daß die Wolken, wenn ihnen ihre Elektricität entzogen wird, ihre Feuchtigkeit fahren lassen. Hievon, sagt er, überzeugt uns die Erfahrung in gebirgigen Gegenden, wo die Gipfel der Berge von den Wolken, welche sie umhüllen, beständig sehr reichlich mit Wasser getränkt werden, und die Wolken nach und nach gleichsam zerschmelzen. Das Wasser der Wolken, fährt er fort, ist eine der vornehmsten Ursachen von den vielen Quellen, die man an hohen Bergen findet, und von der Fruchtbarkeit, welche diese Quellen in den umliegenden Gegenden verbreiten. Durch die Berge kömmt überhaupt das Wasser, welches die Flüsse beständig von dem Lande dem Meere zuführen, aus dem Meere wieder auf das Land zurück. Denn Wolken, die über dem Meere entstehen, werden ost von den Winden sehr weit weggeführt, ohne sich in Regen zu ergießen. So bald sie aber über das Land kommen, und sich den Spitzen hoher Berge nähern, werden sie von diesen als elektrisirte Körper angezogen, hängen sich an sie, und zerfließen hier entweder auf einmal, oder ganz unmerklich nach und nach, indem sie durch die Berührung mit den Bergen ihre Elektricität verlieren.
So kömmt Hrn. Hube Erklärung der Quellen ganz mit demjenigen überein, was ich im Art S. 609 geäußert habe, daß man aus Mariotte und Halley's Erklärungen zusammen, wenn man noch das Zerschmelzen des Schnees hinzunehme, ziemlich vollständige Rechenschaft von der Entstehung der Quellen geben könne.
In einer Recension des Wörterbuchs (Allg. Lit. Zeit. 1792. Num. 226. S. 435) finde ich bey diesem Artikel die sehr richtige Bemerkung, daß die hier erwähnten Niederschläge der Dünste des Luftkreises am häufigsten an solchen Bergen geschehen, welche mit Holz bewachsen sind. Nach Hrn. Hube erklärt sich dieses sehr leicht aus der Leitungskraft der Bäume für Elektricität. Dem zufolge müssen am Fuße der mit Holz bewachsenen Berge die meisten Quellen angetroffen werden.
Hube vollständiger und faßl. Unterricht in der Naturlehre. Leipz. 1794. gr. 8. I. B. S. 117 u. f. II. B. S. 222 u. f.
Quellen, heiße, s. Bäder, warme
Th. I. S. 230.
daß die Wolken, wenn ihnen ihre Elektricitaͤt entzogen wird, ihre Feuchtigkeit fahren laſſen. Hievon, ſagt er, uͤberzeugt uns die Erfahrung in gebirgigen Gegenden, wo die Gipfel der Berge von den Wolken, welche ſie umhuͤllen, beſtaͤndig ſehr reichlich mit Waſſer getraͤnkt werden, und die Wolken nach und nach gleichſam zerſchmelzen. Das Waſſer der Wolken, faͤhrt er fort, iſt eine der vornehmſten Urſachen von den vielen Quellen, die man an hohen Bergen findet, und von der Fruchtbarkeit, welche dieſe Quellen in den umliegenden Gegenden verbreiten. Durch die Berge koͤmmt uͤberhaupt das Waſſer, welches die Fluͤſſe beſtaͤndig von dem Lande dem Meere zufuͤhren, aus dem Meere wieder auf das Land zuruͤck. Denn Wolken, die uͤber dem Meere entſtehen, werden oſt von den Winden ſehr weit weggefuͤhrt, ohne ſich in Regen zu ergießen. So bald ſie aber uͤber das Land kommen, und ſich den Spitzen hoher Berge naͤhern, werden ſie von dieſen als elektriſirte Koͤrper angezogen, haͤngen ſich an ſie, und zerfließen hier entweder auf einmal, oder ganz unmerklich nach und nach, indem ſie durch die Beruͤhrung mit den Bergen ihre Elektricitaͤt verlieren.
So koͤmmt Hrn. Hube Erklaͤrung der Quellen ganz mit demjenigen uͤberein, was ich im Art S. 609 geaͤußert habe, daß man aus Mariotte und Halley's Erklaͤrungen zuſammen, wenn man noch das Zerſchmelzen des Schnees hinzunehme, ziemlich vollſtaͤndige Rechenſchaft von der Entſtehung der Quellen geben koͤnne.
In einer Recenſion des Woͤrterbuchs (Allg. Lit. Zeit. 1792. Num. 226. S. 435) finde ich bey dieſem Artikel die ſehr richtige Bemerkung, daß die hier erwaͤhnten Niederſchlaͤge der Duͤnſte des Luftkreiſes am haͤufigſten an ſolchen Bergen geſchehen, welche mit Holz bewachſen ſind. Nach Hrn. Hube erklaͤrt ſich dieſes ſehr leicht aus der Leitungskraft der Baͤume fuͤr Elektricitaͤt. Dem zufolge muͤſſen am Fuße der mit Holz bewachſenen Berge die meiſten Quellen angetroffen werden.
Hube vollſtaͤndiger und faßl. Unterricht in der Naturlehre. Leipz. 1794. gr. 8. I. B. S. 117 u. f. II. B. S. 222 u. f.
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Th. I. S. 230.
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daß die Wolken, wenn ihnen ihre Elektricitaͤt entzogen wird, ihre Feuchtigkeit fahren laſſen. Hievon, ſagt er, uͤberzeugt uns die Erfahrung in gebirgigen Gegenden, wo die Gipfel der Berge von den Wolken, welche ſie umhuͤllen, beſtaͤndig ſehr reichlich mit Waſſer getraͤnkt werden, und die Wolken nach und nach gleichſam zerſchmelzen. Das Waſſer der Wolken, faͤhrt er fort, iſt eine der vornehmſten Urſachen von den vielen Quellen, die man an hohen Bergen findet, und von der Fruchtbarkeit, welche dieſe Quellen in den umliegenden Gegenden verbreiten. Durch die Berge koͤmmt uͤberhaupt das Waſſer, welches die Fluͤſſe beſtaͤndig von dem Lande dem Meere zufuͤhren, aus dem Meere wieder auf das Land zuruͤck. Denn Wolken, die uͤber dem Meere entſtehen, werden oſt von den Winden ſehr weit weggefuͤhrt, ohne ſich in Regen zu ergießen. So bald ſie aber uͤber das Land kommen, und ſich den Spitzen hoher Berge naͤhern, werden ſie von dieſen als elektriſirte Koͤrper angezogen, haͤngen ſich an ſie, und zerfließen hier entweder auf einmal, oder ganz unmerklich nach und nach, indem ſie durch die Beruͤhrung mit den Bergen ihre Elektricitaͤt verlieren.</p><p>So koͤmmt Hrn. <hirendition="#b">Hube</hi> Erklaͤrung der Quellen ganz mit demjenigen uͤberein, was ich im Art S. 609 geaͤußert habe, daß man aus <hirendition="#b">Mariotte</hi> und <hirendition="#b">Halley's</hi> Erklaͤrungen zuſammen, wenn man noch das Zerſchmelzen des Schnees hinzunehme, ziemlich vollſtaͤndige Rechenſchaft von der Entſtehung der Quellen geben koͤnne.</p><p>In einer Recenſion des Woͤrterbuchs <hirendition="#aq">(Allg. Lit. Zeit. 1792. Num. 226. S. 435)</hi> finde ich bey dieſem Artikel die ſehr richtige Bemerkung, daß die hier erwaͤhnten Niederſchlaͤge der Duͤnſte des Luftkreiſes am haͤufigſten an ſolchen Bergen geſchehen, welche mit Holz bewachſen ſind. Nach Hrn. <hirendition="#b">Hube</hi> erklaͤrt ſich dieſes ſehr leicht aus der Leitungskraft der Baͤume fuͤr Elektricitaͤt. Dem zufolge muͤſſen am Fuße der mit Holz bewachſenen Berge die meiſten Quellen angetroffen werden.</p><p><hirendition="#b">Hube</hi> vollſtaͤndiger und faßl. Unterricht in der Naturlehre. Leipz. 1794. gr. 8. <hirendition="#aq">I.</hi> B. S. 117 u. f. <hirendition="#aq">II.</hi> B. S. 222 u. f.</p></div><divn="2"><head>Quellen, heiße, ſ. Baͤder, warme</head><lb/><p>Th. <hirendition="#aq">I.</hi> S. 230.<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
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daß die Wolken, wenn ihnen ihre Elektricitaͤt entzogen wird, ihre Feuchtigkeit fahren laſſen. Hievon, ſagt er, uͤberzeugt uns die Erfahrung in gebirgigen Gegenden, wo die Gipfel der Berge von den Wolken, welche ſie umhuͤllen, beſtaͤndig ſehr reichlich mit Waſſer getraͤnkt werden, und die Wolken nach und nach gleichſam zerſchmelzen. Das Waſſer der Wolken, faͤhrt er fort, iſt eine der vornehmſten Urſachen von den vielen Quellen, die man an hohen Bergen findet, und von der Fruchtbarkeit, welche dieſe Quellen in den umliegenden Gegenden verbreiten. Durch die Berge koͤmmt uͤberhaupt das Waſſer, welches die Fluͤſſe beſtaͤndig von dem Lande dem Meere zufuͤhren, aus dem Meere wieder auf das Land zuruͤck. Denn Wolken, die uͤber dem Meere entſtehen, werden oſt von den Winden ſehr weit weggefuͤhrt, ohne ſich in Regen zu ergießen. So bald ſie aber uͤber das Land kommen, und ſich den Spitzen hoher Berge naͤhern, werden ſie von dieſen als elektriſirte Koͤrper angezogen, haͤngen ſich an ſie, und zerfließen hier entweder auf einmal, oder ganz unmerklich nach und nach, indem ſie durch die Beruͤhrung mit den Bergen ihre Elektricitaͤt verlieren.
So koͤmmt Hrn. Hube Erklaͤrung der Quellen ganz mit demjenigen uͤberein, was ich im Art S. 609 geaͤußert habe, daß man aus Mariotte und Halley's Erklaͤrungen zuſammen, wenn man noch das Zerſchmelzen des Schnees hinzunehme, ziemlich vollſtaͤndige Rechenſchaft von der Entſtehung der Quellen geben koͤnne.
In einer Recenſion des Woͤrterbuchs (Allg. Lit. Zeit. 1792. Num. 226. S. 435) finde ich bey dieſem Artikel die ſehr richtige Bemerkung, daß die hier erwaͤhnten Niederſchlaͤge der Duͤnſte des Luftkreiſes am haͤufigſten an ſolchen Bergen geſchehen, welche mit Holz bewachſen ſind. Nach Hrn. Hube erklaͤrt ſich dieſes ſehr leicht aus der Leitungskraft der Baͤume fuͤr Elektricitaͤt. Dem zufolge muͤſſen am Fuße der mit Holz bewachſenen Berge die meiſten Quellen angetroffen werden.
Hube vollſtaͤndiger und faßl. Unterricht in der Naturlehre. Leipz. 1794. gr. 8. I. B. S. 117 u. f. II. B. S. 222 u. f.
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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 5. Leipzig, 1799, S. 740. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch05_1799/752>, abgerufen am 22.11.2024.
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