solchen Gegenden dringt oft an den tiessten Stellen der nassen Schichten das Wasser mit Gewalt heraus, und bildet Quellen. Die Quellen sind also als die Mündungen unterirdischer Seen anzusehen, und geben daher, auch wenn es eine Zeit lang nicht regnet, immerfort Wasser, weil jene Seen nach dem Regen oder Schnee sich auf einmal füllen, und nachher ihr Wasser durch die Quellen nur langsam und allmählich verlieren. Indessen nehmen doch die meisten Quellen bey großer Dürre merklich ab, und vertrocknen zuletzt wohl gar; dagegen sind sie nie ergiebiger, als in den nässesten Jahrszeiten. Selbst dieser Umstand beweiset, daß sie blos von dem Wasser der Atmosphäre unterhalten werden. Die Quellen werden gewöhnlich unten an Bergen und Anhöhen, in den Betten der Flüsse, und selbst im Meere, angetroffen. Das Regenwasser nemlich muß allezeit zuerst bis auf eine gewisse Tiefe in die Erde eindringen, und sich daselbst anhäufen, ehe es unter der Gestalt einer Quelle zum Vorschein kommen kan. Zwar giebt es zuweilen auch oben auf den Bergen Quellen, wie z. B. den Hexenbrunnen auf dem Brocken; allein auch diese liegen allezeit beträchtlich niedriger, als die höchsten Spitzen der Berge. Hohe Spißen aber können, wenn sie gleich von keinem großen Umfange sind, dennoch die Quellen hinlänglich mit Wasser versehen, da sie so oft von den Wolken bedeckt und getränkt werden. Hr. Hube, dessen eigne Worte ich bis hieher angeführt habe, giebt in dem letztern Satze selbst zu verstehen, was im Wörterbuche S. 606 erinnert ist, daß es außer dem Regen und Schneewasser noch eine andere Ursache der Quellen geben müsse, nemlich die von Halley angenommene Niederschlagung der in den Luftkreis aufgestiegnen Dünste, welche an den Bergen wiederum zu tropfbarem Wasser verdichtet, und von den Gipfeln derselben eingesogen werden. Er erklärt sich an einer andern Stelle (II. Band, 29ster Brief, S. 222.) hierüber noch deutlicher. Er behauptet, Die unterirdiſchen naſſen Schichten kommen oft irgendwo an der Oberflaͤche der Erde zum Vorſchein. Beſonders geſchieht dieſes in den Betten der Fluͤſſe, in den Schluchten und an den Bergen. In ſolchen Gegenden dringt oft an den tieſſten Stellen der naſſen Schichten das Waſſer mit Gewalt heraus, und bildet Quellen. Die Quellen ſind alſo als die Muͤndungen unterirdiſcher Seen anzuſehen, und geben daher, auch wenn es eine Zeit lang nicht regnet, immerfort Waſſer, weil jene Seen nach dem Regen oder Schnee ſich auf einmal fuͤllen, und nachher ihr Waſſer durch die Quellen nur langſam und allmaͤhlich verlieren. Indeſſen nehmen doch die meiſten Quellen bey großer Duͤrre merklich ab, und vertrocknen zuletzt wohl gar; dagegen ſind ſie nie ergiebiger, als in den naͤſſeſten Jahrszeiten. Selbſt dieſer Umſtand beweiſet, daß ſie blos von dem Waſſer der Atmoſphaͤre unterhalten werden. Die Quellen werden gewoͤhnlich unten an Bergen und Anhoͤhen, in den Betten der Fluͤſſe, und ſelbſt im Meere, angetroffen. Das Regenwaſſer nemlich muß allezeit zuerſt bis auf eine gewiſſe Tiefe in die Erde eindringen, und ſich daſelbſt anhaͤufen, ehe es unter der Geſtalt einer Quelle zum Vorſchein kommen kan. Zwar giebt es zuweilen auch oben auf den Bergen Quellen, wie z. B. den Hexenbrunnen auf dem Brocken; allein auch dieſe liegen allezeit betraͤchtlich niedriger, als die hoͤchſten Spitzen der Berge. Hohe Spißen aber koͤnnen, wenn ſie gleich von keinem großen Umfange ſind, dennoch die Quellen hinlaͤnglich mit Waſſer verſehen, da ſie ſo oft von den Wolken bedeckt und getraͤnkt werden. Hr. Hube, deſſen eigne Worte ich bis hieher angefuͤhrt habe, giebt in dem letztern Satze ſelbſt zu verſtehen, was im Woͤrterbuche S. 606 erinnert iſt, daß es außer dem Regen und Schneewaſſer noch eine andere Urſache der Quellen geben muͤſſe, nemlich die von Halley angenommene Niederſchlagung der in den Luftkreis aufgeſtiegnen Duͤnſte, welche an den Bergen wiederum zu tropfbarem Waſſer verdichtet, und von den Gipfeln derſelben eingeſogen werden. Er erklaͤrt ſich an einer andern Stelle (II. Band, 29ſter Brief, S. 222.) hieruͤber noch deutlicher. 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Selbſt dieſer Umſtand beweiſet, daß ſie blos von dem Waſſer der Atmoſphaͤre unterhalten werden.</p> <p>Die Quellen werden gewoͤhnlich unten an Bergen und Anhoͤhen, in den Betten der Fluͤſſe, und ſelbſt im Meere, angetroffen. Das Regenwaſſer nemlich muß allezeit zuerſt bis auf eine gewiſſe Tiefe in die Erde eindringen, und ſich daſelbſt anhaͤufen, ehe es unter der Geſtalt einer Quelle zum Vorſchein kommen kan. Zwar giebt es zuweilen auch oben auf den Bergen Quellen, wie z. B. den Hexenbrunnen auf dem Brocken; allein auch dieſe liegen allezeit betraͤchtlich niedriger, als die hoͤchſten Spitzen der Berge. 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Die unterirdiſchen naſſen Schichten kommen oft irgendwo an der Oberflaͤche der Erde zum Vorſchein. Beſonders geſchieht dieſes in den Betten der Fluͤſſe, in den Schluchten und an den Bergen. In ſolchen Gegenden dringt oft an den tieſſten Stellen der naſſen Schichten das Waſſer mit Gewalt heraus, und bildet Quellen. Die Quellen ſind alſo als die Muͤndungen unterirdiſcher Seen anzuſehen, und geben daher, auch wenn es eine Zeit lang nicht regnet, immerfort Waſſer, weil jene Seen nach dem Regen oder Schnee ſich auf einmal fuͤllen, und nachher ihr Waſſer durch die Quellen nur langſam und allmaͤhlich verlieren. Indeſſen nehmen doch die meiſten Quellen bey großer Duͤrre merklich ab, und vertrocknen zuletzt wohl gar; dagegen ſind ſie nie ergiebiger, als in den naͤſſeſten Jahrszeiten. Selbſt dieſer Umſtand beweiſet, daß ſie blos von dem Waſſer der Atmoſphaͤre unterhalten werden.
Die Quellen werden gewoͤhnlich unten an Bergen und Anhoͤhen, in den Betten der Fluͤſſe, und ſelbſt im Meere, angetroffen. Das Regenwaſſer nemlich muß allezeit zuerſt bis auf eine gewiſſe Tiefe in die Erde eindringen, und ſich daſelbſt anhaͤufen, ehe es unter der Geſtalt einer Quelle zum Vorſchein kommen kan. Zwar giebt es zuweilen auch oben auf den Bergen Quellen, wie z. B. den Hexenbrunnen auf dem Brocken; allein auch dieſe liegen allezeit betraͤchtlich niedriger, als die hoͤchſten Spitzen der Berge. Hohe Spißen aber koͤnnen, wenn ſie gleich von keinem großen Umfange ſind, dennoch die Quellen hinlaͤnglich mit Waſſer verſehen, da ſie ſo oft von den Wolken bedeckt und getraͤnkt werden.
Hr. Hube, deſſen eigne Worte ich bis hieher angefuͤhrt habe, giebt in dem letztern Satze ſelbſt zu verſtehen, was im Woͤrterbuche S. 606 erinnert iſt, daß es außer dem Regen und Schneewaſſer noch eine andere Urſache der Quellen geben muͤſſe, nemlich die von Halley angenommene Niederſchlagung der in den Luftkreis aufgeſtiegnen Duͤnſte, welche an den Bergen wiederum zu tropfbarem Waſſer verdichtet, und von den Gipfeln derſelben eingeſogen werden.
Er erklaͤrt ſich an einer andern Stelle (II. Band, 29ſter Brief, S. 222.) hieruͤber noch deutlicher. Er behauptet,
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