Geier, Martin: Die köstlichste Arbeit/ aus dem 119. Psalm v. 54. [...] bei Ansehnlicher und Volckreicher Leichbestattung Des [...] Herrn Henrich Schützens [...]. Dresden, 1672.Die köstlichste Arbeit. frölichen/ heiligen und mühsamen arbeit/ wie einem Frembden/ der sichin einer Provintz/ in eine stad/ königlichen residentz oder kunstkammer gar fleißig zwar umgesehen/ und dannenhero ihm vollkommene Wissen- schafft aller sachen einbildet/ aber wan er ein wenig von Einheimischen befraget wird/ so findet sich hier und dort gar mercklicher mangel; ja es gehet wie mit einem einfältigen/ welcher unten am Berge sich einbildet/ der auffgehende mond oder stern liege oben auff dem berge; ie mehr er aber den berg hinan steiget/ auch endlich gar desselben höhe erreichet/ ie mehr siehet er des mondens und sterne entlegenheit/ und daneben seine ei- gene thorheit/ nebenst angewandter mühe vergebenheit. Dieses desto mehr uns einzubleuen wiederhohlet Sirach die sache ten
Die koͤſtlichſte Arbeit. froͤlichen/ heiligen und muͤhſamen arbeit/ wie einem Frembden/ der ſichin einer Provintz/ in eine ſtad/ koͤniglichen reſidentz oder kunſtkammer gar fleißig zwar umgeſehen/ und dannenhero ihm vollkommene Wiſſen- ſchafft aller ſachen einbildet/ aber wan er ein wenig von Einheimiſchen befraget wird/ ſo findet ſich hier und dort gar mercklicher mangel; ja es gehet wie mit einem einfaͤltigen/ welcher unten am Berge ſich einbildet/ der auffgehende mond oder ſtern liege oben auff dem berge; ie mehr er aber den berg hinan ſteiget/ auch endlich gar deſſelben hoͤhe erreichet/ ie mehr ſiehet er des mondens und ſterne entlegenheit/ und daneben ſeine ei- gene thorheit/ nebenſt angewandter muͤhe vergebenheit. Dieſes deſto mehr uns einzubleuen wiederhohlet Sirach die ſache ten
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Die koͤſtlichſte Arbeit.
froͤlichen/ heiligen und muͤhſamen arbeit/ wie einem Frembden/ der ſich
in einer Provintz/ in eine ſtad/ koͤniglichen reſidentz oder kunſtkammer
gar fleißig zwar umgeſehen/ und dannenhero ihm vollkommene Wiſſen-
ſchafft aller ſachen einbildet/ aber wan er ein wenig von Einheimiſchen
befraget wird/ ſo findet ſich hier und dort gar mercklicher mangel; ja es
gehet wie mit einem einfaͤltigen/ welcher unten am Berge ſich einbildet/
der auffgehende mond oder ſtern liege oben auff dem berge; ie mehr er
aber den berg hinan ſteiget/ auch endlich gar deſſelben hoͤhe erreichet/ ie
mehr ſiehet er des mondens und ſterne entlegenheit/ und daneben ſeine ei-
gene thorheit/ nebenſt angewandter muͤhe vergebenheit.
Dieſes deſto mehr uns einzubleuen wiederhohlet Sirach die ſache
noch einmahl: Preiſet ihn aus allen Kraͤfften/ und laſſet
nicht abe/ noch werdet ihrs nicht erreicht. _
_ , machets viel mit erhoͤhen/ fangets gleichſam von fornen an/
wil er ſagen/ laſſets drum ſein/ was bißher unſonſt gethan zu ſein ſchei-
net/ verſuchets auff eine gar andere art/ dennoch ſolt ihr wiſſen/ das ihr
mit GOttes Lobe nicht werdet zum eingebildeten Conſummatum eſt
gelangen. Petrus hatte die gantze nacht vergebens gefiſchet; da er a-
ber auch CHriſti Wort am hellen tage das netz auf eine neue art auswarf/
beſchloß er eine groſſe menge fiſche; Luc. 5, 5. Hier mag mans anfan-
gen/ wie man will/ man mag ſich bemuͤhen um allerhand neue inventi-
ones und maniren/ doch wird keines zulaͤnglich erfunden werden. Es
ſetzet Sirach uͤber diß noch hinzu: _ preiſet ihn/ mit allen Kraͤff-
ten. Simſon/ da er ſeine letzte rache GOttes feinden uͤben wolte/
und ſie uͤber ihrer goͤtzen ehre zu ſchanden machen/ ſuchte gleichſam alle
ſeine leibes kraͤffte aus allen winckeln zuſammen/ nach fuͤrgegangnen
gebeth/ erfaſſete die ſeulen/ und warf alſo aus allen Kraͤfften das Haus
uͤbern hauffen: Judic. 16, 29. Hier moͤgen wir die Kraͤffte des leibes
und der ſeelen/ des gemuͤts/ ſcharfſinnigkeit/ gedaͤchtnuͤs/ und was ir-
gend vorhanden ſein mag/ auf einen hauffen zuſammen tragen/ als wol-
ten
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